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Die vielen Facetten von Super Bowl LII

Ein Offensiv-Spektakel mit vielen Facetten. LAOLA1 analysiert:

Die vielen Facetten von Super Bowl LII Foto: © getty

Was für ein Spiel.

Das 41:33 der Philadelphia Eagles gegen die New England Patriots in Super Bowl LII war das punktreichste NFL-Endspiel nach dem 49:26 der San Francisco 49ers gegen San Diego in 1995.

Für die Eagles war es der erste Triumph in der Super-Bowl-Ära, für die Patriots die fünfte Niederlage bei der zehnten Teilnahme (beides Rekord).

Das "Big Game" im US Bank Stadium zu Minneapolis hatte viele Facetten. LAOLA1 war live vor Ort und versucht eines der besten Endspiele aller NFL-Zeiten einzuordnen.

Das Ende einer Durststrecke. Die Philadelphia Eagles haben zum ersten Mal seit 1960 einen NFL-Titel errungen. Es war ihr erster Triumph in der Super-Bowl-Ära (1966/67) und für eine verrückte Sportstadt wie Philadelphia das Ende einer sehr langen Durststrecke. Zwar haben die Phillies die World Series 2008 gewonnen, doch sonst gab es in den vergangenen Jahrzehnten nur wenig zu feiern. Sie holten einmal zuvor die World Series (1980), die Flyers gewannen 1974 und 1975 jeweils den Stanley Cup. Und die 76ers warten auch seit 1983 auf einen NBA-Titel. Für die Eagles ist es nach 1948, 1949 und 1960 der vierte NFL-Titel, nach einem 10:27 gegen Oakland 1981 und einem 21:24 gegen New England 2005 klappte es endlich mit einem Super-Bowl-Triumph – dementsprechend feierten die Eagles-Fans, vor allem in der Stadt der brüderlichen Liebe.

Der unwahrscheinliche Held. Der Super-Bowl-MVP heißt Nick Foles. Wer vor dieser Saison darauf gewettet hätte, wäre jetzt mit Sicherheit steinreich. Nach der Verletzung von Carson Wentz, der in seiner zweiten NFL-Saison in 13 Spielen 3296 Yards warf und 33 TD-Pässe bei sieben Interceptions verbuchte, war Foles gefragt und vor allem in der Postseason zur Stelle. Bereits im NFC-Finale erzielte der 29-Jährige 352 Yards und drei TD-Pässe. Die Frage, ob er für die größte Bühne im American Football bereit sei, beantwortete Foles eindrucksvoll: 373 Yards bedeuten Rang fünf in der ewigen Super-Bowl-Geschichte. Wieder drei Touchdown-Pässe – eine unglückliche Interception, aber vor allem ein gefangener Touchdown nach Pass von Trey Burton. Foles hat am Ende des Tages vier Touchdowns zu Buche stehen - was für ein Ende einer unglaublichen Eagles-Saison.

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Ein Offensiv-Spektakel für die Geschichtsbücher. Noch nie wurden in einem NFL-Spiel 1151 Yards an Raumgewinn verzeichnet. Nicht in einem Regular-Season-Spiel, nicht in der Postseason, schon gar nicht in einer Super Bowl. New England kam in Minneapolis auf 618 Yards, Philadelphia auf 533. Tom Brady stellte mit 505 Passing Yards neuen Super-Bowl-Rekord auf, toppte dabei seinen eigenen aus dem vergangenen Jahr um 39 Yards. Seine drei TD-Pässe waren am Ende aber auch zu wenig. Denn wenn es ein Offensiv-Spektakel gibt, stimmt meistens etwas mit der Defensive nicht. Auf beiden Seiten gab es eine Vielzahl an Big Plays, weil es auch viele verpasste Tackles gab und auch beide Secondaries einen schlechten Tag erwischten. Die beiden Offensive Coordinators – Frank Reich und Josh McDaniels – hatten ihren Spaß, die beiden Defensive Coordinators – Jim Schwartz und Matt Patricia – viel Arbeit. Am Ende war klar: Welche Verteidigung einen Big Play landen würde, würde das Spiel gewinnen. Brandon Graham sorgte für den einzigen Sack des Spiels (was wiederum für die Offensive Lines spricht), der daraus resultierende Fumble war praktisch der Game Winner.

Das überraschende Opfer. Vor drei Jahren war Malcolm Butler der gefeierte Held der New England Patriots. Der Cornerback sorgte für eine Goal-Line-Interception von Russell Wilson und damit für die Entscheidung in Super Bowl XLIX gegen die Seahawks. Und dieses Mal war Butler nur als Special-Team-Spieler am Platz. „Sie haben mich aufgegeben“, sagte ein frustrierter Butler nach der Partie. Kein Wunder, war der Verteidiger doch ein Starting Corner in dieser Saison und wurde beim Highlight der Saison nicht aufgestellt. Offiziell aus Matchup-Gründen. Butler kam einen Tag später nach Minneapolis, weil er krank und auch im Spital war. Keiner kann sagen, ob es mit ihm in der Verteidigung anders gelaufen wäre, doch die Defensive hatte offensichtlich Probleme. Butler: „Ich hätte das Spiel verändern können.“ Bitter für die Patriots: Mit Brandin Cooks schied ein Receiver früh in der Partie nach einem Monster-Hit von Malcolm Jenkins, der unbestraft blieb, mit einer Gehirnerschütterung aus. Danach spielten die Patriots nur noch mit drei Receiver (Danny Amendola, Chris Hogan und Philipp Dorsett), wobei Tight-End-Star Rob Gronkowski in Hälfte zwei richtig auftaute und seine Statistik von 9 Yards zur Pause auf 116 und zwei Touchdowns ausbaute.

