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Hunting Greatness: "GOAT"-Thron der Patriots-Stars wackelt

Sind Patrick Mahomes und Andy Reid tatsächlich drauf und dran, Tom Brady und Bill Belichick den Rang abzulaufen? LAOLA1 analysiert:

Hunting Greatness:

In der Nacht von Sonntag auf Montag (ab 0:30 Uhr im LIVE-Ticker) kann in der NFL Geschichte geschrieben werden.

Die Kansas City Chiefs haben die Möglichkeit, als erstes Team überhaupt drei Super Bowls in Folge zu gewinnen. Ihnen stellen sich die Philadelphia Eagles in den Weg.

Vor zwei Jahren kam es bereits zum selben Duell – damals mit dem besseren Ende für die Chiefs. Und gewinnt Kansas City auch dieses Jahr, wäre es bereits der insgesamt vierte Super-Bowl-Triumph für Patrick Mahomes, Andy Reid und die Kansas-City-Chiefs-Dynasty.

Grund genug, um die "GOAT"- bzw. Greatest-Of-All-Time-Debatte nochmal aufzurollen und um auf ein paar Zahlen zu schauen.

In den Augen vieler – aber bestimmt nicht aller – gehören diese inoffiziellen "GOAT"-Titel aktuell noch Tom Brady (Quarterback), Bill Belichick (Head Coach) und den New England Patriots (Dynasty). Doch würde ein weiterer Super-Bowl-Sieg der Kansas City Chiefs etwas daran ändern? Wir haben uns das genauer angesehen.

Dynasty: New England Patriots vs. Kansas City Chiefs

Startpunkt der beiden Zeitspannen sind die ersten Jahre von Tom Brady (2001) bzw. Patrick Mahomes (2018) als Starting-Quarterback. Als Endpunkt wird die letzte Saison einer Super-Bowl-Teilnahme herangezogen.

Patriots (2001-2018) Chiefs (2018-2024)
Super-Bowl-Siege 6 3*
Super-Bowl-Teilnahmen 9 (50%) 5 (71,4%)
Conference-Championship-Teilnahmen 13 (72,2%) 7 (100%)
Division gewonnen 16 (88,9%) 7 (100%)
Nummer-1-Seed 7 (38,9%) 4 (57%)

*Super Bowl 2024 noch ausständig

Wenn man sich die totalen Zahlen ansieht, muss man natürlich festhalten, dass die Chiefs noch ein ganzes Stück davon entfernt sind, an die sechs Super-Bowl-Siege, neun Super-Bowl-Teilnahmen, aber auch an die 13 Teilnahmen am AFC-Championship-Game der New England Patriots, ranzukommen – doch die Richtung stimmt.

Die Quote, mit der sich die Chiefs Jahr für Jahr in den größten Saisonspielen wiederfinden, ist erstaunlich. Patrick Mahomes hat in seiner gesamten Karriere als Starter noch keine Saison erlebt, in der er nicht im AFC Championship Game war!

Auf der anderen Seite haben die New England Patriots in ihrer Dynasty-Zeitspanne sogar zwei Mal die Playoffs verpasst. Erstmals 2002 – also in Jahr zwei der Dynasty (die damals noch nicht wirklich eine war) - und dann ein weiteres Mal in der Saison 2008, als sich Tom Brady im ersten Regular-Season-Spiel das Kreuzband riss und die restliche Saison verpasste.

Was beide gemeinsam haben? Beide haben es geschafft, die Super Bowl zwei Mal in Folge zu gewinnen (New England 2003 & 2004, Kansas City 2022 & 2023). Ein weiterer Chiefs-Triumph 2024 würde wiederum einen Erfolg darstellen, den nicht mal die Patriots fabrizieren konnten.

Patriots (2001-2007) Chiefs (2018-2024)
Super-Bowl-Siege 3 3*
Super-Bowl-Teilnahmen 4 (57,1%) 5 (71,4%)
Conference-Championship-Teilnahmen 5 (71,4%) 7 (100%)
Division gewonnen 6 (85,7%) 7 (100%)
Nummer-1-Seed 2 (28,6%) 4 (57%)

*Super Bowl 2024 noch ausständig

Wenn man die ersten sieben Jahre der beiden Dynastys miteinander vergleicht, haben wiederum die Kansas City Chiefs die Nase vorne – zumindest in den meisten Statistiken.

