Nach einem Jahr unfreiwilliger Migration auf den FAC-Platz kehren die Dacia Vikings Vienna, nunmehr unter neuem Namenssponsor, auf die Hohe Warte zurück, wo sie alle Heimspiele der AFL-Saison 2017 bestreiten werden.
Schon von 1993-2015 fungierte das Stadion des First Vienna FC als Spielstätte des Football-Rekordmeisters, ehe der Vertrag vom vorrangigen Pächter gekündigt wurde.
"Die 'Heilige Warte' ist für unsere Fans Kult und gehört zu den Wikingern dazu", freut sich Vikings-Präsident Karl Wurm.
Frische Liebe an alter Stelle
Der Rosenkrieg, mit dem die Dreiecksbeziehung zwischen Vienna, Vikings und der Hohen Warte beendet wurde, scheint abgehakt.
Als Begründung des damaligen Rausschmisses wurden Rasenprobleme und der eigentlich geplante Aufstieg von Blau-Gelb in die Erste Liga vorgeschoben – offiziell.
Tatsächlich dürfte es in erster Linie zwischenmenschlich rumort haben.
"Uns wurde nie ein echter Vorwand gegeben", bekräftigt Wurm gegenüber LAOLA1 noch einmal. "Aber das ist historisch, interessiert niemanden mehr."
Eine Ansage, die mit gezeigter Harmonie zwischen Vikings-Vorstand und Gerhard Krisch nach außen unterstrichen wird.
Der Vienna-Geschäftsführer übernahm seine Agenden mit Beginn des Jahres und gehört somit nicht zu den Personen, die die damalige Trennung mitzuverantworten hatten.
Diese sind mittlerweile nicht mehr an Bord, der erste Türöffner zur Rückkehr.
Hals über Kopf verliebt
Die zeitliche Parallele des Comebacks mit dem finanziellen Schiffbruch des First Vienna FC, die jeden noch so kleinen Beitrag eines Untermieters dringend braucht, wird nicht direkt zum Thema gemacht.
Die Planungen der "Wikinger", AFL-Partien im Trainingszentrum Ravelin abzuhalten, dürften aber weit fortgeschritten gewesen sein.
Die Presse-Akkreditierungen weisen noch die "Raveline" –Kapazität von kaum über 1.000 Besuchern – als Spielort aus, auch die Spieler haben erst einen Tag vor offizieller Bekanntgabe von der neuen alten Heimat erfahren.
Der für Zuschauer zu flache FAC-Platz war ohnehin kein Thema mehr.
Die Details folgen
Das entkräftet die These des blanken Zufalls ebenso, wie die Tatsache, dass wichtige Details und eine mögliche längere Laufzeit der Vereinbarung, die vorerst nur für diese Saison gilt, erst in den kommenden Wochen ausverhandelt werden.
"Der finanzielle Beitrag hilft uns natürlich in der jetzigen Situation. Ich habe aber immer gesagt: Wir müssen das Stadion wirtschaftlicher nutzen und Synergieeffekte finden. Es gibt viele Dinge, die wir gemeinsam angehen können", so Krisch diplomatisch.
Zahlen werden von den Vertretern selbstverständlich keine verraten.
Dass den Dacia Vikings hier keine großen Steine im Weg lagen, dürfte aber eine logische Schlussfolgerung sein.
Faktor Kosten überschaubar
Ohnehin dürfte der Spielraum auf der Seite des schnöden Mammons überschaubar sein.
Die Miete pro Partie, die an die Vienna abzuliefern ist, stellte schon früher nicht den Hauptteil der infrastrukturellen Vikings-Kosten dar.
Erst das Rundherum macht einen Spieltag teuer. So ist ein mögliches Entgegenkommen des Pächters nicht unbedingt als enormes Verlustgeschäft für diesen einzuschätzen.
"Wir haben alle ein schwieriges finanzielles Umfeld, da kann es nur helfen, wenn wir zusammenrücken", schließt Gerhard Krisch dieses Thema ab.
Keine Sorge um die Spielstätte
Doch wie steht es eigentlich um die Zukunft der Vienna auf der Hohen Warte?
Formal betrachtet ist der Verein nur Sub-Pächter der Sportstätte, die Verwaltung obliegt einer übergeordneten Betriebsgesellschaft.
Die Pachtverträge sind langfristig mit Kündigungsverzicht angelegt, als "indirekte Sportförderung" klar unter Marktpreis gehalten und unabhängig von der Spielklasse des Traditionsvereins bestehend, wie Mag. Anatol Richter – Leiter der grundverwaltenden Dienststelle MA51 – gegenüber LAOLA1 versichert.
Die Nutzung der Hohen Warte als Spielort liegt auch im Interesse der Stadt Wien, das Areal unterliegt dem Sportstättenschutzgesetz und muss unabhängig von der Zukunft des First Vienna FC als solche verwendet werden.
Eine finanziell attraktivere Umwidmung stünde also nicht einmal beim kompletten Wegfall des Pächters zur Diskussion.
In diesem schlimmsten Fall müssten die Rahmenbedingungen des Unter-Untermieters Dacia Vikings neu ausverhandelt werden. Deren Vertrag läuft mit der Vienna, die als Sub-Pächter sehr wohl selbst für Vereinbarungen mit "Mitbewohnern" zuständig ist.
Mit dem Worst-Case-Szenario beschäftigen sich aber weder Krisch noch Richter.