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User Endzone: Das will niemand sehen!

Episode #7: Nur mehr ein Team ungeschlagen, doch dieses glänzt nicht, wie man es von ihnen eigentlich kennt. Auch die Fans zeichneten sich nicht unbedingt aus.

User Endzone: Das will niemand sehen!

Woche 7 der NFL ist absolviert und damit ist für unsere User wieder Zeit, auf die Leistungen zu blicken. Während es mit den Chiefs nur mehr ein ungeschlagenes Team gibt, straucheln bei anderen Franchises die Offenses. Zudem schreitet der Aderlass durch Verletzungen bei allen Teams voran.

In dieser Woche waren Neo und Floreich11 für euch im Einsatz:

Die 30 größten Monster-Verträge der NFL


Detroit Lions

31:29 bei den Minnesota Vikings

by Neo

Beginnen wir mit dem Top-Spiel der NFC North. Für neutrale Fans gab es am Wochenende im U.S. Bank Stadium einen echten Nail-Biter zu sehen: Die Detroit Lions besiegten die bisher ungeschlagenen Minnesota Vikings (für mich das Überraschungs-Team der Saison bisher!) dank eines Field Goals vom bisher perfekten Kicker Jake Bates 15 Sekunden vor Ende der Spielzeit. Während es für die Lions der fünfte Sieg war, verloren die Vikings erstmals in dieser Saison.

Über die Lions wurden in den vergangenen Wochen immer wieder Worte verloren. Das Team ist derzeit in Top-Form und scheint auch trotz Verletzungen von Schlüsselspielern – insbesondere an der D-Line (DE Hutchinson und DT Peko) – in der Lage zu sein, gegen jeden Gegner zu gewinnen.

Das ist nur möglich, weil die Offense nach Startschwierigkeiten zu Saisonbeginn wieder auf konstant hohem Niveau performt und auch der von mir oft kritisierte Jared Goff seine bisher vielleicht beste Saison spielt. Der Quarterback wartet mit einer unfassbaren Completion-Quote auf. Playmaker wie WR Amon Ra-St. Brown, RB Jahmyr Gibbs und David Montgomery oder TE Sam LaPorta überzeugen, aber auch die "zweite Reihe" mit WR Kalif Raymond oder Tim Patrick haben immer wieder wichtige Catches.

Nicht genug loben kann man die O-Line und den Coaching Staff rund um Dan Campbell. Aber was OC Ben Johnson da in den letzten Jahren bei den Lions kreiert hat, ist schon sehr geil und schön anzusehen. Und trotz Verletzungspech glaube ich daran, dass das Team wieder mindestens in das Championship Game der NFC kommen kann.

Kommen wir nun zu den Vikings: Ich bin extrem angetan von diesem Team, weil ich da eigentlich vor der Saison keinen Playoff-Kandidaten gesehen habe. Und auch gegen die Lions war das aus meiner Sicht, mit Ausnahme des zweiten Viertels, in welchen man sich 21 unanswered Points einschenken ließ, eine bockstarke Leistung: HC Kevin O’Connell hat ein geiles Team und Spielsystem aufgebaut – und das mit Sam Darnold als QB, den viele schon abgeschrieben haben.

Darnolds größere und kleinere Fehler sind es jedoch auch, die dieses Team noch etwas zurückhalten. Die überraschend starke O-Line verschafft ihm eigentlich viel Zeit, aber Darnold macht noch zu wenig draus. Das ist der Grund, weshalb die Vikings meiner Meinung kein wahrer Super-Bowl-Contender sind - zumindest noch nicht.

Über das suboptimale Time-Out und Clock-Management könnte man an dieser Stelle ebenfalls einige Worte verlieren. Aber ich denke, dass die Vikings ein sehr stabiles Team mit einem funktionierenden Game-Plan sind. Das werden sie am kommenden Donnerstag gegen die (nicht zu unterschätzenden) Rams wieder zeigen.

Für die Spannung in der hart umkämpften NFC North war die Vikings-Niederlage insbesondere für neutrale NFL-Fans wohl das Best-Case-Szenario.


New Orleans Saints

10:33 gegen die Denver Broncos

by Floreich11

"From Hero to Zero" beschreibt die Saison der Saints bisher perfekt. Während man in den ersten beiden Wochen der Saison noch aus allen Kanonenlöchern feuerte und die Gegner quasi überrollte, zeichnet sich seither ein absoluter Negativtrend ab. Vorwegnehmen muss man natürlich, dass die Saints, neben Starting QB Derek Carr, verletzungsbedingt auf viele Spieler verzichten müssen. Aber bei welchem NFL-Team ist das momentan nicht so?

