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NFL-Playoffs: Ein Play für die Ewigkeit

Was uns am Divisional-Wochenende in der NFL bewegte:

NFL-Playoffs: Ein Play für die Ewigkeit Foto: © getty

Und da sind wir schon wieder!

Die Ergebnisse sind euch allen freilich bekannt, doch die größte und teuerste Profiliga der Welt hat viele Stories zu erzählen.

Wie gewohnt widmet sich LAOLA1 den Auffälligkeiten des Spieltages.

Wer ist Winner? Wer ist Loser? Wer oder was war awesome? Wer oder was war awful? Wer sorgte noch für Aufsehen?

Das ist der Playoff Monday - die Postseason-Endzone von LAOLA1 - dieses Mal nach den Divisional-Games vom Wochenende:

Wir bleiben unserer Aufschlüsselung treu und versuchen alle vier obigen Kategorien mit jeweils einer Partie zu versehen. So gab es an diesem geilen Divisional-Wochenende natürlich klarere Gewinner als die New England Patriots, doch der zweite Blick zeigt, die Patriots haben auch dank der anderen Partien gewonnen. Denn einer von diesen vier Quarterbacks wird die Super Bowl gewinnen: Tom Brady, Blake Bortles, Nick Foles oder Case Keenum. Jetzt gehört natürlich noch mehr als ein Spielmacher dazu, aber es ist einfach DIE Schlüsselposition und da ist auf der einen Seite die Legende, auf der anderen sind drei, die das Big Game nur aus dem Fernsehen kennen. Die restlichen ausgeschiedenen Quarterbacks heißen Matt Ryan, Ben Roethlisberger und Drew Brees, die alle schon in zumindest einer Super Bowl waren. Zudem legten die Patriots nach der ganzen Ablenkung durch den ESPN-Bericht wie erwartet eine Machtdemonstration hin und zeigten, dass der Weg zur Championship einmal mehr nur über sie führt.

Vier Verlierer gab es an diesem Wochenende, den größten haben wir weiter unten abgehandelt. Die Titans haben erwartungsgemäß verloren, die Saints ein Duell auf Augenhöhe. So auch die Atlanta Falcons. Aber irgendwie war es ein Spiegelbild der Saison. Die 2016 mit Abstand beste Offense der Liga schaffte es ein Jahr später nicht, in der Red Zone entsprechend zu exekutieren. Matt Ryan zu Julio Jones - incomplete. Wie so oft in dieser Saison, denn einer der besten Receiver der Liga erzielte in dieser Saison lediglich vier Touchdowns. Auch wenn die Yardage stimmte, am Ende war es zu wenig und irgendwie bezeichnend, dass das letzte Play auf diese Weise stattfand. Während die Defense die Falcons im Spiel hielt, konnte die Offense die hohen Erwartungen in dieser Saison nie erfüllen und machte einen Schritt zurück. Die Falcons erzielten in der kompletten zweiten Hälfte in Philadelphia keinen einzigen Punkt, was sicher auch der Eagles-Defense geschuldet war, aber eben nicht nur.

Hm, was könnte das Play dieses Divisional-Wochenendes gewesen sein? Jetzt müssen wir einmal gaaaaaaaaaaaaaaaaaaanz lange nachdenken... Natürlich nicht! Wir dachten, vergangene Woche war es schon klarer als klar, aber klarer als dieses Mal geht es ja mal überhaupt nicht: Der Touchdown-Pass von Case Keenum zu Stefon Diggs für 61 Yards und den Sieg der Minnesota Vikings gegen die New Orleans Saints mit dem allerletzten Play (lassen wir den unnötigen Two-Point-Conversion-"Versuch" mal außen vor) ist mit Worten kaum zu beschreiben. Langjährige Beobachter dachten, sie hatten schon alles gesehen, aber auch das macht diese NFL so geil. Es gibt noch immer etwas, das einen schier sprachlos macht. Noch nie gab es einen "Walk-off-Touchdown" in einem Postseason-Spiel im vierten Viertel. So geil die Aktion für die Vikings war, so bitter war sie für die Saints, im Speziellen für Marcus Williams, der vor einer langen Offseason steht. Denn dieser Spielzug wird für Jahrzehnte unvergessen bleiben. Ein Play für die Ewigkeit.

