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Raimann: "Indiana ist wie Niederösterreich!"

Bernhard Raimann zählt in der NFL mittlerweile zu einem der Besten seines Fachs. Die österreichische Heimat verfolgt den Left Tackle bis in die USA.

Raimann: Foto: © GEPA

"Es ist immer wunderschön, nach Österreich zu kommen. Ich freue mich immer, Familie und Freunde wiederzusehen und das Essen zu genießen", ließ Bernhard Raimann am Dienstag vor einer Runde Journalisten wissen.

Besuche in Österreich sind mittlerweile zur Seltenheit geworden für den 26-Jährigen, der seit über acht Jahren in den USA lebt. Der Traum, in der NFL zu spielen, führte den in Steinbrunn groß gewordenen Wiener einst in das Land der unbegrenzten Möglichkeiten - heute ist er einer der besten Offensive Tackles der größten Sport-Liga der Welt.

Raimann blühte in seinem zweiten Jahr in der NFL regelrecht auf. Als unumstrittener Stammspieler der Indianapolis Colts überzeugte der Left Tackle Woche für Woche mit starken Leistungen. 

Die Zahlen sprechen für sich: Lediglich vier Sacks ließ der Zwei-Meter-Hüne zu. Das Statistik Portal "Pro Football Focus" rankte den Wiener am Ende der Saison sogar als den siebtbesten Offensive Tackle der gesamten Liga.

Benotungen? "Schwer, nicht dort hinzuschauen"

"Man entwickelt sich, man versucht von seinen Fehlern zu lernen. Ich glaube, ich bin am richtigen Weg", bestätigte Raimann gegenüber LAOLA1 seinen gewaltigen Entwicklungssprung innerhalb des vergangenen Jahres.

Dass die Zahlen Raimanns positive Entwicklung untermauern, freue ihn natürlich. Auch er warf im Laufe der vergangenen Saison den einen oder anderen Blick auf seine "PFF"-Noten. "Es ist schwer, nicht dort hinzuschauen", lacht der 26-Jährige.

Zwar dürfe man diese Noten nicht immer zu ernst nehmen, für einen kleinen Moral-Boost taugen sie aber in jedem Fall. "Wenn man ein gutes Feedback bekommt von Medien und Benotungssystemen, möchte man natürlich nicht locker lassen und die nächste Woche schlecht spielen", erklärt Raimann, der sich aber nicht zu sehr von solchen Benotungen blenden lassen will.

Raimann stets für Autogramme bereit
Foto: © GEPA

Denn er wisse auch, dass es einmal schnell in die andere Richtung gehen könne: "Wenn schlechte Noten vergeben werden, sollte man das auch nicht zu persönlich nehmen. Der psychische Aspekt ist, wie natürlich in jedem Beruf, extrem wichtig. Deswegen versuche ich da so weit wie möglich davon fernzubleiben."

Zumindest leichtes Durchschnaufen sei erlaubt

Entscheidend sei ohnehin die Bewertung seiner Coaches, welche ebenfalls durchaus positiv ausfiel >>>.

Sich auf den Lorbeeren der vergangenen Saison auszuruhen, sei jedoch die falsche Herangehensweise, wie auch Raimann klar feststellt: "In jeder Saison muss man sich erneut beweisen." Denn wie die NFL in seiner Geschichte mehrmals unter Beweis stellte, ist jeder Spieler ersetzbar.

Wer schläft, verliert. Das ist auch Bernhard Raimann bewusst. Deshalb wurde in der Offseason auch bereits fleißig trainiert.

Die Colts statteten den Österreicher mit einem Trainingsplan aus. "Kraftkammer, Laufen und positionsspezifische Übungen" begleiteten den Wiener in den vergangenen Wochen. "Aber man kann es sich selber einteilen", erklärt der Offensive Lineman.

In Raimanns Fall heißt das "Vollgas-Training unter der Woche, aber am Wochenende hat man dann Zeit für irgendwelche Ausflüge, um ein bisschen zu entspannen, dem Körper und der Seele eine Pause gönnen."

Raimann hält rot-weiß-rote Flagge hoch: "Eine Riesen-Ehre!"

