Mit gemischten Gefühlen blickt Österreichs NFL-Export Bernhard Raimann auf seine turbulente Rookie-Saison in der besten Football-Liga der Welt zurück.
"Logischerweise waren viel Höhen und Tiefen dabei", sagt der Offensive Tackle der Indianapolis Colts. Mit einer Bilanz von vier Siegen, zwölf Niederlagen und einem Remis verpassten die Colts die angepeilten Playoffs deutlich, der Traum von der Super Bowl war früh ausgeträumt. Dennoch hatte Raimann guten Grund zur Freude.
Der 25-Jährige, im Draft an Position 77 in der dritten Runde ausgewählt, begann die Saison als Ersatzspieler.
"Am Anfang tut man sich sehr schwer, sich an das Tempo zu gewöhnen", betont Raimann. "Man wird aber von Spiel zu Spiel besser und lernt von den Fehlern."
Nach neun Spieltagen erkämpfte sich der Wiener einen Fixplatz in der Startformation, den er mit guten Leistungen bis zum Saisonende nicht mehr hergab. Zuvor war er schon bei den Siegen gegen die Denver Broncos sowie Jacksonville Jaguars sogenannter Starter.
Keine Insider-Infos, wen Indianapolis draften wird
Für seine zweite Spielzeit in der NFL hat sich Raimann ein klares Ziel gesteckt. "Ich will meine Starting Position halten und dem Team helfen, mehr Spiele zu gewinnen, um in die Playoffs zu kommen. Und dann von dort aus in die Super Bowl", sagt der Left Tackle.
Wenn ich ein Stückchen Heimat brauche, mache ich mir einen Schweinsbraten oder Rinderbraten mit Semmelknödel und Gemüse. Man kann sehr viel davon essen, also eine Win-Win-Situation.
Bei den Colts stehen die Zeichen allerdings auf Umbruch. Während der Saison wurde Head Coach Frank Reich gefeuert, unter seinem Nachfolger Jeff Saturday, zuvor TV-Experte, gelang nur ein Sieg.
In den letzten sieben Saisonspielen gingen die Colts allesamt als Verlierer vom Platz, auf der Quarterback-Position wurden neben Matt Ryan auch Sam Ehlinger und Nick Foles eingesetzt.
Als viertschlechtestes Team der Liga hat "Indy" nun den vierten Pick in der alljährlichen Talenteziehung. Alle Zeichen deuten darauf hin, dass ein junger neuer Quarterback die Mannschaft anführen wird.
"Wir haben sehr talentierte Quarterbacks, aber wenn das Team einen Schritt in die Zukunft gehen will und einen Quarterback draftet, ist es auch cool", sagt Raimann. Als Spieler habe man aber keine Insider-Infos, man erfahre alles am Draft-Day wie alle anderen.
Raimann muss sich unter neuem Coach wieder neu beweisen
Außerdem befinden sich die Colts derzeit auf der Suche nach einem neuen Head Coach. Womit sich auch Raimann wieder neu beweisen muss.
"Mit einem Coaching-Wechsel weiß man umso weniger, was passieren wird. Ich habe mir eine Chance auf die Position erspielt. Aber das ist alles, was du in dieser Liga bekommst", sagt er.
Dennoch hat der Vorzeige-Athlet noch viel vor. "Für mich persönlich ist es das Ziel, der Beste auf der Position zu sein, ein All-Pro-Tackle zu werden."
Auf einmal ging es gegen Khalil Mack
Fortschritte zeigte Raimann in der zweiten Saisonhälfte, wo er unter den Rookies zu den besten Pass-Blockern der Liga gehörte. Der 1,98-m-Hüne, der erst sein drittes Jahr überhaupt als Offensive Tackle hinter sich hat, traf dabei auf hochkarätige Defensiv-Spezialisten.
Das sei eine "Riesen-Lernerfahrung" und ein "super Erfahrungswert" gewesen, sagte er über Gegner wie Superstar Khalil Mack, die er noch in seiner Zeit in Österreich verfolgt hatte. "Das ist schon etwas richtig Cooles."
Nun heißt es für Raimann, sich an die Techniken der Offensive Line weiter zu gewöhnen. "Dann fühlt man sich am Spielfeld noch wohler, was das Spiel auch verlangsamt und einfacher macht", erklärt er.
Ein Stückchen Heimat selbst gemacht
In der sogenannten Offseason bis September darf Raimann seine etwa 137 kg weiter maximieren. "Die Hausaufgaben sind ziemlich leiwand. Wenn's gut schmeckt, kann man mal mehr reinhauen", sagt er und lacht.
In der Küche versucht sich Raimann als Hobbykoch. "Wenn ich ein Stückchen Heimat brauche, mache ich mir einen Schweinsbraten oder Rinderbraten mit Semmelknödel und Gemüse. Man kann sehr viel davon essen, also eine Win-Win-Situation." Allerdings sei er auf keinen Fall der beste Koch. "Für mich und meine Verlobte reicht's", sagt Raimann mit einem Grinsen.
Bis zu den ersten Trainingslagern im April stehen außerdem Lauftraining, Einheiten in der Kraftkammer sowie Kickboxen als Alternativsport auf dem Programm. "Um den Körper anders zu beanspruchen und den Kopf ein bisschen frei von Football zu bekommen."