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Touchdown Tuesday: In dubio pro Seattle

Oakland is real. Boswells Kick is' surreal. UND: Für dein Team gibt es Hoffnung:

Touchdown Tuesday: In dubio pro Seattle

Und da sind wir schon wieder!

Die Ergebnisse sind euch allen freilich bekannt, doch die größte und teuerste Profiliga der Welt hat viele Stories zu erzählen.

Wie gewohnt widmet sich LAOLA1 den Auffälligkeiten des Spieltages.

Wer ist Winner? Wer ist Loser? Wer oder was war awesome? Wer oder was war awful? Wer sorgte noch für Aufsehen?

Das ist der Touchdown Tuesday - die Endzone von LAOLA1 - Episode 9 der Saison 2016:

Just win, Baby? Nix da! Just ruuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuun, Baby! Sapperlot, mit vielem war zu rechnen, aber nicht damit, dass die Oakland Raiders derart über die Defense der Denver Broncos drüberläuft. 223 Rushing Yards! Na bumm! So viele haben die Broncos seit über vier Jahren nicht mehr hinnehmen müssen. Latavius Murray steuerte drei Touchdowns bei, sodass Jungstar Derek Carr in Wahrheit einen relativ gemütlichen Arbeitsabend verbringen konnte. Sagen wir mal so: Direktes Duell zweier nicht wirklich befreundeter Teams um die Krone in der besten NFL-Division, dabei den amtierenden Champion denkbar schlecht aussehen lassen, und das alles vor nationalem TV-Publikum - was ist das untern Strich: Ein Statement! Bravo Raiders!

HA! HAHAHA! HAHA! HAHAHAHAHAHAHAHA! Wir sind ja auch nur bösartige Zeitgenossen, die nichts Besseres zu tun haben, als uns am Scheitern anderer zu ergötzen. So ist nunmal das Leben in den Zehner-Jahren des neuen Jahrtausends. Schadenfreude nennt man das. Und leider, lieber Chris Boswell, war dieser verhunzte Onside-Kick ja schon die Steigerungsstufe von Scheitern. Wenn man in dieser heiklen Spielsituation schon einen Rabona-Kick wagt, sollte man sich nicht derart zum Deppen machen. "He looked like a moron out there", amüsierte sich Safety Eric Weddle von Gegner Baltimore Ravens. Unser erster Gedanke war: Einen klassischer Fixstarter als Oh Boy hat es in der Geschichte des Touchdown Tuesday noch nicht oft gegeben. Tja, die übrigen Pittsburgh Steelers haben ihren Kicker mit ihrer Leistung in den knapp 60 Minuten vor dieser "Auszeichnung" gerettet. Wahnsinn, war das schlecht! Punt-Punt-Punt-Punt-Punt-Punt-Punt-Punt-Interception-Punt-Blocked-Punt - so liest sich der Drive Chart bis zu Beginn des vierten Viertels. Bis dahin haben die Steelers nur zwei First Downs erreicht. Und wir sprechen hier wohl gemerkt von der potenziell besten Offense der NFL. Vielleicht war es doch keine gute Idee, QB Ben Roethlisberger so früh aus der Verletzungspause zu holen. Aber sei's drum, in Erinnerung bleibt vermutlich der "Butt-Fumble-Moment" von Herrn Boswell, der diesen miesen Arbeitstag so richtig abrundete und in wenigen Sekunden zusammenfasste. HA! HAHAHA! HAHA! HAHAHAHAHAHAHAHA!

Bravo Detroit Lions! Auch wenn es offenkundig keine Kunst mehr ist, gegen die Minnesota Vikings zu gewinnen, bewies man im Finish eindrucksvoll Nervenstärke. 23 Sekunden vor Schluss erhielten die Lions den Ball an der eigenen 25, zwei Pässe (einer davon ein Traum) später spikte Matthew Stafford den Ball an der 40 von Minnesota. Matt Prater kam heraus und kickte für 58 Yards das Field Goal zum Ausgleich - als würde er sonst nichts tun (...was beruflich gesehen richtig ist.) Danach bekam man den Ball in der Overtime und vollendete den Drive mit einem 28-Yards-TD-Pass von Stafford zu Golden Tate und einem wunderbaren Sprung in die Glückseligkeit namens Endzone. Da sein, wenn es drauf ankommt. Die Lions haben das an diesem Sonntag eindrucksvoll vorgemacht. Das Herschenken der Führung im vierten Viertel lassen wir da mal außen vor...

