Jakob Pöltls erste Saison in der NBA ist beendet.
Seine Toronto Raptors kassierten in der zweiten Playoff-Runde gegen Titelverteidiger Cleveland einen "Sweep" - 0:4 in der "best of seven"-Serie.
Dennoch schrieb der 21-jährige Wiener in den vergangenen Monaten Geschichte. Als erster Österreicher von einem NBA-Team gedraftet, als erster Österreicher in einem Regular-Season-Spiel auf dem Parkett und als erster Österreicher in der besten Basketball-Liga der Welt gepunktet.
In 82 Spielen der Regular Season kam Pöltl 54 Mal zum Einsatz, in den Playoffs folgten sechs Auftritte in zehn Partien.
Saisonbilanz Regular Season - durchschnittliche Werte pro Spiel:
Jakob Pöltl | |||||||||
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Spiele | Gestartet | Minuten | Wurfquote | Freiwurfquote | Rebounds | Assists | Blocks | Steals | Punkte |
54 | 4 | 11,6 | 58,3% | 54,4% | 3,1 | 0,2 | 0,4 | 0,3 | 3,1 |
Auf den ersten Blick mögen diese Zahlen nicht berauschend sein, doch Pöltls gute Auftritte zeigen sich nicht unbedingt auf dem Statistik-Sheet. Man muss bedenken, dass der ÖBV-Legionär aufgrund der starken Konkurrenz bei den Kanadiern nur eine "kleinere" Rolle als Bankspieler einnahm.
Pöltl zeigt "Double-Double"-Potenzial
Diese erfüllte er gut und erhielt von seinem Coach immer wieder Lob. Nach und nach gewöhnte sich Pöltl an das hohe Tempo der NBA und bewies, dass er vor allem in der Defensive bereits jetzt mit den Stars mithalten und diese in Schach halten kann.
Offensiv besteht noch Luft nach oben. Mit mehr Einsatzzeit und einer "größeren Rolle" innerhalb des Teams scheint es aber möglich, dass Pöltl in Zukunft ein "Double-Double"-Spieler werden könnte - also er im Schnitt zweistellige Punkte und Rebounds sammelt. Das Potenzial dazu hat er allemal.
Geht man bei den Stats ins Detail, erkennt man zudem, wie stark der ehemalige Vienna-Timberwolves-Spieler bereits jetzt ist oder sein könnte: Rechnet man die Offensiv-Rebounds der abgelaufenen Regular Season auf die volle Spielzeit - also 48 Minuten - hoch, belegt Pöltl den zehnten Platz aller NBA-Spieler mit mindestens 50 Einsätzen. Das bestätigt diese Übersicht.
In den Playoffs kam der Rookie-Center - wie erwartet - nicht wirklich zum Zug. Gegen die Milwaukee Bucks wurde sein Spielertyp nicht so sehr benötigt, Coach Dwane Casey setzte auf eine "kleinere" Formation. Und auch beim Aus gegen Champion Cleveland vertrauten die Raptors auf Spieler mit mehr Erfahrung.
Saisonbilanz Playoffs - durchschnittliche Werte pro Spiel:
Jakob Pöltl | |||||||||
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Spiele | Gestartet | Minuten | Wurfquote | Freiwurfquote | Rebounds | Assists | Blocks | Steals | Punkte |
6 | 0 | 4,3 | 45,5% | 0% | 2,0 | 0,0 | 0,2 | 0,2 | 1,7 |
Nun bleibt abzuwarten, was sich bei den Kanadiern im Sommer tut. Denn es stehen einige große Entscheidungen an: Mit Serge Ibaka, P.J. Tucker, Patrick Patterson und Kyle Lowry werden vier Spieler zu Free Agents. Sollten die beiden "Big Men" Ibaka und Patterson nicht gehalten werden, könnte mehr Spielzeit für Pöltl bleiben.
Österreichs Aushängeschild steht in der nächsten Saison noch unter dem "Rookie-Vertrag", den er nach dem Draft unterzeichnete. Dieser bringt ihm 2017/18 (vor Abzügen von geschätzt über 50 Prozent) 2,8 Millionen Dollar ein. Danach endet der Kontrakt, die Raptors haben aber die Option auf zwei weitere Jahre (2,9 Mio. 2018/19, 3,7 Mio. 2019/20).
Das ist aber ohnehin Zukunftsmusik. Nach dem besiegelten Saisonende blickt LAOLA1 nochmals auf die Höhepunkte von Jakob Pöltls erster NBA-Saison zurück:
Der Draft
Am 24. Juni 2016 (MEZ) war es so weit: Jakob Pöltl wurde als erster Österreicher der Geschichte von einem NBA-Team im Draft gewählt. Mit Spannung wurde erwartet, bei welcher Franchise der Wiener landen würde. In den "Mock Drafts", die traditionell versuchen vorherzusagen wo welcher Spieler landet, herrschte Uneinigkeit. Die meisten Experten tippten darauf, dass Pöltl zwischen Nummer 10 und 16 landen würde - einige wenige glaubten daran, dass Toronto sich den Center an der neunten Stelle krallen würde. Doch sie sollten Recht behalten. Auch bei der großen "Draft-Night" in Wien sorgte die Tatsache, dass der Youngster bei einem starken Team wie den Raptors unterkam, für Furore.
