Die Super-Bowl-Paarung steht fest! Die Philadelphia Eagles bekommen es am 10. Februar im großen Endspiel der NFL mit den Kansas City Chiefs zu tun.
Um das Championship-Weekend etwas genauer zu analysieren, gibt es wieder eine User Endzone. Eure Hosts sind Fredix und mundafinga.
Die 15 größten Stadien Nordamerikas
Howie Roseman
(General Manager Philadelphia Eagles)
by Fredix
Man kann Howie Roseman bereits jetzt als den Architekten der erfolgreichsten Episode in der Geschichte der Eagles bezeichnen: Ist es doch bereits die dritte Super-Bowl-Teilnahme mit ihm als GM, in der gesamten Zeit davor stehen wiederum nur zwei zu Buche.
Saquon Barkley ist zu recht in aller Munde und hat wohl sämtliche Erwartungen übertroffen, aber vor allem die Defense präsentierte sich diese Saison runderneuert und bärenstark: In der Secondary haben neben Rückkehrer C.J. Gardner-Johnson die beiden Rookie-CB Quinyon Mitchell und Cooper DeJean voll eingeschlagen und Neuzugang LB Zack Baun hat nicht nur die beste Saison seiner Karriere gespielt, sondern wurde auch in die All-Pro-Auswahl gewählt.
So schließt sich nun gewissermaßen der Kreis, wenn die Eagles, wie schon vor zwei Jahren, den Chiefs gegenüberstehen, am Anfang ihres nunmehr möglichen Three-Peats und nun als letztes Hindernis.
Josh Allen und die Buffalo Bills
29:32 gegen die Kansas City Chiefs
by mundafinga
Zum vierten Mal innerhalb von fünf Jahren musste Josh Allen mit seinen Bills in den Playoffs gegen Patrick Mahomes und seine Chiefs ran – und zum vierten Mal ging Allen als Verlierer vom Platz. Bei dieser Horror-Serie werden unweigerlich Erinnerungen an die frühen Neunziger wach, als Buffalo vier Mal in Serie in der Super Bowl stand und allesamt verlor. Damals jedoch waren es zum Teil recht deutliche Pleiten, ganz anders als in der Allen-Mahomes-Rivalität, wo in aller Regel Kleinigkeiten entscheiden. Erneut war es ein One-Score-Game, erneut spielte Allen selbst ein tolles Spiel, aber am Ende sind es wieder die Chiefs, die in der Super Bowl stehen und Allens erste Super-Bowl-Teilnahme verhinderten.
Doch woran liegt es, dass die Bills ihren Erzfeind der letzten Jahre wieder nicht biegen konnten? Zunächst einmal: Die Schiedsrichter waren dieses Mal nicht schuld. Es gab einen 4th-Down-Versuch (QB-Sneak von Allen), der auf den Fernsehbildern eher nach einem neuen 1st-Down als nach Turnover on Downs aussah, aber da sind wir weit weg von einer klaren Fehlentscheidung.
Trotzdem war genau das einer der Hauptgründe für die Niederlage: In mehreren Short-Yardage-Situationen ließ Bills-Play-Caller Joe Brady Josh Allen durch die Mitte laufen/sneaken, was Kansas City mehrmals stoppen konnte und so Punkte verhinderte bzw. den Ball zurückbekam.
Generell war Bradys Playcalling auffällig konservativ. Neben den sehr offensichtlichen QB-Sneaks durch die Mitte callte er ungewöhnlich viele Screens, die nicht funktionierten und von den Chiefs extrem aggressiv verteidigt wurden (was keineswegs überraschend ist, wenn man Steve Spagnuolos Defense ein bisschen analysiert). Außerdem nutzte er James Cook viel zu wenig, obwohl dieser enorm erfolgreich und effizient lief (6,5 Yards per Carry).
Auf der anderen Seite konnte Buffalos Defense die Offense der Chiefs kaum stoppen. Speziell in der ersten Hälfte machte Mahomes was er wollte. Ohne den unerzwungenen Fumble bei der Ballübergabe wäre die Halbzeitführung vermutlich schon höher als nur fünf Punkte gewesen. Trotzdem hatten die Bills das Spiel und ihr Schicksal in Hälfte zwei mehrmals selbst in der Hand und hatten gefühlt zu wenig Mut, den man gegen diese Chiefs einfach braucht.
Bezeichnend aber auch, dass KC die ganze Saison nicht mehr als 30 Punkte aufs Scoreboard brachte, genau in diesem Spiel, gegen den Erzfeind und um den Einzug in die Super Bowl machen sie 32 Punkte. Ein gutes Pferd springt eben nicht höher als es muss – das zeigen die Chiefs schon die ganze Saison.