Die Seattle Seahawks werden von den Refs begünstigt? Wirklich? Hm, ja, schaut irgendwie so aus. Wir erinnern uns an das NFC Championship Game aus dem Jahre 2014, als die 49ers bei der Niederlage in Seattle mit den Schiedsrichtern - sagen wir mal - nicht sonderlich zufrieden waren. Wir erinnern uns an "Fail Mary", als die Green Bay Packers in einem Monday Night Game aus der Saison 2012 bei den Seahawks in letzter Sekunde den Kürzeren zogen. Und auch an diesem Wochenende gab es wieder einmal viel Diskussionsstoff hinsichtlich der Refs, die in Seattle eine Entscheidung zugunsten der Seahawks auslegten. Richard Sherman brachte Bills-Kicker Dan Carpenter regelwidrig zu Fall, nachdem er für ein Offside sorgte - doch anstatt eines Personal Fouls ("Roughing the Kicker" ) und 15 Yards Raumgewinn für die Bills, gab es nur das Offside. Nach viel Tohuwabohu (u.a. einem ungerechtfertigten "Delay of Game" gegen die Bills) verkickte Buffalo dieses Field Goal (what else?) und musste am Ende als Verlierer vom Platz gehen. Seattle gewann - einmal mehr mit einem schalen Beigeschmack. Es scheint so, als lautet ein ungeschriebenes Gesetz in der NFL: In dubio pro Seattle. Wir nennen es einfach nur: Oh Boy!

Wir haben wieder einmal einen Firmen-Spion nach draußen geschickt - diesmal Kollegen Alex Haselbauer nach Oakland zum Triumph der Raiders gegen die Denver Broncos. Man kann unwichtigere Spiele erwischen, lieber Alex!

P.S.: Der Hashtag #NFLHoneymoon gefällt uns besonders!

Stimmt schon, in der Kürze liegt die Würze, Kollege Kastler, aber manchmal muss man auch ein wenig ausholen. Gewaltig ausgeholt hat in der vergangenen Woche gefühlt die komplette NFL-Community in der Diskussion darüber, warum es der NFL derzeit an der Würze fehlt. Die Ratings sind down. Ein bisserl zumindest. Und wenn die Einschaltquoten sinken, gibt das in einem Mega-Business wie der NFL natürlich einen Aufschrei. Zuallererst einmal: Dass die World Series diesmal viele Seher vor den Bildschirm lockte, verwundert hoffentlich niemanden. Kein Drehbuchschreiber kann eine bessere World Series erfinden. Hätte ich einen Hund, auch er hätte geschaut. Ich denke, auch hierzulande ist kaum jemand am Triumph der Chicago Cubs vorbeigekommen, zu dem ich sehr herzlich gratuliere. Das war wirklich berührend! Aber zurück zur NFL. Was wurden nicht alles für Argumente ausgetauscht. Die Spiele sind schlecht, die Quarterback-Leistungen sind mies, und so weiter und so fort. Gerade Letzteres wurde in einem Artikel wunderbar wiederlegt, dessen Conclusio sinngemäß war, dass selbst ein heutiger Durchschnitts-QB wie Ryan Tannehill mit seinen Stats vor zwei, drei Jahrzehnten ein absoluter Superstar gewesen wäre. Ich denke, Richard Sherman hat in seiner Analyse den Nagel auf den Kopf getroffen. "Die NFL macht keinen Spaß mehr", erklärte der Cornerback der Seattle Seahawks, "in jeder anderen Liga sieht man, wie die Spieler eine gute Zeit haben." Ihm fehlt der Entertainment-Faktor. Seiner Meinung nach hat Commissioner Roger Goodell keinen guten Job gemacht. NFL steht nicht umsonst seit geraumer Zeit für No Fun League, was auch Mitdiskutant LeBron James dieser tage monierte. Und auch ich schließe mich in diesem Punkt an. Ich kann gar nicht sagen, wie sehr mich beispielsweise Strafen für zu intensives Feiern eines TDs ärgern. Lasst die Leute Spaß haben! Man kann ein Spiel auch zu Tode regulieren. Ich hätte noch einen weiteren Ansatz. Der Rücktritt Peyton Mannings ist eine Zäsur, die zeigt, dass sich die Liga gerade ein wenig im Generationswechsel befindet. Gerade in der AFC fehlt somit das Gegengewicht zu Tom Brady. Jungstars wie Derek Carr, Marcus Mariota oder selbst Andrew Luck basteln gerade erst an ihrer Historie. Bei Brady vs. Manning einzuschalten, war ein No-Brainer. Diese neue Generation an Household-Names muss erst entstehen oder an Profil gewinnen. Andere Superstars wie Drew Brees oder im Moment auch Ben Roethlisberger erleben dafür gerade nicht ihre beste Zeit. Kurzum: In meinen Augen alles kein Drama, sondern ganz normal, nennen wir es meinetwegen ein Zwischentief. Ich halte auch diese NFL-Saison für ein spannendes Produkt (deswegen grüner Bereich). Man darf sich jedoch sicher sein, dass die Liga-Leitung so lange am Produkt schrauben wird, bis dies viel mehr Leute als derzeit ebenso sehen. Und einen konstruktiven Hinweis hätte ich diesbezüglich schon: Man sollte an der Salary Cap so drehen, dass es wieder möglich wird, Roster ohne gewaltige Löcher zu basteln (das heißt nicht zwangsweise eine Erhöhung). Ich liebe diese Ausgeglichenheit, andere wollen vielleicht eher das Spektakel eines "perfekten Teams". Aber vielleicht kommt aus dieser Ecke der (falsche) Eindruck, dass das Niveau nicht mehr so gut sei. Spannend jedenfalls!

