Bernhard Raimann hat seine erste Saison in der NFL hinter sich.
Der 25-jährige Österreicher, der 2022 an 77. Stelle von den Indianapolis Colts gedraftet wurde, eroberte im Laufe der vergangenen Regular Season einen Starting-Job als Left Tackle.
Raimanns Leistungen waren, wie man es von Rookies kennt, zwar etwas unbeständig, die Entwicklung des NFL-Exports stimmte die Colts aber dennoch positiv, wie auch LAOLA1 in Erfahrung brachte.
Eine Garantie, dass der Österreicher auch in der kommenden Saison sofort wieder in seine Starting-Rolle schlüpfen darf, gibt es aber nicht. Immerhin gab es bei den Indianapolis Colts einen Umbruch.
Steichen nach Chaos-Saison als neuer Head Coach installiert
Während Raimann vergangene Saison darum bemüht war, sich Woche für Woche weiterzuentwickeln, ging es bei seiner Franchise drunter und drüber. Schon während der Saison musste Head Coach Frank Reich die Koffer packen. Schon davor wurde mit Matt Ryan der nächste Star-Quarterback gebencht.
Mit Jeff Saturday wurde ein Interimscoach installiert, der zuvor noch nie in der NFL coachte. Dieser beendete die Quarterback-Experimente und packte Ryan zurück in die Startformation. Am Ende wurde die Regular-Season mit einem Record von 4-12-1 beendet.
Weder Saturday noch Ryan sind nach der Chaos-Saison noch bei Indy. Mit Shane Steichen (zuvor Offensive Coordinator der Philadelphia Eagles) haben die Colts einen neuen Head Coach ins Boot geholt, auch Offensive Coordinator Jim Bob Cooter (zuvor Passing Game Coordinator der Jacksonville Jaguars) ist neu dabei.
Bei den Indianapolis Colts ist Neuausrichtung angesagt. Diese soll sich auch beim am 28. April (2:00 Uhr MEZ) startenden NFL-Draft fortsetzen. LAOLA1 analysiert die aktuelle Roster-Situation der Colts und zeigt, auf welchen Positionen "Indy" nachrüsten könnte/muss und welche Auswirkungen das potenziell auf Bernhard Raimann hätte:
Die Draft-Picks der Colts 2023 im Überblick:
Runde | Pick Overall | |
---|---|---|
1 | Pick 4 | |
2 | Pick 35 | |
3 | Pick 79 | via Washington |
4 | Pick 106 | |
5 | Pick 138 | |
5 | Pick 162 | |
5 | Pick 169 | via Dallas |
7 | Pick 221 |
Runde 1: Neuer Quarterback ante portas
Es wäre eine riesige Überraschung, sollten die Indianapolis Colts ihren Premium-Pick in diesem Draft nicht dafür nutzen, einen neuen Signal Caller zu verpflichten.
Nach der Entlassung von Matt Ryan haben die Colts aktuell nur zwei Quarterbacks am Roster. Das ist neben Sam Ehlinger auch Gardner Minshew. Der 26-Jährige, der vergangene Saison bei den Philadelphia Eagles Backup hinter Jalen Hurts war, wäre nach derzeitigem Stand wohl QB1. Das wird aller Voraussicht nach aber nicht so bleiben.
Die Colts haben, sollte nicht vielleicht doch noch ein Mega-Trade um Ravens-Superstar Lamar Jackson die NFL-Welt schocken, für den Draft nämlich einen der Top-4-Quarterbacks dieser Draft-Class ins Auge gefasst. Welcher es wird, ist zum einen vom Draft-Board der Colts abhängig, zum anderen auch von den anderen Teams.
Die Carolina Panthers (Pick Nr. 1) und Houston Texans (Pick Nr. 2) sind nämlich ebenfalls in Quarterback-Nöten. Bryce Young (Alabama) und C.J. Stroud (Ohio State) gelten schon seit längerem als Top-Kandidaten für die ersten beiden Picks in diesem Jahr.
Bryce Young, remember his name. 😤@_bryce_young | @AlabamaFTBL pic.twitter.com/PKbyVMQKXD
— NFL (@NFL) April 14, 2023
Young gewann 2021 die Heisman Trophy für den besten College-Spieler des Jahres und überzeugte für Alabama vor allem mit seiner Wendigkeit. Mit einer Größe von 1,78 Metern ist er für die Quarterback-Position zwar ziemlich klein gewachsen, dennoch sehen viele Experten den 21-Jährigen als besten Quarterback dieses Drafts an.
Stroud gelang in der vergangenen Saison ein großer Entwicklungssprung. Der 21-jährige Spielmacher von Ohio State besitzt zudem die ideale Größe und Genauigkeit für die Position.
What’s the best landing spot for @CJ7STROUD?
