Happy Birthday, Drew Brees!
Die lebende Quarterback-Legende feiert heute ihren 42. Geburtstag. Ist man damit im echten Leben quasi im besten Alter, steht man im Brotberuf des gebürtigen Texaners kurz vor der Pension.
Und doch schafft es Brees, am Sonntag in einem potenziell epischen Showdown zwischen seinen New Orleans Saints und den Tampa Bay Buccaneers der "Jungspund" unter den beiden Quarterbacks zu sein.
Drew Brees vs. Tom Brady.
Das erste - und vermutlich letzte - Playoff-Duell zweier Ikonen. Das Kräftemessen zweier Spielmacher für die Ewigkeit, die zurecht behaupten dürfen, dass sie zum Allerallerbesten gehören, was dieser Sport je gesehen hat.
Ein Duell, welches das Potenzial zu einem zwei Jahrzehnte langen Klassiker gehabt hätte, das jedoch nur allzu selten über die Bühne ging. Leider auch nie in einer Super Bowl.
Im Stile zweier Elder Statesmen
Nun stehen sich Brees und Brady auf dem Weg dorthin im Weg, oder zumindest bewerben sie sich um eine mögliche nächste Legenden-Reunion (mit Aaron Rodgers) im NFC Championship Game.
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Schön zu beobachten ist, dass die beiden Statistik-Granden (dazu mehr unten) den Countdown zum Kickoff im Stile zweier Elder Statesmen mit größtmöglichem gegenseitigem Respekt begehen.
"Hört zu, er ist 43, ich bin 42, also werden am Sonntag 85 Jahre und jede Menge Football-Erfahrung auf dem Feld stehen", verdeutlicht Brees.
Und Brady nahm sich selbst und seinen Kontrahenten mit einer köstlichen Foto-Montage auf die Schippe, der wohl kein NFL-Fan im Verlauf dieser Woche ausweichen konnte:
https://t.co/kvv2dNTmHS pic.twitter.com/ND8nmGmZG7
— Tom Brady (@TomBrady) January 12, 2021
Wie der Dad in der Familienbande
Ein Fall für den History Channel. Bradys Witz kam auch bei Brees bestens an, zumindest fand er den Opa-Tweet "hilarious", bis auf ein Detail:
"Sie lassen mich wie den Dad aus Familiy Ties aussehen. Ich mag den Haaransatz nicht, um ehrlich zu sein."
Wer sich noch an die 80er-Sitcom Family Ties - deutscher Titel: Familienbande - erinnern kann, hat den 40. Geburtstag wohl auch schon hinter sich. Aber immerhin war die Serie der Durchbruch eines gewissen Michael J. Fox.
Aber zurück in die Gegenwart.
Während sich Brady mit seinem ehemaligen Arbeitgeber New England Patriots als AFC-Schwergewicht vor allem mit Peyton Manning, aber beispielsweise auch mit Ben Roethlisberger über die Jahre zahlreiche Duelle lieferte, konnte sich mit Brees keine Rivalität entwickeln.
Brees führt in dieser Saison 2:0
Schließlich spielt jedes AFC-Team nur im Vier-Jahres-Rhythmus gegen jedes NFC-Team - jede Saison trifft man auf die vier Teams einer anderen Division. Ausnahe natürlich: Man hat ein Date im Spiel aller Football-Spiele, der Super Bowl.
Regelmäßige Treffen machte erst Bradys Wechsel in die NFC zu den Bucs, einem Divisions-Rivalen von Brees' Saints, möglich. Nun sieht man sich zwar zwangsläufig öfter - aus dem Alter, in dem man eine neue Rivalität anfängt, sind aber beide eher schon draußen.
"Tom und ich habe eine Freundschaft und gegenseitigen Respekt", meint Brees, "am Montag haben wir hin und hergeschrieben und uns über dieses Szenario amüsiert."
Weniger amüsant war für Brady, dass er gleich beide Duelle mit den Saints in dieser Saison verlor. In Week 1 setzte es bei seinem Bucs-Debüt ein 23:34 in New Orleans. Zu einer sportlichen Blamage geriet das Rückspiel, in dem Tampa Bay zu Hause 3:38 unterging.
Erstes Duell 2002
Verliert ein Tom Brady echt drei Mal in einer Saison gegen denselben Gegner?
Das wird sich weisen. Allzu viele Quarterbacks mit positiver NFL-Bilanz gegen Brady kann es zwangsläufig nicht geben, Brees gehört jedenfalls dazu. Im Head-to-Head steht es 5:2 für das dieswöchige Geburtstagskind.
Ihr erstes NFL-Duell lieferten sich die beiden Ende September 2002, als Brees noch für die San Diego Chargers spielte (ja, Brees war einst tatsächlich der Vorgänger des längst in die Jahre gekommenen Philip Rivers).
Beim damaligen 21:14-Erfolg kann man jedoch schwerlich davon sprechen, dass Brees mit seinen 104 Passing Yards zum Matchwinner avancierte. Diese Ehre kam wohl eher einem gewissen LaDainian Tomlinson mit seinen 217 Rushing-Yards und zwei Touchdowns zu.
Aber gut, es war auch erst der vierte Career-Start von Brees, und dabei besiegte er immerhin den amtierenden Super-Bowl-Champion.
