Langsam kommen wir alle in der NFL-Saison an. Erste Tendenzen zeichnen sich ab, erste Fragezeichen werden langsam beantwortet.
Wir lassen Week 4 wieder in der User Endzone Revue passieren!
Auch in dieser Woche haben sich wieder zwei LAOLA1-User die Zeit genommen, den vergangenen NFL-Spieltag für euch aufzurollen. Dieses Mal waren mundafinga und neo im Einsatz.
Die 30 größten Monster-Verträge der NFL
Tampa Bay Buccaneers
(33:16-Sieg gegen die Philadelphia Eagles) – by mundafinga
Zugegeben, die Offense der Philadelphia Eagles ist zurzeit stark verletzungsgebeutelt, diese Unit bei 16 Punkten zu halten ist nicht die ganz große Überraschung. Dass die Offense der Buccaneers aber selbst heuer wieder auf allen Zylindern feuert, konnte man nicht unbedingt erwarten.
Viele Experten erwarteten einen Rückschritt von Baker Mayfield und der Passing Offense. Das Laufspiel war sowieso seit Jahren nicht die Stärke des Teams. Nach vier Wochen steht Tampa Bay jedoch bei 3-1, Baker Mayfield attackiert weiterhin aggressiv und vertikal, das Wide Receiver-Duo Evans und Godwin sieht wie eines der besten der Liga aus und selbst das Laufspiel wirkt dank dem talentierten Rookie Bucky Irving zunehmend gefährlich.
Die Niederlage in der Vorwoche gegen die Broncos kann man mit einem unglücklichen Spielverlauf und einer unerwartet starken Denver-Defense (Top 3 Scoring-Defense nach vier Wochen) argumentieren.
Nun warten allerdings die Wochen der Wahrheit, der Spielplan meint es nämlich nicht gut mit den Bucs: In den kommenden sechs Wochen kommt es zu Duellen mit den Falcons (2x), Saints, Ravens, Chiefs und 49ers. Mal sehen, ob Todd Bowles‘ Team danach noch im Rennen um die Playoffs dabei ist.
Jacksonville Jaguars
(20:24-Niederlage gegen die Houston Texans) – by mundafinga
Gegen die Houston Texans mit vier Punkten Unterschied zu verlieren, ist per se keine Schande und macht einen nicht zum Verlierer der Woche. Tatsächlich war die Leistung gegen den Divisionsrivalen gar nicht so schrecklich.
Wenn man nach vier Wochen allerdings das einzige sieglose Team in der Liga ist und nebenbei saisonübergreifend acht der letzten neun Spiele verloren hat (einziger Sieg Ende letzter Saison gegen ein desaströses Panthers-Team), dann hat man sich diese Nominierung redlich verdient.
Von der Anfangseuphorie unter Head Coach Doug Pedersen ist in Jahr 3 nichts mehr übrig. Die Kluft zwischen Anspruch (Eigentümer Shahid Khan bezeichnete das Team vor gerade mal einem Monat als das beste Jaguars-Teams aller Zeiten) und Realität könnte kaum größer sein.
Bei genauerer Betrachtung sind die Eckpfeiler dieses Teams nämlich schnell aufgezählt. Mir fehlt ein bisschen die Fantasie, wo kurzfristig eine Leistungssteigerung herkommen soll. In den kommenden drei Wochen warten die Colts, Bears und Patriots. Bei zwei oder gar drei Niederlagen dürften Pedersens Tage gezählt sein.
Nico Collins, WR, Houston Texans
(12 Receptions, 151 Receiving Yards, 1 TD) – by mundafinga
Vor der Saison war nicht klar, wer Houstons Nummer-1-Receiver und C.J. Strouds bevorzugte Anspielstation werden würde. Es hätte genauso gut der von Buffalo gekommene Stefon Diggs oder Tank Dell, der zusammen mit Stroud gedraftet wurde und eine tolle Rooie-Saison hatte, sein können.