Die Highlights der Draft-Night:
(Artikel wird unterhalb fortgesetzt)
Der erste NBA-Einsatz
Am 27. Oktober 2016 (MEZ) feierte Pöltl im ersten Spiel der Regular Season seine Premiere auf der großen Bühne. Im Auftaktspiel der Regular Season gegen die Detroit Pistons kam er gleich zum Einsatz. "Sportgeschichte zu schreiben - wie sich das alleine schon anhört! Es ist absolut fantastisch und wirklich sehr speziell", freute sich der 21-Jährige nach dem erfolgreichen Auftakt. "Natürlich war im Vorfeld eine gewisse Anspannung da, aber die Nervosität hatte ich eigentlich ganz gut im Griff."
Die ersten Punkte in der NBA
Der Auftakt gegen die Pistons war in doppelter Hinsicht speziell. Denn Pöltl feierte nicht nur sein NBA-Debüt, sondern machte auch gleich seine ersten Punkte in der besten Liga der Welt. 7:45 Minuten vor Spielende schloss Österreichs Pionier nach einem Drive von Terrence Ross spektakulär per Dunk zum 92:80 ab. Neben den beiden Punkten holte der "Big Man" auch gleich zwei Rebounds und machte so erstmals von sich reden.
VIDEO - Jakob Pöltls erste Punkte in der NBA:
The first of many for the big Austrian. #RTZ pic.twitter.com/hvytQjaf2L
— Toronto Raptors (@Raptors) 27. Oktober 2016
Das erste Ausrufezeichen
Gleich in seinem zweiten NBA-Spiel kam es zum Kracher gegen Titelverteidiger Cleveland. Pöltl bewies, dass er mit den Superstars um LeBron James und Co. mithalten kann. In nur 10:49 Minuten Einsatzzeit verbuchte er sieben Punkte und ebensoviele Rebounds. Mit seinem starken Auftritt hatte er großen Anteil an der zwischenzeitlichen Aufholjagd und half so mit, den Champion ins Wanken zu bringen. Am Ende setzte es dennoch eine 91:94-Niederlage.
The youngster makin' an impact. #RTZ https://t.co/DjpSnldzch
— Toronto Raptors (@Raptors) 29. Oktober 2016
Spektakulärer Dunk
In der besinnlichen Jahreszeit wollte Pöltl nichts von Ruhe wissen. Am 4. Dezember 2016 erzielte der 2,14-Meter-Mann gegen die Atlanta Hawks seine bislang spektakulärsten Punkte. Kurz vor Ende riss er die Zuschauer mit einem sensationellen "And-one-Dunk" von den Sitzen. Pöltl schnappte sich einen Pass von DeAndre Bembry und leitete den Fast-Break selbst per Dribbling ein. Fred VanVleet gab zurück auf den Österreicher, der hochstieg und trotz eines Fouls von Tim Hardaway Jr. mit großer Wucht dunkte. Der "Austrian Hammer" wurde in der Halle und den sozialen Medien gefeiert.
Die Aktion im VIDEO:
We'll just leave this here. #YAKATTACK #WeTheNorth pic.twitter.com/aeGxndN8jx
— Toronto Raptors (@Raptors) 4. Dezember 2016
Seine wohl beste Leistung
Gegen Ende der Saison nahm "Big Yak" nochmals richtig Fahrt auf. Am 19. März (Ortszeit) 2017 scorte er in der NBA erstmals zweistellig. Sein damals erzieltes Karriere-Hoch von 12 Punkten sollte er in Folge zwar noch zweimal einstellen, bei seiner Premiere (116:91-Sieg gegen die Indiana Pacers) überzeugte Pöltl jedoch zusätzlich mit sieben Rebounds (3 offensiv), zwei Blocks und einem Steal. Das alles schaffte er von der Bank aus in 23 Minuten - hochgerechnet auf über 30 Minuten hätte das ein "Double-Double" werden können.
Die ersten Playoff-Punkte
In der Postseason wurde Pöltls Rolle wie erwartet wieder kleiner, er musste länger auf der Bank Platz nehmen und durfte weniger häufig auf das Spielfeld. Nach einem zweiminütigen Kurzeinsatz im ersten Spiel der ersten Runde gegen die Milwaukee Bucks durfte er im zweiten Spiel immerhin vier Minuten auf das Parkett. In dieser kurzen Phase verwandelte der 21-Jährige per Korbleger und erzielte so seine ersten Punkte in den Playoffs. Einen Rebound staubte er in dieser Partie ebenfalls ab.
VIDEO: Jakob Pöltls erste Playoff-Punkte:
First playoff points of Big Yak's young @NBA career. #WeTheNorth pic.twitter.com/gxfEJAThzr
— Toronto Raptors (@Raptors) 19. April 2017