Defense wins Championships - aber für die beste Defense der Regular Season sind die NFL-Playoffs nach dem Wildcard-Wochenende wieder vorbei.
Die Baltimore Ravens (Seed-Nr. 4 der AFC) unterliegen den Los Angeles Chargers (5) 17:23.
Und dabei entwickelt sich das Spiel längste Zeit tatsächlich zur Defensiv-Schlacht, allerdings mit dem klar besseren Bild für die Chargers. Das Ergebnis ist letztlich knapper als der Spielverlauf.
Rookie-Quarterback Lamar Jackson bekommt lange überhaupt keinen Fuß auf den Boden und läuft zur Halbzeit nach 2/8 komplettierten Pässen, nur 17 Yards und einer Interception sogar Gefahr, für Joe Flacco auf der Bank zu landen.
Kein einziger Spielzug in der gegnerischen Hälfte wird von den Ravens bis dahin gespielt, sie werden auch zwei Mal per Turnover vom Ball getrennt.
Die LA-Offense rund um Philip Rivers funktioniert auch nur mäßig, erarbeitet sich durch vier Field Goals aber zumindest eine 12:0-Führung.
Erst im letzten Viertel legen die Offenses zu und bringen auch Touchdowns auf das Board, eng macht es Baltimore aber erst zwei Minuten vor Schluss - zu spät, weil die Chargers nichts mehr anbrennen lassen. Ein Fumble von Jackson beendet auch die letzte Hoffnung auf eine Wende 20 Sekunden vor dem Ende.
Die Los Angeles Chargers fahren am kommenden Divisional-Wochenende zu den New England Patriots (AFC-Nr. 2).
BALTIMORE RAVENS (4) vs. LOS ANGELES CHARGERS (5) 17:23
SCORING:
Q1:
0:3: Michael Badgley - 21-Yard-Field-Goal (6:59 Minuten)
0:6: Michael Badgley - 59-Yard-Field-Goal (1:08 Minuten)
Q2:
0:9: Michael Badgley - 40-Yard-Field-Goal (3:22 Minuten)
0:12: Michael Badgley - 34-Yard-Field-Goal (0:00 Minuten)
Q3:
3:12: Justin Tucker - 31-Yard-Field-Goal (8:30 Minuten)
Q4:
3:20: Melvin Gordon - 1-Yard-Touchdown-Run (14:44 Minuten, Two-Point-Conversion-Pass auf Mike Williams erfolgreich)
3:23: Michael Badgley - 47-Yard-Field-Goal (9:09 Minuten)
10:23: Michael Crabtree - 31-Yard-Touchdown-Pass von Lamar Jackson (6:33 Minuten, Extrapunkt durch Justin Tucker)
17:23: Michael Crabtree - 7-Yard-Touchdown-Pass von Lamar Jackson (1:59 Minuten, Extrapunkt durch Justin Tucker)
Baltimore beginnt sehr nervös
Erst am vorletzten Wochenende der Regular Season begegneten sich die beiden Teams zuletzt. Und da wie dort wurden die Lehren aus dem 22:10-Auswärtssieg der Ravens in Los Angeles gezogen, was zu Beginn vor allem eins bedeutet: Kein Raum für die Offenses.
Dazu kommt ein fehleranfälliger Auftritt der Baltimore-Offense, die in ihren beiden ersten Drives gleich drei Fumbles produziert, der dritte gehört auch tatsächlich dem Gegner.
Diese Nervosität der mit Rookies gespickten Offensivabteilung schenkt den Chargers eine gute Ausgangsposition, die aus kurzer Distanz aber nur zu einem Field Goal genutzt werden kann. Kurz muss man auch um Melvin Gordon bangen, der auf dem Weg vor die Endzone eine leichte Knieverletzung erleidet, später aber zurückkehrt.
Auch der dritte Ballbesitz der Ravens ist nach einem First Down schnell wieder Geschichte. Ein guter Punt Return bringt die Chargers zurück in die gegnerische Hälfte, die starke Baltimore-Defense ist aber am Posten.
