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US-Wahl: Pöltl warnt vor Auseinanderdriften

Der Wiener ist seit Jahren hautnah am gesellschaftlichen Geschehen in den USA dran:

US-Wahl: Pöltl warnt vor Auseinanderdriften Foto: © getty

Jakob Pöltl warnt für den Fall einer Wiederwahl von US-Präsident Donald Trump kommenden Dienstag vor einem weiteren Auseinanderdriften des Landes.

"Es ist eine sehr wichtige Wahl", betont Österreichs einziger NBA-Legionär der San Antonio Spurs. Der Wiener wirbt wie viele seiner NBA-Kollegen darum, vom Wahlrecht Gebrauch zu machen. "Ich glaube, dass der künftige Kurs sehr drastisch vom Ergebnis dieser Wahl beeinflusst wird."

Beim Wiederbeginn der NBA nach der Corona-Pause hat Pöltl im Sommer den Schriftzug "Black Lives Matter" auf seinem Dress getragen. Die Chance auf echte Veränderungen im Bereich Anti-Rassismus hält der 25-Jährige für "viel, viel größer", sollte der demokratische Herausforderer Joe Biden die Wahl gewinnen. Zu viel Gegenteiliges habe man in den vergangenen vier Jahren Trump-Regierung gesehen.

"Es ist scheiße. Man merkt es jetzt im Wahlkampf, wie spaltend es ist. Aber auch schon in der Zeit davor hat man gemerkt, wie sehr das Land in zwei Hälften auseinanderdriftet", sagt Pöltl über die Folgen von Trumps Politik. "Es wirkt alles sehr extrem. Es ist ziemlich viel Unruhe - wahrscheinlich aber sogar von beiden Seiten."

Texas traditionell konservativ

Auf der einen Seite seien die extremen Trump-Unterstützer. "Das ist fast wie ein Kult. Die Leute identifizieren sich sehr mit Donald Trump, mit dem Support, mit dieser Ideologie." Auf der anderen Seite gebe es die klaren Gegner. Pöltl: "Es wirkt oft so, dass sehr viel Anti-Trump gewählt wird und nicht pro Joe Biden. Das sagt schon alles aus. Der Kontrast ist so stark."

In Texas etwa hatten 2016 mehr als 52 Prozent Trump ihre Stimme gegeben. "Es ist traditionell ein rechter Staat", sagt Pöltl. Mit Ausnahme einiger Diskussionen mit Bekannten, die sich zu Trump bekennen, sei er in seinem Alltag in San Antonio davon aber bisher nicht beeinflusst worden.

"Ich lebe durch den Basketball so ein bisschen in meiner eigenen Welt", erklärte der 2,13-Meter-Mann, der sich noch etwa eineinhalb Wochen auf Heimaturlaub in Wien befindet.

Bei den Spurs kann gewählt werden

Die Heimstätte der Spurs dient unterdessen als Wahllokal. Viele NBA-Teams stellen ihre Infrastruktur zur Verfügung, um möglichst vielen Bürgern die Chance zu geben, wählen zu gehen. "Ich halte das für sehr wichtig. Die Wahlbeteiligung ist einfach nicht hoch genug", meint Pöltl. "Egal, für welche Seite man sich entscheidet - man sollte seine Stimme abgeben und seinen Teil dazu beitragen."

Sein Ex-Team Toronto Raptors etwa hatte in Kanada eine Kampagne lanciert, um Auslands-Amerikaner zur Stimmabgabe zu animieren.

Gegen Saisonende trugen viele NBA-Profis den Schriftzug "Vote" (Wähle) auf ihren Shirts. Pöltl entschied sich für "Black Lives Matter". Was von der Bewegung übriggeblieben sei in Zeiten eines polarisierenden Wahlkampfes? "Es hat einige Menschen aufgeklärt, die sich dem Ganzen nicht so sehr bewusst waren. Ich hoffe, dass die Leute jetzt mehr denken, dass es für sie ein größeres Problem ist, dass der Rassismus noch immer so präsent ist in unserer Gesellschaft."

Dadurch könne sich Druck aufbauen und selbst das Wahlergebnis beeinflusst werden, hofft Pöltl. Denn was fehle, seien Gesetze oder Regelungen, die für echte Veränderungen sorgen. "In der Politik hat sich leider nicht so viel geändert. Bis jetzt ist nicht viel passiert außer Kleinigkeiten und Bewusstseinsbildung."

Die Wahl sei daher von großer Bedeutung - für den Umgang der USA mit dem Coronavirus, für die Zukunft von "Black Lives Matter", aber auch für die grundsätzlich multikulturell geprägte NBA.

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