So kommen auch Ausflüge wie jene nach Österreich zustande. Neben der Familie wurden auch alte Weggefährten am Trainingsgelände der Vienna Vikings besucht. Neben der Presse scharten sich auch haufenweise Kinder um den NFL-Star, um sich Fotos und Autogramme zu sichern.

"Indiana ist jetzt nicht so anders als Österreich. Außerhalb von der Stadt ist viel Ackerland. Es ist ziemlich flach und schaut ein bisschen aus wie Niederösterreich."

Raimann fühlt sich in den USA wie zuhause

Raimann freut sich um das gestiegene Interesse um seine Person in Österreich - und freut sich sein Heimatland auf der großen NFL-Bühne vertreten zu dürfen.

"Das ist eine Riesen-Ehre. Wir dürfen die Flagge am Helm tragen. Es ist einfach was ganz Besonderes, quasi für das Land zu spielen und zu zeigen, dass wir mit jedem mithalten können, auch wenn es ein Sport ist, der in Österreich noch als Randsport gilt, aber jetzt auch mehr und mehr Aufmerksamkeit bekommt."

Ein Hauch von Niederösterreich in den USA

Raimanns Herkunft spiele auch in der Colts-Kabine durchaus eine Rolle. So kommt es nicht selten vor, dass der Left Tackle mit Fragen über Österreich gelöchert wird.

"Ich habe viele Fragen bekommen. Aber sie waren alle sehr positiv gehalten. Es haben sich einfach alle interessiert, wie ich aufgewachsen bin, weil ich der erste Österreicher war, mit dem die Leute gespielt haben", erklärt der 26-Jährige.

Vor allem im vergangenen Jahr, als die Indianapolis Colts in Frankfurt spielten, war der Österreicher noch mehr gefragt als sonst. "Letztes Jahr vor dem Frankfurt-Spiel haben sie gefragt: 'Wo können wir essen gehen? Wie bestellen wir essen? Was sollen wir machen? Wovon sollen wir fernbleiben?'"

Gerade was die österreichische Küche angeht, ist der Wiener immer für einen Tipp bereit. Auf diese verzichtet er nämlich auch in den USA nicht. "Semmelknödel mit Schweinsbraten, Paprikahendl oder Bratwürstel und Sauerkraut", sind nur einige Spezialitäten, die im Hause Raimann in Indiana serviert werden.

Raimann während des NFL-Spiels in Frankfurt
Foto: © GEPA

Nicht nur die Kulinarik gleicht jener in Österreich, sondern auch die Landschaft. "Indiana ist jetzt nicht so anders als Österreich. Außerhalb von der Stadt ist viel Ackerland. Es ist ziemlich flach und schaut ein bisschen aus wie Niederösterreich."

Wie weit ist die NFL-Spitze wirklich entfernt?

Schon am 4. April geht es für Raimann auf nach Schwechat, Niederösterreich, von wo aus es zurück geht ins etwas andere Niederösterreich.

Am 15. April darf wieder individuell am Teamgelände der Colts trainiert werden. Die OTA Offseason Workouts starten am 21. Mai. Ab 4. Juni steht dann dann Mandatory Minicamp an. 

In den nächsten Wochen will sich Raimann den Feinschliff holen, um zum Saisonstart Anfang September in absoluter Topform zu sein - um seiner Saison im Jahr 2023 möglichst noch eines draufzusetzen. Denn in der Region, wo sich Raimann aktuell befindet, sich auch individuelle Auszeichnungen wie Pro Bowls oder All Pros nicht mehr weit.

Doch Raimann warnt: "In der NFL ist der Unterschied zwischen erfolgreich zu sein und nicht erfolgreich zu sein, an der Spitze zu sein oder am Ende zu sein, immer ganz, ganz gering."

"Es sind viele Kleinigkeiten dabei, die man natürlich immer verbessern kann. Man kann immer von Fehlern lernen. Man versucht natürlich, jetzt in der Offseason sich genau auf das zu konzentrieren. Aber im Endeffekt kommt es drauf an, wie man das im Herbst umsetzen kann. Dann wird sich das eh selber herausstellen."

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