Sie alle in Pittsburgh träumten vom großen Showdown gegen die New England Patriots um den Einzug in die Super Bowl, von der Revanche für das bitter verlorene Duell in der Regular Season, das am Ende den Heimvorteil kostete. Manche sprachen es sogar laut aus, wie Safety Mike Mitchell. Und natürlich kam es anders, und natürlich wie man denkt. Jeder wusste, dass die Jaguars in diesem Matchup auswärts zwar Außenseiter waren, aber ein mehr als gefährlicher. Vor allem wegen dieser Monster-Defense. Doch der Wahnsinn ist: Pittsburgh ließ sich nicht weniger als 45 Punkte einschenken. Zu Hause. Im Heinz Field. Von einem Team, dessen Quarterback Blake Bortles ist. OH BOY! Das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen: Fünf Roethlisberger-Touchdowns und 469 Passing Yards gegen die zweitbeste Defense der Liga reichen zu Hause nicht zum Sieg. Der Traum vom siebenten Super-Bowl-Sieg ist ausgeträumt - und es reichte nicht einmal für die Revanche gegen die Patriots...

"Buffalo right, 7 Heaven"! "Buffalo right, 7 Heaven"! "Buffalo right, 7 Heaven"! "Buffalo right, 7 Heaven"! Okay, bevor ihr glaubt, ich bin jetzt endgültig durchgedreht: Das ist der Name jenes Spielzugs, der die bisherige NFL-Saison definiert. Jenes Spielzugs, den wir wohl alle nie mehr vergessen werden. Jenes Spielzugs, der als "Minnesota Miracle" in die Geschichte eingeht. Jenes Spielzugs, der uns einmal mehr daran erinnert hat, wie geil diese Sportart und diese Liga sind. Insofern DANKE, dass dieser Spielzug passiert ist! Liebe Fans der Minnesota Vikings - lasst euch "Buffalo right, 7 Heaven" irgendwohin tättowieren! Mein DANKE kommt nicht von ungefähr. Wir haben es im Laufe dieser Spielzeit immer wieder anklingen lassen, dass dies nicht gerade die coolste NFL-Saison aller Zeiten ist - viele Verletzungen (auch und gerade von Superstars), wenig megadramatische Spiele und so weiter und so fort - eh schon wissen. Ich denke, dass diese Divisional Playoffs für vieles entschädigt haben. Schon Philadelphia gegen Atlanta und Pittsburgh gegen Jacksonville waren extrem spannend und es soll wirklich keine Abwertung dieser beiden Partien sein, wenn ich hier gerade wegen Minnesota gegen New Orleans derart abgehe! Aber letztlich sind es GENAU DIESE EMOTIONEN, um die es im Sport im allgemeinen geht. Während der Partie irgendwann in der zweiten Halbzeit habe ich mir gedacht, dass ich hier über das hervorragende Coaching schreiben werde. Über den fantastischen Gameplan, mit dem Head Coach Mike Zimmer und Offensive Coordinator Pat Shurmur die Vikings ins Spiel geschickt haben. Ich habe dieses Duo vor zwei Wochen jeweils mit einem Award bedacht, weil ich es für ganz großen Coaching-Sport halte, wie sie ihr Team trotz Verlust des Starting-Quarterbacks und des Running-Back-Jungstars auf Kurs gehalten haben. Die erste Hälfte gegen die Saints war für mich ein Lehrbeispiel dafür, wie man ein Spiel plant und die - trotz allem - vielleicht vorhandenen Defizite zum Beispiel des QBs umschifft. Saints-Coach Sean Payton wiederum hat die zweite taktische Eigenschaft, die man in diesem Gewerbe haben muss, an den Tag gelegt: Adjustment. Großartig, wie New Orleans die Probleme erkannte und den eigentlichen Plan adaptierte - und sei es nur, dass man den logischen Move machte und den an diesem Tag wesentlich besser als Mark Ingram funktionierenden Alvin Kamara forcierte. Aber egal, das steht hier nur der Vollständigkeit halber. Ja, der strategische Aspekt auf und abseits des Feldes (Business-Entscheidungen) sind wesentliche Faktoren, warum ich diesen Sport so liebe. Aber gerade, auch nach einer kurzen Nacht des Drüberschlafens, ist mir das immer noch sowas von schnurz, egal, wurscht! Ich habe immer noch Gänsehaut! Diese Emotionen! Manchmal kann man das Hirn auch ausschalten und das Herz sprechen lassen. Denn was war denn das eigentlich Besondere an "Buffalo right, 7 Heaven"? Anders als etwa bei einer Hail Mary, bei der man ja die Möglichkeit von etwas Epochalem einkalkuliert, hat einen dieser Spielzug irgendwie völlig am falschen Fuß erwischt. "Buffalo right, 7 Heaven" hat, wie ich in den sozialen Medien bemerkt habe, selbst Leute berührt, von denen ich gar nicht wusste, dass sie NFL schauen! Das heißt etwas. "Buffalo right, 7 Heaven"! Ab in den 7. Himmel! DANKE dafür! DANKE für diese Emotionen!

