"Wir haben Silber gewonnen, nicht Gold verloren!" Mit etwas Abstand kommt bei Clemens Doppler die Freude über WM-Silber langsam durch.
Der Oberösterreicher und auch sein Partner Alex Horst trauern aber doch der Chance auf den ganz großen Coup nach. „Wir hatten im ersten Satz vier Satzbälle, aber dass er dann so serviert, da kannst du wenig dagegen machen. Da ist ihm alles aufgegangen“, so Horst.
Dass er zum Spieler des Turniers gewählt wurde, freut den 34-Jährigen, er betont aber: "Das ist natürlich eine Ehre. Aber ich habe zu Clemens schon gesagt: Wenn ich es bin, dann er ebenso. Wir haben das zusammen geschafft. Das gehört dem ganzen Team.“
"Können uns nichts vorwerfen"
Mit der Leistung im Finale ist der Verteidigungsspieler zufrieden: "Wir waren in beiden Sätzen dran, haben gekämpft und können uns nichts vorwerfen. Wenn Evandro so spielt, dann wird es schwierig.“
Das Satz-Finale war typisch für ein außergewöhnliches Spiel. Speziell im ersten Satz: "Da wurden 70 Prozent der Punkte über das Service gewonnen", verdeutlicht ÖVV-Scout und -Statistiker Martin Plessl, auch Trainer von Martin Ermacora/Moritz Pristauz. "Im zweiten Satz hat sich das wieder normalisiert, ging es mehr über das Side-Out (Punkte des annehmenden Teams)."
Evandro kommentiert seine Service-Serie dennoch locker. "So serviere ich seit zwei Jahren auf der World Tour. Es war gut, dass sich dadurch der Satz gedreht hat. Aber es ist nicht nur mein Service, sondern unser ganzes Umfeld im Team."
ÖVV-Duo wollte Andre knacken
Auch seinen Teampartner hob Evandro hervor, ist Andre doch mit seinen 22 Jahren nun der jüngste Weltmeister der Geschichte.
"Mental war es für Andre schwierig, aber er hat bestanden. Die mentale Geschichte war definitiv das Wichtigste."
Im österreichischen Lager hätte man auch gedacht, eher über einen psychisch wackeligen Youngster zum Erfolg zu kommen. Plessl: "Der ist aber stabil geblieben. Ich weiß gar nicht, ob er überhaupt einen Fehler begangen hat."
Andre von Atmosphäre beeindruckt
Die Fans aber hätten mit ihrem Spektakel Andre fast gebrochen, machten die Kommunikation in den Teams quasi unmöglich. Andre: "Wir konnten nicht miteinander sprechen, weil es so laut war. Das war der stärkste Eindruck, den ich im Beachvolleyball bisher hatte."
Nach einem verpatzten Auftritt zuletzt beim World-Tour-Turnier in Polen hätten sie aber am Mentalen gearbeitet. Andre: "Da waren wir diesmal stark." Mit Gold hatten sie jedoch nicht gerechnet.
Lob für das Turnier
Im rot-weiß-roten Lager war das schon gar nicht der Fall gewesen. "Wir haben Silber gewonnen", sagte daher 69-jährige ÖVV-Präsident Peter Kleinmann zur. "Es war eine großartige Leistung, und das beste Turnier. Es hat alle Erwartungen übertroffen, organisatorisch und sportlich. Es war ein Highlight in der Geschichte des Beachvolleyballs."
In die Lobes-Hymne auf das Turnier stimmen auch die Vize-Weltmeister ein. „Das beste Beachvolleyball-Turnier der Welt“, meint Horst.
Da stimmt Doppler ein: „Es ist das größte Beachvolleyball-Event, dass es je in unserem Sport gegeben hat. Das hat alle Olympischen Spiele in den Schatten gestellt. Was da an positiver Stimmung war, jeden Tag voll. Und wir dann im Finale, das ist ein bisschen ein Märchen, das in Erfüllung gegangen ist.“
Coach Nowotny bleibt bescheiden
Ein Teil des Doppler/Horst-Erfolgs gehört natürlich auch ihrem Coach Robert Nowotny.
"Persönlich habe ich es noch nicht realisiert", meinte der 43-Jährige zur APA. "Aber es steht schon Trainer des Vize-Weltmeisters drauf. Doch ich lasse das nicht so raushängen. Ich gebe nur den Support, die Unterstützung und die Hilfsmittel, die sie verwenden können."