UNFASSBAR!!!
Was für ein Krimi, der als Playoff-Klassiker in die NFL-Geschichte eingehen wird!
Die Jacksonville Jaguars ringen in der Wild-Card-Runde die Los Angeles Chargers nach unglaublichem Fehlstart mit einem 0:27-Rückstand noch mit 31:30 nieder.
Das Duell zweier Quarterback-Jungstars bei ihrem NFL-Playoff-Debüt geht somit an Trevor Lawrence, womit nach einer ersten Halbzeit zum Vergessen kaum jemand mehr gerechnet hätte - schließlich erlaubte sich der Spielmacher sage und schreibe vier Interceptions.
Während sein Gegenüber Justin Herbert eher blass agierte, drehte Lawrence nach der Pause auf und startete eine Aufholjagd, die Kicker Riley Patterson mit dem siegbringenden Field Goal krönte.
Der Gegner der Franchise aus Florida in den Divisional Playoffs wird erst nach den Sonntags-Spielen feststehen.
Es begann mit einem Albtraum
Bevor im Stadion alle Dämme brachen und sich die Jacksonville Jaguars im Playoff-Himmel fühlen konnten, gingen sie mitten durch die Football-Hölle.
Wenn man sich im Vorfeld einen Horror-Verlauf der ersten Halbzeit für die Jaguars ausdenken hätte müssen, wäre man vermutlich nicht auf ein derartiges Desaster gekommen, wie es die beinharte Realität zu bieten hatte.
Mit einem Regular-Season-Finish von fünf Siegen in Serie erarbeitete sich die Franchise aus Florida als Gewinner der AFC South ein Playoff-Heimspiel.
Doch früh im Spiel dominierten die hängenden Gesichter auf den Tribünen, denn die erste Halbzeit entwickelte sich Schritt für Schritt zu einem sportlichen Albtraum.
Interception, Interception, Interception...
Das Match startete im Prinzip mit der ersten Interception von Lawrence, was Chargers-RB Austin Ekeler mit einem Lauf in die Endzone bestrafte - 7:0. Zu diesem Zeitpunkt waren 87 Sekunden gespielt.
Erst rund vier Minuten waren von der Uhr, als Lawrence seine zweite Interception folgen ließ - Asante Samuel schnappte sich den Ball. Los Angeles erhöhte in der Folge per Field Goal auf 10:0.
JACKSONVILLE JAGUARS:
Name | Passing Yards | Rushing Yards | Receiving Yards |
---|---|---|---|
Trevor Lawrence | 288 (4 TD, 4 INT) | 8 | |
Travis Etienne | 109 | 12 | |
Evan Engram | 93 (1 TD) | ||
Christian Kirk | 78 (1 TD) | ||
Zay Jones | 74 (1 TD) | ||
Marvin Jones | 29 (1 TD) | ||
Jamal Agnew | 2 |
Noch im ersten Viertel erlaubte sich Lawrence seine dritte Interception, wieder durch Samuel. Und wieder bestrafte Ekeler den Turnover, er lief zum 17:0 in die Endzone.
Drei Interceptions im ersten Viertel eines Playoffs-Spiels sind in der Super-Bowl-Ära noch keinem Spielmacher passiert.
...und noch eine Interception (von Samuel)
Dem 24:0 für die Chargers ging ausnahmsweise kein Turnover voraus. Diesmal führte Herbert sein Team über das Feld und vollendete den Drive mit dem ersten Playoff-Touchdown-Pass seiner Karriere, indem er Gerald Everett bediente.
Was machte Lawrence? Er ließ seine vierte Interception folgen! Wieder zeichnete Samuel dafür verantwortlich, er stellte im Privatduell quasi auf 3:0.
Die Statistik von Lawrence zu diesem Zeitpunkte: 16 Versuche, 30 Passing-Yards, jeweils vier Completions und Interceptions. Wahnsinn!
Zur Klarstellung: Der 23-Jährige wurde 2021 als Nummer 1 gedraftet, legte ein starkes Saison-Finish hin und hat alle Anlagen, zu den zukünftigen Superstars der NFL zu gehören, wie er noch beweisen sollte.