Denn man kann durchaus argumentieren, dass die einzige Statistik, die in diesem Fall, wenn man Dynastys miteinander vergleicht, einen echten Wert hat, ist die der Super-Bowl-Siege – und hier sind die Patriots zumindest (noch) gleichauf mit den Chiefs.

Die Chiefs machen Jagd auf New England
Foto: © getty

Allerdings: Was die Dynasty der New England Patriots von den vorhergegangen Dynastys in der NFL-Geschichte unterscheidet, ist nicht die Anzahl an Trophäen in den ersten Jahren, sondern wie lang man es geschafft hat, das "Super-Bowl-Window" offenzuhalten. Dieses war nämlich unglaubliche 18 (!) Jahre offen. Ob jenes der Chiefs ebenfalls so lange geöffnet bleibt, lässt sich im Moment einfach sehr schwer abschätzen – vor allem auch durch den gravierenden Unterschied des Alters der Head Coaches.

Denn Bill Belichick war 2001, in der Saison des ersten Super-Bowl-Siegs der Patriots, 49 Jahre alt und war damit im perfekten Alter, um die Patriots durch die gesamte Dynasty hindurch als Head Coach zu betreuen.

Andy Reid war im Vergleich dazu 61 Jahre alt, als die Chiefs ihren ersten Super Bowl gewannen. Mittlerweile ist er 66. Wie viele Jahre er noch auf diesem Niveau weitercoachen kann - und mag – wird die Zeit weisen. Genauso ob die Chiefs ohne Andy Reid überhaupt noch eine Dynasty sein können. Aber mehr zu den Head Coaches…

Coaches: Bill Belichick vs. Andy Reid

"Dynasty" bezieht sich folgend sowohl auf die New England Patriots (2001-2018) als auch auf die Kansas City Chiefs (2018-24)

Bill Belichick Andy Reid
Super-Bowl-Siege 6 3*
Super-Bowl-Teilnahmen (insgesamt) 9 6
Super-Bowl-Teilnahmen mit "Dynasty" 9 5
Conference-Championship-Teilnahmen (insgesamt) 13 12
Conference-Championship-Teilnahmen mit "Dynasty" 13 7
Division gewonnen (insgesamt) 16 15
Division gewonnen mit "Dynasty" 16 9
Nummer-1-Seed (insgesamt) 7 7
Nummer-1-Seed mit "Dynasty" 7 4

*Super Bowl 2024 noch ausständig

Es ist enger, als man vielleicht zunächst denken mag – aber Andy Reid ist Bill Belichick in einigen Kategorien mehr als nur auf den Fersen!

Zwar gibt es keine Statistik, in der Reid Belichick abhängt, aber blicken wir beispielsweise auf die Teilnahme an Conference-Championship-Games oder Division-Titel, wo Reid nur mehr eine weitere erfolgreiche Saison von Belichicks Marke entfernt ist. Den Nummer-1-Seed eroberte sich Reid mit seinen Teams sogar gleich oft wie Belichick.

Bill Belichick und Andy Reid haben eine Menge Respekt füreinander.
Foto: © getty

Hier sind wir auch schon beim nächsten Punkt: Im Gegensatz zu Belichick war Reid nämlich mit zwei verschiedenen Franchises höchst erfolgreich. Belichick coachte zwar von 1991 bis 1995 die Cleveland Browns, erreichte mit diesen jedoch nur ein Mal die Playoffs. 2000 heuerte er dann in New England an.

Reid war bei seiner ersten Head-Coach-Station deutlich erfolgreicher unterwegs. Mit den Philadelphia Eagles erreichte er zwischen 2001 und 2004 sogar vier Mal in Folge das NFC Championship Game. Gewonnen hat er dieses jedoch nur einmal, nämlich 2004. Damals rannte er in der Super Bowl jedoch in Bill Belichick und die New England Patriots – und verlor. 2013 musste er in Philadelphia den Hut nehmen, noch im selben Jahr unterschrieb er in Kansas City.