Apropos Coaching: Bill Belichick und wer eigentlich? Neben Mike Zimmer sind es Doug Pederson und Doug Marrone, die dem größten Head-Coach-Guru der NFL-Geschichte (ja, das ist er inzwischen wohl) den erneuten Super-Bowl-Triumph streitig machen wollen. Drei Namen, die wohl bei den Wenigsten sonderlich polarisieren. Ich habe letzte Woche geschrieben, dass die Rückkehr eines Chefcharismatikers wie Jon Gruden der Liga gut tun wird - zu Gruden hat wohl jeder, der ihn in Aktion erlebt hat, irgendeine Meinung. Dieses Standing müssen sich die drei genannten Herren erst erarbeiten, sagen wir mal so. Aber man muss kein Energiebündel wie Pete Carroll oder kein Lautsprecher wie Rex Ryan sein, um (positiv) aufzufallen. Bezüglich der Divisional Round möchte ich hier Philadelphias Head Coach Pederson hervorstreichen, denn beim Thema großartiges Gameplaning kommt man nach diesem Wochenende nicht an ihm vorbei. Denn auch wenn Nick Foles kein schlechter Backup-Quarterback ist, ist es natürlich ein riesiges Handicap, wenn man mit ihm in die Postseason starten muss und nicht mit Jungstar Carson Wentz. Es wird auch niemand behaupten, dass Foles gegen Atlanta sonderlich gut gespielt hat. Aber: Er hat gemacht, was er machen musste, um sein Team in eine gute Position zu bringen - und das lag sehr wohl auch am Coaching. Pederson hat selbst Vergangenheit als NFL-(Backup-)Quarterback, agierte unter anderem jahrelang als Brett Favres Vertreter in Green Bay. Ähnliches gilt für Offensive Coordinator Frank Reich, der in Buffalo viele Jahre lang die Nummer zwei hinter Jim Kelly war. Ich denke, in dieser speziellen Situation ist es Gold wert für die Eagles, wenn die beiden wichtigsten Coaches von Foles mit jeder Faser ihres Körpers wissen, wie es ist, der Backup-QB zu sein, wie ein solcher tickt, was er braucht, um im Fall der Fälle erfolgreich zu sein. Man kann getrost behaupten, dass die offensive Last nicht in die Hände von Foles gelegt wurde. Kurios eigentlich, dass einer seiner schlechtesten Würfe, der definitiv eine Interception durch Keanu Neal zur Folge hätte haben müssen, zu einer der längsten Completions wurde, da der Ball zu Eagles-Receiver Torrey Smith prallte. Gute Defense, abwechslungsreiches Laufspiel plus Receiver, die auch eigenständig Raumgewinn kreieren können: Die Eagles sind wirklich nicht schlecht aufgestellt. Man wird trotzdem hoffen müssen, dass Foles nicht in die Situation kommt, ein Spiel gewinnen zu müssen. Aber wer weiß, was das Duell der Verschmähten mit Case Keenum mit sich bringt - Foles und Keenum kennen sich ja bestens, bildeten sie doch 2015 das QB-Duo der St. Louis Rams. Und nur der Vollständigkeit halber: Dass sich Spielmacher wie Keenum, Foles und Blake Bortles ins Championship Game vorgearbeitet haben, ist für mich keineswegs ein Indiz dafür, dass die Notwendigkeit eines Franchise-Quarterbacks sinkt. Für mich ist das eher ein klassischer Fall von Ausnahmen bestätigen die Regel und der Beweis, dass wir hier immer noch vom viel zitierten ultimativen Teamsport sprechen.