Jalen Hurts
(20/28 für 246 Passing Yards & 1 TD, 16 Rushing Yards & 3 TDs)
by mundafinga
Ja, wir wissen alles, dass eigentlich schon wieder Saquon Barkley an dieser Stelle stehen sollte. Aber wer will schon jede Woche dasselbe lesen? Darum möchte ich heute Jalen Hurts, den zuletzt stark kritisierten Quarterback der Eagles loben.
Es ist offensichtlich, dass Hurts körperlich aktuell nicht bei 100% ist. Auch seine viel gelobte O-Line hat mit ordentlich Verletzungssorgen zu kämpfen und ließ gegen Washington deutlich mehr Pressure zu als Hurts gewohnt ist. Trotzdem ging der 26-Jährige QB keinem Tackle aus dem Weg, warf als Runner alles hinein was er hatte, sorgte für drei Touchdowns am Boden und lieferte auch im Passspiel eine tadellose Leistung ab.
Nun hat er zwei Wochen Zeit, um rechtzeitig zu seiner zweiten Super-Bowl-Teilnahme topfit zu sein. Vermutlich wird es gegen gegen Kansas City nicht reichen, den Ball bis zum Umfallen zu laufen. Dann wird es darauf ankommen, ob Hurts seine Qualitäten als Passer beweisen kann.
Ballverluste der Washington Commanders
by mundafinga
Erfolgsrezept für Underdogs, um in einem Playoffspiel für eine Überraschung zu sorgen:
* Time of Possession für sich entscheiden. Dafür sorgen, dass die gegnerische Offense viel an der Seitenlinie steht.
* Aggressivität im Playcalling, 4th-Downs ausspielen und converten. Touchdowns statt Field Goals.
* Turnover vermeiden bzw. Turnover Battle gewinnen.
So fantastisch dieser Game Plan letzte Woche gegen den haushohen Favoriten Detroit funktioniert hat, so schlecht fällt das Fazit zum Spiel gegen Philadelphia aus.
* Das Thema Time of Possession sah zu Beginn noch gut aus, aber auch nur weil die Eagles in Hälfte eins gefühlt bei jeder Possession in Windeseile scorten. Am Ende hatte Philly sogar mehr Ballbesitz.
* 4th-Downs hat Washington wie üblich fleißig ausgespielt, auch mit mehr Erfolg als der Ligadurchschnitt (4 von 6), allerdings nicht so erfolgreich wie sonst diese Saison (unfassbare 80%). Mit Touchdowns sah es jedoch sehr schlecht aus, drei Field Goals in Hälfte eins zeugen von vielen liegengelassenen Punkten.
* Das Hauptproblem waren jedoch vier Turnover, während die Eagles völlig ohne Ballverlust blieben. Die Interception von Jayden Daniels spät im Spiel würde ich gar nicht schwer gewichten, da musste Washington Risiko gehen. Die drei Fumbles (zwei davon in Hälfte eins) waren jedoch einfach zu viel, das konnte auch Jayden Daniels nicht wieder gutmachen. Man kann hier natürlich auch die starke Eagles-Defense und die Ballhawks um Zack Baun hervorheben, doch in Sachen Ball Security haben Dyami Brown, Jeremy McNichols und Austin Ekeler definitiv noch Nachholbedarf.
Trotz allem war diese Saison ein massiver Erfolg für Washington, man hat den Quarterback der Zukunft gefunden und das Titelfenster geht gerade erst auf. Die meisten Experten hatten Washington eher in der Verlosung um einen Top-5-Pick als um den Super-Bowl-Einzug gesehen, insofern ist Washington bereits weit vor dem Plan. Bleibt nur zu hoffen, dass das Team in der Offseason sinnvoll verstärkt wird und der Weg geduldig weiter gegangen wird.
Xavier Worthy
(6 Receptions, 85 Receiving-Yards, 1 TD, 16 Rushing Yards)
by Fredix
Die Nummer-1-Anspielstation von Patrick Mahomes ist und bleibt Travis Kelce. Doch dahinter hat sich Rookie Xavier Worthy als produktivster WR etabliert.
Über die Saison war er hinter Kelce für die meisten Receiving Yards verantwortlich und gegen die Bills der Leading Receiver. Ironie der Geschichte, dass er von den Chiefs mit einem Pick gedraftet wurde, den sie im Tausch von den Bills erworben haben... Liebe Bills, wenn die Chiefs wieder während des Drafts anrufen: Hebt nicht ab!
1991
by Fredix
Im NFC-Championship-Game der Saison 1991 standen sich die Detroit Lions und die Washington Redskins gegenüber. Für beide sollte es für längere Zeit die letzte Teilnahme am Conference-Championship-Game gewesen sein.
Die Lions beendeten ihre Durststrecke vergangene Saison und die nunmehrigen Commanders zogen heuer nach. Während die Lions dafür drei Jahre lang unter Dan Campbell ein Team aufgebaut haben und nun gut positioniert für die kommenden Saisonen dastehen, gelang den Commanders dieses Kunststück quasi über Nacht und für viele, mich eingeschlossen, überraschend mit First-Year-Head-Coach Dan Quinn und Rookie-QB Jayden Daniels.