Apropos Drew Brees! Einem Altstar mit einem derartigen Lebenslauf schaut man gerne bei der Arbeit zu, wenngleich er in seiner Karriere schon schwierigere Bewährungsproben zu bestehen hatte als jene bei den San Francisco 49ers. Was da in Santa Clara in Halbzeit eins abging, hatte etwas vom Feeling aus der eigenen Kindheit, wenn man im Garten einfach nur spaßhalber drauflosgekickt und darauf verzichtet hat, die Tore mitzuzählen. Wenn die gegnerische Defense noch schlechter ist als die eigene beziehungsweise mit Colin Kaepernick das Gegenüber auch in Spiellaune ist, geht so etwas - ohne dass man sich ernsthafte Sorgen wegen einer Niederlage machen muss. Worauf ich eigentlich hinaus will: Mehr oder weniger leise, still und heimlich haben die New Orleans Saints vier ihrer letzten fünf Spiele gewonnen. Ich gebe gerne zu, dass ich die Saints nach dem missglückten Saison-Start nicht mehr so richtig auf dem Zettel hatte, aber spätestens seit dem Statement-Sieg gegen Seattle in der Vorwoche schaue ich doch wieder etwas genauer hin. Im Passspiel ist der Generationswechsel mit Brandin Cooks und dem starken Rookie Michael Thomas gelungen. Im Laufspiel könnte Tim Hightower die passende Ergänzung zum fehleranfälligen Mark Ingram sein, wenngleich die historisch schlechte Laufverteidigung der 49ers hier kein Maßstab ist. Der Schlüssel wird wie so oft in der Brees-Ära in New Orleans die Defense und hier bleibe ich skeptisch, wenngleich leise Anzeichen der Besserung zu erkennen sind. Am Sonntag wartet im Superdome wieder einmal ein Matchup, auf das man sich taugen kann. Champion Denver ist zu Gast, der präsentierte sich zuletzt nicht unverwundbar und wer weiß: Vielleicht setzen die Saints ihren Aufwärtstrend weiter fort.

In dubio pro Seattle! Ich liebe die Überschrift unserer dieswöchigen Episode und kann Kollegen Kastler nur zu diesem kreativen Einfall gratulieren. Besser kann man die ständigen Diskussionen über Bevorzugungen von Seattle durch die Referees in den vergangenen Saisonen nicht zusammenfassen (in der Kürze liegt eben die Würze). Und sorry, liebe Seahawks-Fans, benachteiligt wurde euer Team allzu oft wirklich nicht. Die aktuellen Diskussionen nach dem Monday Night Game gegen Buffalo fahren wir weiter oben ab, weshalb ich mich hier - in aller Kürze - auf die positiven Seiten des Seahawks-Lebens beschränken möchte. Nach dieser Partie also vor allem auf Jimmy Graham. WOW! Double-WOW! Ein One-handed-TD-Catch alleine ist ja schon epochal geil! Aber gleich deren zwei! Ich staune! Ich Doppel-staune! Und natürlich sage ich auch Danke, da ich den guten Jimmy in mehr als einem Fantasy-Team am Start hatte. Dass Graham von seiner schweren Verletzung zurückgekehrt ist und endlich ein integraler Bestandteil von Seattles Offense ist, zählt für mich zu den erfreulichen Entwicklungen dieser Saison. Denn dass ein Star-TE mit derartigem Potenzial nach dem Trade zu den Seahawks einfach nicht funktionieren wollte, habe ich nie verstanden und hier oft genug besprochen.