Jene Regel, die gerade in der NFL oftmals Gültigkeit hat: Defense wins Championships. Okay, die Ära von Tom Brady hat die abgedroschenste Faustregel, wo gibt, ein wenig aufgeweicht, weil man die fünf Ringe des G.O.A.T weniger mit guter Abwehrarbeit in Verbindung bringt. Aber diesbezüglich sei festgehalten, dass Bradys erste Titel sehr wohl auch auf guter Defense beruhen und die Super Bowl gegen Seattle vor drei Jahren durch einen Defense-Geniestreich entschieden wurde. Wie ich überhaupt der Meinung bin, dass die Patriots unter den Teams mit QB-Allzeitgrößen in den vergangenen eineinhalb Jahrzehnten mit am meisten Wert auf eine gute Abwehr gelegt haben - Bill Belichick sei Dank. Und ja, mein böser Blick gerade geht vor allem nach Green Bay und Indianapolis. In diesem Jahr wird definitiv ein Team mit guter Defense die Super Bowl gewinnen. New England hat diese Einheit nach sehr holprigem Start relativ auf Vordermann gecoacht. Philadelphia war angesichts der momentanen QB-Situation gegen Atlanta sehr auf die Defense angewiesen und wird es auch weiter sein. Auch Minnesota hat eine tolle Defense - Drew Brees musste nach dem Totalausfall in Halbzeit eins schon all sein Können und all seine Erfahrung aufwenden, um Löcher zu finden. Darf man nach 42 Gegenpunkten behaupten, dass die beste Defense für mich nach wie vor jene der Jacksonville Jaguars bleibt? Ich zögere, meine aber ja. In dieser Verteidigung wimmelt es nur so von gut gedrafteten Top-Talenten und über die Jahre "gekauften" Kalibern. Diese D-Line ist atemberaubend gut und auch wenn sich Jalen Ramsey und A.J. Bouye in Pittsburgh nicht als unschlagbar erwiesen, ist es schlichtweg ein Luxus, solche Cornerbacks zu haben. Ob Denver, Seattle, Pittsburgh, Baltimore oder Tampa Bay - dieses Jahrtausend hat schon einige fantastische, wenn nicht gar historisch gute Defenses erlebt, die ihr Können auch mit einem Super-Bowl-Triumph gekrönt haben. Damit das Team aus Florida sich diesen Traum erfüllt, müssen schon andere Perfromances her als gegen die Steelers, wenngleich 42 Gegenpunkte wilder klingen, als es war, denn über weite Strecken war das Können der Herrschaften schon auch zu beobachten. Aber ausschließen kann man gar nichts mehr, und ich bin echt gespannt, wie sich die Jags in Foxborough tun. Auch bei Brady zählt es nicht zu den allergrößten Vorlieben, gegen solche Teams zu spielen.

Bei allen oben geschilderten Emotionen gilt es folgendes festzuhalten: Es ist schade, unglaublich schade, um die Saison der New Orleans Saints - und das sage ich nicht nur, weil mein finaler Super-Bowl-Tipp New England gegen New Orleans war und Kollege Kastler mit seinem Tipp auf die Vikings nun in einer guten Ausgangsposition ist, in diesem Spielchen einen Glückssieg einzufahren. Aber wo emotionale Gewinner, da eben leider auch emotionale Verlierer. Vielleicht sogar noch emotionalere. Denn auf diese Art und Weise zu verlieren, ist ein Heartbreaker. Besonders bitter ist es natürlich, wenn es wie im konkreten Fall einen klaren Sündenbock gibt. Das katastrophale Timing von Safety Marcus Williams bei seinem Tackle-Versuch stürzte die Saints ins Tal der Tränen. Es gehört zu den Schattenseiten des (US-)Sports, dass solch eine Fehlleistung eine ganze Karriere definieren kann. Im konkreten Fall leider negativ. Aber ich möchte hier eines klipp und klar festhalten: Williams muss eine zweite Chance bekommen! Der Bursche ist ein Rookie, der Bursche ist erst 21 Jahre alt, der Bursche hat eine wirklich gute Saison gespielt! Auch gegen die Vikings hatte er mit seiner Interception einen guten Moment. Nein, diese eine Szene, so schlimm sie auch ist, darf nicht seine Karriere ruinieren. Und ich betone dies extra, weil wir alle wissen, dass verzeihen bisweilen nicht zu den ganz großen Stärken der Macher im NFL-Business gehört, geschweige denn der Fans, die einen Blitzableiter für ihren verständlichen Frust brauchen. Aber hier geht es um ein Talent, das Potenzial hat, und ich erwarte, dass sich die Saints ihrer Verantwortung in dieser Causa bewusst sin. Bei allen Tränen, die in der Kabine bei Williams geflossen sein sollen, erachte ich es als gutes Zeichen, dass sich der 21-Jährige nicht versteckt, sondern den Medienvertretern gestellt hat. Seine Herangehensweise: "Just overcome it. You can't let it beat you down. I'm going to take it upon myself to do all I can to never let that happen again, and if it happens again, then I shouldn't be playing." Ja, es sollte wohl nicht noch mal vorkommen. Aber einen Fehler sollte man auch verzeihen können. Jeder macht Fehler.

