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Die Jaguars-Defense macht Jagd auf Tom Brady

Wie bildet man eine so geniale Defense? Und wer Bradys Kryptonit ist:

Die Jaguars-Defense macht Jagd auf Tom Brady Foto: © getty

Gibt es Defenses, vor denen Tom Brady noch Angst hat?

Vermutlich nicht.

Wer sich als größter Quarterback der NFL-Geschichte bezeichnen darf, hat auch schon so ziemlich alles an gegnerischen Verteidigungen gesehen.

Mit der Defense der Jacksonville Jaguars wartet am Sonntag im Championship Game der AFC jedoch zumindest keine leichte Hürde, auch wenn 42 Gegenpunkte in der Divisional Round in Pittsburgh auf den ersten Blick anderes vermuten lassen.

Will der Underdog bei den New England Patriots reüssieren, wird die Abwehr abliefern müssen. Und die Qualität, welche die graue Maus der NFL in den vergangenen Jahren auf der defensiven Seite des Balls versammelt hat, hat es durchaus in sich.

LAOLA1 schildert, wie Jacksonville diese Defense gebildet hat und stellt deren Protagonisten vor:

Geld und gutes Auge

Die Statistik spricht für sich: Mit 16,8 Punkten ließ Jacksonville in der Regular Season am zweitwenigsten zu, mit dem beeindruckenden Wert von im Schnitt lediglich 169,9 gegnerischen Passing Yards führt man die NFL souverän an.

Starke 55 Sacks reichten ebenso zu Platz zwei wie 21 Interceptions. Lediglich die Laufverteidigung hinkt bei diesem Festival der Traumwerte mit im Schnitt 116,3 zugelassenen Rushing Yards hinterher, dies reicht nur zum eher durchschnittlichen 21. Rang.

Wie bekommt man eine derart gute Defense? Im Fall des Teams aus Florida im wesentlichen durch zwei in der NFL durchaus praktische Vorzüge: Geld und ein gutes Auge.

Zufall ist es jedenfalls keiner, dass gerade die Verteidigung der Jaguars so gut dasteht, schließlich wurde in den vergangenen Jahren sowohl in der Free Agency durch diverse sündteure Spieler wie auch im Draft intensiv in diese Abteilung investiert.

Die zweitteuerste Defense der Liga

Ein Blick auf die Zahlen: Nimmt man die Salary Cap 2017 als Grundlage her, ist die Jacksonville-Defense die zweitteuerste der Liga. Die überragende D-Line, die neben dem kongenialen Cornerback-Duo Jalen Ramsey/A.J. Bouye am meisten Schlagzeilen schreibt, ist gar die teuerste der NFL.

Zum Vergleich: Die eher biedere Offense findet sich bezüglich Gehalt nur auf Rang 19 unter den NFL-Angriffsreihen wieder, wobei durchaus betont werden sollte, dass gerade die Wahl von Running Back Leonard Fournette im Draft 2017 entscheidend geholfen hat, den in dieser Saison so großen Schritt nach vorne zu machen.

Noch entscheidender war aber vielleicht der Draft 2016. Mit Ramsey (1. Runde), Myles Jack (2. Runde) und Yannick Ngakoue (3. Runde) landeten die Jaguars in den ersten drei Runden quasi einen Hattrick an Volltreffern, die sich spätestens in ihrem zweiten Karriere-Jahr allesamt zu Schlüsselspielern dieser Defense entwickelt haben.

Kombiniert mit guten Einkäufen, allen voran Calais Campbell in der letzten Offseason, kommt der defensive Aufschwung nicht überraschend - gerade Campbell half entscheidend mit, aus einer guten Defense eine gefürchtete zu kreieren.

Belichick hat Respekt

Eine Defense, die auch bei den Patriots für Respekt sorgt. Deren legendärer Mastermind Bill Belichick, selbst ein Defense-Guru, kann für seine Verhältnisse durchaus ausführlich über die Defense der Jags referieren, nur um zum Schluss zu kommen, dass sie schematisch eigentlich gar nichts Spezielles zu bieten hat.

