In seine dritte NFL-Saison geht Bernhard Raimann mit großen Ambitionen.
Österreichs Football-Aushängeschild startet am Sonntag (19:00 Uhr) mit den Indianapolis Colts gegen die Houston Texans in die neue Spielzeit, mit einem Heimsieg gegen den Erzrivalen soll eine erfolgreiche Saison eingeläutet werden.
"Das Ziel ist natürlich immer die Super Bowl", sagte der 26-jährige Wiener, der in Jahr drei als Offensive Tackle bei den Colts erstmals Playoff-Luft schnuppern will.
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Zweimal verpasste Raimann mit den Indianapolis bisher die K.o.-Phase, im Jänner denkbar knapp nach einer 19:23-Heimniederlage gegen Houston am letzten Spieltag. Gegen den direkten Gegner in der AFC South gibt es gleich zum Auftakt die Chance zur Revanche.
"Das ist ein sehr persönliches Spiel für uns und motiviert noch ein wenig mehr als ein normales Regular-Season-Spiel. Es wird eine echt geile Partie werden", betonte Raimann.
Mit einer Revanche gegen den Fluch
Für "Indy" geht es am Sonntag auch um das Ende eines Fluchs, der bisher letzte Auftaktsieg gelang vor elf Jahren. "Es wird Zeit", sagte Raimann und lachte. Den Texans um Quarterback-Shootingstar C.J. Stroud wird dank einiger namhafter Verpflichtungen von Experten wieder viel zugetraut.
Aber auch die Colts um Spielmacher Anthony Richardson, der genauso wie Stroud seine zweite NFL-Saison spielen wird, strotzen vor Selbstbewusstsein. "Sie haben ein gutes Team und gute Spieler. Aber wir genauso. Wir werden uns die Revanche holen", kündigte Raimann an.
Colts setzen auf bewährte Kräfte
Das Team von Head Coach Shane Steichen setzte in der Saisonpause auf Kontinuität. Anders als viele Ligakonkurrenten verpflichteten die Colts keine weiteren Stars, stattdessen wurden Leistungsträger wie Wide Receiver Michael Pittman gehalten und mit neuen Verträgen ausgestattet.
Das sei "ungemein wichtig" für die Teamchemie und könne einen "Riesen-Unterschied" ausmachen, betonte Raimann. "Unsere Frauen und Freundinnen sind auch schon eng miteinander befreundet."
Die Hoffnungen der Colts ruhen wieder auf Richardson, der als Rookie wegen einer Schulterverletzung nur vier Spiele absolvierte. Der 22-Jährige, der wegen seiner Athletik nicht nur als Ballverteiler, sondern auch im Laufspiel für Gefahr sorgen kann, soll gemeinsam mit Star-Runningback Jonathan Taylor die gegnerischen Verteidigungen zur Verzweiflung bringen. "Sie haben beide das Potenzial, aus jedem Spielzug eine Explosion zu machen", erklärte Raimann.
Der in Steinbrunn im Burgenland aufgewachsene Raimann nimmt als Blocker eine besonders wichtige Rolle in diesem Vorhaben ein. Bei Passspielzügen schützt der 2,01m-Hüne als linker Tackle die sogenannte "Blindside", den toten Winkel, des rechtshändigen Quarterbacks. Bei Laufspielzügen räumt der 145kg schwere Raimann die Gegner wuchtig aus dem Weg.
Auch wenn die Ziele groß sind, will sich der erste rot-weiß-rote NFL-Footballer, der kein Kicker ist, nicht zu viel Druck machen. "Alles, was man persönlich machen kann, ist sein Bestes zu geben", betonte Raimann. Es gehe darum, "am Sonntag frei zu spielen und sich nicht Gedanken über Sieg oder Niederlage zu machen", gab er Einblicke in seine mentale Vorbereitung.
Auch Seikovits mit Einsatzmöglichkeiten
In der kommenden Saison könnte auch ein zweiter Österreicher im NFL-Grunddurchgang auflaufen. Bernhard Seikovits schaffte es erneut in den Trainingskader der Arizona Cardinals. Sollte sich einer seiner vier Tight-End-Kollegen verletzen, könnte der 27-jährige Wiener in den Spieltagskader aufrücken.
In der Saisonvorbereitung fing Seikovits in drei Spielen fünf Pässe für einen Raumgewinn von insgesamt 33 Yards. Darunter auch beim 13:21 im Duell bei den Colts, als sich Seikovits und Raimann persönlich trafen.
Dort habe sich ein Kreis geschlossen, erzählte Raimann. Vor zehn Jahren posteten die beiden damaligen Teamkollegen ein gemeinsames Foto in der Wiener Ravelinstraße, der Heimstätte der Vienna Vikings. Nun ein ähnliches Foto, aber auf der Trainingsanlage der Colts.
"Bernhard ist ein Riesen-Talent und ich glaube, dass er echt eine Chance hat", sagte Raimann.
Zuletzt hatte Seikovits drei Jahre durch das International Player Pathway Program (IPPP) im sogenannten Practice Squad der Cardinals verbracht. Diese maximal dreijährige Periode ging nun zu Ende. Wegen einer neuen NFL-Regel, die es jedem Team erlaubt, einen internationalen Spieler im Trainingskader zu haben, geht die NFL-Karriere von Seikovits aber weiter.
Bisher kam Seikovits bei der Mannschaft aus Glendale aber nur in der Vorbereitung zum Einsatz.