Gerade im Hinblick auf den Draft zählt es für mich zu den spannendsten Elementen, welche Wertigkeit die Teams den jeweiligen Positionen zumessen. Ein Beispiel: Zwischenzeitlich wurden Running Backs in der ersten Runde beinahe schon ignoriert, inzwischen scheinen die Todd Gurleys, Ezekiel Elliots und Leonard Fournettes dieser Welt diese Position wieder salonfähiger gemacht zu haben. Dies wird auch im Hinblick auf den diesjährigen Draft interessant, Stichwort Saquon Barkley. Letzte Woche ist mir folgende Aussage von Andrew Hawkins, ein früherer Bengals- und Browns-Receiver, untergekommen, die mich in Bezug auf Wide Receiver ein wenig zum Nachdenken angeregt hat: "Very rarely do teams with a top wide receiver win the Super Bowl. That’s just not what it takes. I think you can find good receivers everywhere. The top guys are not Super Bowl winners. Over the last 15 years, you can look at the teams with top wide receivers, and they don’t win Super Bowls. I don’t think that’s a coincidence, because I think it’s more of a chemistry thing. When you have that big time receiver who commands the ball so much, or you’re trying to get him the ball in certain situations, I think it kind of hurts the chemistry of the offense." Okay, Werbung für die eigene Position schaut anders aus. Das völlig verhunzte Playcalling der Atlanta Falcons in Philadelphia, die beim alles entscheidenden Versuch mit aller Gewalt Julio Jones forciert haben, spielt Hawkins allerdings in die Karten. Eine Studie, ob sich seine Aussage über die letzten 15 Jahre bewahrheitet, würde wohl einen eigenen Artikel benötigen und den Rahmen eines Pfeils sprengen. Die 15 Jahre lassen sich für mich alleine schon wegen Marvin Harrison (Indy), um ein Beispiel zu nennen, nicht ganz aufrecht erhalten. In den letzten Jahren hat Demaryius Thomas mit Denver zugeschlagen, wenngleich hier die Broncos-Defense der entscheidende Faktor war. Auch definiert jeder einen Top-Receiver wohl anders - es soll ja auch Superstars auf dieser Position geben, die hauptsächlich von ihrem QB leben. Und dann gibt es Kaliber wie derzeit DeAndre Hopkins in Houston, die wohl auch mit einem Volksschüler als QB produzieren würden. Aber: Ich kann durchaus nachvollziehen, worauf Hawkins hinaus will - und da er diese Aussage in Zusammenhang mit dem Draft getätigt hat, werde ich dies auch in diesem Zusammenhang betrachten. Odell Beckham, Julio Jones oder A.J. Green abwärts warten die derzeitigen früh gedrafteten Platzhirsche auf dieser Position auf einen Super-Bowl-Ring - Julio natürlich von Ungnaden Tom Bradys. Auch Antonio Brown muss sich weiter gedulden, der wurde allerdings erst in Runde 6 gedraftet. Aber viele Erstrunden-Receiver der vergangenen Jahre haben zwar Fantasy-Teams zu Titeln geführt, aber nicht im echten Leben zugeschlagen. Schauen wir uns die aktuellen Teams an: New England hat mit Brandin Cooks, Phillip Dorsett und Kenny Britt gleich drei Erstrunden-WR am Roster - allesamt wurden jedoch woanders gedraftet und waren dort bis auf Cooks eine Enttäuschung. AFC-Final-Gegner Jacksonville vertraut auf eine Ansammlung an No-Names. Der einzige Passempfänger mit Star-Potenzial, Allen Robinson (2. Runde), ist verletzt. Philadelphia hat Nelson Agholor einst in Runde eins gedraftet, aber Superstar geht anders. Ein solcher ist am ehesten Alshon Jeffery, den Chicago in Runde zwei gepickt hat. Das größte Kuriosum stellt Minnesota dar, das Stefon Diggs (5. Runde) und Adam Thielen (Undrafted) zu Stars geformt hat, während mit Laquon Treadwell der eigene Erstrunden-Pick gar nicht in Fahrt kommt. Der frühere Arizona-Erstrunder Michael Floyd funktioniert auch eher schlecht als recht. Fakt ist also, dass mit Agholor und Treadwell in diesem Jahr nur zwei selbst in Runde eins gedraftete Receiver eine Chance auf den Titel haben - Ersterer ist bei allem Respekt Durchschnitt, der andere bislang ein Bust. Ich persönlich bin nach wie vor ein Befürworter dessen, einen möglichst guten Einser-Receiver zu haben und ihn zur Not auch früh zu draften. Aber zum Nachdenken bringt mich Hawkins' Einschätzung sehr wohl. Auch deshalb, weil gerade die 2016 und 2017 in Runde eins gedrafteten Receiver (bislang) vieles schuldig geblieben sind, während ein spät gewählter Akteur wie Diggs uns gerade allesamt verzückt. Ich bin jedenfalls gespannt, ob dieser Trend Einfluss auf die kommenden Drafts haben wird.

