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Rams entthronen Tom Bradys Bucs in epochalem Krimi

Eine eigentlich früh entschiedene Partie entwickelt sich zum denkwürdigen Thriller.

Rams entthronen Tom Bradys Bucs in epochalem Krimi Foto: © getty

War das der letzte Karriere-Auftritt von Tom Brady? Wenn ja, verabschiedet er sich mit einem denkwürdigen Krimi!

Der größte Quarterback aller Zeiten, der einen Rücktritt nicht ausschließt, verliert mit seinen Tampa Bay Buccaneers in den Divisional Playoffs der NFL zu Hause gegen die Los Angeles Rams mit 27:30.

Und das in einer unpackbaren Partie, von der man noch lange sprechen wird!

Die Rams vergeben nämlich einen 27:3-Vorsprung, nur um in allerletzter Sekunde doch noch das siegbringende Field Goal durch Matt Gay zu erzielen.

Die Kalifornier entthronen damit nicht nur den amtierenden Champion, sondern dürfen weiter vom Super-Bowl-Triumph im eigenen Stadion träumen - auch damit würden sie in die Fußstapfen der Bucs treten.

Im NFC Championship Game wartet auf die Rams am kommenden Sonntag mit den San Francisco 49ers ihr Rivale aus der NFC West, die Niners haben bereits am Samstag NFC-Nummer-1 Green Bay Packers geschockt.

TAMPA BAY BUCCANEERS (2) vs. LOS ANGELES RAMS (4) 27:30

 

SCORING:

Q1:

0:3: Matt Gay - 26-Yard-Field-Goal (8:04 Minuten) 

0:10: Kendall Blanton - 7-Yard-Pass von Matthew Stafford (3:28 Minuten)

3:10: Ryan Succop - 45-Yard-Field-Goal (0:37 Minuten) 

Q2:

3:17: Cooper Kupp - 70-Yard-Pass von Matthew Stafford (14:28 Minuten)

3:20: Matt Gay - 40-Yard-Field-Goal (2:23 Minuten) 

Q3:

3:27: Matthew Stafford - 1-Yard-Lauf (7:07 Minuten)

6:27: Ryan Succop - 31-Yard-Field-Goal (3:06 Minuten) 

13:27: Leonard Fournette - 1-Yard-Lauf (0:12 Minuten)

Q4:

20:27: Mike Evans - 55-Yard-Pass von Tom Brady (3:20 Minuten)

27:27: Leonard Fournette - 9-Yard-Lauf (0:42 Minuten)

27:30: Matt Gay - 30-Yard-Field-Goal (0:03 Minuten) 

Ein wildes Finish

Beinahe hätte Brady in dieser Partie wieder Brady-Sachen gemacht und einen epochalen Sieg eingefahren. 24 Punkte beträgt der Rückstand zwischenzeitlich, 42 Sekunden vor Schluss ist selbiger durch einen TD-Lauf von Leonard Fournette ausgeglichen.

Mit 42 Sekunden lässt man den Rams jedoch zu viel Zeit auf der Uhr. Quarterback Matthew Stafford schickt seinen Superstar-Receiver Cooper Kupp erst für 20 Yards und dann mit einem 44-Yards-Pass auf die Reise.

Drei Sekunden vor dem Schluss kickt Matt Gay die Gäste aus Los Angeles zum Sieg.

Unglaublich! Unfassbar!

Dass sich überhaupt noch so ein Thriller entwickelt, ist lange Zeit nicht absehbar. Ganz im Gegenteil.

Stafford zerpflückt die Bucs

Die erste Halbzeit steht nämlich ganz und gar im Zeichen der Los Angeles Rams.

Während Brady in seinen ersten beiden Drives keine Completion zustande bringt, zerpflückt Stafford die Bucs-Defensive methodisch durch die Luft.

Der erste Rams-Drive endet noch mit einem Field Goal von Gay, im zweiten folgt ein 7-Yard-Touchdown-Pass auf Kendall Blanton.

Diesem Score geht eine 15-Yard-Strafe wegen Tauntings gegen Ndamukung Suh, der sich eine Schimpftirade gegen seinen früheren Detroit-Lions-Quarterback Stafford leistet, voraus.

TAMPA BAY BUCCANEERS:

Name

Passing Yards Rushing Yards Receiving Yards
Tom Brady 329 (1 TD, 1 INT)
Leonard Fournette 51 (2 TD) 56
Mike Evans 119 (1 TD)
Rob Gronkowski 85
Scotty Miller 38
Tyler Johnson 15
Cameron Brate 9
O.J. Howard 7

Strafe! Brady riskiert dicke Lippe

Zu diesem Zeitpunkt hält Stafford bereits bei 106 Passing-Yards, während Brady noch auf seine erste Completion wartet. Selbige reicht der Altstar in der nächsten Angriffsserie nach, mehr als ein Field Goal von Ryan Succop ist jedoch nicht drinnen.

Es sollten die einzigen Punkte des Teams aus Florida im ersten Durchgang bleiben.

Die Rams eröffnen das zweite Quarter indes mit einem Paukenschlag. Die Bucs-Secondary vergisst völlig auf Kupp, was in einem 70-Yard-Touchdown des WR zur 17:3-Führung resultiert.

Das nagt an den Nerven der Buccaneers - sogar an jenen des Allergrößten. Denn Brady fängt sich eine 15-Yards-Starfe wegen Unsportsmanlike Conduct ein, weil er nach einer Attacke von Von Miller deutliche Worte in Richtung Referees findet. Seine blutige Lippe deutet jedoch hin, dass sich Brady nicht zu Unrecht beschwerte.