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Nach dem Combine alle Draft-Boards hinaufgeschossen ist Anthony Richardson (Florida). Im Gegensatz zu den beiden bereits genannten Quarterbacks hatte der 20-Jährige bei weitem nicht dieselbe Production im College, ist jedoch der mit Abstand beste Athlet. Richardson ist ein Rohdiamant, der noch eine Menge an Entwicklungsarbeit brauchen würde, jedoch enormes Potenzial mitbringt.
Will Levis (Kentucky) ist der vierte Mann im Bunde. Der 23-Jährige bringt großartiges Arm-Talent mit, entwickelte sich in der vergangenen Saison aber eher zurück als nach vorne. Hendon Hooker (Tennessee) wird ebenfalls mit Runde eins in Verbindung gebracht, die Top-4 scheinen für ihn aber deutlich zu früh zu kommen.
Is Anthony Richardson the most intriguing QB in the 2023 Draft? @GVOaant
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Ist ein Trade Indianapolis' sicherste Option?
Theoretisch wäre es also möglich, dass die Indianapolis Colts, obwohl sie schon an Nummer vier draften, nur den viertbesten Quarterback des Drafts erhalten. Zuletzt wurden zwar Gerüchte heiß, wonach Houston an Nummer zwei keinen Quarterback draften könnte, dennoch scheint es die deutlich wahrscheinlichere Variante, dass zwei Quarterbacks nach den ersten beiden Picks vom Board sind.
Welcher Quarterback den Colts bleibt, wird auch von den Arizona Cardinals (Pick Nr. 3) abhängen. Arizona hat im Gegensatz zu Carolina und Houston kein Interesse an einem QB, wäre jedoch einem Trade mit einem anderen sich auf Quarterback-Suche befindenden Team nicht abgeneigt.
Die Las Vegas Raiders (Pick Nr. 7), Atlanta Falcons (Pick Nr. 8), Tennessee Titans (Pick Nr. 11) oder Washington Commanders (Pick Nr. 16.) wären mögliche Trade-Kandidaten.
Genauso wäre es aber auch möglich, dass Indianapolis einen Trade forciert, um schon an Nummer drei zu wählen und so die anderen Kandidaten, die einen Quarterback wollen, auszustechen. Dieses Szenario würde verhindern, dass Indianapolis nur mehr die unter Umständen nicht so sehr geliebte vierte Quarterback-Option bleibt.
Dazu würde sich die zusätzliche Trade-Kompensation, sollte man tatsächlich von Pick Nr. 4 auf Pick Nr. 3 vorspringen, im Großen und Ganzen in Grenzen halten. Wahrscheinlich müsste man sich von einem Mid-Round-Pick verabschieden - was aber kein großes Opfer wäre, sollte man im gleichen Atemzug den Quarterback der Zukunft gewinnen.
Runde 2-3: Cornerback, Wide Receiver und Offensive Line im Visier
Welche Spieler die Colts an Tag zwei des Drafts auswählen, wird in erster Linie von GM Chris Ballards Draft Board abhängen. Dies ist die Zone, in der Meinungen über Spieler von Team zu Team immer weiter auseinanderdriften.
Ein Blick auf den aktuellen Roster der Colts verrät jedoch, dass man insbesondere zu Cornerbacks, Wide Receivern, aber auch Offensive Linern nicht "Nein" sagen würde, sollte ein Spieler mit einer hohen Draft-Grade bis zu ihnen durchrutschen.
Der Cornerback-Room der Colts ist nach dem Trade von Stephon Gilmore zu den Dallas Cowboys dünn besetzt. Kenny Moore, der in sein letztes Vertragsjahr geht, ist der einzig große übergebliebene Name am Roster. Die anderen beiden Starting-Jobs würden derzeit an Isaiah Rodgers und Dallis Flowers gehen.
Es wäre also alles andere als überraschend, sollte Indy in Runde zwei oder drei einen Corner draften. Mögliche Kandidaten wären Deonte Banks (Maryland), Emmanuel Forbes (Mississippi State), Cam Smith (South Carolina), Julius Brents (Kansas State), D.J. Turner (Michigan), Kelee Ringo (Georgia) oder Garrett Williams (Syracuse).
Eine Position, die in Indianapolis schon seit einigen Jahren als eher schwach besetzt gilt, sind die Wide Receiver. Alec Pierce und Michael Pittman Jr. wären aktuell als Starter vorgesehen, wobei Pittman in sein letztes Vertragsjahr geht. Neben Special-Teams-Ass Ashton Dulin haben die Colts auch Isaiah McKenzie (von Buffalo) frisch am Roster.
