Die Toronto Raptors haben die NBA-Saison 2024/25 am Sonntagabend mit einer 118:125-Niederlage bei den San Antonio Spurs und somit mit einer 30:52-Bilanz abgeschlossen. Jakob Pöltl wurde aufgrund einer kleineren Verletzung wie schon zuletzt nicht mehr eingesetzt.
Mit 29,6 Minuten, 14,5 Punkten und 9,6 Rebounds pro Spiel legte der 29-Jährige statistisch gesehen im neunten Jahr seine beste NBA-Saison hin. Mit 62,7 Prozent aus dem Feld gehört der Center zu den Top-5 in der Liga, die Freiwurfquote von 67,4 Prozent ist mit großem Abstand die beste seiner bisherigen Karriere.
Die Playoffs und das Play-in wurden zwar klar verpasst, aber die Zukunft könnte deutlich rosiger aussehen, vor allem wenn das Team künftig fit bleibt und ein gutes Draft-Los ziehen sollte.
Das Interview wurde von Jakob Pöltls Agentur Talking-Heads zur Verfügung gestellt.
Frage: Jakob, wie würdest du die Saison aus Teamsicht zusammenfassen?
Jakob Pöltl: Es ist ganz interessant. Oberflächlich gesehen haben wir uns etwas unter unserem Wert verkauft. Ich hatte das Gefühl, wir hätten mehr Spiele gewinnen können. Wenn man aber das Große und Ganze betrachtet, war es eine erfolgreiche Saison in dem Sinne, dass wir einen guten Grundstein gelegt haben, auch wenn das Endresultat nicht unbedingt das war, das wir eigentlich wollten. Mit unserem Spielstil sowohl in der Offense als auch in der Defense haben wir große Fortschritte gemacht. In einer weiteren Saison, in der wir uns entwickeln können und in der wir hoffentlich weniger mit Verletzungspech zu tun haben, sehe ich wirklich Potenzial, dass wir einen großen Sprung nach vorne machen.
Wie ist es dir mit deiner größeren Rolle ergangen?
Alles in allem bin ich ganz zufrieden mit meiner Saison. Ich glaube, es war ein Schritt in die richtige Richtung – vor allem, was die Offense angeht. Ich konnte mein Spiel facettenreicher gestalten und meine Stärken ausbauen. Hoffentlich geht es weiter so in diesem Trend. Ich werde auch im Sommer daran arbeiten, effektiver und gefährlicher zu sein.
War es auch für dich als routinierter Spieler eine gute Gelegenheit, mehr auszuprobieren als in einer normalen Saison, um dann hoffentlich im Herbst mit einem kompletten Team davon zu profitieren?
Absolut. Wobei ich glaube, dass sich an meiner Rolle gar nicht so viel ändern wird. Natürlich wird es Spiele geben, in denen ich mehr zurücknehmen werde, aber alles in allem ist die Aggressivität und die offensive Energie von mir ganz gut für unsere Mannschaft.
Wie geht es dir körperlich, was machen die Wehwehchen?
Am Ende hatte ich eine kleine Verstauchung am Finger, das war nichts Dramatisches. Unsere Saison war eh quasi vorbei und da musste man kein Risiko eingehen. In einer anderen Situation hätte ich auf jeden Fall weiterspielen können. Die Bauchmuskelverletzung ist auch wieder voll ausgeheilt.
Der während der Saison geholte Brandon Ingram wurde noch nicht eingesetzt, was erwartest du dir in Zukunft von ihm?
Die Message bezüglich ihm war, dass er nächste Saison wieder voll dabei sein wird und dass auch in seinem Fall nichts riskiert wird. Er ist ein Typ Spieler, den wir auf diese Art bislang noch nicht hatten. Ein "pure scorer", wie man sagt. Ich glaube, er kann uns in diesem Sinne weiterhelfen bzw. ein paar Lücken füllen. Ich habe eigentlich recht hohe Erwartungen und freue mich schon darauf.
Wie schaut deine Sommerplanung aus?
Ich muss mit den Raptors noch Details besprechen, hoffentlich kann ich auch Zeit mit der Mannschaft verbringen. Ich werde voraussichtlich Ende April nach Österreich kommen, aber möglicherweise im Mai für eine Woche für Teamtrainings nach Toronto fliegen. Im Juni steigt mein Camp in Wien und im August spiele ich hoffentlich für das Nationalteam.
Wirst du also gegen Bulgarien und die Niederlande dabei sein?
Ich würde wirklich sehr gerne für das Nationalteam spielen. Natürlich muss ich noch die Gespräche mit den Raptors und mit dem Verband führen, wobei ich da schon sehr gut im Kontakt stehe. Im Endeffekt brauche ich die Erlaubnis von den Raptors und die Versicherung, aber ich hoffe, dass dem Ganzen nichts im Weg steht.

Das Jakob Pöltl Camp ist schon ein echter Fixpunkt im österreichischen Basketball-Kalender.
Ich freue mich schon sehr aufs Camp. Es ist für mich jeden Sommer ein Highlight, auch ein Teil des "nach Hause Kommens". Ich hoffe, dass wir dran bleiben, uns weiter verbessern können, auch wenn ich glaube, dass wir in den letzten Jahren schon gute Arbeit geleistet haben. Natürlich ist es am allerwichtigsten, dass die Kids Spaß haben.
In der NBA sind zuletzt kuriose Sachen passiert: Der Doncic-Trade und nun die Trainer-Entlassungen in Memphis und Denver.
Die Coaching-Entscheidungen haben mich ein bisschen überrascht, weil es so kurz vor den Playoffs Mannschaften betrifft, die für die Playoffs qualifiziert sind. Das zeigt wieder einmal, dass es in der NBA oft sehr schnell geht. Der Doncic-Trade ist noch immer komisch zu verstehen. Von außen gesehen ergibt es einfach relativ wenig Sinn. Die Dallas Mavericks werden sich schon etwas dabei gedacht haben und hatten jetzt natürlich auch Pech mit den Verletzungen. Es wäre interessant gewesen zu sehen, ob die Mannschaft heuer ohne Verletzungen erfolgreich gewesen wäre.
Der Titelkampf scheint sehr spannend zu werden, wen erwartest du in den Finals?
Für mich gibt es keinen klaren Favoriten. Ich glaube, dass Boston im Osten große Chancen hat, dass sie doch noch einen Schritt voraus sind, obwohl es noch einige weitere ganz gute Teams gibt. Im Westen ist es für mich schwierig einzuschätzen. Ich finde, die beste Mannschaft ist Oklahoma City, aber sie sind noch sehr jung und unerfahren. Sie müssen sich in den Playoffs noch beweisen, sie haben sich da in den letzten beiden Jahren ein bisschen unter ihrem Wert verkauft. Es kann aber auch jedes Jahr so weit sein, dass sie diesen Schritt schaffen und ihre Dominanz aus der Regular Season auch auf die Postseason übertragen können.
Daneben gibt es einige Teams, die in der Vergangenheit bewiesen haben, dass sie Winner sind, wie Nuggets, Warriors und Lakers, die aber zumindest meiner Meinung nach in der Regular Season schon deutlich schlechter waren als Oklahoma.