Während man in der letzten Woche gegen die Bucs zumindest in Hälfte eins auf Augenhöhe spielte, hatte man gegen die Broncos während des gesamten Spiels weder offensiv noch defensiv Zugriff. Besonders das zu Beginn der Saison sehr starke Running Game scheint abgemeldet zu sein und die Defense schafft es nicht mehr, Druck auf den gegnerischen QB auszuüben und schon gar nicht das Running Game zu stoppen.

Nach Woche 2 fand man die Saints in vielen Powerrankings in den Top-10, inzwischen muss man schon sehr weit nach hinten, um sie zu finden.


Russell Wilson

264 Yards, 2 Passing TDs & 1 Rushing TD

by Floreich11

"Let Russell cook", hieß es für viele Jahre in Seattle, bevor Wilson eine unrühmliche Saison in Denver verbrachte und bereits als "washed" bezeichnet wurde. Nach Verletzungsproblemen zu Beginn der Saison sah es bereits so aus, als würde die Starterrolle bei Justin Fields, der für seine Verhältnisse groß aufspielte, bleiben. Viele NFL-Experten und auch Fans der Steelers sahen keinen Grund, Wilson aufs Feld zu bringen.

Diese Kritiker wurden zumindest im ersten Auftritt von Wilson Lügen gestraft. Der ehemalige Super-Bowl-Sieger hob die Offense der Steelers offensichtlich auf ein neues Level und überzeugte durch seine Leistung gegen eine starke Jets-Defense.

Es war auf jeden Fall ein starkes Comeback, das mit Sicherheit den ein oder anderen Steelers-Fan vom ganz großen Erfolg träumen lässt.


Fans der Cleveland Browns

by Floreich11

Es ist eine Sache, den nicht unbescholtenen Quarterback der eigenen Mannschaft nicht auf dem Spielfeld sehen zu wollen, aber diesen bei einer derart schlimmen Verletzung auszubuhen bzw. sich dann darüber zu freuen, ist ein absolutes No-Go.

Zur Information: Deshaun Watson hat sich im zweiten Viertel gegen die Bengals ohne Fremdeinwirkung einen Achillessehnenriss zugezogen und lag danach sichtlich unter Schmerzen am Spielfeld. Manche Fans der Browns nahmen dies zum Anlass, ihren Spielmacher auszubuhen. Zusätzlich waren manche Browns auf Social Media sichtlich erfreut darüber, dass Watson nun für längere Zeit nicht am Spielfeld stehen wird.

So etwas geht gar nicht. Das Dilemma rund um die Watson-Verpflichtung der Browns nimmt damit ganz neue Formen an und wird wohl für keine Seite ein gutes Ende nehmen.


Ricky Pearsall

(San Francisco 49ers)

by Neo

Zugegeben, es gab in dieser Rubrik auch andere verdiente Kandidaten (z.B. Brian Thomas von den Jets) mit besseren Leistungen. Bei den 49ers läuft es diese Saison noch nicht wirklich rund, wie man am Record unschwer erkennen kann. Das gesamte Team hinkt der Erwartung aus den (erfolgreichen) Vorjahren hinterher, auch war man gegen nicht überzeugende Chiefs (der Kollege Floreich hat das bereits thematisiert) am Wochenende chancenlos.

Nun hat man auch noch WR Brandon Aiyuk mit einer schweren Knieverletzung verloren, der erst im August einen Vertrag für eine Summe von 120 Millionen US-Dollar unterschrieben hat. Seine Kollegen Deebo Samuel und Juan Jennings spielten wegen Verletzungen und Krankheit ebenfalls nicht.

Das brachte die Chance für Erstrunden-Pick WR Ricky Pearsall, der im zweiten Viertel seinen ersten Karriere-Pass gefangen hat. Das ist deshalb bemerkenswert, da diesem erst vor 50 Tagen in die Brust geschossen wurde und wahnsinniges Glück hatte, dass keine Organe verletzt wurden und Folgeschäden ausblieben. Was hierzulande kaum vorstellbar ist, ist im waffenaffinen Amerika ein gesellschaftliches Problem und Normalität: Waffenbesitz und Schießereien gehören dort zum Leben dazu.

Ich würde mir oft wünschen, dass amerikanische Sportlerpersönlichkeiten offener das Waffenproblem in Amerika ansprechen: Aber wir sind eine Sportseite und wollen das deshalb nicht weiter beurteilen. WR Pearsall beendete das Spiel mit drei Catches für 21 Yards. Ich wünsche ihm, dass noch einige dazu kommen. Die Chancen stehen bei der Verletzungsmisere der 49ers jedenfalls nicht schlecht.


1,4 zu 0,8

by Floreich11

Diese Zahl ist momentan das ungefähre Verhältnis von Touchdowns zu Interceptions pro Spiel in der bisherigen Saison. Doch ist dieses Verhältnis so viel schlechter als in den Jahren zuvor, oder trügt der Eindruck, dass momentan besonders wenige Touchdowns und viele Interceptions geworfen worden?

