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Basketball-Verband prüft Anzeige gegen Anschober

Der ÖBV-Präsident schlägt sehr harte Worte in Richtung des Ministers an:

Basketball-Verband prüft Anzeige gegen Anschober Foto: © GEPA

Die herrschende Perspektivlosigkeit der Coronakrise beschäftigt alle Sportverbände. Unterhalb des Profi-Bereichs liegen so gut wie alle Sportarten still, speziell im Hinblick auf die Jugend und den Nachwuchs machen sich Sorgen breit.

Zahlreiche Appelle wurden bereits an die Politik gerichtet, noch hat sich an der Ausgangslage jedoch wenig geändert.

Gerald Martens, dem Präsidenten des Österreichischen Basketball-Verbandes, reicht es jetzt. In einem offenen Brief an Gesundheitsminister Rudolf Anschober schlägt er harte Töne an und kündigt sogar an, eine Strafanzeige wegen Körperverletzung von Rechtsexperten prüfen zu lassen.

"In der Wirtschaft schon Neubesetzung"

"Es stellt uns die Haare auf, wenn Sie in Interviews und Talks zum wiederholten Male erklären, dass auch Sie selbst die vermeintlich richtigen Entscheidungen schwer nachvollziehen können. Sie rühmen sich damit, dass in Ihren Beratergremien weit auseinanderklaffende Meinungen vertreten sind, Sie sich im Endeffekt aber stets für den scheinbar sicheren Weg entscheiden. Das hat nicht im Ansatz damit zu tun, was man als Bevölkerung von einem hochdotierten Politikmanager erwarten darf", so Martens.

"In der Wirtschaft hätten derartige Verhaltensmuster eine umgehende Neubesetzung zur Folge. Kein Shareholder bezahlt für ängstliche Kurzsichtigkeit."

Der ÖBV-Präsident erinnert an die "Langzeitschäden", die die Maßnahmen auf anderem Wege bei Kindern und Jugendlichen vor allem im psychischen, aber auch im körperlichen Bereich verursachen würden.

"Statt Sport als Teil der Lösung zu propagieren und sich dem Virus über ein gestärktes Immunsystem zu stellen, zwingen Sie nun schon die jüngsten BürgerInnen, sich Krankheiten jeder Art ungeschützt auszuliefern. Daher wurden wir von wütenden Eltern aufgefordert, im Namen Ihrer Kinder gegen Sie, Herr Minister, Strafanzeige wegen Körperverletzung zu erstatten. Diesen sehr ernsten Appell können wir nicht ignorieren. Wir lassen den Sachverhalt von unseren Rechtsexperten prüfen."

Der ganze offene Brief im Wortlaut:

Sehr geehrter Herr Bundesminister Anschober,

ein Jahr kämpfen Sie nun schon mit der Pandemie. Ein Jahr, in denen sich die Menschen ohne Perspektive durch ihr Leben schleppen. Es wundert uns daher nicht, dass uns immer mehr Anrufe besorgter und wütender Eltern erreichen. Die Maßnahmen, mit denen die Bundesregierung seit Wochen und Monaten willkürlich herumjongliert, kann einfach niemand mehr nachvollziehen. Die Eltern erklären uns, dass sie diesen Wahnsinn nicht mehr mittragen können, die gesetzten Schritte würden jeder Logik widersprechen. Und sie haben recht.

1,2 Millionen Kinder und Lehrer werden in unseren Schulen wöchentliche getestet. Einer von 10.000 Tests ist positiv, diese Fälle werden sofort isoliert und verlaufen fast ausschließlich symptomlos. Kinder dürfen sechs Stunden nebeneinander in kleinen Klassenräumen sitzen, nach dem Unterricht geraten Abstandsregeln – egal ob beim Spielen, Lachen oder ins Handy Starren – in Vergessenheit. Der Weg zurück in die Sportanlagen versperren Sie, Herrn Minister, den Kindern aber trotz Tests und umfangreichen Präventionsmaßnahmen weiterhin.

Das ist ein Riesenskandal!

Es stellt uns die Haare auf, wenn Sie in Interviews und Talks zum wiederholten Male erklären, dass auch Sie selbst die vermeintlich richtigen Entscheidungen schwer nachvollziehen können. Sie rühmen sich damit, dass in Ihren Beratergremien weit auseinanderklaffende Meinungen vertreten sind, Sie sich im Endeffekt aber stets für den scheinbar sicheren Weg entscheiden. Das hat nicht im Ansatz damit zu tun, was man als Bevölkerung von einem hochdotierten Politikmanager erwarten darf.

In der Wirtschaft hätten derartig Verhaltensmuster eine umgehende Neubesetzung zur Folge. Kein Shareholder bezahlt für ängstliche Kurzsichtigkeit.

