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Zwei Anti-Diven sind (wieder) nah an der NFL dran

Ein Vikings-Duo jagt die Chance. Warum es diesmal klappen wird:

Zwei Anti-Diven sind (wieder) nah an der NFL dran Foto: © GEPA

Wenn in der Nacht von Sonntag auf Montag Super Bowl LV in Tampa beginnt, werden zwei Österreicher nur wenige Kilometer vom größten Football-Spektakel überhaupt entfernt sein - und den ersten, wirklich winzigen Schritt auf dem Weg gehen, selbst im größten Spiel ihres Sports dabei zu sein.

Vorerst wäre es aber schon ein großer Erfolg, über das International Pathway Program im Practice Squad eines NFL-Teams Fuß fassen zu können - wie es letztes Jahr dem Tiroler Sandro Platzgummer bei den New York Giants gelang.

Bernhard Seikovits darf es wieder probieren. Und mit Leonel Misangumukini einen Teamkollegen von den Dacia Vikings Vienna mitnehmen.

Wie im Vorjahr ist Österreich damit das einzige Land, das im elf Spieler umfassenden "Kader" des Camps zwei Spieler stellt. Und unterstreicht damit seinen Status im Football außerhalb des Heimatlandes des Sports.

Seikovits kennt den neuen Körper

Speziell im Fall von Seikovits gilt: Noch einmal eingeladen zu werden, könnte ein Zeichen sein, dass nicht viel fehlt.

Eine Umschulung zum Tight End schien im letzten Jahr einfach zu kurzfristig, um sich im Pathway Program durchsetzen zu können. Jetzt hat er Erfahrung sammeln können - und sich an seinen neuen Körper gewöhnt.

"Ich war letztes Jahr als Tight End noch zu 'roh', ich habe die Position eigentlich nie gespielt. Und mein Gewicht war vorher noch nicht, wo es sein sollte, daher konnte ich mich damit nicht bewegen", berichtet der Wiener.

17 Kilo Mehrgewicht - jetzt elegant bewegt

"Receiver sind als Diven gesehen, die herumlaufen und den Ball fangen. Als Liner musst du ein harter Brocken sein. Die Drecksarbeit machen."

D-Liner Leonel Misangumukini

Von 103 auf 120 Kilo musste er binnen kürzester Zeit zulegen, ohne seine athletischen Werte zu beeinträchtigen.

"Ich habe so schnell wie möglich so viel wie möglich zugenommen. Die Qualität des Gewichts war damals nicht so hoch wie jetzt", meint Seikovits.

Mittlerweile ist der "neue Körper" Gewohnheit. Was auch der AFL-"Saison" zu verdanken ist, die auf eine best-of-five-Serie gegen die Graz Giants beschränkt war.

"Das war wichtig für mich. Ich konnte im neuen Körper Football spielen und merken: Ich habe mehr Kraft. Ich fühle mich nicht mehr wie mit 120 Kilo. Das nimmt mir eine große Last von den Schultern. Aber ich glaube nicht, dass meine athletischen Werte nicht gepasst haben. Die Unerfahrenheit auf der TE-Position und die Umstellung hat ihnen vielleicht zu denken gegeben", schätzt Seikovits ein.

Die Abläufe schon zu kennen, sei mit Ausnahme von etwas weniger Stress aber kein Vorteil: "Mir wird nichts am Silbertablett präsentiert."

Keine Diva mehr, sondern Drecksarbeit

Bernhard zieht...
Foto: © GEPA

Vor diesem Hintergrund so nah an der NFL zu sein, erscheint schon unglaublich. Doch bei Leo Misangumukini war die Umstellung noch eklatanter: Vor wenigen Jahren spielte der Defensive End noch Wide Receiver.

Offense statt Defense. Dynamischen Passempfänger statt wuchtigen Quarterback-Jäger.

Doch das wurde dem Riesen, dessen "Flügelspannweite" (von Fingerspitze zu Fingerspitze) die Körpergröße noch übersteigt, einfach zu langweilig. Um ihm mehr Spielzeit zu verschaffen, schulten ihn die Vikings-Coach kurzerhand zum Verteidiger um.

"Am Anfang war es schwer, weil ich groß und schwer für einen Receiver war - und immer daran gewöhnt, meinem Gegenüber körperlich überlegen zu sein", meint der D-Liner.

"Deine Mentalität muss sich ändern. Receiver sind als Diven gesehen, die herumlaufen und den Ball fangen. Als Liner musst du ein harter Brocken sein. Die Drecksarbeit machen."

Dass sich bei diesen Eigenschaften auch noch die athletischen Fähigkeiten aus der Receiver-Vergangenheit gegenüber den NFL-Verantwortlichen zeigten, dürfte trotzdem kein Nachteil gewesen sein.

Tampa macht's

...Leo drückt
Foto: © GEPA

Weil sich College-Export Thomas Schaffer zum Draft angemeldet hat, könnten bald bis zu vier Österreicher ihre Fühler nach der NFL zumindest ausstrecken. Obwohl der Sport hierzulande Amateur-Status inne hat.

Unabhängig davon, dass es trotzdem noch ein weiter Weg ist, ein tolles Zeugnis für Österreichs Football, wie AFBÖ-Präsident Michael Eschlböck betont.

Für Seikovits und Misangumukini wird die Super Bowl trotz der geographischen Nähe ablaufen wie für jeden anderen Österreicher: Vor dem Fernseher.

Mit dem Sieger-Tipp sind sie sich aber einig: Tampa Bay Buccaneers. Vielleicht auch nur ein Ausdruck des Florida-Feelings, welches das Duo einatmen wird.

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