Eine immer dominantere, wenngleich unerfreuliche Storyline dieser Saison sind die Demissionierungen diverser Offensive Coordinators. Kollege Kastler hat in der Vorwoche schon zur Entlassung von Greg Olson in Jacksonville Stellung genommen, die ich ebenfalls nicht verstehe. In Buffalo und Baltimore hat man zuvor die gleiche Maßnahme getroffen, wenngleich - zumindest bei den Ravens - etwas verständlicher. In dieser Woche nun der große Schock: Norv Turner wurde bei den Minnesota Vikings nicht entlassen, sondern schmiss freiwillig das Handtuch. Nun könnte man meinen, dass er der Erste ist, der das sinkende Wikinger-Schiff verlässt. Gegen die Lions setzte es die dritte Niederlage in Folge und für mich ist diese Partie ein Indiz dafür, dass die offensiven Probleme nicht wirklich an Turner lagen, wie er es in einer Selbstdiagnose festgestellt hatte. Seinem Gefühl nach halte er die Vikings-Offense zurück, meinte der 64-Jährige nach der "schwierigsten Entscheidung" seines Football-Lebens. Ganz ehrlich: Ich hatte das genau gegenteilige Gefühl. Wenn man bedenkt, dass Minnesota mit Adrian Peterson das Workhorse und unmittelbar vor Saison-Start mit Teddy Bridgewater den QB verloren hat, heißt es zu improvisieren. Das gelang mit Sam Bradford, der erst eine Woche vor dem Season-Opener verpflichtet wurde und logischerweise weder das Playbook kannte, noch an der Feinabstimmung in der Offseason teilnehmen konnte, ganz okay. Zumindest viel besser, als ich erwartet hätte, wie man in früheren TT-Episoden nachlesen kann. Meine Erwartungshaltung entsprach eher den jüngsten Auftritten. Dass Turners Nachfolger Pat Shurmur in St. Louis und Philadelphia mit Bradford gearbeitet hat, sollte nicht schaden, aber ich möchte erst einmal abwarten, ob es wirklich Besserung bringt. So groß ist das Potenzial mit diesem QB, diesen Ersatz-RBs und dieser abseits von Stefon Diggs eher durchschnittlichen WR-Riege nicht. In Minneapolis muss es weiter die Defense richten. Noch ein Wort zu Turner: Als Head Coach war er mir immer ein wenig zu sehr Zauderer. Aber es gibt Coaches, die als Coordinator besser aufgehoben und enorm wertvoll sind. Und als solcher hatte ich immer großen Respekt vor ihm. Ich hoffe, er nimmt noch einmal eine Stelle in der NFL an. Denn dies wäre ein unwürdiger Abgang nach den vielen Jahren in dieser Liga.