Ohne es zu verstehen, richten Sie, Herr Minister, unfassbare Langzeitschäden an:

Die Statistiken zeigen, dass mittlerweile mehr als die Hälfte der Kinder und Jugendlichen depressive Symptome aufweisen, 16% haben sogar regelmäßig suizidale Gedanken. 50% der Kinder beschäftigen sich länger als fünf Stunden pro Tag mit ihren Smartphones. Ob dieser unfassbaren Zahlen ist es kein Wunder, dass Einrichtungen zur Behandlung psychischer Erkrankungen an ihre Kapazitätsgrenzen stoßen. Vom stetig steigenden Anteil an übergewichtigen Kindern und all den damit einhergehenden Folgewirkungen wollen wir gar nicht erst beginnen.

Statt Sport als Teil der Lösung zu propagieren und sich dem Virus über ein gestärktes Immunsystem zu stellen, zwingen Sie nun schon die jüngsten BürgerInnen, sich Krankheiten jeder Art ungeschützt auszuliefern.

Daher wurden wir von wütenden Eltern aufgefordert, im Namen Ihrer Kinder gegen Sie, Herr Minister, Strafanzeige wegen Körperverletzung zu erstatten. Diesen sehr ernsten Appell können wir nicht ignorieren. Wir lassen den Sachverhalt von unseren Rechtsexperten prüfen.

3 Millionen Menschen sind Mitglieder in Sportvereinen, zusätzlich gibt es unzählige FreizeitsportlerInnen. Im Vereinssport alleine sind ca. 500.000 Kinder registriert, die in ihrer Routine regelmäßigen körperlichen und psychischen Ausgleich gewohnt waren. Nun entscheiden Sie, Herr Anschober, diesen Jugendlichen, aber auch den vielen jungen GelegenheitssportlerInnen, diese so essenzielle Rückzugsmöglichkeiten weiterhin vorzuenthalten.

Unsere Kinder haben keine Stimme, weder in der Öffentlichkeit noch bei der nächsten Wahl. Kurz gesagt: Obwohl sie unsere Zukunft sind, haben sie keinen politischen Wert. Statt genau diese Zukunft unserer Gesellschaft in all ihren Entscheidungen im Blick zu behalten, beschäftigt sich die Bundesregierung lieber mit den Ältesten der Bevölkerung – ihren wichtigsten Wählern. 

Würde man aber diese um ihre Einschätzung bitten, ergäbe sich wohl ein ganz anderes Bild. Wer würde nicht alles dafür tun, um die nachhaltige Gesundheit der eigenen Enkelkinder zu stärken und Perspektiven sichern zu können?

Unsere Politiker haben sich in eine Sackgasse manövriert, aus der sie ohne Gesichtsverlust scheinbar nicht mehr herauskommen. Nachdem man als Politiker gänzlich ohne entsprechender Ausbildung oder Berufserfahrung Ministerämter bekleiden kann, wundert uns das nicht. 

In Ihrem Fall, Herr Anschober, sind die Auswirkungen nun aber fatal. Nach und nach stellt sich heraus, dass Sie weder das Profil noch die Persönlichkeit haben, die wichtigsten Entscheidungen der Republik mit Bedacht und Weitsicht zu treffen.

Herr Minister, ich appelliere an Sie, nicht nur im Namen der 23.000 BasketballerInnen, sondern vor allem für die 1,3 Millionen Kinder und Jugendlichen Österreichs, die Tore zu den Hallen und Sportplätzen unverzüglich wieder zu öffnen. Und zwar nicht unter den völlig absurden Rahmenbedingung der für 15. März angekündigten politischen Blendgranate, sondern unter Einhaltung der durchdachten Präventionskonzepte der Sportfachverbände.

Basketball Austria führt derzeit wöchentlich 1500 Tests bei SpitzensportlerInnen jeden Alters durch. So wird erfolgreich sichergestellt, dass die erstaunlich geringe Zahl an Einzelfällen erkannt und sofort isoliert wird. Wir leisten nicht nur unseren gesamtgesellschaftlichen Beitrag im Bereich der Virusbekämpfung, sondern ermöglichen noch dazu den so wichtigen Sport, der das Fundament einer gesunden Gesellschaft bildet. Wir machen also IHRE Arbeit!

Jeder Sportverband, jeder Sportverein, egal wie groß, egal ob für die Spitze oder Breite zuständig, könnte und würde Sie bei Ihrer Arbeit ebenfalls unterstützen – wenn Sie es nur zulassen!

Sollte Ihnen das aufgrund Ihrer überängstlichen DNA nicht möglich sein, fordere ich Sie dazu auf, den Platz so schnell wie möglich für einen kompetenten Politikmanager mit Weitsicht freizumachen.

Mit freundlichen Grüßen,

Gerald Martens
Präsident Basketball Austria

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