Dieser konservative Zugang ist durchaus gewollt. Während so mancher Defensive Coordinator sich an unzähligen komplizierten Taktik-Manövern versucht, verlässt man sich in Jacksonville auf die Klasse seiner Spieler.

Oder wie Belichick festellt: "They don’t do a lot. They aren’t trying to run a thousand different defenses. They really only play two defenses — a 4-3 and a 4-2-5, the nickel defense with Colvin coming in and Posluszny going out."

Das Kryptonit von Belichick und Brady

Dies wiederum trägt die Handschrift eines Herrn, den man getrost als das Kryptonit von Belichick und Brady bezeichnen kann: Tom Coughlin.

Der ist zwar offiziell nicht mehr als Coach tätig, sondern trägt in Jacksonville den schönen Titel "Executive Vice President of Football Operations", womit er als Chef sagt, wo es lang geht. Und wer den 71-Jährigen kennt, weiß, dass er sich aktiv einmischt.

Die einzigen beiden Super-Bowl-Pleiten der Belichick-Brady-Ära gehen auf Coughlins Konto, als er als Head Coach der New York Giants mit einer gerade im Pass Rush aggressiven Defense Brady zur Verzweiflung trieb.

Frühere Giants-Spieler erinnern sich, dass es dem konservativen Coach dabei wurscht war, ob sein defensives Schema für die Gegner leicht zu durchschauen war, und er sich voll auf die Physis, Aggressivität und Können seiner Spieler verließ.

Kommt einem das gegenwärtig in Jacksonville bekannt vor? Durchaus.

Mit folgenden Herrschaften wollen die Jaguars so gesehen in die Fußstapfen der Giants treten, New England ärgern und auf die Jagd nach Brady gehen:

DE CALAIS CAMPBELL

DE CALAIS CAMPBELL
Foto: © getty

Free Agent 2017

Der Schlüsselneuzugang der vergangenen Offseason, der mit seiner Präsenz seine Kollegen beinahe im Alleingang stärker macht. Der routinierte Defensive End bewies schon in neun Jahren bei den Arizona Cardinals seine Klasse. In Jacksonville ist er bislang jeden Cent seines Vierjahres-Vertrags für 60 Millionen Dollar wert. Seine 14,5 Sacks sind nicht nur persönliche Karriere-Bestleistung, sondern reichten ligaweit zu Rang zwei in dieser Statistik. Der All-Pro dieser Saison hilft nicht nur als Pass Rusher, sondern auch gegen den Lauf. Zudem benötigt es oftmals zwei Gegner, um ihn zu stoppen, was Freiräume für Mitspieler schafft.

DT MALIK JACKSON

DT MALIK JACKSON
Foto: © getty

Free Agent 2016

Bezüglich grandioser Defenses kennt sich Jackson aus, schließlich gehörte er als wichtiger Bestandteil jener genialen Abwehr an, welche die Denver Broncos vor zwei Jahren zum Super-Bowl-Triumph führte. Selbigen vergoldete er in der darauffolgenden Offseason mit einem Sechsjahres-Vertrag für 85,5 Millionen Dollar in Jacksonville. Damit bewies er nicht nur finanziellen, sondern auch sportlichen Weitblick. Während die Broncos inzwischen schwächeln, findet er sich mit den Jags erneut im Titelkampf wieder. Der 28-Jährige ist nicht nur eine Macht gegen den Lauf, sondern übt auch konstanten Druck auf gegnerische QBs aus, wie seine acht Sacks in der Regular Season belegen.

DT MARCELL DAREUS

DT MARCELL DAREUS
Foto: © getty

Midseason-Trade 2017

Was für ein Steal! Als ob diese monströse D-Line überhaupt noch einen weiteren Star benötigt hätte, luchsten die Jaguars den Buffalo Bills Dareus im Laufe dieser Saison für einen Sechstrunden-Draft-Pick ab - nicht so schlecht für einen Akteur, der 2011 in Runde 1 als dritter Spieler gedraftet wurde. Das Querulanten-Image, das ihn in Buffalo ein wenig verfolgte, konnte er in Jacksonville bislang ablegen. Dort ist er ob anderer Kaliber nicht der große Star, auf den viele Augen gerichtet sind, sondern kann innerhalb der D-Line-Rotation überzeugen.

