Halbzeit im NBA-Grunddurchgang! Jakob Pöltls San Antonio Spurs haben 41 ihrer 82 Regular-Season-Spiele in den Beinen. Wie erwartet mussten sich die Texaner am hinteren Ende der Tabelle einordnen, mit 13 Siegen und 28 Niederlagen steht Rang 14 in der Western Conference zu Buche.
Pöltl hält bislang bei Karriere-Bestwerten in Rebounds (9,4), Defensiv-Rebounds (6,0), getroffenen Freiwürfen (1,6), Assists (3,0), Steals (0,9), aber auch Turnovers (2,1). 11,9 Punkte, 1,1 Blocks und 64,2 Prozent aus dem Feld in 26,4 Minuten können sich ebenso sehen lassen.
Ligaweit liegt der Wiener in seiner siebenten NBA-Saison in den Kategorien Feldwurfquote und Offensiv-Rebounds (3,4) jeweils auf Rang 4, bei den Gesamt-Rebounds auf Rang 17 und bei Blocks auf Platz 25. In der Efficiency-Wertung, die alle traditionellen Stats zusammenfasst, nimmt der 27-Jährige den hervorragenden 41. Rang ein.
Im Interview zieht Pöltl ein bisheriges Saison-Fazit und spricht über die anhaltenden Trade-Gerüchte:
Frage: Jakob, wie fällt deine Halbzeit-Bilanz für das Team aus?
Jakob Pöltl: Ähnlich wie am Anfang der Saison gab es auch im weiteren Verlauf Höhen und Tiefen. Man merkt, dass wir insgesamt unerfahren sind, vor allem gegen Ende der Spiele. Man sieht das Potenzial, wir spielen teilweise sehr guten Basketball, es ist aber schwer, die Top-Leistung konstant abzurufen. Wir müssen uns die Siege hart erarbeiten, weil die meisten anderen Teams mehr Talent oder Erfahrung haben.
Frage: Dass ihr kaum mit der standardmäßigen Starting Five antreten konntet, hat sicher nicht geholfen. Nur ein Kaderspieler, Tre Jones, hat von 41 Spielen mehr als 36 absolviert.
Pöltl: Ja, es ist schwierig, weil wir immer wieder mit kleineren Verletzungen zu kämpfen haben. Devin Vassell, Keldon Johnson und ich haben einige Spiele verpasst, das summiert sich. Auch wenn ein routinierter Bankspieler wie Doug McDermott ausfällt, tut uns das weh. Wenn man generell einen unerfahrenen und eher kurzen Kader hat, sind Ausfälle nicht leicht zu ersetzen.
Frage: Ist es für dich schwerer motiviert zu bleiben als in den letzten Jahren im Kampf um die Playoffs oder zumindest einen Play-in-Platz?
Pöltl: Auch wenn es nicht unbedingt wahrscheinlich ist, dass wir die Playoffs schaffen können, ist unsere Motivation, besser und besser zu werden, den Fortschritt zu sehen. Es ist schon ein cooles Gefühl, mit einem jungen Team mitzuwachsen und gegen stärkere Teams Siege zu holen.
Frage: Wie bilanzierst du die erste Saisonhälfte für dich persönlich?
Pöltl: Auch für mich war es ein Auf und Ab, auch für mich ist es schwer, wenn sich die Lineups dauernd ändern. Ich würde grundsätzlich gerne eine Teamchemie auf dem Feld aufbauen, mir liegt der Spielstil, wenn sich der Ball bewegt und die Mannschaft quasi blind harmoniert. Es wäre also sicher angenehmer, wenn wir etwas mehr Konstanz in der Rotation hätten. Ich hatte mit kleineren Verletzungen wie den Knieproblemen zu kämpfen, das hat etwas meinen Rhythmus gebrochen, ich spiele aber alles in allem eine solide Saison. Ich versuche weiterhin meine Rolle zu erfüllen. Es gibt Spiele, wo ich gerne mehr machen würde, aber die Zone einfach zu ist.
Frage: Obwohl du objektiv gesehen im schwächsten Team deiner bisherigen NBA-Karriere spielst, hast du trotzdem eine hervorragende Feldwurfquote von 64,2 Prozent. Wie schaffst du das?
Pöltl: Mein Spielstil ist und bleibt, selten Würfe zu nehmen, die ich nicht hochprozentig treffen kann. Auch wenn heuer mehr probiert wird und ich als einer der besten Spieler im Team mehr Würfe nehmen soll, bin ich trotzdem auf der Suche nach möglichst guten Würfen. Außerdem versuche ich, meine Mitspieler in Szene zu setzen, bin noch immer ein „Pass first guy“. Und selbst wenn ich heuer vielleicht manch schwierigere Würfe nehme, sind sie dennoch in der Zone oder zumindest in Zonennähe.
Frage: Erfreulich ist, dass du von den letzten 21 Freiwurf-Versuchen 29 getroffen hast.
Pöltl: Manchmal läuft es besser, manchmal schlechter. Auch die Dreier-Shooter haben Phasen, in denen sie heiß laufen und welche, in denen es nicht so funktioniert. Zurzeit läuft es gut und ich fühle mich wohl mit dem Wurf, aber ich werde mir auch in schlechteren Phasen nicht zu viele Gedanken darüber machen.
Frage: Auffällig ist, dass du am Defensiv-Rebound so stark wie noch nie bist. Höchstwerte bei Assists und Turnovers zeigen, dass du den Ball viel in der Hand hast.
Pöltl: Unsere Defense-Taktik ist etwas weniger aggressiv als früher, daher bin ich öfter in Korbnähe und in einer guten Position für Defensiv-Rebounds. Ja, ich versuche viele Plays für meine Mitspieler zu machen. Wir spielen ja oft sehr frei und viel über die Großen am High Post, daher bin ich vermehrt in einer Position mit einer guten Chance auf einen Assist, aber natürlich auch für einen Ballverlust. Bei denen spielen auch die Offensiv-Fouls im Pick-and-Roll mit. Manchmal muss ich auch etwas mehr Risiko nehmen, weil wir sonst einfach nicht so viele Optionen haben. Da ich mehr probieren kann und muss, sind das coole Erfahrungswerte.
Frage: Du hast deine Knieverletzung angesprochen: Macht sich allgemein das Alter schon ein bisschen bemerkbar?
Pöltl: Jein. Bei den Spielen fühle ich mich immer noch top. Die Wehwehchen werden tendenziell mehr, aber das gehört dazu. Es ist alles noch sehr leicht zu managen, ich mache mir keine Sorgen, bin aber auch keine 21 mehr, das ist klar.
Frage: In der Nacht auf Samstag steigt ein denkwürdiges Heimspiel gegen die Warriors in der alten Heimstätte Alamo Dome, in dem mit 65.000 Zuschauern ein neuer NBA-Rekord aufgestellt werden wird.
Pöltl: Es ist auch für mich persönlich sehr cool, vor so vielen Leuten spielen zu können. Es sieht gut aus, dass wir mit 65.000 Fans ausverkauft sein werden, das ist schon eine tolle Sache. Da wir noch in Memphis sind, steht das Spiel für uns Spieler im Moment noch nicht so im Fokus, aber hinter den Kulissen ist natürlich sehr viel los.
Frage: Die Trade-Gerüchte reißen nicht ab, am 9. Februar ist die Deadline.
Pöltl: Darum kümmere ich mich nicht, ich konzentriere mich auf das Spielen und versuche meinen Teil beizutragen, damit wir Spiele gewinnen.