Die New England Patriots sind zum sechsten Mal Super-Bowl-Champion!
Tom Brady und Co. setzen sich in Super Bowl LIII in Atlanta mit 13:3 gegen die Los Angeles Rams durch.
Das Spiel entwickelt sich zu einer Defensiv-Schlacht: Zur Halbzeit steht es 3:0 für die Patriots, die Rams schließen ihre ersten acht Drives allesamt mit Punts ab. Los Angeles liefert die schlechtesten Offense-Zahlen unter Coach Sean McVay ab, kommt nur auf 57 Yards, ehe spät im dritten Quarter der 3:3-Ausgleich folgt.
Den Unterschied macht ein 2-Yard-Touchdown-Run von Sony Michel, nachdem die Pats mit ihrem besten Drive ein einziges Mal in die Redzone vordringen. Die vermeintliche Antwort der Rams wird von einer Interception durch Stephon Gilmore kurz vor der Endzone zunichte gemacht. Mit einem weiteren Field Goal 1:12 Minuten vor Ende machen die Pats das Spiel zu.
Mit dem sechsten Titelgewinn holen die New England Patriots den bisherigen Rekordträger der Super-Bowl-Ära, die Pittsburgh Steelers, ein. Die Los Angeles Rams verpassen den ersten Super-Bowl-Triumph seit 2000 und müssen sich wie 2002 erneut den Patriots geschlagen geben (damals als St. Louis Rams).
Bill Belichick krönt sich mit 66 Jahren zum ältesten Coach, der eine Super Bowl gewinnen kann. Noch nie in der Super-Bowl-Geschichte brachten beide Teams zusammen nur 16 Punkte aufs Scoreboard, der bisherige Tiefstwert lag bei 21 (Super Bowl VII).
Patriots-Receiver Julian Edelman (141 Yards aus 10 Catches) wird zum MVP der Super Bowl gewählt.
LOS ANGELES RAMS - NEW ENGLAND PATRIOTS 3:13
SCORING:
Q1
Keine Punkte
Q2
0:3: Stephen Gostkowski - 42-Yard-Field-Goal (10:33 Minuten)
Q3
3:3: Greg Zuerlein - 53-Yard-Field-Goal (2:11 Minuten)
Q4
3:10: Sony Michel - 2-Yard-Run (7:00 Minuten)
3:13: Stephen Gostkowski - 41-Yard-Field-Goal (1:12 Minuten)
Offense vom Start weg kein Faktor
Schon von den ersten Spielzügen weg kündigt sich jene Partie an, die sich in weiterer Folge entwickelt: Eine unerwartete Gala-Vorstellung beider Defensiv-Abteilungen.
Die Patriots bringen ihre Offense per Laufspiel gut in Szene, der erste Pass von Tom Brady in der gegnerischen Hälfte landet aber gleich dort, wo er nicht landen soll: In den Händen des Gegners. Nickell Robey-Coleman deckt Chris Hogan ab, Cory Littleton steht richtig und macht die Interception.
Die Rams schlagen allerdings keinen Profit aus diesem ersten Highlight. Ein Three and Out ist kein idealer Start ins Spiel und sollte nur Vorbote dessen sein, was die klar in Unterzahl anwesenden Fans aus Los Angeles in weiterer Folge noch verdauen müssen.
Die Westküstler können nämlich zu keinem einzigen Zeitpunkt des ganzen Spiels zeigen, dass sie eigentlich über die zweiteffektivste Offense der ganzen NFL-Saison verfügen. Die ersten acht Drives enden allesamt mit Punts, keiner davon wird älter als fünf Spielzüge.
Zur Halbzeit sollen erbärmliche 57 Yards Total, nur zwei First Downs und keine Punkte stehen - allesamt Negativwerte in der 36 Spiele andauernden Ära von Head Coach Sean McVay.
Patriots als traditionelle Kaltstarter
Ganz anders die Rams-Defense, die ihrem Star-Status sehr wohl gerecht wird und Super Bowl LIII damit bis tief in die zweite Hälfte spannend hält. Auch New England kann mit dem Ball nicht glänzen, einzig Julian Edelman weiß mit einigen längeren Receptions zu überzeugen, die ihm später den MVP-Titel einbringen. Verdient - denn er ist der einzige Akteur, der die stockende Offense zumindest ein wenig am Laufen hält.