Zwar gelang Reid mit Philadelphia nicht der große Wurf, dennoch hatte er dort mehr Erfolg als die meisten anderen Head Coaches. Zudem polierte er sein Sieg-Konto gehörig auf.

Bill Belichick Andy Reid
Siege gesamt 332 (#2 All-Time) 301 (#4 All-Time)
Siege in Regular Season 302 (#3 All-Time) 273 (#4 All-Time)
Sieg-Rate 65% 65%
Siege in Regular Season mit "Dynasty" 266 143
Siege in Playoffs 31 (#1 All-Time) 28 (#2 All-Time)

In der Sieg-Statistik fehlt dem aktuellen Chiefs-Cheftrainer nicht mehr viel auf Belichick. Gut möglich, dass er ihn schon in der kommenden Saison als den Head Coach mit den meisten Playoff-Siegen ablöst. Auch seine Regular-Season-Marke scheint nicht unerreichbar.

Übrigens: Wer sich fragt, welcher Head Coach die meisten Siege in einer NFL-Karriere aufzuweisen hat - die Antwort ist Don Shula (328 Regular-Season-Siege, 19 Playoff-Siege, 345 Siege insgesamt).

Siege sind selbstverständlich schön und auch wichtig, der Hauptpreis bleibt aber natürlich die Super Bowl. Und hier hat Belichick mit sechs gewonnenen Ringen als Head Coach noch ein schönes Polster auf Reid.

Quarterback: Tom Brady vs. Patrick Mahomes

Tom Brady Patrick Mahomes
Super-Bowl-Siege (insgesamt) 7 3*
Super-Bowl-Siege mit "Dynasty" 6 3*
Super-Bowl-Teilnahmen (insgesamt) 10 5
Super-Bowl-Teilnahmen mit "Dynasty" 9 5
Conference-Championship-Teilnahmen (insgesamt) 14 7
Conference-Championship-Teilnahmen mit "Dynasty" 13 7
Division gewonnen (insgesamt) 18 7
Division gewonnen mit "Dynasty" 16 7

*Super Bowl 2024 noch ausständig

Die Latte, die Brady seinem Verfolger gelegt hat, liegt hoch: Super-Bowl-Trophäen, Super-Bowl-Teilnahmen, Conference-Championship-Games-Teilnahmen, Division-Titel, Karriere-Siege, Karriere-Statistiken – egal wo man hinsieht, Tom Brady ist die Nummer eins.

Tom Brady Patrick Mahomes
Siege gesamt 276 106
Regular-Season-Siege 251 (#1 All-Time) 89 (#36 All-Time)
Playoff-Siege 35 (#1 All-Time) 17 (#2 All-Time)
Karriere-Passing-Yards (Regular Season) 89.214 (#1 All-Time) 32.352 (#48 All-Time)
Karriere-Passing-Touchdowns (Regular Season) 649 (#1 All-Time) 245 (#30 All-Time)
Karriere-Passing-Yards (Playoffs) 13.400 (#1 All-Time) 5.557 (#7 All-Time)
Karriere-Passing-Touchdowns (Playoffs) 88 (#1 All-Time) 43 (#5 All-Time)
Regular-Season-MVP 3 (2007, 2010, 2017) 2 (2018, 2022)
Super-Bowl-MVP 5 (2001, 2003, 2014, 2016, 2020) 3 (2019, 2022, 2023)

Wenn man sich die reinen Karriere-Zahlen ansieht, muss man sich wohl eingestehen, dass Patrick Mahomes doch noch ein großes Stück auf Tom Brady fehlt.

Selbst wenn Mahomes gegen die Eagles seinen vierten Super-Bowl-Sieg feiern würde, bliebe er weiterhin in allen Kategorien hinter Brady. Wobei: Drei Super Bowls in Folge hätte selbstverständlich auch Brady nicht gewonnen, hier wäre ihm Mahomes voraus.