Carson Wentz ist also doch ein Rookie! Zumindest zeigt er das in letzter Zeit immer wieder, so auch zu Beginn gegen die New York Giants. Was es dazu zu sagen gibt: Na und?!? Er ist ein Rookie! So lange er gleichzeitig das notwendige Potenzial unter Beweis stellt, ist für mich alles okay - und das gelang ihm trotz allem auch gegen die Giants. Manch anderer QB wäre nach so einem Start in sich zusammengefallen. Und: Der Nummer-2-Pick darf sein Können wenigstens zeigen. Ganz im Gegensatz zum Nummer-1-Pick. Nein, ich ändere meine Meinung nicht, dass ich es befürworte, wenn QBs nicht gleich ins kalte Wasser geworfen werden. Aber was derzeit in Los Angeles (ja, L.A., ich hatte vor einigen Wochen einen Vertippser mit St. Louis Rams - sorry, Macht der Gewohnheit!) mit Jared Goff abgeht, ist für mich immer unverständlicher. Case Keenum war gegen Carolina nicht und nicht und nicht und nicht in der Lage, irgendetwas in die Gänge zu bekommen. Und das in einer Partie, in der man mit einem 0:7-Rückstand ins vierte Viertel ging. Soll heißen: Die eigene Defense hat gegen Cam Newton und Co. ihren Job erledigt. Okay, Keenum gelang noch ein TD, aber erst 34 Sekunden vor Spielschluss, als es bereits zu spät war. Man muss Goff ja nicht gleich zum Starter befördern, aber in einer solchen Situation in einem für den weiteren Saisonverlauf richtungsweisenden Spiel kann man ihn schon mal bringen. Zwei Möglichkeiten: Head Coach Jeff Fisher ist einfach stur (meine Rede) oder Goff zeigt im Training nichts und ist am besten Weg zum Fehlgriff (ich hoffe nicht!).

Ziemlich viele unterhaltsame Spiele diese Woche, oder? Das hat sich bei den meisten von uns auch in einer guten Fantasy-Woche niedergeschlagen (dass ich die Einschränkung wegen Kollegen Kastler gewählt habe, ist ein böses Gerücht). Eines der unterhaltsamsten war für mich San Diego gegen Tennessee. Der Score von 43:35 deutet an, wie unterhaltsam es war. So richtig negativ werden diese Zeilen hier gar nicht, weswegen es nicht ganz in den roten Bereich passt, aber sagen wir mal, dieses Matchup steht hier, weil es einen Verlierer geben musste. Dass wir ein wenig mit unseren "Lieblings-Losern" aus Südkalifornien mitfiebern, ist eh kein Geheimnis mehr - wer in dieser Saison so viel Unvermögen zeigte, verdient ein bisschen Liebe. Diesmal haben sie es nicht vermasselt, was umso ärgerlicher für die Titans ist. Ja, Marcus Mariota agierte definitiv nicht fehlerfrei, aber ich kann mich nur wiederholen: Hier wächst ein Team heran, das uns in den kommenden Jahren viel Spaß bereiten wird. Ich schaue Mariota inzwischen wirklich gerne bei der Arbeit zu und hui, wenn man ihm einmal einen echten Go-To-Receiver zur Seite stellt, könnte richtig die Post abgehen. Vielleicht lernt Tennessee dann auch, Schnittpartien zu gewinnen. Denn ich fürchte, dieses Match in San Diego war so eine für die Titans - auch angesichts des Siegs von Indianapolis in Green Bay. Bei einem Erfolg hätte es in der AFC South viel besser ausgesehen. Aber wer weiß, was in den folgenden acht Wochen an Football passiert. Meine Damen und Herren: Lasset die entscheidende Saison-Phase beginnen!

Danke, lieber Kollege Altmann, das Titel-Lob nehme ich sehr gerne an. Von den tausenden Titeln, die ich mir tagtäglich ausdenke, hätte an diesem US-Wahltag auch noch ein anderer gepasst: "Let's make America Gronk again". Aber Rob Gronkowski hatte bekanntlich Bye - und dennoch hat New England gewonnen. So lassen wir das Thema dann auch wieder und sprechen über die Rushing-Performances. Man brauchte unter anderem 107 Yards um in dieser Woche den Top 5 anzugehören. Diese erlief Chris Ivory von den Jacksonville Jaguars, Jay Ajayi (Miami) hatte spät aber doch am Ende ganze 111 (nur 111? Really?) verbucht, Latavius Murray sorgte mit 114 Yards und drei Touchdowns für einen tollen Tag der Raiders. Mark Ingram kam nicht an meine vorausgesagten 500 gegen die 49ers heran, aber immerhin auf 158. Doch Melvin Gordon von den Chargers lief berauschende 196. Wie schön, dass sein Knopf in dieser Saison aufgegangen ist. Und warum sage ich das alles? Weil QB Colin Kaepernick von den 49ers mit 398 Yards der Passing Leader in dieser Kategorie an diesem Wochenende war. Ja, die Backs waren sehr stark in Week 9. Oder anders formuliert: Run-tastic!