Haha, nach der letzten Woche gab es im Kommentarbereich durchaus Diskussionsbedarf, und das ist auch gut so. Auf alles einzugehen, würde den Rahmen sprengen, aber zwei Punkte. Da es immer wieder kam: Ich bin der Letzte, der Alex Smith "vernichten" will und respektiere bekanntlich seine Entwicklung und Saison-Leistung, aber gegen die Titans war auch er nach der Pause schlecht und dabei bleibe ich - das waren nicht nur Drops oder schlechtes Playcalling. Zum Zweiten hat natürlich der ESPN-Bericht zu den New England Patriots für kontroversielle Ansichten gesorgt. Danke, dass ich diesbezüglich in Schutz genommen wurde, aber ich habe eigentlich eh kein Wort darüber verloren, haha. Nein ernsthaft, das möchte ich hiermit nachholen, aber vorher noch mal der Hinweis: Natürlich sind unsere Meinungen hier subjektiv und bezüglich Bevorzugungen oder Abneigungen gegenüber manchen Teams denke ich, dass die meisten Franchises hier über die Jahre im selben Maß abgefeiert oder auch veräppelt wurden. Am Ende hält sich das schon die Waage - nur Jeff Fisher und Rex Ryan haben jedes Recht, sich bei mir persönlich zu beschweren *grins (Aber da sage ich mal frech: Ich habe mit meiner Abneigung gegen beide nicht Unrecht). Nicht, dass Kollege Kastler mich nach seinen vorwöchigen Zeilen als Anwalt braucht, aber so gesehen möchte ich ihn schon in Schutz nehmen. Zum ESPN-Bericht: Einfach zu behaupten oder mutmaßen, der Artikel sei frei erfunden, nur weil er einem aus Patriots-Sicht nicht gefällt, halte ich auch für zu einfach. Das hat ein bisserl was vom Fake-News-Geplärre, das in Zeiten wie diesen leider so modern ist. Live dabei sind Journalisten selten bis gar nie, wenn hinter verschossenen Türen Dinge besprochen oder entschieden werden, also muss man sich nun mal auf Informanten verlassen. Mein Gefühl - und ich betone, das ist nur ein Gefühl - sagt mir, dass das Patriots-Triumvirat Robert Kraft, Bill Belichick und Tom Brady nicht unbedingt kurz vor der Scheidung steht. Glaube ich aber, dass sich diese drei Alphamännchen immer extrem lieb haben? Natürlich nicht. Und gerade bezüglich des Trades von Jimmy Garoppolo glaube ich sehr gerne, dass es zu Uneinigkeiten kam - denn aus Patriots-Sicht stinkt dieser Deal irgendwie zum Himmel. Über Zeitpunkt und Gegenwert kann man getrost streiten. Für mich persönlich wiegt der "Luxus", einen Zweitrunder mehr zu haben, das Risiko, keinen brauchbaren Ersatz für einen 40-Jährigen in petto zu haben, bei den Ambitionen der Patriots nicht auf. Denn bei aller Liebe: Brian Hoyer ist ein unglaublicher Downgrade auf der Position des Backups. Was, wenn Brady sich im Dezember verletzt hätte? Unabhängig von besagtem Artikel erstaunt mich in Zusammenhang mit den Patriots ein weiterer Umstand. Der Coaching-Markt der NFL ist derzeit in unüblichem Stillstand - auch und vor allem wohl deshalb, weil New Englands OC Josh McDaniels und DC Matt Patricia (wieder einmal) zwei der Hauptkandidaten andernorts sind. Patricia ist der Favorit auf den Job in Detroit, McDaniels wird in Indianapolis und nun auch in Tennessee heiß gehandelt. Bei den New York Giants sollen beide ein heißes Thema sein. Dies ist natürlich wenig verwunderlich, beide hätten sich die Chance längst verdient, für McDaniels wäre es eine erneute. Beide haben in den vergangenen Jahren solchen Verlockungen jedoch widerstanden. Gerade McDaniels war immer wieder ein gefragter Kandidat. Warum gerade jetzt beide? Wahrscheinlich weil die Zeit reif ist. Aber ich bin wohl nicht der einzige, der den Gedanken des etwas gestörten Betriebsklimas in diesem Zusammenhang nicht aus dem Kopf bekommt. Mal abgesehen davon, dass man sich in Foxborough irgendwann die Frage stellen wird müssen, wie es nach Belichick/Brady weiter geht und ich hier McDaniels als heißen Kandidaten empfunden hätte. Aber gut, schauen wir mal, was passiert. Bei all den Diskussionen sei jedoch festgehalten: Auf sportlicher Ebene ist es bewundernswert, wie die "zerstrittenen" Patriots diese Ablenkung, und das war fix eine, abschütteln konnten und dieses Statement gegen Tennessee hingelegt haben. Sicher kann man jetzt behaupten, es waren "nur" die Titans, dennoch: Teil der Patriots-DNA unter Belichick und Brady ist es für mich, Kritik und Druck von außen in Energie nach innen umzuwandeln. Vor der Konstanz, mit der dies gelingt, kann man nur den Hut ziehen. Dies ist ein Zweckbündnis, das seinen Zweck im positivsten Sinne erfüllt.

