Es gibt Szenen, die jahrelang für Ärger und Verbitterung sorgen, und definitiv für Gesprächsstoff.
Die Fehlentscheidung der Referee-Crew beim Championship Game der NFC zwischen den New Orleans Saints und den Los Angeles Rams fällt zweifelsohne unter diese Kategorie.
Die nicht geahndete Pass Interference von Rams-Cornerback Nickell Robey-Coleman gegen Tommylee Lewis kurz vor Ende der regulären Spielzeit hat New Orleans mit hoher Wahrscheinlichkeit die Teilnahme an Super Bowl LIII gekostet, in der Overtime ging die Partie mit 23:26 verloren.
Entsprechend riesig ist die Wut im Lager der Saints.
"Ich weiß nicht, ob es jemals einen offensichtlicheren Pass-Interference-Call gegeben hat", ärgert sich Head Coach Sean Payton.
Yeah. That was pass interference. pic.twitter.com/niV9z2rnJi
— Brad Galli (@BradGalli) January 20, 2019
NFL gesteht Fehler ein
"Dass eine Entscheidung wie diese nicht getroffen wurde, Mann, das ist hart zu schlucken. Und dann bekommt man auch noch einen Anruf...", so der 55-Jährige weiter.
Dass die Referee-Crew um Bill Vinovich eine Fehlentscheidung getroffen hat, steht außer Streit. Genau darum ging es auch im von Payton zitierten Anruf. Nach Spielende meldete sich mit Al Riveron der Senior Vice President der NFL-Referees bei ihm und gestand den Fehler ein.
"Das erste, was er am Telefon gesagt hat, war: 'Wir haben es verbockt'", berichtet Payton über die Reaktion der Schiedsrichter-Bosse, "es ist ganz einfach. Sie haben den Call vermasselt. Sie haben mir gesagt, dass es niemals kein Call hätte sein dürfen. Außerdem haben sie gesagt, dass es nicht nur Interference war, sondern auch Helmet-to-Helmet. Sie konnten es selbst nicht glauben."
Keines der beiden Vergehen wurde geahndet.
Robey-Coleman gesteht Foul ein
Payton: "Keine Frage, die Schiedsrichter haben einen schweren Job, weil alles so schnell passiert. Aber das war einfach offensichtlich. Es war das Championship Game der NFC. Das ist wirklich schwer zu verkraften."
Referee Vinovich gab nach Spielende an, dass er selbst die Szene nicht gesehen und sich auf die Beurteilung seines Kollegen verlassen habe.
"Übeltäter" Robey-Coleman selbst lässt auch nicht wirklich einen Zweifel offen, dass er mit einer Pass Interference davonkam: "Ja, ich bin zu früh dort gewesen. Ich war geschlagen und habe versucht, den Touchdown zu verhindern."
Als keine Flagge geflogen ist, habe er sich nur "Danke" gedacht: "Ich habe nicht zum Ball geschaut, ich habe den Ball auch nicht gespielt. Wenn ich den Ball gespielt hätte, wäre es eine andere Geschichte. Nachdem ich direkt zu ihm hin bin und ihn einfach gestoßen habe, nachdem ich gesehen habe, dass seine Hände nach oben sind, habe ich mir gedacht: 'Oje, das ist Flagge.'"
Frust bei Brees
Lewis, der am Catch gehindert wurde, meint: "Meinem Gefühl nach war es offensichtlich. Jeder weiß, dass es offensichtlich war. Ich weiß wirklich nicht, was ich sonst dazu sagen sollte."
Superstar-Quarterback Drew Brees, der als nunmehr 40-Jähriger nicht mehr allzu viele Chancen auf eine weitere Super-Bowl-Teilnahme hat, ist logischerweise frustriert: "Während der Saison gibt es oftmals Calls, die gegen oder für dich sind, manchmal sind sie falsch, manchmal nicht. Aber es liegt auf der Hand, dass es in einer Situation wie dieser hart ist, wenn es den Anschein hatte, dass es jeder in der Welt gesehen hat. Es ist wirklich hart."
Für die Saints kommt es natürlich zu spät, aber ein Vorteil der NFL ist, dass die Regeln relativ unbürokratisch von Saison zu Saison neu angepasst werden können, sollte es Probleme geben. Nach dieser Partie dauerte es nicht lange, dass die entsprechende Diskussion in Gang gesetzt wurde.
Werden die Regeln geändert?
Vorschläge gibt es. Einer davon ist beispielsweise, der Einfachheit halber alle Spielzüge für Video-Überprüfungen frei zu geben. Pass-Interference-Calls können laut den derzeitigen Regularien nicht beanstandet werden.
Payton ist Mitglied des Competition-Committees der NFL: "Wir alle wollen es richtig hinbekommen, oder? Wir haben die Technologie, um das zu schaffen. Wir haben auch genügend Technologie, um die Dinge zu beschleunigen. Ich sitze im Competition-Committee und hoffentlich wird meine Stimme gehört. Ich hoffe, dass kein anderes Team ein Spiel auf die Art und Weise verlieren muss, wie wir das getan haben."
Es war eine enge Partie und Payton zeigte auch den nötigen Respekt vor dem Auftritt der Rams - bei aller Enttäuschung über die Art und Weise, wie das Spiel beeinflusst wurde:
"Keine Frage, sie haben gut gespielt. Aber auch unser Team hat gut gespielt - gut genug, um das Spiel zu gewinnen. Und das hätten wir auch tun sollen."