Aus 59 Yards macht Kicker Michael Badgley das zweite Field Goal, so führen die Chargers nach einem Viertel mit 6:0.
Gastgeber bleiben fehleranfällig
Auf eine Trendwende wartet man im zweiten Viertel vergebens. Die Ravens produzieren ein Three-and-Out, die Chargers machen es nach einem First Down nur unwesentlich besser - immerhin sieht man den ersten längeren Pass des Spiels von Rivers auf Allen. Ein vergleichsweise leichtes 3rd-and-2 endet aber mit einem leichten Drop, damit auch der Drive.
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Doch die Gastgeber bleiben mit dem Ball fehleranfällig. Moore kann einen Jackson-Pass nicht fangen, Phillips geht dazwischen und verbucht nach der Fumble Recovery auch eine Interception.
Die Chargers arbeiten sich fast in die Redzone vor, scheitern aber am Touchdown und müssen sich mit dem dritten Field Goal des Spiels begnügen.
Der 0:9-Rückstand zu diesem Zeitpunkt ist der größte, den Jackson seit seiner Übernahme als Starting-QB der Ravens sieben Spiele vor Ende der Regular Season zu verkraften hatte. Und anfangs wirkt es nicht so, als brächte der 21-Jährige sein Team ins Spiel zurück.
Sechs Incompletions in Folge, der nächste Drive wieder schnell am Ende, bis dahin ein Passer-Rating von 0,0 - so souverän Jackson zum Start seiner Karriere mit sechs Siegen aus sieben Partien schien, zu diesem Zeitpunkt wirkt er hilflos und fast fehl am Platz.
LA bedankt sich, wenn auch nicht mit Touchdown: In den letzten zwei Minuten der Halbzeit arbeiten sich die Chargers mit gutem Zeitmanagement nach vorn, Badgley kickt auch ein viertes Field Goal zum 12:0-Halbzeitstand.
Mit 99 Yards spielt Rivers unauffällig, aber fehlerfrei, während Jackson nur mit 31 Rushing Yards halbwegs aufzeigen kann. Die Ravens spielen in den ersten 30 Minuten kein einziges Play in des Gegners Hälfte - Joe Flacco wärmt sich vorsichtshalber auf, soll aber nicht zum Einsatz kommen.
Baltimore-Defense mit Big Plays
12 Punkte Unterschied zu Beginn der zweiten Halbzeit: Das Geschehen auf dem Spielfeld spricht zwar eine eindeutige Sprache, der Score tut es aber nicht.
BALTIMORE RAVENS:
Name | Passing Yards | Rushing Yards | Receiving Yards |
---|---|---|---|
Lamar Jackson | 194 (2 TD, 1 INT) | 54 | |
Kenneth Dixon | 53 | ||
Willie Snead IV | 50 | ||
Michael Crabtree | 38 (2 TD) | ||
Mark Andrews | 31 | ||
Gus Edwards | 23 | ||
Kenneth Dixon | 13 | ||
John Brown | 14 | ||
Maxx Williams | 8 |
Zu Beginn des dritten Quarters scheint es aber zuerst so, als könnten die Gäste die Partie endgültig auf ihre Seite ziehen. King eröffnet den zweiten Durchgang mit einem 72-Yard-Return, fast in die gegnerische Redzone.
Nach nur drei weiteren Yards Raumgewinn tritt Badgley zum fünften FG-Versuch an, doch es gibt das erste Big Play der Ravens: Ein Block, der Ausbau der Führung misslingt den Chargers.
Zwar findet Jackson im ersten Drive nach der Pause immer noch nicht ins Spiel, dafür ist die Baltimore-Defense voll da. Sie erzwingt einen Fumble tief in der gegnerischen Hälfte und setzt so die ersten Spielzüge im Territorium der Chargers für ihre Offense auf.
Das Ergebnis? Nicht überragend, aber mit einem Field Goal immerhin die ersten Punkte für das Heimteam.
Und kurz scheint es so, als würde das Momentum kippen. Weil die Ravens-Defense ihre Aufgabe wieder erfüllt, die Chargers schnell gestoppt werden und der erzwungene Punt sogar geblockt wird! Wieder geht es mit aussichtsreicher Position für Jackson und Co. los.