Turnover auf beiden Seiten

Ein Weckruf ist auch diese Szene nicht wirklich. Der Drive wird mit einem erfolglosen Field-Goal-Versuch Succops punktelos abgeschlossen.

Gay macht es auf der Gegenseite besser und erhöht auf 20:3.

LOS ANGELES RAMS:

Name

Passing Yards Rushing Yards Receiving Yards
Matthew Stafford 366 (2 TD) 6 (1 TD)
Cam Akers 48 20
Van Jefferson 15 29
Sony Michel 4 -4
Cooper Kupp 183 (1 TD)
Odell Beckham Jr. 69
Tyler Higbee 51
Kendall Blanton 18 (1 TD)

Brady will es in der Folge kurz vor der Pause erzwingen und leistet sich eine unnötige Interception, welche die Kalifornier fast ausnutzen können - aber eben nur fast.

Cam Akers unterläuft kurz vor der Goalline ein Fumble. So bleibt es beim 17-Punkte-Vorsprung anstelle einer 27:3-Führung. Je ein Turnover auf beiden Seiten binnen kurzer Zeit.

Kupp-Fumble sorgt für Hoffnung

Besagte 27:3-Führung holen die Rams Mitte des dritten Viertels nach, indem Stafford höchstpersönlich eine starke Angriffsserie mit einem 1-Yard-Rush abschließt.

Ein Touchdown, der letztlich nur vermeintlich die Vorentscheidung bedeutet, denn gerade Brady sollte man nie abschreiben.

Die lebende Legende packt in der Folge einige schöne Pässe wie einen 42-Yarder auf Rob Gronkowski aus, was vorerst allerdings eher brotlose Kunst ist, wenn bei diesem Spielstand nicht mehr als ein Succop-Field-Goal zum 6:27 herausschaut.

So bleibt es der Defense überlassen, noch einmal für Hoffnung zu sorgen, indem sie ein Fumble von Kupp erzwingt und Brady den Ball in guter Feldposition übergibt.

Der Ball wird hin und her geschenkt

Dies nutzt Tampa Bay tatsächlich für den ersten Bucs-Touchdown der Partie, Fournette schließt mit einem 1-Yard-Rush zum 13:27 ab.

Die Rams vermurksen ihren nächsten Drive, nehmen kaum Zeit von der Uhr, Brady bekommt mit 14 Punkten Rückstand und noch einem Viertel zu spielen den Ball - plötzlich ist es wieder so etwas wie ein Spiel. Auch das Publikum im Stadion ist mit einem Schlag wieder da!

Und jetzt wird es absurd! Denn erst verstummen die Bucs-Fans schlagartig wieder, weil Miller schon im nächsten Spielzug Hallo bei seinem alten Freund sagt und ein Fumble von Brady erzwingt.

Alles vorbei für die Bucs? Nein. Denn Stafford kann wiederum im nächsten Spielzug den Snap nicht kontrollieren und Tampa Bay erobert den Ball umgehend zurück. Verrückt!

Und es sollte noch viel verrückter werden!

Rams verpassen Vorentscheidung um Vorentscheidung

Die Buccaneers nehmen dieses Geschenk vorerst nicht an. Sie können einen 4. Versuch und 14 nicht verwerten und geben den Ball somit an die Rams zurück.

In dieser Serie reißt sich die Rams-Offense wieder zusammen und arbeitet sich angeführt von Läufen von Cam Akers in Field-Goal-Reichweite, nimmt dabei auch Zeit von der Uhr. Nach Plan läuft es jedoch nicht, denn Gay kickt aus 47 Yards zu kurz. Dies hätte sich beinahe bitter gerächt.

Damit lässt Los Angeles Brady und Co. weiter am Leben. Da Tampa Bay in der Folge jedoch wieder bei einem 4. Versuch scheitert, wird die Zeit endgültig knapp.

Zu knapp? Nein. Los Angeles zieht Tampa Bay in der folgenden Angriffsserie zwar alle Timeouts aus der Tasche, kann die Partie jedoch abermals nicht nach Hause spielen.

Ein langer Evans-Touchdown

Wer Brady so viele Möglichkeiten gibt, wird irgendwann bestraft. 3:20 Minuten vor dem Schluss packt Brady einen langen Pass aus, Mike Evans lässt Star-Cornerback Jalen Ramsey im direkten Duell schlecht aussehen und freut sich über einen 55-Yards-TD-Catch zum 20:27.

Plötzlich nur noch sieben Punkte Vorsprung für die Rams, die es einfach nicht geschafft haben, die Partie rechtzeitig zu finishen.

Und es kommt noch schlimmer.

Denn anstatt jetzt den Deckel drauf zu machen, schaufelt man sich beinahe das eigene Grab, indem Akers abermals ein Fumble unterläuft. Wahnsinn!

Stafford zeigt, warum man ihn geholt hat

Brady nimmt die Einladung zum Ausgleich an, Fournette vollendet. Doch Stafford zeigt, warum man ihn nach Hollywood gelotst hat und nutzt die verbliebenen 42 Sekunden zum siegbringenden Drive.

Emotion pur! Erleichterung pur! Denn eine derart bittere Pleite wäre kaum zu verkraften gewesen.

Die Rams haben - natürlich auch mit der Heim-Super-Bowl vor Augen - jede Menge Investments in große Namen wie Stafford, Beckham oder Miller getätigt. Da die Chance auf den ganz großen Triumph lebt, rechtfertigt man dies in den laufenden Playoffs.

Bemerkenswert zudem: Damit setzt sich auch im dritten Match der Divisional Playoffs das Auswärts-Team durch.

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