Dabei kommen die Patriots im zweiten Drive Punkten nahe, Kicker Stephen Gostkowski verzieht einen Field-Goal-Versuch aus 46 Yards aber nach links. Es ist das erste Field Goal überhaupt, das im neuen Mercedes Benz Stadium von Atlanta vergeben wird.
Die Pats beenden das erste Viertel mit einer kleinen Schrecksekunde, weil Brady den Ball kurzzeitig verliert, seine Kollegen können den Fumble aber recovern.
Unglaublich: Neun Super Bowls hatten nach 15 Minuten keine Punkte zu bieten, in fünf davon waren die Patriots beteiligt. Sie sollten in allen fünf triumphieren. Insgesamt haben die Dominatoren der letzten 18 Jahre in neun Super-Bowl-Auftritten überhaupt nur drei Punkte insgesamt in der Eröffnungsphase eingesackt.
Gurley wieder nicht im Bilde
Erst mit dem vierten Ballbesitz kommen die Patriots in die Nähe der Redzone, Brady wird mit seinen Pässen aber zu ungenau und Gostkowski muss ausrücken, um seine Scharte auszumerzen. Das 3:0 markiert einen Spielstand, der rund 23 Minuten Bestand haben sollte.
Denn die Rams können weiterhin nichts mit dem Lederoval anfangen und geben es prompt immer wieder her. Running Back Todd Gurley ist wie schon im NFC Championship bei den New Orleans Saints kein Faktor, hat zur Halbzeit nur zehn Yards am Konto - genau gleich viele wie Kollege C.J. Anderson.
Der etwas rundere Auftritt der Patriots-Offense geht hingegen weiterhin in erster Linie auf Edelman, der nach sieben Catches schon 93 Yards beigetragen hat. In der Two-Minute-Warning bringt das New England wieder weit ins gegnerische Territorium, man entscheidet sich aber bei 4th and 1 für die Risikovariante und scheitert.
Mit 1:13 Minuten auf der Uhr hofft alles auf ein Statement der Rams, aber es kommt nicht. Punter Johnny Hekker muss schon wieder ran und verpasst den Patriots eine dermaßen schlechte Feldposition, dass sich diese entscheiden, lieber zur Halbzeit abzuknien.
Der zweitniedrigste Halbzeit-Score der Geschichte (Super Bowl IX zwischen den Pittsburgh Steelers und Minnesota Vikings stand 2:0) ist dem Spiel gerecht, nach dem AFC Championship gelingt es den Patriots erneut, den Gegner ohne Punkte zur Halbzeit zu lassen. Wie die Miami Dolphins anno 1973 und die Baltimore Ravens anno 2000 sollten sie sich später auch zum Champion krönen.
Neunter Drive bringt einzige Rams-Punkte
Nach der Halftime-Show von Maroon 5 keimt kurz die Hoffnung auf, dass die Rams in der Kabine aufgewacht sein könnten. Zwar wirft Goff seinen ersten Ball beinahe direkt in die Hände von Dont'a Hightower, dafür platzt Gurley der Knoten - er bringt mit zwei Runs gleich 21 Yards voran.
Zudem müssen die Patriots schnell den Ausfall von Safety Patrick Chung verkraften, der sich am Arm verletzt. Auch ohne ihn und trotz des guten L.A.-Starts macht die Patriots-Defense erneut Essig aus einem Score für den Gegner, Punter Hekker muss ein siebtes Mal ausrücken - schon jetzt so oft wie noch nie zuvor in dieser Saison.
LOS ANGELES RAMS:
Name | Passing Yards | Rushing Yards | Receiving Yards |
---|---|---|---|
Jared Goff | 229 (0 TD, 1 INT) | ||
Brandin Cooks | 120 | ||
Robert Woods | 5 | 70 | |
Todd Gurley | 35 | -1 | |
C.J. Anderson | 22 | 12 | |
Josh Reynolds | 28 |
Mit einem 27-Yard-Pass - natürlich auf Edelman - deuten auch die Patriots ihre offensive Gefährlichkeit nur an, das Ballrecht wechselt hin und her.