Super-Bowl-Triumphe? Brady 6, Brees 1
Es sind logischerweise seine sechs Titel mit den Patriots, die Brady von allen anderen Quarterbacks abheben und zum erfolgreichsten Spielmacher aller Zeiten machen.
Brees wiederum krönte sich "nur" ein Mal zum Super-Bowl-Champion (im Februar 2010), hat dafür einige unglückliche Playoff-Auftritte im Lebenslauf stehen. Den Vorwurf, ein "Regular-Season-Quarterback" zu sein, muss er sich womöglich gefallen lassen, aber dort lieferte er dafür unglaubliche Statistiken ab.
Wie der Zahlen-Vergleich zwischen Brady und Brees ohnehin ein interessanter ist:
Passing-Yards in der Karriere: Brees hat in dieser Saison als erster Spieler der Geschichte die 80.000er-Schallmauer geknackt und führt mit 80.358 Passing-Yards, Brady ist mit 79.204 Zweiter. Hört Brees wie erwartet nach dieser Saison auf und spielt Brady wie erwartet weiter, ist 2021 ein Führungswechsel also sehr wahrscheinlich. Peyton Manning ist mit der alten Bestmarke von 71.940 Yards inzwischen abgeschlagener Dritter.
Passing-Touchdowns in der Karriere: Diese Statistik-Kategorie ist ein enges Match. Hier steht es 581:571 für Brady. Dritter ist auch hier Manning (539). Mit Brett Favre (508) hat nur ein weiterer QB die 500er-Marke geknackt. Brady greift 2021 wohl den 600er an.
Passing-Yards in einer Saison: Brees musste seinen Rekord von 5476 Passing-Yards (2011) zwar 2013 um ein mickriges Yard an Manning (5477) abtreten, ist dafür aber mit gleich vier verschiedenen Saisonen in den Top-6 vertreten, was seinen Ruf als Yardage-Kaiser unterstreicht. Neben Manning konnte hier nur Brady mithalten, der 2011 auf 5235 Passing-Yards kam und Rang drei belegt. Insgesamt wurde die legendäre 5000er-Schallmauer zwölf Mal in der NFL-Geschichte geknackt, fünf Mal von Brees. Kein anderer QB schaffte es zwei Mal.
Passing-Touchdowns in einer Saison: Während Manning mit seiner legendären 55-TD-Saison 2013 nach wie vor führt, hat hier Brady mit seiner unvergessenen 50-TD-Show 2007 gegenüber Brees die Nase vorne. Seine 46 TD-Pässe 2011 reichen im ewigen Ranking "nur" zu Platz sieben. Um die 40 TD-Pässe von Brady in dieser Saison einzuordnen: Dies reicht im ewigen Ranking zum 13. Platz. Nicht so schlecht eigentlich...
Angebrachte Pässe: Hier führt Brees das ewige NFL-Ranking mit 7142 an, Brady ist mit 6778 Zweiter. Was einzelne Saisonen mit den meisten completed Passes betrifft, ist Brees in den Top 10 sechs (!) Mal vetreten, die Top drei gehören ihm im Alleingang. Der Rekord steht seit 2016 bei 471 komplettierten Passversuchen. In diesem Ranking taucht Brady erstmals erst auf Platz 31 (402) auf.
Brady, der unangefochtene Playoff-Gott
Dafür ist Brady der Playoff-Gott - und das teilweise mit Werten, die wohl nicht so schnell geknackt werden, auch wenn man mit solchen Vermutungen spätestens seit Lewis Hamilton vs. Michael Schumacher eher vorsichtig sein sollte.
Trotzdem: Brady hat es seiner Postseason-Karriere auf 31 Siege gebracht, die Nummer zwei Joe Montana "nur" auf 16, Brees ist mit neun gewonnenen Playoff-Spielen auf Platz 16.
Brady warf in der Postseason schon für 11.769 Yards, Brees ist mit 5323 immerhin Sechster. Brady warf bislang 75 TD-Pässe, Montana auf Platz zwei hat 45 - Brees ist mit 36 auch hier Sechster.
Seit vergangenem Wochenende ist Brady mit 43 Jahren und 159 Tagen auch der älteste Quarterback, der je in den Playoffs einen TD-Pass geworfen hat und löste damit George Blanda ab (43 Jahre, 108 Tage).
Diesen "Rekord" teilen sich Brady und Brees
Einen Rekord stellen Brady und Brees am Sonntag bereits mit Spielbeginn auf - dann werden sie das älteste Quarterback-Duo, das sich je in einem Playoff-Spiel gegenüberstand, sein.
Brady, damals 41, hält diese Bestmarke schon seit der Saison 2018, als er sich am Weg zu seinem sechsten Super-Bowl-Triumph mit Philip Rivers (damals 37) duellierte.
Rivers ist es quasi auch, der seinen Chargers-Vorgänger Brees in die NFC "vertrieb" und somit öftere Aufeinandertreffen mit Brady verhinderte.
Gut so. Umso größer ist die Vorfreude diesmal.
Denn während in der AFC inzwischen Brady endgültig den Weg für die Jungspunde (Patrick Mahomes, Lamar Jackson, Josh Allen, Baker Mayfield sind noch im Rennen) freigemacht hat, lassen in der NFC noch einmal die Legenden die Zeit still stehen.