Ganz nach Plan ist das größte Abenteuer ihres bisherigen Sportlerlebens nicht gelaufen. Aber was läuft dieser Tage schon nach Plan?
Österreichs Football-Hoffnungen Bernhard Seikovits und Sandro Platzgummer mussten sich am Wochenende durch die Corona-Krise notgedrungen auf den Heimweg machen und das "Paradies" hinter sich lassen: Die IMG Academy in Bradenton, Florida, wo sie in den letzten zwei Monaten als zwei von zehn Europäern am "International Pathway Program" der NFL teilnehmen durften.
Eine einmalige Sache, die durch das Coronavirus früher als geplant beendet wurde. Anstelle eines NFL Combines gab es nur einen provisorischen "Pro Day" vor einigen Kameras, der die beiden 22-Jährigen noch dazu unvorbereitet traf.
Corona? Nur nicht rausgehen
Während hierzulande schnell rigorose Maßnahmen ergriffen wurden, um die Ausbreitung des Virus zu bremsen, wusste und weiß in den USA niemand so recht, wie mit der Situation konkret umgegangen werden soll.
"Die letzten Tage waren stressig, weil wir nie wussten, was passiert. An einem Tag hieß es, wir könnten vielleicht länger bleiben müssen, am nächsten Tag, dass sich alles nach vorne schiebt", beschreibt Seikovits für LAOLA1 - schon mitten am Heimweg, bei einem Zwischenstopp in Newark.
"Wirklich viel haben wir gar nicht mitbekommen, weil wir sechs Tage die Woche in der Academy fast eingesperrt waren. Bis zum Schluss gab es nicht viele Konsequenzen. Wir wurden vom großen Campus abgetrennt und waren nur mehr in unseren Appartements - Zugriff hatten wir auf den Pool und auf einen Raum, wo wir essen konnten, aber nicht auf das Gym oder Feld - wir haben also schon eine Art Mini-Quarantäne hinter uns", sagt der Wiener.
Die Möglichkeit, nach draußen zu gehen und Dinge zu unternehmen, sei bis zuletzt gegeben gewesen. "Aber das war nicht mehr sinnvoll, weil das Virus auch schon in Florida ist."
Quarantäne-Plan von den Profis
Nach der Heimreise - mit dem Flieger über Newark nach Frankfurt und dann per Auto nach Österreich - stehen dem Duo 14 Tage Heim-Quarantäne ins Haus, wie allen Heimkehrern.
Für Profisportler an sich schon keine ideale Situation, für Footballer, die ein noch nie dagewesenes Fitness-Level konservieren sollen, noch weniger.
"Das Personal, das für uns da war, hat mich beeindruckt. Eigene Trainer, Masseure, Krafttrainer - alles auf uns abgestimmt. Und es bedeutet schon was für einen Sportler, wenn man weiß: Was der sagt, kommt nicht von irgendwo, sondern hat Hand und Fuß."
So hat Seikovits von 102 auf 116 Kilogramm Körpergewicht zugelegt - ohne die Schnelligkeit zu mindern.
Nach der Ankunft ist eine Woche Regenerationspause angesagt, bis dahin sollen Trainingspläne der US-Coaches vorliegen, die sich in den eigenen vier Wänden umsetzen lassen.
"Dann gilt es, die Leistung irgendwie zu erhalten, wenn es geht - und schauen, dass man sechs Wochen in Form bleibt, bis diese Krise dann hoffentlich vorbei ist", bemüht Platzgummer den optimistischen Zugang.
Betreuung bis ins Detail
Ungefährdet bleiben die Eindrücke, die aus den letzten zwei Monaten an der IMG Academy mitgenommen wurden. Besonders der strikte Tagesablauf, in dessen Genuss ein österreichischer Football-Spieler mangels Profi-Status sonst nicht kommt.
"Es war wenig Zeit für andere Dinge. Besonders am Anfang war alles mit Meetings, Trainings und Gym vollgepackt. Die Disziplin kann ich für Zuhause mitnehmen", so Seikovits, dem aber die klimatische Umstellung von "kaltes Wien" auf "heißes Florida" die größten Schwierigkeiten bereitete.
Ein Vormittag mit Meeting und Training, ein zeitgedrängtes Mittagessen und Kraftkammer am Nachmittag - so gestaltete sich der Großteil der Woche. Nur Mittwoch und Samstag entfiel das Gym für Massagen, Sonntag war komplett frei, wie Platzgummer beschreibt.
Den Tiroler überzeugte neben den "unglaublichen Möglichkeiten" mit perfekt präparierten Trainingsfeldern vor allem die Zeit und individuelle Abstimmung, die für jeden Schritt anberaumt wurde: "Zeit für Meetings, Zeit zur Regeneration, Zeit für Massagen - und im Kraftraum hatte jeder sein eigenes Tablet, wo Übungsfortschritte aufgezeichnet wurden."
Alles anberaumt von Coachs mit massig NFL-Erfahrung: "Das Personal, das für uns da war, hat mich beeindruckt. Eigene Trainer, Masseure, Krafttrainer - alles auf uns abgestimmt. Und es bedeutet schon was für einen Sportler, wenn man weiß: Was der sagt, kommt nicht von irgendwo, sondern hat Hand und Fuß", ergänzt Seikovits.
Das große Warten
Wie geht es nun weiter? Die realistische Einschätzung: Der notgedrungene Abschluss ohne richtigen Combine hat die Lage nicht vereinfacht. Weggefallen sind vor allem zwei Wochen leichtes Training, um die Verantwortlichen am Ende wieder mit Leistung überzeugen zu können. So fiel der Letzteindruck nicht ideal aus.
Dennoch: Vier der zehn Spieler werden weiterhin den vier Teams einer noch nicht bestimmten Division zugeordnet. Mathematisch also keine schlechten Chancen, dass es zumindest einer des AFBÖ-Duos schafft.
Bis zum NFL-Draft Ende April dürften diesbezüglich aber keine Neuheiten eintrudeln. Jetzt heißt es Warten - eine Disziplin, in der gerade ganz Österreich auf höchstem Niveau trainieren darf.