"DIGGS - SIDELINE - TOUCHDOWN - UNBELIEVABLE"

Vier Wörter, die mir auch eine Nacht später noch Gänsehaut bereiten. Vier Wörter, die sich bereits jetzt in mein Hirn eingebrannt haben. Vier Wörter, die eines der spektakulärsten Plays der NFL-Postseason-Geschichte beschreiben. Vier Wörter, die ich mir vielleicht tätowieren lasse... Okay, nein, too much. Aber ihr seht, ich bin einfach noch komplett hin und weg. Es sind Momente wie diese, warum ich Sport und insbesondere diesen so liebe. Warum ich mir die Nächte um die Ohren schlage. Ich könnte mir diese Szene noch hunderte Male anschauen. Die Komposition ist und bleibt DER Wahnsinn. Zunächst das Comeback der Saints, dann diese Schlussphase und alles, was auf dem Spiel stand. Und dann dieser Walk-off-Touchdown mit Blow-off-Tackle. Die unglaublichen Vikings-Fans, die in ihrer Geschichte so oft durch die Hölle gehen mussten, dürfen sich dieses Play ausdrucken, aufhängen und von mir aus auch damit schlafen. Der Traum von der Super Bowl im eigenen Stadion lebt. Aber ich sage es euch, wie es ist: Auch wenn es heuer wieder nicht reichen sollte für den großen Triumph, über diesen Spielzug wird diese eine Bald-100-Jährige-Oma noch ihren Urururenkeln erzählen. Das ist Lebenselixier pur. Sie war einer von den 66.612 weitestgehend glücklichen Zuschauern. Die restlichen Vikings-Fans haben zu Hause oder in den Pubs den vier Wörtern von Kommentator-Legende Joe Buck gelauscht, der wie kein anderer es versteht, diese Szene mit wenigen Worten perfekt festzuhalten. Dabei habe ich die Worte fünf bis sieben vor seiner Pause, um die Emotionen einzufangen, noch gar nicht erwähnt: Vikings win it. Gänsehaut. Immer noch.

BONUSTRACK: Joe Buck UND Titanic.

Ich bleibe bei meinen letztwöchigen Ausführungen bezüglich der New England Patriots. Wie schon erwähnt, ist das eben meine Ansicht und mein Empfinden. Jeder kann, keiner muss damit einverstanden sein. Vor allem bleibe ich bei dem Standpunkt, dass der Garoppolo-Trade unter der Kategorie "Verscherbelung" aufzulisten ist. Den Brady-Nachfolger für einen Zweitrunder herzugeben? Nein, das ist nicht Belichick-Style. Belichick-Style ist es, Deion Branch für einen Erstrunder an die Seahawks abzugeben (2006), Matt Cassel UND Mike Vrabel für einen Zweitrunder an Kansas City abzugeben (2009) oder Richard Seymour für einen Erstrunder an die Oakland Raiders abzugeben (2011). Aber ich lasse das Thema vorerst auf sich beruhen und komme zum Sportlichen. Wie nicht anders zu erwarten war, hat das Echo auf den Artikel den Patriots genau gar nichts angehabt, sie vielmehr beflügelt, wie es etwa auch "Deflategate" tat. Die No-Huddle-Offense mit Brady war zum Zunge schnalzen, doch noch mehr schnalzt sie bei der Bedeutung des folgenden Satzes: Die New England Patriots stehen zum siebenten Mal in Folge im AFC Championship Game. Noch einmal: Die New England Patriots stehen zum siebenten Mal in Folge im AFC Championship Game. Es gibt nur fünf andere AFC-Teams, die überhaupt so oft so weit kamen. Das ist schlichtweg unfassbar. Nicht jedes Title Game wurde gewonnen, aber sieben Mal muss man dort erst einmal hinkommen. Das ist vielleicht die herausragendste Leistung überhaupt, denn es spricht für die unglaubliche Konstanz der Patriots.