Nicht zuletzt AustrianViking hat die "Nachhaltigkeit" des Erfolgs der Commanders vergangene Woche thematisiert und so unterschiedlich die Geschichten auch sein mögen, eines gilt für beide Teams: Erfolg in einer Saison garantiert überhaupt nichts für die Nächste. Vielleicht stehen wir in ein paar Jahren da und sagen uns, so nahe wie 2023 bzw. 2024 waren sie einer Super Bowl nie wieder.
Angesichts der attraktiven, offensiven Spielweise beider Teams hoffe ich es im Sinne spektakulärer und unterhaltsamer Spiele nicht, dass es wieder gut 30 Jahre dauert, bis sie erneut an einer Super-Bowl-Teilnahme anklopfen, aber man hat wie gesagt keine Garantie dafür, es in der kommenden Saison wieder genauso weit oder sogar weiter zu schaffen.
mundafinga:
Zunächst einmal: Analytics haben auf jeden Fall ihren Sinn, Football ist ein Sport, der extrem viele Statistiken produziert und es macht Sinn, diese mathematisch auszuwerten. Aber ich denke, teilweise lassen sich Teams dadurch dazu verleiten, über-aggressiv zu sein oder ein bisschen den Blick aufs Wesentliche zu verlieren.
Eine konkrete Sache, die mir immer wieder auffällt, ist, dass Teams oft viel zu früh Two-Point-Conversion versuchen. Auch beim Spiel der Bills gegen die Chiefs war das wieder mal so. Kurz vor der Halbzeit verkürzt Buffalo auf 16:21, mit Extra Punkt wäre es 17:21 gewesen. Stattdessen versuchen sie es für zwei Punkte, scheitern und gehen mit einem 4-Punkte-Rückstand in die Halbzeit. Zu dem Zeitpunkt dachte ich mir, ob sie das mal nicht noch bereuen.
Nach der Halbzeit machen sie einen weiteren Touchdown, liegen nun mit 22:21 vorne, versuchen wieder die Two-Point Conversion, weil ihnen der eine Punkt fehlt, damit sie ein Field Goal vorne sind und scheitern erneut.
Als nächstes scoren die Chiefs, stellen auf 27:22 und gehen für zwei, damit sie den TD vorne sind, erhöhen auf 29:22. Zur Erinnerung, mit zwei Punkten mehr hätte Buffalo 24 Punkte gehabt, die Chiefs wären sicher nicht für zwei gegangen, es würde 28:24 stehen. Die Bills bringen danach nochmal sieben Punkte aufs Board, gleichen somit aus, könnten aber drei Punkte vorne sein. Die Chiefs hätten mit dem Field Goal am Ende nur ausgleichen und nicht in Führung gehen können, die komplette Dynamik am Ende des Spiels wäre eine andere gewesen.
Mir ist klar, dass das rein hypothetische Gedankenspiele sind. Aber es ist realistisch, dass sich das so entwickelt hätte und es sind einfach sinnlose Punkte, die Buffalo da liegengelassen hat, weil sie viel zu früh für zwei gegangen sind, ohne zu wissen, wie sich der Spielstand noch entwickeln würde. Und dieses Thema fällt mir immer wieder mal auf.
Vielleicht ergeben die Analytics ja irgendwann doch mal, dass manche Dinge nicht so schlau sind und man mit ständigem Risiko auch nirgends hinkommt. Aber den Bills hilft das heuer auf jeden Fall nicht mehr…
Fredix:
Die Kansas City Chiefs werden oft angefeindet und viel ist darüber zu lesen, dass sie von den Schiedsrichtern bevorzugt würden. Auch an dieser Stelle hat sich Sportfan_1990 vergangene Woche ausführlich diesem Thema gewidmet.
Ich kann auch verstehen, dass Fans aller anderen Teams nicht gerade begeistert sind beim Gedanken an die "nächsten Patriots". Aber New England ist ein passender Vergleich: Ich bin kein Fan der Patriots, dennoch zolle ich Brady und Belichick Respekt für das, was sie erreicht haben.
"Rekorde sind dazu da, um gebrochen zu werden", sagte mir jemand, als ich mich damals wenig begeistert über die Aussicht eines weiteren Super-Bowl-Sieges der Patriots geäußert habe und "freu dich doch, dass es zu Lebzeiten passiert und du es mitverfolgen kannst." Recht hat er gehabt.
Ich muss sie nicht mögen, aber ich bewundere ihre Erfolge und Leistungen und ähnlich halte ich es jetzt mit den Chiefs: Ich bin gespannt auf die Super Bowl, die Aussicht, einen historischen dritten Sieg in Folge miterleben zu können und freue mich schon unabhängig vom Ausgang auf die Partie.