Der mutige Head Coach. "Er ist ein aggressiver Play Caller und wir lieben es", sagt Nick Foles über Doug Pederson, der in seinem zweiten Jahr als Head Coach gleich die Vince-Lombardi-Trophy gewinnen konnte. Bei viertem Versuch und einem Yards 34 Sekunden vor Ende der ersten Hälfte folgte der Burton-Pass zu Foles – ein Spielzug, den sich Pederson und Reich von den Chicago Bears (!) aus der Saison 2016 abgeschaut hatten. Sie probierten ihn ausgerechnet in der Super Bowl bei einem vierten Versuch aus. Dieser Mut wurde aber generell belohnt. Übrigens gewann Pederson schon einmal die Super Bowl gegen New England – 1997 als Backup von Brett Favre. Dieses Mal sorgten sein Backup und seine Calls für den Sieg, auch weil er seine Offense geschickt einzusetzen wusste, etwa verbuchte RB-Rookie Core Clement am Ende die meisten Receiving Yards (100).

Die Zukunft der Patriots. Tom Brady (40) ist der älteste Spieler, der je eine Super Bowl gespielt hat. Das wird ihn über seine dritte Niederlage im achten „Big Game“ zwar auch nicht hinwegtrösten, aber der Altmeister kann sich freilich nichts vorwerfen. Wenn 505 Yards und 3 TD-Pässe nicht reichen, dann stimmt es eben auf der anderen Seite des Balles nicht. Gut, Foles hat ihm voraus, einen Pass zu fangen, da scheiterte Brady, aber er zeigte einmal mehr, warum er fünf Ringe sein Eigen nennt. Er will weiterspielen ("Ich erwarte, zurückzukehren, aber wir werden sehen“", bei Rob Gronkowski ist das offener: "Ich werde mir sicherlich meine Zukunft genauer ansehen." Selbst ein Karriereende scheint für den 28-jährigen Tight End nicht ausgeschlossen. Und Bill Belichick? War es sein letztes Spiel als Head Coach der New England Patriots? Auch darüber wird noch immer viel spekuliert. Möglicherweise übernimmt dann Josh McDaniels und wird nicht Head Coach in Indianapolis. Matt Patricia sollte indes Head Coach der Detroit Lions werden. Vielleicht kommt aber alles anders, die nächsten Tage werden diese spannenden Personalien klären.

Die Halftime-Show. Was vom Auftritt von Justin Timberlake in jedem Fall in Erinnerung bleiben wird, ist die Hommage an Prince. Es hat sich über die gesamte Woche abgezeichnet, dass etwas in diese Richtung kommen würde. Prince ist in Minneapolis geboren, ganz Minnesota stolz auf seinen Ausnahme-Künstler, der 2016 verstarb. Diese Würdigung war auf alle Fälle das Highlight einer soliden Halbzeit-Performance.

Cooler Gastgeber. Allgemein zeigte sich der "North Star State" von seiner coolsten Seite, im wahrsten Sinne des Wortes – bei Kickoff herrschten draußen minus 17 Grad. Nie fand eine Super Bowl an einem kälteren Ort statt. In der Halle war es freilich bedeutend wärmer und die Einwohner Minnesotas zeigten sich ohnehin von ihrer herzerwärmenden Seite. Die Kälte war zwar freilich stets ein Thema, gehört aber eben auch zur Identität des Bundesstaates und machte ihn auch deswegen wieder zu einem besonderen Schauplatz der Super Bowl. Die verpasste Heim-Super-Bowl der Vikings tat weh, als "Wiedergutmachung" wurde Randy Moss, Vikings-Receiver-Legende, in die diesjährige Hall-of-Fame-Klasse aufgenommen.

Kuriose Statistiken. 1.) New England hat in zehn Super Bowls im ersten Viertel nie mehr als drei Punkte verbucht. 2.) Seit 2001 haben Liga-MVPs eine 0-9-Bilanz in Super Bowls. Tom Brady wurde am Samstag zum dritten Mal als solcher ausgezeichnet.

Die Touchdown-Tuesday-Statistik. Für LAOLA1 war es die siebente Super Bowl vor Ort insgesamt und in Folge. Kollege Peter Altmann hält bei vier und meine Wenigkeit bei drei. Und was sagt die Statistik? Kollege Altmann sieht nur Siege der AFC-Teams (Baltimore, New England, Denver, New England) und ich nur Siege der NFC-Teams (New York Giants, Seattle, Philadelphia). Während Kollege Altmann Brady zwei Mal im NFL-Endspiel siegen gesehen hat, war ich bei zwei seiner drei Super-Bowl-Niederlagen dabei. Aber viel wichtiger: Dieses Spiel war einmal mehr Werbung für diesen Sport.

VIDEO - Bernhard Kastler und seine Eindrücke rund um die Super Bowl LII:

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