Ähnlich geil waren meine Fantasy-League-Performances - zumindest was die Keeper-Ligen angehen. Winning isn't everything, it's the only thing, möchte ich an dieser Stelle Vince Lombardi zitieren. Während der sich wohl aktuell im Himmel fragt, was die Packers am Sonntag Abend so für einen Topfen gespielt haben, können sich die Indianapolis Colts mal ordentlich auf die Schulter klopfen. Wahrlich nicht jeder gewinnt im Lambeau Field. Und irgendwie war der Sieg - bis auf die Schlussphase - relativ souverän. Andrew Luck konnte sich sogar zwei Interceptions leisten und dennoch lief es für die Colts-Offensive. Gut, so ein Kickoff-Return-TD wirft einen schon nach vorne (oder, Miami?) und die Rückkehr von Donte Montcrief war auch schwer in Ordnung. Es wird langsam. Wenn die Colts jetzt auch mal zwei Siege hintereinander feiern, wären die Playoffs schon wieder um einen Hauch realistischer. Man darf gespannt sein, aber so ein Sieg hilft meistens. Nun kommen die Titans nach Indianapolis. Oder Win-dianapolis?

Mein Highlight der vergangenen Woche? Die Chicago Cubs gewinnen die World Series! Ja, ich weiß, das hat nicht viel mit der NFL zu tun, oder auch gar nichts, aber irgendwie schon auch doch ein wenig. Warum? Ich komme gleich darauf zu sprechen. Aber dieses Thema ließ keinen kalt. Warum auch? Die Freude bei Team und Fans war sicherlich einzigartig. Kein Wunder, nachdem die Cubs nach 108 Jahren wieder die World Series für sich entscheiden konnten. Das berührte auch die NFL-Gemeinde, keine Frage. Zumal diese Serie an Drama nicht zu überbieten war. Spiel 7, Extra Innings - und eine Regenpause? Are you kidding me? Wie auch immer - und sorry liebe Cleveland-Fans, aber euer Team hat diese Serie zumindest zu einer Kult-World-Series gemacht - die Cubs-Fans haben sich diesen epochalen Sieg und die noch epochalere Siegesfeier verdient. Die gute Nachricht für alle Fans von Teams, die einfach nichts reißen: Irgendwann ist das Leiden vorbei - never ever stop believing! Maximal dauert es 108 Jahre. Okay, machen wir einen kurzen Überblick. Wer muss am längsten auf einen Super-Bowl-Titel warten, den er schon geholt hat? (Sorry, Cardinals, Lions, Eagles, Titans, Chargers, Bills (vor allem ihr), Browns, Vikings, Falcons, Bengals, Jaguars, Panthers, Texans, die ihr noch nie die Super Bowl gewonnen habt...) Jets geht es mit der Liste los:

Rang Team Letzter Titelgewinn So viele Jahre ist es her
1 Jets 1969 47
2 Chiefs 1970 46
3 Dolphins 1974 42
4 Raiders 1984 32
5 Bears 1986 30
6 Redskins 1992 24
7 49ers 1995 21
8 Cowboys 1996 20
9 Rams 2000 16
10 Buccaneers 2003 13
11 Colts 2007 9
12 Steelers 2009 7
13 Saints 2010 6
14 Packers 2011 5
15 Giants 2012 4
16 Ravens 2013 3
17 Seahawks 2014 2
18 Patriots 2015 1
19 Broncos 2016 0

Ich habe mir das Thursday Night Game weitestgehend zu Gemüte geführt und ja, die Tampa Bay Buccaneers, sind so, wie es das Ergebnis gegen die Falcons vermuten lässt. Also stehen sie hier auch im roten Bereich. Aber als Mutmacher, für den ich mich halte, sage ich auch: Es gibt gute Anzeichen. Fangen wir bei QB Jameis Winston an. Der wäre eigentlich jetzt erst in seinem Senior Year, ist immer noch erst 22 Jahre alt und sammelt Erfahrung. Sein Spiel stimmt mich auf dem Boden als auch in der Luft zuversichtlich. Es gibt Mike Evans, es gibt Cameron Brate - es gäbe Doug Martin und Vincent Jackson. In jedem Fall gibt es Hoffnung. Natürlich, ich hätte Lovie Smith nicht gehen lassen, aber vielleicht kommen die Bucs auch irgendwann mal drauf, dass Kontinuität am Trainer-Sektor ganz hilfreich sein kann. Gebt diesen Bucs Zeit, sie werden kommen. Raiders-like!