DT ABRY JONES

DT ABRY JONES
Foto: © getty

Undraftet Free Agent (2013)

Eines der am längsten dienenden Mitglieder der Jaguars-Defense ist nicht der große Name, aber vor allem gegen den Lauf wertvoll. Bekommt nur rund die Hälfte der Snaps, ist aber nominell der Starter. Kam 2013 als Spieler, der im Draft von allen Teams übergangen wurde, nach Florida. Vor einem Jahr wurde sein Vertrag um vier Jahre und für 16 Millionen Dollar verlängert - keine schlechte Entwicklung.

DE YANNICK NGAKOUE

DE YANNICK NGAKOUE
Foto: © getty

Draft 2016, 3. Runde

Der Jungstar dieser D-Line! Der eine oder andere Kollege dieser tollen Einheit mag prominenter sein, doch seine Produktion betreffend, steht der erst 22-Jährige nicht nach. Nach acht Sacks in seinem Rookie-Jahr etablierte sich Ngahoue in dieser Saison mit zwölf Sacks unter den besten Pass Rushern der Liga. Dass er als Drittrunden-Pick des Jahres 2016 derart gut aufging, zeigt, dass die Jaguars zuletzt nicht nur auf dem Free-Agents-Markt ihre Geldbörse geöffnet, sondern auch gut gescoutet haben.

DE DANTE FOWLER

DE DANTE FOWLER
Foto: © getty

Draft 2015, 1. Runde

Apropos gut draften. Wer den Draft in den letzten Jahren regelmäßig verfolgt hat, kennt diesen Namen natürlich. 2015 wurde Fowler als dritter Spieler gewählt und somit als erster Nicht-Quarterback nach Jameis Winston und Marcus Mariota. Darüber, ob er dieser hohen Draft-Position bislang gerecht wurde, lässt sich streiten, schließlich kommt er zumeist nur in klaren Pass-Rush-Situationen zum Einsatz. In der Regular Season stand er somit nur in 44,8 Prozent aller Spielzüge der Defense auf dem Feld - dies jedoch sehr effektiv, wie acht Sacks belegen.

OLB MYLES JACK

OLB MYLES JACK
Foto: © getty

Draft 2016, 2. Runde

Ach, der Draft 2016 aus Jaguars-Sicht! Ngakoue hatten wir schon, der Hauptpreis kommt ein wenig weiter unten, aber auch dazwischen in Runde zwei fuhr man einen satten Gewinn ein. Jack hätte durchaus auch in Runde eins gezogen werden können, eine Knieverletzung ließ ihn ein wenig abrutschen. Dass er über Erstrunden-Talent verfügt, bezeugt er in Jacksonville. In 97,8 Prozent aller Spielzüge stand er auf dem Platz - ex aequo Bestwert dieser Defense. Dies zeigt, dass er kaum wegzudenken ist. Mit 90 Tackles rangiert er teamintern auf Platz zwei. Dank seiner erst 22 Jahre noch weiter entwicklungsfähig.

MLB PAUL POSLUSZNY

MLB PAUL POSLUSZNY
Foto: © getty

Free Agent 2011

In der Mitte der Defense setzen die Jaguars auf Routine. Und bei Posluszny kann man wirklich sagen, dass er alle Tiefen mitgemacht hat - und es waren ausschließlich Tiefen. Denn der Middle Linebacker ist bereits seit 2011 in Jacksonville, davor spielte er vier Jahre in Buffalo - heißt übersetzt: Mit den Playoff-Höhen begann es erst 2017 im Herbst seiner Karriere. Mit seinen 33 Jahren ist er der Elder Statesman dieser Abwehr, der vielleicht nicht über das spielentscheidende Potenzial von so manchem Kollegen verfügt, der mit seiner Routine jedoch eine ordnende Hand darstellt.