Nach vier Spielen ist die Antwort allerdings sehr klar: Es ist Nico Collins und zwar nicht einmal knapp. Der 25-Jährige fing beim Sieg gegen die Jaguars nicht nur 12 Pässe für 151 Yards und einen Touchdown, sondern führt nach Week 4 die NFL in Receiving Yards an. 489 Receiving Yards sind mehr als 100 Yards mehr als der Zweitplatzierte in dieser Kategorie (Super-Rookie Malik Nabers). Diese Saison erlebt Collins endgültig den Aufstieg zum Superstar.
Offense der Miami Dolphins
by neo
Es hilft natürlich nicht, wenn man in vier Wochen drei verschiedene QBs aufstellt. Da tut mir auch das jüngste "Opfer" Tyler Huntley leid, der gegen die Titans spielte.
Aber die 184 Yards (davon 78 durch das Laufspiel!), welche die Dolphins am Montag gegen die Titans produziert haben, sind schon arg wenig. Vor allem, wenn man bedenkt, dass man immer noch Playmaker wie Tyreek Hill, De’Von Achane, Jaylen Waddle und Jonnu Smith am Feld stehen hat. Hier muss schleunigst Konstanz und eine Leistungssteigerung her.
Doch die Zeiten, in welchen die Dolphins in den Vorjahren die gegnerischen Defenses spektakulär auseinandergenommen haben, scheinen vorerst mal vorbei zu sein. Dazu kommt noch eine äußerst löchrige Defense, die sich von Backup Mason Rudolph 31 Punkte einschenken lässt.
Für mich gehören die Phins zu den Enttäuschungen der Saison und dass man nach dem bitteren Aus von Starting-QB Tua Tagovailoa angesichts seiner Verletzungshistorie keinen Plan B im Köcher hat, ist schon richtig fahrlässig. Schade um ein ansonsten mit starken Playmakern besetztes Team, aber so schaut es nach einer verdammt langen und enttäuschenden Saison für die Phins aus – leider!
Jayden Daniels
(26/30, 233 Yards, 1 TD, 1 INT) by neo
Ja, die Commanders stehen bei 3-1 und sind für mich eines der Überraschungsteams der Saison. Ich hatte sie ehrlich gesagt nach der Offseason, wo es doch einige schmerzhafte Abgänge insbesondere auf der defensiven Seite des Balles gab, nicht so stark eingeschätzt.
Einen großen Anteil daran hat sicher Rookie-Quarterback Jayden Daniels: Wir erinnern uns, im ersten Spiel bei der Niederlage gegen starke Bucs zahlte er mit drei Fumbles noch Lehrgeld. Die Endzone-Kollegen haben den Rookie und ihre Leistungen am ersten Spieltag in der User-Endzone zurecht angeprangert.
Seither spielt Daniels jedoch konstant auf hohem Niveau, bei der dominanten Vorstellung unter seiner Regie am Wochenende gegen die Cardinals konnte er sich sogar seine erste Karriere-Interception erlauben. Starke 26 Würfe von 30 Versuchen für 233 Yards brachte er an den Mann. Darunter einige schöne Würfe in enge Passfenster und ein TD.
Wenn Daniels so weiter performt, sind Playoffs keine Wahnvorstellung für das Team aus Washington. Daher ist Daniels für mich bisher einer der aussichtsreichen Kandidaten auf den ROTY-Award. Aber wir wissen: Zum Jahreswechsel interessiert sich niemand mehr für die Spiele im September oder Oktober, solche Voraussagen sind schwierig – insbesondere bei Rookie-QBs. Aber die Vorrausetzungen wären toll.
Das Spiel war insbesondere vor der Pause zwar keineswegs eine sehenswerte Partie und Bears-QB Caleb Williams sorgte nach der Pause für den ersten Passing TD eines Rookies in dieser Saison, passenderweise gefangen von seinem Rookie-Kollegen Rome Odunze. Doch ein anderer Rookie sollte in dieser Partie ebenfalls das erste Mal "anschreiben" und sie dadurch maßgeblich beeinflussen.