Travis Kelce, das geht gar nicht! Ja, wir denken manchmal ähnlich über die Refs (siehe oben), aber sein Handtuch nach einem Schiri zu schmeißen, das ist zu viel des Guten und wurde zurecht mit einer Ejection geahndet. Obwohl ich dir, lieber Travis, inhaltlich Recht gebe, das war schon eine PI oder Face Mask in der Endzone. Aber es geht halt wirklich nicht. Gut, die Chiefs haben gewonnen, es ist nichts passiert, aber andersrum wäre diese Ejection ganz anders thematisiert worden. Etwa in den Playoffs.

Die AFC North.

Wir picken jede Woche die Teilnehmer der Super Bowl LI, die am 5. Februar kommenden Jahres in Houston, Texas, stattfinden wird.

Das NRG Stadium war bereits einmal Schauplatz eines NFL-Endspiels - die New England Patriots bezwangen dort 2004 die Carolina Panthers mit 32:29.

Wir sind wie immer zuversichtlich, in irgendeiner Woche mit einem Pick richtig zu liegen - spätestens nach den Conference Finals...

BERNHARD KASTLER und sein Week-9-Pick:

Seattle Seahawks vs. Buffalo Bills

Yes, I can.

Week

NFC-Team AFC-Team
01 Arizona Cardinals Pittsburgh Steelers
02 Seattle Seahawks Denver Broncos
03 Philadelphia Eagles New England Patriots
04 Minnesota Vikings Denver Broncos
05 Dallas Cowboys New England Patriots
06 Atlanta Falcons New England Patriots
07 New York Giants San Diego Chargers
08 Green Bay Packers Kansas City Chiefs

PETER ALTMANN und sein Week-9-Pick:
Dallas Cowboys vs. Oakland Raiders
Mal ein bisserl was für Football-Historiker: Diese Super-Bowl-Paarung gab es tatsächlich noch nie, wenngleich es in der ersten Hälfte der Super-Bowl-Ära durchaus eine Kunst gewesen sein muss, dass sich die beiden Franchises aus dem Weg gingen (war leider teilweise vor meiner Geburt). Außerdem: Ein AFC-Championship-Game von Oakland in New England und süße Rache hätte doch was. Wer die NFL schon eine Zeit lang verfolgt, weiß, was ich meine (#TuckRule). Und Dallas in Texas in einer Super Bowl in Houston. Why not?

Week

NFC-Team AFC-Team
01 Green Bay Packers New England Patriots
02 Carolina Panthers New England Patriots
03 Minnesota Vikings New England Patriots
04 Seattle Seahawks New England Patriots
05 Arizona Cardinals New England Patriots
06 Atlanta Falcons New England Patriots
07 Green Bay Packers Denver Broncos
08 Seattle Seahawks Oakland Raiders

In dieser Kategorie lassen sich die beiden NFL-Redakteure von LAOLA1 zu "Bold Predictions" für Woche 10 hinreißen - wie immer ohne Gewähr!

BERNHARD KASTLER über Week 10

  • Okay, aber jetzt wirklich: Cleveland schlägt den überragenden Division-Leader aus Baltimore im Thursday Night Game. Mit acht Punkten Unterschied.
  • Jared Goff überragt Bryce Petty im alten Städte-Duell-Klassiker Los Angeles gegen New York. (2015 hätte ich mir diesen Satz eher nicht vorstellen können...)
  • Der Touchdown Tuesday verzeichnet in dieser Woche zumindest 107 Kommentare. (Und wäre damit sicher in den Top 5 der meist kommentiertesten Touchdown Tuesdays aller Zeiten. Okay, er wäre Nummer 1.)
PETER ALTMANN über Week 10
  • Shootingstar? Jay Ajayi schafft in San Diego keine 30 Rushing Yards (Und ja, das ist ein bisserl Fantasy-Jinx, ich stelle ihn natürlich auf!)

  • Seattle wird in New England von den Referees benachteiligt. (Ja, das ist eine Re-Bold-Prediction, but it never gets old)

  • Ein Eichhörnchen ist doch gar nichts! Bei Tennesee gegen Green Bay werden aus dem Zoo in Nashville ein Bär und ein Löwe vorbeischauen, um den "Division-Rivalen" zu ärgern.

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