Im Vergleich zur letztjährigen Regular Season decken sich die Zahlen beinahe. Wenn man jedoch die Zahlen vom Ende der 2010er Jahre heranzieht, geht das Verhältnis eher in Richtung 1,7 zu 0,7. Man erkennt also schon einen Trend in Richtung von weniger Touchdowns.

Auch die Passing Yards per Game nehmen pro Jahr stetig ab. Waren es 2020 noch 247 Yards, sind wir inzwischen bei gut 230 Yards pro Spiel. Die Gründe dafür sind mannigfaltig und bräuchten wohl einen eigenen Text. Doch vor allem die Cover-2-Defenses mit zwei hohen Safties haben den tiefen Pass sehr erschwert.

Zusätzlich sind die Linebacker agiler geworden und können somit besser gegen den Pass verteidigen bzw. in Coverage spielen. Was glaubt ihr, wo die Gründe liegen? Wird dadurch in der Zukunft das Running-Game wieder wichtiger und die RBs wieder besser bezahlt?


Floreich11:

Die Chiefs stolpern bisher etwas durch die Saison und sind trotzdem das einzige verbleibende ungeschlagene Team. Es gab eigentlich bisher keinen wirklich glatten Sieg: Mal führten wenige Zentimeter zum Sieg. Mal gab es strittige Entscheidungen der Refs und meist überzeugte vor allem die Offense der Chiefs nicht. Doch trotzdem sind die Chiefs für mich weiterhin eines der gefährlichsten Teams der Liga. Aber warum?

Die Chiefs haben sich in der Mahomes-Zeit extrem verändert. Von einem Offensivspektakel zu einem sicheren Spiel, in dem vor allem die Defense kontrolliert. Das erinnert in Zügen an die New England Patriots in der Tom-Brady-Ära.

Die Defensive unter Steve Spagnuolo spielt im Kollektiv groß auf, stellt sich auf jeden Gegner sehr gut ein und nimmt ihm damit die Stärken (sei es das Laufspiel oder das Passspiel), wodurch in den letzten 15 Spielen lediglich drei Teams über 20 Punkte erzielten. Damit nimmt man Druck von der hinkenden Offense und begibt sich nicht in Shootouts.

Die Offense ist im Gegensatz weit entfernt von Dominanz, aber bewegt den Ball kontinuierlich durch einen Mix aus Run- und Passgame und punktet regelmäßig. Hier machen sich natürlich auch die Verletzungen (Rashee Rice, Marquise Brown, Juju Smith-Schuster, Isiah Pacheco) und das steigende Alter von Travis Kelce bemerkbar.

Doch trotz dieser Probleme in der Offense und gerade wegen der Dominanz der Defensive finden Andy Reid und Patrick Mahomes immer wieder Wege Spiele zu gewinnen. Obwohl mit den Bills in Woche 11 aus meiner Sicht nur mehr ein richtiger Härtetest in der Regular Season wartet, glaube ich nicht, dass die Chiefs ohne Niederlage durch die Regular Season marschieren.

Aber spätestens in den Playoffs auch offensiv wieder ihr Potenzial abrufen können...

Neo:

Ich möchte mal was ganz Anderes ansprechen: Wie geht es auch mit DAZN, die letztes Jahr den GamePass übernommen bzw. abgelöst haben? Seid ihr zufrieden mit dem Angebot? Wie zufrieden seid ihr mit den Übertragungen auf Free-TV?

Ich muss ehrlich sagen, ich habe den GamePass geliebt und war in der Vergangenheit immer wieder gerne bereit, das Abonnement dafür abzuschließen. Seit der großen Änderung der Übertragungs- und Vermarktungsrechte in Europa habe ich jedoch immer wieder Probleme: Mal hängt der Stream, mal ist die Bildqualität nicht gut, mal hört man den Kommentar nicht.

Auch wenn man Spiele im Re-Live oder in einer 40-minütigen Zusammenfassung anschauen will, werden manchmal spielentscheidende Szenen rausgeschnitten, was es bei der "alten Version" schlicht nicht gab. Zu den Übertragungen aus Deutschland möchte ich sagen, dass mir das neue Format besser gefällt als dieses rein auf Unterhaltung gedrillte Slapstick-Übertragungen auf ProSieben.

Ich vermisse allerdings eine Übertragung mit österreichischem Kommentar schon sehr, Eschelböck & Reiterer waren Kult, so wie auch Heinz Prüller bei den Formel-1-Übertragungen vermisse – das hat einfach einen hohen Nostalgiewert. Aber vielleicht werde ich auch einfach alt :-)

Ich bin sehr gespannt, wie ihr das seht...


NFL: Das Power Ranking vor Week 7

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