Erst der neunte Drive der Rams endet schließlich (beinahe) so, wie er soll: Mit Zählern. An die Endzone klopft Goff mit einem tiefen Pass auf Brandin Cooks nur an, Kicker Greg Zuerlein besorgt den Ausgleich mit einem Field Goal aus 53 Yards.
So endet auch das dritte Quarter ohne Touchdown. Ein weiteres erstes Mal in der Super-Bowl-Geschichte.
Einziger Touchdown macht den Unterschied
Zumindest einmal sollte es eines der Teams noch in die Endzone schaffen - und dieser Touchdown den Unterschied machen.
Ein Pass-Spielzug gelingt den Patriots so gut, dass sie ihn gleich dreimal en suite ident ausführen und sich über Edelman, Rex Burkhead und Rob Gronkowski bis an die 2-Yard-Linie heranarbeiten. Von dort hat Running Back Sony Michel leichtes Spiel. Mit exakt sieben Minuten Restzeit auf der Uhr führen die Patriots erstmals mit mehr als drei Punkten Unterschied.
Mit vereinten Kräften ringen sich die Rams zu einer Antwort durch. Erstmals kommen Goff und Co. ein wenig ins Rollen: Mit längeren Spielzügen geht es bis an die New England 28, dort wird der Jung-Quarterback übermütig: Zwei idente, tiefe Passversuche in Richtung der Endzone scheitern. Während die erste Ausführung noch als Incompletion durchgeht, fängt Stephon Gilmore den erneuten Anlauf ab und vereitelt Rams-Punkte.
Das sollte entscheidend werden: Mit dem nächsten Drive nehmen die Patriots viel Zeit von der Uhr, Gostkowski macht das Spiel mit etwas mehr als einer Minute Zeit auf der Uhr zu.
NEW ENGLAND PATRIOTS:
Name | Passing Yards | Rushing Yards | Receiving Yards |
---|---|---|---|
Tom Brady | 262 (0 TD, 1 INT) | -2 | |
Julian Edelman | 8 | 141 | |
Sony Michel | 94 (1 TD) | ||
Rob Gronkowski | 87 | ||
Rex Burkhead | 43 | 15 | |
Cordarrelle Patterson | 7 | 14 | |
James White | 4 | 5 |
Die Rams beißen sich noch einmal in die gegnerische Hälfte, fünf Sekunden vor dem Ende rückt Zuerlein aus, um ein Field Goal zu kicken und einen letzten Verzweiflungsversuch per Onside-Kick und Hail Mary zu ermöglichen. Der Kicker scheitert aber mit dem Field-Goal-Versuch, die Patriots feiern.
Es purzeln einige Rekorde
Super Bowl LIII geht letztlich in die Geschichte ein - aber wohl nicht so, wie es sich der neutrale Zuschauer erhofft hatte.
16 kombinierte Punkte sind die wenigsten der Super-Bowl-Geschichte seit Super Bowl VII zwischen den Miami Dolphins und Washington Redskins im Jahr 1973 (Endstand 14:7).
Während Sean McVay mit 33 Jahren den Rekord für den jüngsten siegreichen Super-Bowl-Coach aller Zeiten verpasst, macht sich Bill Belichick mit 66 Jahren vor Tom Coughlin (New York Giants) zum ältesten Vertreter an der Seitenlinie. Für den Guru ist es sogar schon der achte Ring am Finger (sechs als Head Coach in New England, zwei als Assistant Coach bei den New York Giants).
Mit dem sechsten Triumph ziehen die Patriots mit den Pittsburgh Steelers gleich, die bisher den Rekord an Titelgewinnen in der Super-Bowl-Ära inne hatten.
Der sechste Sieg markiert eine alleinige Bestmarke für Tom Brady, der sich den Rekord für einen einzelnen Spieler bislang mit Charles Haley (San Francisco 49ers, Dallas Cowboys) teilen musste. Mit 41 Jahren ist er der älteste Quarterback, der jemals die Vince-Lombardi-Trophy in die Höhe stemmen durfte.
Für die Los Angeles Rams bleiben indes nur Negativrekorde übrig: Erst als zweites Team nach den Miami Dolphins (Super Bowl VI, 1971) gelingt ihnen kein Touchdown.
The @Patriots took home their SIXTH @SuperBowl ????#SBLIII Full Game Highlights ⬇️ pic.twitter.com/wQZgBJL993
— NFL (@NFL) 4. Februar 2019