Ernüchterung bei den Toronto Raptors: Als Regular-Season-Sieger der Eastern Conference der NBA ging man erstmals als Nummer eins in die Playoffs.
Doch nach zwei Heimniederlagen gegen die Cleveland Cavaliers droht den Kanadiern mit Jakob Pöltl schon in der zweiten Runde das Aus.
Die Raptors haben die letzten acht Playoff-Partien gegen die Cavs verloren und nun stehen zwei Auswärtsspiele auf dem Programm.
LeBron James ist in Topform, besteht für Toronto überhaupt noch Hoffnung?
"Waren nicht wir selbst"
Nach der unglücklichen Niederlage im ersten Spiel wirkten die Raptors im zweiten Spiel nach der Pause heillos überfordert - vor allem, aber nicht nur mit James, der als erster Spieler in der NBA-Geschichte mindestens 40 Punkte und 14 Assists in einer Partie verbuchte.
Coach Dwane Casey wartet gegenüber der Presse schon mit Durchhalteparolen auf: Man müsse in Cleveland Stolz zeigen. "Heute Abend waren wir nicht wir selbst", meint der Trainer zerknirscht.
"Das einzige, das wir tun können, ist mit Stolz zu spielen und zu beweisen, dass wir ein besseres Team sind, als wir heute gezeigt haben."
"Hätten viel mehr Einsatz gebraucht"
Point Guard Kyle Lowry schlägt in dieselbe Kerbe: "Wir hätten viel mehr Einsatz gebraucht. Wir müssen härter spielen."
In der Playoff-Geschichte haben 26 Teams nach zwei Heimspielen 0:2 zurückgelegen, nur vier davon konnten die Serie noch drehen.
Davon will Topscorer und Lowrys All-Star-Kollege DeMar DeRozan nichts wissen: "Wir sind 0:2 hinten, okay. Aber es geht darum, wer zuerst vier Spiele gewinnt. Es ist nicht vorbei."
James ist ein Problem - aber alleine kann er nicht gewinnen
Doch ob Stolz und Einsatz reichen werden, um den immer noch besten Spieler des Planeten tatsächlich in die Knie zu zwingen?
Denn so schlecht haben die Raptors zumindest LeBron James selbst im zweiten Spiel gar nicht verteidigt. 26 seiner 28 Würfe wurden bedrängt, trotzdem konnte er 17 von diesen 26 versenken.
Stark verbesserungswürdig ist jedenfalls die Defense gegen die Helfer des "Kings". Erneut kamen vier weitere Cavs so richtig in Fahrt: Kevin Love erzielte 31 Punkte, J.R. Smith 15, Jeff Green 14 und George Hill 13 - alle mit einer Trefferquote von über 50 Prozent.
Würde Änderung der Rotation tatsächlich fruchten?
Raptors-Coach Casey überlegt, sein Line-up zu ändern, doch es darf bezweifelt werden, ob dies Sinn macht. Die Starter und die Bankspieler als Fünfer-Units funktionierten gar nicht so schlecht.
Wirklich hässlich wurde es erst, als Casey experimentierte und zum Beispiel den körperlich klar unterlegenen C.J. Miles auf Kevin Love ansetzte. In diesen Phasen wurden die Raptors richtiggehend gedemütigt.
Wahrscheinlich wäre Toronto gut beraten, sich an Spiel eins zu orientieren, in dem es lange Zeit sehr gut lief und man am Ende viel zu viele einfache Punkte liegen ließ, was aber seine Ursache nicht in taktischen Fehlern hatte.
Vielmehr liegt ein psychologischer Faktor nahe: LeBron James und Co. sind wohl ein klassischer Angstgegner für die Raptors. Ein unüberwindbarer? Die Gastspiele in Cleveland werden es uns zeigen.