Den Wide-Receiving-Corps angesichts eines möglichen neuen Rookie-Quarterbacks mit mehr Qualität aufzustocken, wäre bestimmt kein Fehler. Die Optionen wären breit gefächert:
Jalin Hyatt (Tennessee), Marvin Mims (Oklahoma) oder Tyler Scott (Cincinnati) würden eine Menge Speed mitbringen. A.T. Perry (Wake Forest), Cedric Tillman (Tennessee) oder Jonathan Mingo (Ole Miss) wären großgewachsene Optionen, während Josh Downs (North Carolina), Tank Dell (Houston) und Jayden Reed (Michigan State) wohl klassische Slot-Receiver wären.
Wie reagieren die Colts auf die Offensive-Line-Krise?
Die Offensive Line der Indianapolis Colts erlebte 2022 eine mehr als durchwachsene Saison. Trotz Stars wie Quenton Nelson, Ryan Kelly und Braden Smith ließ sich die O-Line der Colts mehr als nur einmal überrennen. Nichtsdestotrotz werden diese drei Herren auch in der kommenden Saison als Starter für die Colts auflaufen.
Die anderen beiden Starting-Positionen in der Offensive Line würden laut aktuellem Stand Bernhard Raimann (Left Tackle) und Will Fries (Right Guard) gehören, wobei der Österreicher doch etwas fester im Sattel sitzt als Fries.
Dass sich die Colts im Laufe des Drafts einen weiteren Guard ins Team holen, ist alles andere als unwahrscheinlich. O'Cyrus Torrence (Florida), Steve Avila (TCU), Chandler Zavala (NC State) oder Andrew Vorhees (USC) könnten in Runde zwei bis drei vom Board gehen.
Und wie sieht es bei den Offensive Tackles aus? Bernhard Raimann wird aller Voraussicht nach als Starter in die neue Saison gehen. Dass sich Indianapolis' neue Coaches, angesichts dessen, wie löchrig sich die O-Line vergangenes Jahr präsentierte, möglichweise neues Blut ins Boot holen wollen, wäre durchaus legitim.
Raimanns Formkurve vergangene Saison war zwar vielversprechend, alle Zweifel um seine Person hat er aber bei weitem noch nicht beseitigt. Dass sich Indianapolis mit einem weiteren Offensive Tackle an Tag drei des Drafts (Runden 4-7) absichert, ist eine durchaus wahrscheinliche Variante. In diesem Fall müsste Raimann wohl (noch) nicht unmittelbar um seinen Starting-Job zittern.
Natürlich ist es aber auch nicht ausgeschlossen, dass die Colts schon ein paar Runden früher zuschlagen. Sollte ein Offensive Tackle, den Chris Ballard und Co. als First-Round-Talent einstufen, in die zweite Runde durchrutschen, wäre es bestimmt verlockend zuzuschlagen - Anton Harrison (Oklahoma) oder Dawand Jones (Ohio State) kommen einem in den Sinn.
Runde 4-7: Mehr Depth!
Sollten es die Colts schaffen, mit ihren ersten Picks die Positionen Quarterback, Wide Receiver, Cornerback und Offensive Line zu adressieren, kann der Draft vermutlich schon als Erfolg eingestuft werden. Auf den weiteren Positionen ist Indianapolis nach aktuellem Stand nämlich adäquat besetzt.
Folglich geht es für GM Chris Ballard und Co. mit den abschließenden Picks im Draft hauptsächlich darum, dem Kader mehr Breite zu verleihen.
Eine Position, auf welcher man wohl nachbessern wird, ist Nose Tackle. Grover Stewart ist zwar als Starter einzementiert, der Vertrag des 29-Jährigen läuft jedoch nach dieser Saison aus. Sich mit einem weiteren Nose Tackle in den späteren Runden des Drafts abzusichern, wäre schlau.
Shaquille Leonard, Zaire Franklin und E.J. Speed sind die Linebacker für die Colts in der kommenden Saison. Auch hier würde sich jedoch ein später Draft-Pick für mehr Depth anbieten.
Gleiches gilt wohl auch für den Edge Rush, der derzeit von Kwity Paye, Samson Ebukam, Dayo Odeyingbo und Tyquan Lewis bekleidet wird. Um die Starting-Safety-Jobs reißen sich nach aktuellem Stand Julian Blackmon, Rodney Thomas und Nick Cross. Ein weiterer Safety könnte dem Mix durchaus guttun.
Aureichend gut besetzt scheinen hingegen Running Back (Jonathan Taylor, Zach Moss, Deon Jackson, Darrynton Evans), Tight End (Jelani Woods, Mo Alie-Cox, Kylen Granson, Andrew Ogletree) und Defensive End (DeForest Buckner, Taven Bryan, Eric Johnson) zu sein. Kicker (Matt Gay) und Punter (Rigoberto Sanchez) haben die Colts ebenso.
Zeitplan des NFL-Drafts in Kansas City:
Runde 1: Freitag, 28. April (2:00 Uhr MEZ)
Runde 2: Samstag, 29. April (1:00 Uhr MEZ)
Runde 3: Samstag, 29. April (18:00 Uhr MEZ).