Das Osterwochenende steht an und die Austrian Football League geht in ihre neue Saison – die billige Eierjagd-Metapher ersparen wir uns.
2016 wird ein spannendes Jahr für den österreichischen American Football und seine Anhänger.
Nach Jahren des Belächeltwerdens wagt man endlich den Sprung, zu dem schon länger angesetzt wurde: Die Aufstockung der Liga. Anstelle von überschaubaren fünf Vereinen gehen acht Teams in den diesjährigen Kampf um die Austrian Bowl.
Mit den Mödling Rangers, den Cineplexx Blue Devils aus Hohenems und dem zweiten internationalen Beitrag, den Ljubljana Silverhawks, kommen die Neulinge aus verschiedensten Ecken des Einzugsgebiets – und sind zum Teil keine Unbekannten in der höchsten Spielklasse.
Sowohl Rangers als auch Blue Devils haben einige Jahre der AFL-Teilnahme in den Vereinshistorien stehen und wagen den erneuten Anlauf auch auf leichten Druck des Verbands.
Neues Gerüst der Liga
„Man muss eine größere, interessantere und breitere Liga bieten, um zu Sponsoren zu kommen. Das Projekt, Teams an die Austrian Football League heranzuführen, läuft schon drei Jahre konkreter“, bestätigt AFBÖ-Präsident Michael Eschlböck bei LAOLA1 den treibenden Gedanken hinter der Erweiterung.
Dass es kein leichtes Unterfangen war, Interessenten zu finden, hängt mit den vergleichsweise größeren Umständen zusammen, die ein AFL-Engagement abverlangt. „Deswegen greifen wir organisatorisch und finanziell unter die Arme, damit es kein zu schwieriges Unterfangen wird“, ergänzt Eschlböck.
Auch im Spielplan finden sich „Erleichterungen“: Nicht zuletzt aufgrund des knappen Zeitraums werden keine Hin- und Rückspiele unter allen Teilnehmern angesetzt.
Gegen je vier Teams, die sich von Verein zu Verein unterscheiden, wird nur eine Partie ausgetragen – das ermöglicht auch unterschiedlich schwierige Aufgaben.
Die Playoffs werden auf sechs Teilnehmer aufgestockt, wobei vier ein zusätzliches Wild-Card-Wochenende nach Vorbild der NFL bestreiten.
Das schlechteste Team im Grunddurchgang muss hingegen den (Wieder-) Abstieg in die Division 1 antreten, womit erstens auch im Hinterfeld für sportliche Brisanz gesorgt wird und sich zweitens weitere Vereine mittelfristig AFL-tauglich aufstellen müssen.
Die dritte Kraft im Wiener Raum
Die zweithöchste Spielklasse ist Mödling Rangers und Cineplexx Blue Devils schon gut bekannt, fand man doch beide Mannschaften 2015 dort. In der Silver Bowl XVIII besiegelten die Hohenemser mit einem 47:28 über die Südstädter ihre „Perfect Season“.
In Mödling stapelt man angesichts des verlorenen Kräftemessens und der dürftigen AFL-Saisonen 2012 und 2013 ohne Siege ein wenig tief, gibt aber trotzdem ein Ziel aus.
„Vor dem letzten Aufstieg waren wir nicht so gut aufgestellt. Die Vorgabe ist der Klassenerhalt und somit auch zwei, drei Siege“, meint General Manager Manuel Auzinger.
Der Aufstieg ist für den Koordinator ein Kraftakt: „Man darf nicht vergessen, es muss die ganze Organisation breiter und mit mehr Personen aufgestellt werden. Dazu kommen zusätzliche Kosten. Mit dem einen oder anderen zusätzlichen Sponsor wäre mehr möglich.“
Bei der Suche nach solchen haben die Rangers ein spezielles Problem: Im unmittelbaren Norden spielen mit Vienna Vikings und Danube Dragons zwei etablierte AFL-Kräfte. „Ich sehe es als meine Aufgabe, den Bereich Mödling, Baden und Wien-Süd in unsere Richtung zu ziehen und unsere Marke zu positionieren“, so Auzinger.
Neues Mittel gegen Langeweile
Eine breitere Brust beweist man beim Division-1-Titelträger aus Vorarlberg.
„Wir brauchten eine größere Herausforderung. Letztes Jahr sind viele unserer Spieler gelangweilt gewesen, denn sie sind größer und schneller als die meisten anderen Jungs in der Division 1“, tönt Blue-Devils-Head-Coach Tyler Harlow.
Dabei hat man im Westen mit einem Handicap zu kämpfen. Lediglich 27 Mann finden sich im AFL-Kader. „Einige spielen nur zum Spaß, jetzt müssen sie die Sache ernster nehmen, Gewichte stemmen und Filmaufnahmen studieren. Nach Wien und Prag müssen wir am Vortag anreisen, es braucht höheres Engagement.“
Um Verletzungen vorzubeugen, wurden drei Physiotherapeuten angestellt. Neben den Imports, von denen die Mannschaften 2016 bis zu drei anstellen dürfen, ein erheblicher Kostenfaktor. Diesen nimmt man in Kauf, um schon dieses Jahr um die Playoffs kämpfen zu können.
Eine andere Welt
Eine größere Herausforderung stellt auch die Motivation der Ljubljana Silverhawks. In Slowenien sind die Hauptstädter nicht nur das erste gegründete Team des Landes gewesen, sondern nach wie vor der Krösus.
„Wir haben nicht viel Wettbewerb in Slowenien. In der AFL ist die Organisation auf einem höheren Level, alles ist strukturiert. Wir müssen den Jungs mehr bieten und haben schon seit 2012 über diesen Schritt nachgedacht“, schwärmt Coach Rok Stamcar, der vor zehn Jahren als Spieler Erfahrung in Österreich gesammelt hat.
Die letzten Jahre war Ljubljana in der Central European Football League engagiert, von wo man unter anderem Erfahrung gegen die Blue Devils vorweisen kann.
„Der Unterschied wird nicht so groß sein. Vorher mussten wir nach Belgrad und Novi Sad, jetzt bleiben wir in der EU, das ist von den Reisen her sogar einfacher.“
Noch große Lücken
Auf Ljubljana setzt der AFBÖ-Präsident sportlich große Hoffnungen. „Es ist die Zukunft, den Sport nicht mehr rein national zu haben. Mit Bratislava und Budapest haben wir weitere Kandidaten, die über kurz oder lang in die AFL wollen.“
Der Fokus soll dennoch auf Österreich liegen. Das eigentliche Ziel, neue Räume für den Sport zu erschließen, ist mit Mödling und Hohenems nur bedingt gelungen.
Besonders in Süd- und Zentralösterreich klafft auf der AFL-Landkarte noch ein Loch.
„In Salzburg hat sich ein Wettbewerb entwickelt, da tut sich was in den Bergen. Aber es ist eine Sache von vier, fünf Jahren, das Niveau dort heranzubringen“, denkt Eschlböck an das Bundesland zwischen dem footballbegeisterten Westen und Osten.
Das große Endspiel findet wieder in Klagenfurt statt, wo die Zuschauer weiter vergeblich auf den Einzug eines eigenen Teams warten werden: „Mit den Carinthian Lions gibt es ein Team mit Potenzial, das noch nicht soweit ist. Die brauchen mehr Zulauf und Organisation, aber haben schon gute Athleten. Wir veranstalten die Austrian Bowl dort, um für mehr Aufmerksamkeit zu sorgen.“
Nur die drei Neulinge können das Ziel Wörthersee-Stadion schon in ferne Planungen bauen.
Johannes Bauer