OLB TELVIN SMITH

OLB TELVIN SMITH
Foto: © getty

Draft 2014, 5. Runde

Nun wieder ein Beispiel für gutes Draften. Einen Spieler wie Smith in Runde 5 auszugraben ist aller Ehren wert. Mit 102 Tackles führte er die Jaguars in dieser Saison an und kam als einziger auf einen - gar nicht mal so hohen - dreistelligen Wert, was wiederum dafür spricht, dass diese Defense vergleichsweise wenig auf dem Feld stand. Im Oktober wurden seine Leistungen mit einem Vierjahres-Vertrag für 44 Millionen Dollar honoriert. Gegen New England sollte ihm das Matchup mit Rob Gronkowski blühen, was ein spannendes und womöglich spielentscheidendes Duell wird.

CB JALEN RAMSEY

CB JALEN RAMSEY
Foto: © getty

Draft 2016, 1. Runde

Den fantastischen Jaguars-Draft 2016 haben wir schon erwähnt, nun kommen wir zum Sahnehäubchen. Ramsey hat absolutes Superstar-Potenzial, wenn dies der Nummer-5-Pick der ersten Runde nicht ohnehin schon längst ist. Ein Shutdown-Corner, wie er im Buche steht, der als Albtraum für gegnerische Receiver großen Anteil an der mit Abstand besten Passverteidigung der Liga hat. Fällt zudem gerne durch sein eher loses Mundwerk auf. Stichwort: Super-Bowl-Sieg-Garantie.

CB A.J. BOUYE

CB A.J. BOUYE
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Free Agent 2017

Mit Glücksfall Ramsey auf der einen Seite fahndeten die Jaguars in der vergangenen Offseason nach einem Cornerback für die andere Seite und wurden in Bouye fündig. Der hatte eine starke Saison in Houston hinter sich und war Jacksonville die nicht unbedingt günstige Summe von 67,6 Millionen Dollar für einen Fünfjahres-Vertrag wert. Der 27-Jährige ruhte sich jedoch keineswegs auf diesem Salär aus, womit dieses Risiko voll aufging. Bouye legte seine erste Pro-Bowl-Saison hin. Mit sechs Interceptions führte er die Jaguars an. Angesichts eines Kalibers wie Ramsey ist gerade auf dieser Position ein starker Spieler wichtig, in dessen Richtung gegnerische Quarterbacks ebenfalls eher ungern werfen.

CB AARON COLVIN

CB AARON COLVIN
Foto: © getty

Draft 2014, 4. Runde

Keiner der ganz großen Stars, aber ein fleißiges Helferlein, das damit freilich jedoch seinen Wert hat. Colvin bietet einerseits Absicherung zu Ramsey und Bouye, andererseits kommt er als Nickelback aufs Feld. In dieser Rolle nahm Colvin in einer Defense, die überschaubar viel rotiert, immerhin in 67,6 Prozent aller Snaps teil.

SS BARRY CHURCH

SS BARRY CHURCH
Foto: © getty

Free Agent 2017

Wer sieben Jahre lang das Dress der Dallas Cowboys trägt, ist in der NFL natürlich kein Unbekannter. In der letzten Free Agency verließ er Texas, um in Florida neu durchzustarten. Mit seiner Routine ist der Strong Safety ein wichtiger Bestandteil dieser Defense und trägt seinen fairen Anteil daran, dass sie in dieser Saison einen derartigen Sprung gemacht hat. Unter die Kategorie Starspieler fallen in dieser Abwehr jedoch andere.

FS TASHAUN GIPSON

FS TASHAUN GIPSON
Foto: © getty

Free Agent 2016

Der Free Safety fiel schon als Mitglied der Cleveland Browns positiv auf, und das heißt etwas - 2014 wurde er in die Pro Bowl gewählt. 2016 lotsten ihn die Jaguars in den sonnigen Süden und statteten ihn mit einem Fünfjahres-Vertrag für 35,5 Millionen Dollar aus. Für Jacksonville ist er im hinteren Teil der Verteidigung eine verlässliche Kraft. Wie Nebenmann Church gelangen ihm in dieser Saison vier Interceptions.

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