Beim Spielstand von 14:9 und noch ca. 7 Minute zu spielen, konnten die Bears einen Punt erzwingen und fanden sich an der eigenen 18-Yard-Line mit dem Ball wieder. Beim darauffolgenden Spielzug gelang Colts-Pass-Rusher Laiatu Latu der erste Sack seiner Karriere und dann auch noch gleich ein "Strip Sack", also gleichzeitiger "Forced Fumble". Die Colts konnten den Ball erobern und nutzen die für sie nun ausgezeichnete Feldposition aus, um mit 4 Laufspielzügen Zeit von der Uhr zu nehmen und den Touchdown für das vorentscheidende 21:9 zu erzielen.
18/18
by neo
Jared Goff ist der erste QB in der NFL-Geschichte mit mehr als 10 Pässen in einem Spiel ohne Incompletion. Insgesamt machte er über das gesamte Spiel gegen die Seahawks 18 Würfe über 292 Yards (davon waren ca. 215 Yards after catch!), von denen ALLE ihr Ziel erreichten - also Ehre, wem Ehre gebührt. Sein gefangener TD durch einen Pass von WR St. Brown via Trickplay war noch die Kirsche auf der Torte. Dabei waren Goffs bisherige gezeigten Leistungen in der Saison, nach seiner sündhaft teuren Verlängerung in der Offseason alles andere als stark, wie auch von der gesamten Offense.
Doch im MNG gegen eine arg dezimierte Seahawks-Defense (kein Williams, Murphy, Mafe, Nwosu, usw..) haben er und seine Unit eindrucksvoll geliefert. Ich hoffe sehr, dass damit die Offense der Lions in der Saison angekommen ist, denn das hat dieses Team bitter notwendig.
Die Defense der Lions hat sich nämlich gegen die Seahawks nicht wirklich mit Ruhm bekleckert. Es ist normal nicht üblich, dass man ein Spiel gewinnt, in welchem man über 500 Yards Raumgewinn des Gegners zulässt, davon 133 Yards durch das Laufspiel. Wenn man bedenkt, dass die Defense der Lions in den ersten drei Saisonspielen besser ausgesehen hat als im Vorjahr, war dieses Spiel wieder ein Schritt zurück: Geno Smith sah aus wie ein MVP-Kandidat und für RB Kenneth Walker machte man eher Spalier, anstatt ihn ordentlich zu tacklen.
Das muss man jetzt in der By Week analysieren, will man wirklich in der NFC North mit starken Packers und Vikings mithalten. Die Bears sind auch kein Jausengegner mehr. An dieser Stelle möchte ich auch das wöchentliche Power-Ranking von Kollegen Köllerer ein wenig kritisieren: Die Lions an #3, die Packers nur an #19? No way, aber ich will definitiv auch was von dem guten Stoff… 😉
Die Lions sind für mich nach den gezeigten Leistungen bestenfalls an Position 7-8 einzureihen, zu unkonstant schaut das leider noch aus – darüber kann auch der Record nicht hinwegtäuschen. Auch die Seahawks haben meiner Meinung nach einen besseren Record, als die Leistungen bisher erlaubt hätten – man darf gespannt sein, wie deren Saison weiterverläuft.
mundafinga:
Jeder NFL-Fan kennt den Begriff “Week 1-Overreactions”, der daher rührt, dass in Woche 1 einer neuen Saison überdurchschnittlich viele Überraschungen vorkommen, denen man nicht zuviel Beachtung schenken darf. Erst nach 3-4 Wochen – so der allgemeine Tenor – kann man die Kräfteverhältnisse ein bisschen besser einschätzen und erste Trends verorten.
In dieser Saison bin ich selbst nach vier Wochen noch ziemlich ratlos, was die meisten Teams anbelangt. Abgesehen davon, dass sich die Chiefs jede Woche von einem knappen und glücklichen Sieg zum nächsten hanteln, kann man kaum etwas mit Sicherheit sagen, Gefühlt gab es nie so viele Überraschungen wie heuer.
Ein großer Grund dafür ist die offensive Production vieler Teams. Seit fünf Jahren sinken die durchschnittlichen erzielten Punkte, es ist also nicht nur ein Gefühl. Doch liegt das tatsächlich an besserer Defense? Die Umstellung vieler Defenses auf zwei tiefe Safeties bei einem Großteil der Snaps trägt sicherlich dazu bei, weniger explosive Plays zuzulassen.
