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Routine macht es für Pöltl "hundertmal einfacher"

Routine und worüber in Toronto geredet wird: Jakob Pöltl im Interview.

Routine macht es für Pöltl

Nach dem starken Saisonstart der Toronto Raptors läuft es im neuen Kalenderjahr weniger gut, das NBA-Team von Jakob Pöltl konnte 2017 nur zehn seiner 22 Spiele gewinnen.

Pöltl selbst kommt auch dank Patrick Pattersons Verletzung wieder zu mehr Spielzeit und belohnt Coach Dwane Caseys Vertrauen mit guten Leistungen.

"Mit der Routine kommt die Ruhe und es ist für mich jetzt hundertmal einfacher als zu Saisonbeginn", sagt der 21-jährige Rookie im Interview.

Weiters spricht der Österreicher über sein "NHL-Debüt" und erzählt, worüber in der Umkleide gesprochen wird.

Frage: Jakob, die Raptors haben sich noch immer nicht wirklich aus dem Tief befreien können. Woran liegt es und wo setzen die Coaches an?

Pöltl: Meistens sind es Kleinigkeiten, die uns am Ende weh tun. Es passieren kleine Fehler in der Defense, die uns am Anfang der Saison nicht unterlaufen sind. Unsere Video-Sessions werden intensiver und alle versuchen ihr Bestes, um eine Veränderung zum Positiven herbeizuführen. Die Teamchemie stimmt immer noch, auch wenn wir nicht mehr ganz so viel Selbstvertrauen wie zu Beginn ausstrahlen.

Frage: Auch andere Spitzenteams wie Titelverteidiger Cleveland haben aktuell Schwierigkeiten – ist das bei einer so langen Saison nicht ohnehin normal?

Pöltl: Es ist zumindest nicht unüblich, dass man solche Phasen durchläuft. Jeder hat einmal ein Tief – wichtig ist, dass und wie schnell man sich wieder herauskämpft. Wie in einem einzelnen Spiel kommt es auch in der Saison zu gewissen Runs. Bei uns läuft es seit rund einem Monat - vielleicht auch wegen den verschiedenen Verletzungen – offensiv nicht so flüssig und in der Folge fallen diese kleinen defensiven Fehler mehr ins Gewicht.

Frage: Du persönlich befindest dich absolut in keinem Tief, hast zuletzt wieder mehr Spielzeit bekommen und schon richtig abgeklärt gewirkt. Kamen die Einsätze überraschend?

Pöltl: Durch den erneuten Ausfall von Patrick Patterson sind natürlich mehr Minuten auf den großen Positionen verfügbar. Dennoch war ich beim ersten Mal auch etwas überrascht. Jetzt weiß ich, dass sich wieder jederzeit ready sein muss. Ich finde, ich habe ganz solide gespielt. Mit der Routine kommt die Ruhe und es ist für mich jetzt hundertmal einfacher als zu Saisonbeginn.

Frage: Trotz allem trainierst du auch direkt vor den Spielen weiter hart.

Pöltl: Wir versuchen, vor den Spielen weiter die Balance zu finden: Ich trainiere intensiv, kann mich aber nicht ganz verausgaben, falls ich im Match länger drankomme. Jedenfalls muss ich in Shape bleiben, die Trainingsmöglichkeiten sind bei diesem Spielplan und Reisestress beschränkt, die Zeit vor einem Spiel bietet sich da einfach an. Da die D-League-Plätze auf drei Spieler aus dem NBA-Kader beschränkt sind und Jared Sullinger sich dort in Form bringen will, fällt diese Option vorerst eher aus.

Frage: Das All-Star-Weekend steht vor der Tür, freust du dich darauf?

Pöltl: Ja, wir bekommen sechs Tage frei und können endlich ein wenig durchschnaufen. Die Saison zehrt doch schon an den Kräften. Mit DeMar DeRozan und Kyle Lowry haben wir zwei All-Stars – als sie gewählt bzw. ernannt wurden, war das für das Team sehr cool. Ich freue mich auch schon darauf, sie aus der Ferne in Action zu sehen. Kyle wird auch ein Team im Celebrity Game coachen, das wird sicher lustig.

Frage: Von einer Einladung zur Rising Stars Challenge, dem Spiel der Rookies und Jungstars im zweiten Jahr, warst du heuer eher deutlich entfernt. Wäre das ein Ziel für die kommende Saison?

Pöltl: Ich würde in der nächsten Saison gerne viel und gut spielen. Wenn das der Fall ist, dann werde ich vermutlich eingeladen. Es ist also nicht etwas, woran ich denke, aber sozusagen ein indirektes Ziel.

Frage: Vor einigen Tagen hast du dein erstes NHL-Spiel besucht. Wirst du noch zum Maple-Leafs-Fan?

Pöltl: Naja, ich bin nicht der größte Hockey-Fan, aber es war wirklich sehr cool, die Stimmung war richtig gut und gewonnen haben die Maple Leafs auch. Ich verfolge ihre Ergebnisse nicht aktiv, aber ich schaue schon mal genauer hin, wenn ich zufällig etwas über sie lese. Wir waren als Team auch schon mal beim Baseball, ich gehe also gerne zu Sportveranstaltungen, wenn es die Zeit zulässt.

Frage: Wie wird die alpine Ski-WM in Kanada aufgenommen? Hast du etwas von der Goldenen von Erik Guay mitbekommen, kennen die Kanadier Marcel Hirscher?

Pöltl: Ehrlich gesagt hätte ich noch nicht mitbekommen, dass Skifahren hier irgendwo im TV gezeigt wird oder sich jemand dafür interessiert. An mir ist die WM bislang ebenso vorübergegangen, auch wenn ich früher durchaus Ski alpin im Fernsehen verfolgt habe. Ich glaube eher nicht, dass hier viele Leute einen Marcel Hirscher kennen, ein Thema ist Skifahren jedenfalls nicht.

Frage: Sicher auch in Kanada ein Thema war die Superbowl.

Pöltl: Klar, wir haben sie als Team im Rahmen der Geburtstagsfeier von Terrence Ross zusammen geschaut. In den USA ist Football eine deutlich größere Nummer als in Kanada, aber da der Großteil des Teams und der Coaches aus US-Amerikanern besteht, war das Interesse daran natürlich riesig.

Frage: Wie sehr ist die Präsidentschaft von Donald Trump ein Thema im Team?

Pöltl: Das Thema beschäftigt einige im Team sicher sehr, es gibt aber keine großartigen Diskussionen im Locker Room.

Frage: Was bekommst du von deinen Nationalteam-Kollegen mit?

Pöltl: Ich informiere mich regelmäßig. Momo Lanegger hat ja vor kurzem den dänischen Cup-Titel gewonnen, das Duell von Rasid Mahalbasic und Thomas Schreiner und Spanien war auch etwas Besonderes. Es freut mich, dass auch andere Österreicher international aufzeigen. Auch über die österreichische Liga halte ich mich auf dem Laufenden.

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