Tom Brady und Patrick Mahomes verstehen sich außerhalb des Platzes prächtig.
Foto: © getty

Für Mahomes spricht sein Alter, und dass er noch viele Jahre Zeit hat, um in diesen Statistiken aufzuholen. Für Brady spricht, dass er auch außerhalb der New England Patriots erfolgreich war, konnte er doch 2020 mit den Tampa Bay Buccaneers ebenfalls die Super Bowl gewinnen. In diesem Endspiel kam es übrigens zum einzigen Super-Bowl-Aufeinandertreffen zwischen Brady und Mahomes – welches von Brady gewonnen wurde.

Auch das einzig andere Playoff-Duell, in dem sich die beiden Superstar-Quarterbacks im Trikot der Chiefs und Patriots gegenüberstanden, ging an Brady – das legendäre AFC-Championship-Game 2018, in welchem sich New England in Kansas City mit 37:31 nach Verlängerung durchsetzen konnte.

Was im "GOAT"-Duell trotzdem für Mahomes spricht? Der bärenstarke Start in seine Karriere…

Tom Brady (2001-2007) Patrick Mahomes (2018-2024)
Super-Bowl-Siege 3 3*
Super-Bowl-Teilnahmen 4 5
Conference-Championship-Teilnahmen 5 7
Division gewonnen 6 7
Siege gesamt 101 106
Regular-Season-Siege 86 89
Playoff-Siege 15 17
Passing-Yards (Regular Season) 26.364 32.352
Passing-Touchdowns (Regular Season) 197 245
Passing-Yards (Playoffs) 3.954 5.557
Passing-Touchdowns (Playoffs) 26 43
Regular-Season-MVP 1 (2007) 2 (2018, 2022)
Super-Bowl-MVP 2 (2001, 2003) 3 (2019, 2022, 2023)

*Super Bowl 2024 noch ausständig

Vergleicht man die Zahlen der ersten sieben Spielzeiten von Tom Brady mit den ersten sieben von Patrick Mahomes, heißt der Sieger Mahomes.

Bis auf die Anzahl an Super-Bowl-Siegen (wobei Mahomes auch hier bereits kommenden Montag vorbeiziehen könnte) ist der Chiefs-Superstar in jeder Kategorie voraus.

Wie bereits weiter oben einmal erwähnt, verpasste Brady in seinen ersten sieben Karriere-Jahren als Starter ein Mal die Playoffs, hinkt deshalb auch etwas hinter Mahomes her – aber man muss schon sagen, wir bewegen uns hier auf extrem hohen Niveau.

Brady und Mahomes: Zwei Giganten auf dem Spielfeld.
Foto: © getty

Passing Yards und Passing Touchdowns lassen sich im Gegensatz zu Trophäen oder Siegen wiederum schwer miteinander vergleichen, nachdem Mahomes in einer viel pass- und offensivlastigeren NFL groß wurde. Um Perspektive zu schaffen: Mahomes führte die NFL in seiner ersten Saison als Starter mit 50 TD-Pässen an, Brady war in seinem zweiten Jahr mit 28 TD-Pässen NFL-Leader.

Natürlich darf auch nicht verheimlicht werden, dass Brady in seinen ersten NFL-Jahren zum Teil auch von seiner Defense getragen wurde und tatsächlich erst in der Saison 2007 erstmals First-Team-All-Pro und MVP war. Mahomes schaffte das bereits in seiner ersten Spielzeit als Starter.

Es darf festgehalten werden: Macht man heute ein Ranking mit den größten Quarterbacks aller Zeiten, wäre Brady wohl Nummer eins und Mahomes Nummer zwei. Macht man eines nach einem Super-Bowl-Sieg der Kansas City Chiefs über die Philadelphia Eagles kommenden Montag, ist Mahomes wohl noch immer Nummer zwei – doch der Abstand schrumpft.

Solange Mahomes auf diesem Level weiterperformt, Jahr für Jahr um die Super Bowl mitspielt und diese dann auch gewinnt, dann spricht nichts dagegen, dass auch der Titel des "GOAT" vielleicht schon in ein paar Jahren den Eigentümer wechselt.


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