Bernhard Raimann schreibt österreichische Sport-Geschichte!
Der Burgenländer wird als erster rot-weiß-roter Football-Spieler im NFL-Draft ausgewählt.
Die Indianapolis Colts wählen den 24-Jährigen in der 3. Runde an Pick Nummer 77 und setzen darauf, dass der Offensive Tackle von Central Michigan in Zukunft ihren neuverpflichteten Quarterback-Oldie Matt Ryan beschützt.
Auch am zweiten Tag des Draft-Events in Las Vegas ist Geduld gefragt.
Nachdem Raimann in den ersten beiden Runden (<<<LAOLA1-Analyse der 1. Runde) noch nicht zum Zug gekommen ist, kennt er nun jedoch seinen neuen Arbeitgeber und kann so richtig in sein NFL-Abenteuer starten.
Ein Meilenstein
Die Erfüllung seines persönlichen Traums bedeutet gleichzeitig einen Meilenstein für den Football-Sport in seinem Heimatland, obwohl Spieler seiner Position üblicherweise kaum im Rampenlicht stehen.
"Die ganze Offense beginnt an der O-Line. Leute, die an Football interessiert sind, wissen, wie wichtig sie ist. Auch wenn ich nicht in jeder Schlagzeile stehen werde, glaube ich, dass ich den Sport in Österreich voranbringen kann", erklärte Raimann wenige Tage vor dem Draft.
Dass sich letztlich Indy die Dienste von Raimann sichert, ist keine große Überraschung. In Mock Drafts war der Österreicher immer wieder mit den Colts in Verbindung gebracht worden - allerdings etwas früher in Runde zwei.
Dass der rot-weiß-rote NFL-Export während des Drafts etwas später als erwartet seinen Namen hört, mag im ersten Moment ärgerlich sein. Dafür hätte er jedoch in sportlich schwierigeren Situationen landen können - persönlich, wie aus Team-Sicht.
Mit Ryan eine Chance im Titelrennen?
Die Colts haben nach dem Abgang des früheren Nummer-1-Picks Eric Fisher nämlich großen Bedarf auf der Tackle-Position, was die Chance darstellt, sich eher früher als später zu etablieren.
"The Indianapolis Colts just may have gotten their starting left tackle about 50 or so selections later than Raimann was originally projected to go."
Allgemein landet der 24-Jährige bei einer Franchise mit hoffnungsvollem Kader.
Die Vorsaison schloss Indianapolis in der eher schwachen AFC South mit einer 9-8-Bilanz ab, verpasste jedoch am finalen Spieltag der Regular Season mit einem peinlichen Umfaller gegen Jacksonville den Sprung in die Playoffs.
Dies kostete dem bisherigen Quarterback Carson Wentz den Job, er wurde nach Washington verfrachtet. Als Ersatz engagierte man Veteran Matt Ryan, der sich erstmals abseits von Atlanta beweisen will und wohl nur eine kurzfristige Lösung darstellt.
Ob der 36-Jährige das fehlende Puzzlestück sein kann, um in der heiß umkämpften AFC mit zahlreichen QB-Jungstars ins Super-Bowl-Rennen eingreifen zu können, wird sich weisen.
Superstar Jonathan Taylor
Größter Trumpf der Offense ist jedoch ein anderer. Mit 1811 Rushing Yards avancierte Running-Back-Jungstar Jonathan Taylor 2021 souverän zum Rushing Leader der NFL. Der Balltäger hat das Potenzial, noch besser zu werden.
Die Riege der Passempfänger um den talentierten Michael Pittman wurde am zweiten Draft-Tag weiter ergänzt. Vor Raimann wählten die Colts bereits Wide Receiver Alec Pierce und Tight End Jelani Woods.
Mit einem weiteren Ausnahmekönner spielt Raimann nun in der O-Line zusammen. Guard Quenton Nelson wurde in jeder seiner vier NFL-Saisonen in die Pro-Bowl gewählt, drei Mal schloss er das Spieljahr gar als First-Team All-Pro ab.
Head Coach der Colts ist seit 2018 Frank Reich, der engagiert wurde, nachdem er als Offensive Coordinator mithalf, die Philadelphia Eagles zum Super-Bowl-Triumph gegen New England zu führen.
Der zweite Colts-Österreicher
Indy eroberte in der Saison 2006 die Vince-Lombardi-Trophy - angesichts der spektakulären Ära von Quarterback-Legende Peyton Manning eigentlich eine zu geringe Ausbeute.
Der zweite Super-Bowl-Triumph der Franchise gelang als Baltimore Colts 1970.
In Baltimore wurden die Colts 1953 gegründet, 1984 ging es nach Indianapolis. Rechnet man die Baltimore-Jahre mit, ist Raimann bereits der zweite Österreicher in Diensten der Colts, für die von 1974 bis 1979 der Steirer Toni Linhart als Kicker aktiv war.
Mediale Lobeshymnen für Colts-Wahl von Raimann
Erste mediale Reaktionen fallen äußerst positiv aus. Da Raimann allerorts früher erwartet wurde und ihn Indy in Runde drei abstaubt, gibt es ein gutes Zeugnis.
Bleacher Report teilt gar die Bestnote "A+" aus und bezeichnet Spätstarter Raimann, der von Tight End auf OT umgeschult hat, als "most fascinating story of the 2022 NFL draft" -.das Fazit:
"The Indianapolis Colts just may have gotten their starting left tackle about 50 or so selections later than Raimann was originally projected to go. Matt Pryor will still get the first crack at protecting Matt Ryan’s blind side. However, that plan is far more palatable now since the Colts have a legitimate alternative if the veteran can’t handle the duties on a full-time basis."
CBS vergibt ein glattes "A" und begründet dies wiefolgt: "Older prospect but has upside because of how new he is to football and how smoothly he moves on the field. Strong hands that are very accurate. Lateral quicks are lacking. OT was major need. Could add strength. This is tremendous value."
ESPN lobt: "In search of help at left tackle, the Colts land Raimann, who was seen as one of the better Day 2 options. He plays with a firm base, he's a physical run-blocker and he shows balance as a pass protector. He could turn into a long-term starter."
Pro Football Focus entscheidet sich für "Elite" als Einstufung des Colts-Picks: "A clear first-round talent on PFF’s Big Board, Raimann slipped in the draft due to injury concerns, but he has outstanding athleticism and immediate starting ability. He began his career as a tight end but developed into an excellent tackle at Central Michigan. He allowed just one sack as a starting tackle and gives the Colts a starting tackle in the third round."
Welcome to Indy, @BernhardRaimann! pic.twitter.com/780T2TriTI
— Indianapolis Colts (@Colts) April 30, 2022
With the No. 77 overall pick in the 2022 @NFLDraft, the @Colts select OT Bernhard Raimann!
— NFL (@NFL) April 30, 2022
📺: 2022 #NFLDraft on NFLN/ESPN/ABC️ pic.twitter.com/0rbAut3jzG
