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Patriots: Sechste Super Bowl statt Versenkung

Schon abgeschrieben und jetzt wieder obenauf: Genugtuung in New England.

Patriots: Sechste Super Bowl statt Versenkung Foto: © getty

Und wieder einmal endet eine Saison mit jenem Bild, welches die NFL in den letzten 18 Jahren prägte: Die New England Patriots hieven die Vince-Lombardi-Trophy in die Höhe.

Das 13:3 über die Los Angeles Rams in Super Bowl LIII von Atlanta bedeutet den mittlerweile sechsten Titel für Tom Brady, Bill Belichick und Co. – ein Erfolgslauf, der 2002 ausgerechnet gegen die damaligen St. Louis Rams seinen Start nahm.

Und einer, der in der Geschichte seinesgleichen sucht. Einzig die Pittsburgh Steelers können mit sechs Triumphen in der 53-jährigen Super-Bowl-Ära noch mithalten.

Elf Mal in der Super Bowl stand aber kein anderes Team.

Kein Ende der Dynasty

Nein, die New England Patriots gehen wohl nie als Außenseiter in eine Super Bowl. Ganz großer Favorit waren sie im Jahr 2019 aber ebensowenig.

Ein Record von 11-5 nach der Regular Season war der schlechteste Wert seit zehn Jahren und schickte die Pats "nur" als Nummer zwei in die Playoffs.

Eine anmaßende Formulierung, aber es sind eben die Patriots. In Foxboro sind die Ansprüche anders gelegt. Und werden auch anders von außen herangetragen.

Kritiker erhofften sich schon das Ende der "Dynasty", nachdem letztes Jahr eine Super-Bowl-Niederlage gegen die Philadelphia Eagles weggesteckt werden musste, und sich im Laufe der Saison 2018 die Konkurrenz öfter einmal tatsächlich als solche präsentierte.

Und dennoch ist es wieder anders gekommen. Noch ist das Zeitalter der Patriots nicht zu Ende, obwohl Tom Brady und Bill Belichick mittlerweile Altersrekorde aufstellen.

Eine Saison wie auf der Achterbahn

"Wir sind noch da!" – so hallte der Sprechchor der klar in Überzahl angereisten Pats-Fans durch das Mercedes Benz Stadium. Angestoßen von Brady selbst.

"Es ist zuckersüß", gab auch Coach Belichick in seiner Reaktion nach seinem bereits achten Super-Bowl-Triumph an – mit 66 Jahren ist er nun der älteste siegreiche Coach der Geschichte. "Jeder hat uns abgeschrieben: Zu Beginn der Saison, zur Mitte der Saison – aber wir sind immer noch da."

Ähnliche Worte, wie sie auch Rob Gronkowski nach seinem vielleicht letzten Spiel fand: "Es war nicht schön. Unsere Saison war oben. Unsere Saison war unten. Dann waren wir quasi raus, niemand hat an uns geglaubt", so der Tight End.

"Wir haben zusammengehalten, und das war der größte Erfolg, von dem ich Teil sein durfte. Manchmal hat die Defense nicht gut gespielt, manchmal die Offense, dann die Special Teams. Aber wir wussten, wenn wir zusammenhalten, unsere Identität wiederfinden: Dann können wir es durchziehen."

Brady jetzt alleiniger Rekordhalter

Für Tom Brady bedeutet der sechste Ring am Finger einen alleinigen Rekord. Kein anderer Spieler krönte sich sechs Mal zum Champion, sein bisheriger Co-Rekordhalter Charles Haley brachte es auf fünf Titel.

Mit 41 Jahren ist er auch der älteste Quarterback, der sich jemals zum Champion kürte.

Sämtliche Bestmarken die Postseason betreffend hat er ohnehin längst intus: Die meisten Siege, die meisten Yards, die meisten Touchdowns – eine nicht enden wollende Liste.

Gegen die Rams wurde er jedoch nicht zum alleinigen Difference Maker. Die star-gespickte Los-Angeles-Defense machte ihre Hausaufgaben und viel Druck auf den Spielmacher.

"Sie hatten einen großartigen Plan und uns mit jedem Spielzug unter Druck gesetzt", lobte der Superstar seine direkten Gegenspieler. Und er hatte wohl recht, denn die 16 kombinierten Punkte sind ein Negativrekord in der Super-Bowl-Geschichte.

Endlich Lohn für einen treuen Gefährten

So wurde es auch nichts mit dem fünften MVP-Titel des großen Endspiels für den Quarterback. Den heimste mit Wide Receiver Julian Edelman eine Anspielstation Bradys ein.

Mit zehn Receptions und 141 Yards war er einer der wenigen Offense-Bestandteile, die richtig aufzeigen konnten.

In seiner vierten Super Bowl trotz ausbleibenden Touchdowns ein Schlüssel zum Sieg.

"Mir ist nur wichtig, dass wir gewonnen haben", ist Edelman ganz Teamplayer, was er seit mittlerweile zehn Jahren im Patriots-Jersey unter Beweis stellt.

Fehlzündung einer explosiven Offense

Auf der Suche nach den großen Storylines von Super Bowl LIII muss man sich unweigerlich den Verlierern hinwenden, Fortsetzung einer Erfolgsgeschichte hin oder her.

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Die zweiteffizienteste Offense der NFL wurde bei lächerlichen drei Punkten gehalten, wo sie zuvor im Durchschnitt fast 33 pro Spiel machte.

Das Match des gestandenen Gurus Belichick, der seine Defense perfekt einstellte, gegen Offensiv-Fuchs Sean McVay – mit 33 Jahren jüngster Head Coach aller Zeiten in einer Super Bowl – ging klar an den Routinier.

McVay schultert die Schuld

Nicht nur, dass die explosive Rams-Offense komplett aus dem Spiel genommen wurde: Sie musste sogar Negativrekorde einstecken.

Erst als zweites Team der Geschichte gelang ihr im großen Endspiel kein Touchdown. Zur Halbzeit hatte man nur zwei First Downs und 57 Total Yards zu Buche stehen.

"Ich habe es einfach nicht geschafft, uns in einen offensiven Rhythmus zu bringen", schulterte das Coaching-Wunderkind McVay die Last der Niederlage auf seine Schultern.

"Jedes Mal, als wir ein bisschen Aufwind bekommen haben, machten wir das selbst mit einer Strafe oder einem schlechten Play zunichte", bedauerte der 33-Jährige.

"Ich bin nicht zufrieden mit meinem Gefühl für den Verlauf des Spiels. Aber großes Lob an die Patriots, sie haben einen tollen Job gemacht – und ich eben nicht für uns. Es lässt sich nicht anders sagen: Ich wurde ausgecoacht."

Aber eine Niederlage gegen die größte Erfolgsmaschinerie der NFL-Geschichte ist keine Schande.


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