Aber ich glaube: ein nicht zu unterschätzender Punkt ist die Preseason, auch wenn ihr keinerlei Bedeutung zugemessen wird. Wir erleben die vierte Saison mit nur drei Preseason-Spielen, davor waren es vier Spiele. Das passt ziemlich genau mit dem Rückgang des offensiven Outputs zusammen.
Dazu steigt die Angst vor Verletzungen der Superstars – vor allem der Quarterbacks – nicht zuletzt wegen der längeren Saison mit 17 Saisonspielen. Das führt dazu, dass viele Stars geschont werden, viele Offenses sich in der Preseason nicht mehr einspielen können und in den ersten Saisonwochen einfach unrund wirken.
Ich war damals schon kein Fan vom erweiterten Spielplan und diese Entwicklungen bestärken mich darin nur. Ich hoffe, dass nicht noch weitere Regular-Season-Spiele und Playoff-Teams dazu kommen, man hört ja schon wieder solche Sachen. Aber vermutlich lässt es sich nicht vermeiden – wo mehr Geld verdient werden kann, muss schließlich auch mehr Geld verdient werden…
Für die nächsten Wochen kann man davon ausgehen, dass viele Offenses ihren Rhythmus immer besser finden werden. Diese ersten Saisonwochen, die einfach nur "random" sind, wird es aber aller Voraussicht nach auch in den kommenden Jahren geben, vermutlich noch stärker…
neo:
Ich möchte wirklich nicht auf ein Team drauftreten, aber die Cleveland Browns sind für mich ein Team, wo vieles passt – nur die QB-Position mit Deshaun Watson wirft das ganze Kartenhaus ein.
Das Risiko, einen Mann mit so viel Geld zu bewerfen, der so lange nicht mehr Football gespielt hat – noch dazu auf der wichtigsten Position im Football – ist schon sehr fragwürdig. Watson wirkt wie ein Schatten seiner Texans-Tage, wirft im Schnitt knapp nur um die fünf Yards pro Versuch und hat mittlerweile schon vier Fumbles und drei Interceptions angehäuft. Hinzu wollen auch die Missbrauchsvorwürfe von Frauen nicht abreißen - die Nebengeräusche bleiben der Franchise also erhalten.
In vielen Fanforen wenden sich die Fans angewidert von den Browns ab: So einem Mann wollen sie nicht (mehr) zujubeln, der seinen Umgang mit Frauen offensichtlich nicht auf die Reihe bekommt. Das kann ja auch kein Vorbild für die Jugend sein – will man so jemanden wirklich als Posterboy der Franchise?
Aber wir sind ja auf einer Sportseite und da wollen wir die ganzen (straf)rechtlichen Geschichten außen vor lassen. Die Leistungen am Platz spiegeln jedoch keinesfalls sein Salär wieder, werden den Erwartungshaltung der in den letzten Jahren oft gepeinigten Browns auch nicht gerecht. Und dabei hätte man auf dem Papier meiner Meinung nach ein sehr starkes Team zusammen, das insbesondere auf der defensiven Seite des Balles durchaus in der Lage ist, den Gegner lange in Schlagdistanz zu halten. Man darf gespannt sein, wie es in den nächsten Spielen weitergeht.
Unabhängig der unangenehmen Nebengeräusche betreibt Watson derzeit auf dem Platz keine große Eigenwerbung, was es unterm Strich für die Franchise sicher einfacher macht, am Ende der Saison einen (teuren) Schlussstrich unter dem Projekt zu ziehen – wenn nicht die amerikanische Justiz zuvor kommt. Die Verantwortlichen sowie das Coaching sind für diese QB-Entscheidung – stand heute – definitiv auch zu hinterfragen. Unterm Strich tun mir die vielgescholtenen Browns-Fans leid, denen ich prinzipiell Erfolge mehr als nur gönne. Herrn Watson eher nicht – pfui.