Es ist schon der zweite Meilenstein in einer Karriere, die noch für viele Schlagzeilen sorgen wird – jene von Patrick Mahomes.
Und es ist bei weitem nicht der erste, aber mit Abstand der wichtigste Meilenstein in einer Karriere, die die NFL schon seit Jahrzehnten prägt – jene von Andy Reid.
Der junge Star-Quarterback und sein routinierter Head Coach im Gespann bringen eine Stadt zum Jubeln, die 50 Jahre auf diesen Moment warten musste. Die Kansas City Chiefs schlagen die San Francisco 49ers in Super Bowl LIV und hieven die Franchise aus Missouri (Trumps peinlicher Tweet >>>) nach einem halben Jahrhundert wieder nach oben (Spielbericht>>>).
Eine unvergleichliche Serie des Scheiterns
Seit Super Bowl IV wanderte die Vince Lombardi Trophy – die damals noch gar nicht so hieß – nicht mehr nach Missouri. Nicht einmal ein Einzug in die Super Bowl gelang seit diesem Spiel 1970.
Eine Geschichte des Scheiterns, obwohl sich die Chiefs in diesem Jahrzehnt zum Playoff-Stammgast mauserten. Verantwortlich dafür zeichnete sich mit Reid auch ein Mann, dessen persönliche Geschichte nicht weniger tragische Momente zu bieten hat – sportlich wie privat, denn sein ältester Sohn Garrett starb 2012 an einer Überdosis.
Zwar hatte der heute 61-Jährige schon einen Super-Bowl-Ring am Finger, den er sich vor 23 Jahren als Assistant Coach bei den Green Bay Packers verdiente. Als Head Coach war seine Bilanz aber eine bemitleidenswerte. Nicht, weil sie so schlecht ausfällt, sondern weil ihr bislang immer die Krönung fehlte.
15 Mal zog der stämmige Sympathieträger als Cheftrainer in die Playoffs ein, 14 Mal scheiterte er – 2005 mit den Philadelphia Eagles gar erst in der Super Bowl. Vier weitere Male in den Championship Games, der letzten Stufe davor.
Mit 221 Siegen war Reid bis zu diesem Sonntag der erfolgreichste NFL-Coach der Geschichte, der nie eine Super Bowl erringen konnte.
All das ist nun vergessen. Reid wird nicht als "der große Ungekrönte" in den Geschichtsbüchern der National Football League verbleiben.
Eine Vaterfigur für alle bei den Chiefs
Und es gibt – abgesehen von der Fanbase der San Francisco 49ers, und das auch nur an diesem Tag – kaum einen Menschen im großen NFL-Zirkus, der "Big Red" diesen Erfolg nicht gönnen wird.
Reid ist ein "Nice Guy", für den seine Spieler alles tun würden. "Ich habe diesen Ring für ihn geholt. Wir sind jetzt für immer verheiratet", verkündete etwa Travis Kelce nach dem Triumph. "Man sieht, wie hart er arbeitet. Man sieht, wie persönlich er ist. Er verhält sich wie eine Vaterfigur für jeden Spieler und Mitarbeiter der Chiefs", so der Tight End.
Reid wird das lange erwartete Ziel seiner Karriere auf seine Art feiern – wie er es schon im AFC Championship gegen die Tennessee Titans tat. Mit einem Cheeseburger. "Und jetzt werde ich den größten Cheeseburger essen, den ihr je gesehen habt. Wahrscheinlich einen Double", lachte der Chiefs-Coach nach dem Spiel in seinen Schnauzbart.
Das "Comeback-Kid"
Wo auf der einen Seite eine lange Karriere endlich ihren Höhepunkt erreichte, ist eine andere schon sehr früh am Gipfel angekommen.
Patrick Mahomes ist gerade einmal seit drei Jahren in der NFL und krönte sich in diesem Zeitraum schon zum Liga-MVP und nun zum Super-Bowl-Champion sowie Super-Bowl-MVP. In diesem zarten Alter von gerade einmal 24 Jahren gelang dieses "Full House" der Errungenschaften noch keinem Spieler zuvor.
Der spektakuläre Spielmacher entgeht dem Schicksal vieler Quarterback-Kollegen schon früh: Ein unterhaltsamer Passgeber zu sein, ohne seinem Team jemals den Titel-Output geliefert zu haben.
Und mit dem dritten Turnaround auf dem Weg zum Titel entwickelt sich der Jung-Star auch zum "Comeback-Kid". "Wir haben nie den Glauben verloren. Jeder im Team hatte den Kopf oben, wir haben aneinander geglaubt. Das haben wir das ganze Jahr gepredigt", lobte der frisch gebackene MVP.
Ein Faktor, an dem auch Reid seinen Anteil haben wird. Keiner weiß so gut, wie man mit Rückschlägen umzugehen hat.
Geschichte wiederholt sich
Wer glaubt, dass ein Cheeseburger, geschweige denn eine Vince Lombardi Trophy den Hunger aller Beteiligten stillen wird können, liegt falsch.
"Ich würde noch einmal 20 Jahre coachen, wenn ich es mit dieser Truppe tun dürfte", versprach Reid. Mit einem Quarterback Patrick Mahomes unter seinen permanenten Fittichen wären es garantiert titel-reichere Dekaden.
Bevor es wieder an die Arbeit geht, belohnt sich der Jung-Star mit einem Trip nach Disneyland. Noch vor sieben Jahren träumte der damals 17-Jährige auf Twitter davon, als er Joe Flacco dabei zusah, wie der die 49ers im großen Spiel schlug.
Geschichte wiederholt sich eben – die Frage ist nur, in welchen Zeiträumen. Andy Reid wird nicht noch einmal 21 Jahre warten wollen. Und Kansas City keine 50.
I bet it feels amazing to be the quarterback who says "I'm going to Disney World" after winning the Super Bowl #Qbs
— Patrick Mahomes II (@PatrickMahomes) February 6, 2013