Und weil es in der Luft weiterhin so gar nicht klappen will, geht Jackson selbst an die LA17 - wird allerdings durch einen Holding-Call zurückgepfiffen. Wieder muss Kicker Tucker zum Field Goal antreten, aber er vergibt. Erst das zweite Mal in seiner langen Postseason-Karriere (insgesamt 30/32).
So geht der Ball wieder zu den Chargers, und erstmals in diesem Spiel kann eine Offense so richtig aufzeigen: Ein längerer Pass bringt Rivers und Co. in die Redzone, bis zum Ende des dritten Quarters landet man an der Zwei-Yard-Linie.
Die Schlussphase wird plötzlich wild
Aus dieser Position soll schließlich der erste Touchdown des Spiels gelingen, nicht ohne Konfusion: Gordon verliert den Ball Zentimeter vor der Linie, Baltimore returnt zum vermeintlichen Touchdown.
Die Szene wird noch einmal betrachtet, der Ball bleibt bei den Chargers - und im nächsten Versuch ist Gordon mühelos drin. Weil auch die Two-Point-Conversion sitzt, steht es 20:3 - es scheint zu Beginn des letzten Viertels eine Entscheidung gefallen.
Zumal die Ravens wieder nichts mit dem Ball anfangen können, ihn nach einem Three-and-Out wieder abgeben, und die Bolts wieder Punkte aufs Board bringen. Ein 47-Yard-FG zum 23:3 lässt die Angelegenheit noch deutlicher erscheinen.
LOS ANGELES CHARGERS:
Name | Passing Yards | Rushing Yards | Receiving Yards |
---|---|---|---|
Philip Rivers | 160 (22/32, 0 TD, 0 INT) | 15 | |
Melvin Gordon | 40 (1 TD) | 3 | |
Mike Williams | 42 | ||
Keenan Allen | 37 | ||
Austin Ekeler | 29 | 14 | |
Antonio Gates | 35 | ||
Travis Benjamin | 11 | ||
Tyrell Williams | 9 | ||
Virgil Green | 8 |
Doch mit dem Mute der Verzweiflung wacht Jackson auf einmal auf. Einige kurze Pässe bringen die Gastgeber in Position, auf einmal der 31-Yard-Pass auf Crabtree in die Endzone - man lebt noch!
Fast noch der Turnaround
Und Los Angeles lässt sich kurz beeindrucken. Schnell muss man den Ball abgeben, wieder holt die Offense des AFC-North-Champions das Maximum heraus. Mit kurzen Spielzügen arbeitet man sich nach vorn, dann findet Jackson Dixon, der sich an die 11-Yard-Linie der Chargers vorarbeitet.
Wenige Spielzüge später ist erneut Crabtree gefunden, der aus zwei Receptions zwei Touchdowns beisteuert. Zwei Minuten auf der Uhr, sechs Punkte Rückstand: Das größte 4th-Quarter-Comeback der Postseason-Geschichte scheint auf einmal machbar.
Denn die Gäste können nur etwas mehr als eine Minute von der Uhr nehmen, aber keinen großen Raumgewinn erzielen. Der Ball wandert wieder zu den Ravens, 45 Sekunden bleiben Jackson und seinen Kollegen.
Aber die Hoffnung erlischt: Ein unaufmerksamer Moment des Quarterbacks, ein Fumble, der Ball bei den Chargers - die damit ihren Aufstieg in die Divisional-Runde fixieren. Ihr achter Sieg im neunten Auswärtsspiel der Saison - einen solchen werden sie auch nächste Woche brauchen, wenn es zu den New England Patriots (AFC-Seed Nummer 2) und damit wieder an die Ostküste geht.
Lamar Jackson beendet seine Rookie-Saison mit sieben Siegen aus neun Niederlagen. Und auch, wenn der jüngste Starting-QB eines Playoff-Spiels aller Zeiten gegen die Chargers sein Können nicht wirklich unter Beweis stellen konnte, wird ihm die Zukunft in Baltimore gehören.