Ein erster Lichtblick
Zum Entsetzen ihrer Anhänger erlaubten sich die Jaguars davor aber noch einen fünften Turnover. Ein Punt der Chargers landete am Helm von Chris Claybrooks, Los Angeles eroberte den freien Ball.
Diesmal brachte man den Ball aus kurzer Distanz nicht in die Endzone und musste sich mit einem Field Goal zum 27:0 zufrieden geben.
LOS ANGELES CHARGERS:
Name | Passing Yards | Rushing Yards | Receiving Yards |
---|---|---|---|
Justin Herbert | 273 (1 TD) | 12 | |
Austin Ekeler | 35 (2 TD) | 8 | |
Joshua Kelly | 20 | 8 | |
Gerald Everett | 109 (1 TD) | ||
Keenan Allen | 61 | ||
Joshua Palmer | 31 | ||
Donald Parham | 23 | ||
DeAndre Carter | 17 | ||
Tre McKitty | 16 |
Wenigstens das Ende dieser vermurksten Halbzeit hatte für Jacksonville einen Lichtblick zu bieten. Lawrence führte sein Team über das Feld und konnte mit einem TD-Pass auf Tight End Evan Engram zum 7:27 anschreiben.
Korrekt müsste es heißen ein "erster Lichtblick", denn es sollte der Start einer Aufholjagd sein, über die man noch lange sprechen wird.
Lawrence bedient Jones und Jones
Im dritten Viertel fand Lawrence nämlich endgültig wieder in die Spur und bediente erst Marvin Jones und dann Zay Jones in der Endzone, nach letzterem Touchdown scheiterte Jacksonville an der Two-Point-Conversion.
L.A. wiederum agierte offensiv viel zu passiv, versuchet den Vorsprung zu verwalten. Mehr als ein Field Goal von Cameron Dicker war nicht drin, weshalb es mit einem 30:20 aus Sicht der Chargers ins Schlussviertel ging.
Dort verpasste es Dicker, dem Konto der Kalifornier weitere drei Punkte hinzuzufügen - und dies sollte noch richtig weh tun.
Bosa verliert die Nerven
So richtig ins Schwitzen kamen die Chargers spätestens nach dem vierten TD-Pass von Lawrence, diesmal auf Christian Kirk.
Danach verlor Joey Bosa, Star-Pass-Rusher der Chargers, völlig die Nerven, warf seinen Helm zwei Mal entrüstet auf den Boden, das erste Mal vor seinem Head Coach Brandon Staley - als Strafe wurde die Two-Point-Conversion von der 1-Yard-Linie gespielt und verwertet - nur noch 28:30 aus Sicht der Jaguars, und das nach 0:27-Rückstand!
Auch die Bilanz von Lawrence las sich inzwischen ganz anders 25 von 42, 262 Passing-Yards und nun vier TD-Pässe zu den vier Interceptions.
Sollte noch das noch im Laufe der ersten Halbzeit Undenkbare geschehen und die Jaguars das Spiel gewinnen? Es sollte.
Chargers tun Chargers-Dinge
Denn die Chargers-Offense brachte erneut nichts auf die Reihe, Jacksonville kam noch ein Mal an den Ball. Bei viertem Versuch und 1 packte RB Travis Etienne einen schönen Lauf über die rechte Seite aus.
Damit war man in Field-Goal-Reichweite, Kicker Riley Patterson behielt die Nerven und die unglaubliche Aufholjagd war mit 31:30 vollendet.
Während in Jacksonville nachvollziehbar alle Dämme brachen, würden manche Beobachter meinen, dass die Chargers wieder einmal Chargers-Dinge taten - bei unnötigen und blamablen Niederlagen kennt sich diese Franchise mutmaßlich aus.
Aber so bitter wie diese? Das kommt selbst bei den Chargers nicht alle Tage vor.
Jacksonville wiederum legte die drittgrößte Aufholjagd der NFL-Playoff-Geschichte hin. Als erstes Team überhaupt gewann man ein Postseason-Spiel mit einer Turnover-Differenz von -5.