Sie sind die Underdogs im "Final Four", sie haben aber allesamt gezeigt, dass sie da sind, wenn es drauf ankommt. Nick Foles hat sich keinen schwerwiegenden Fehler erlaubt und die Offense der Eagles gegen Atlanta mit 246 Yards ausreichend gut bewegt. Die Jacksonville Jaguars haben den Pittsburgh Steelers auswärts 45 Punkte eingeschenkt, und ja, da war auch Blake Bortles mitverantwortlich. Die Zweifler haben gesehen, dass er Spiele hat, in denen er sehr wohl da ist, wenn er gebraucht wird. Die Steelers kamen immer näher, aber auch seine Pässe halfen mit, dass die Jaguars immer ein Stück weiter vorne blieben. Stellvertretend sei der punktgenaue Pass von Bortles in die Hände von Keelan Cole rund elf Minuten vor Schluss an die 3 der Steelers erwähnt. Solche Plays brauchst du in den Playoffs, wenn die starke Defense mal nicht so einen starken Tag hat. Gegen die Bills ließ die Offense aus, gegen die Steelers bei den Big Plays die Defense. Sollten beide gegen die Patriots auf dem entsprechenden Level sein, ist auch eine Überraschung in New England natürlich nicht ausgeschlossen. Und last but not least Case Keenum. Die Interception darf er auf diese Weise nie und nimmer werfen, ansonsten hat er nicht nur mit seinem letzten Pass gezeigt, dass auch er ready ist, wenn es drauf ankommt. Alle drei haben eine starke Defense hinter sich, aber Teams mit Matt Ryan, Ben Roethlisberger und Drew Brees als QB müssen erst einmal eliminiert werden.

Der letzte Play wird die Falcons noch einige Zeit beschäftigen. Nicht nur, weil die Eagles offensichtlich wussten, was gespielt wird. Aber es war ja nicht nur das. Was nicht nur ich mich frage: Warum sich selbst so einengen mit einem Rollout? Okay, wenn Julio Jones den fängt, würde darüber nicht gesprochen und es ist auch klar, dass ein Pass von Matt Ryan zu Jones unter egal welchen Umständen ankommen kann. Aber warum nur das halbe Feld benützen? Wenn schon passen, warum nicht in der Pocket bleiben und alle Optionen haben? Der einzige Touchdown-Pass der Falcons hat das doch gezeigt. Aber ja, gscheidwaschln im Nachhinein ist immer einfach, aber es hat mich eben gewundert. OC Steve Sarkasian trägt (mit) die Verantwortung, auch für den Rückfall der Offense von 33,8 Punkte auf 22,8 Punkte pro Spiel in diesem Jahr. Dass ihm die Treue gehalten wird, ist aber für mich auch klar. Aller Anfang als Coordinator in der NFL ist nicht so leicht, die Falcons sind auch 2018 laut.

Ein Wort noch zu den Pittsburgh Steelers. Einstellung hin oder her, es lag nicht nur daran. Es war überhaupt durchwegs der Wurm drinnen, von Anfang bis Ende. Zwar sind viele Big Plays aufgegangen, aber ansonsten haben die "Killer B's" nur bedingt gestochen. Ja eh, man hat selbst 42 Punkte gemacht. Das reicht in jedem normalen Playoff-Spiel zum Sieg. Aber eben nicht in diesem. Zwei Mal 4th and 1 - und so was von bescheiden ausgespielt. "The Big Ben Theory" besagt, dass Roethlisberger gut für einen Yard sneaken kann. Auch die Zahlen. Nur einmal hat er es von 19 Versichen nicht geschafft. Gut, für eine Überraschung zu sorgen ist nie ein Fehler. Aber gegen diese rasante Defense wäre es eben vielleicht die bessere Variante gewesen. Plus: Der Onside Kick hätte gar nicht sein müssen bei 2:27 und zwei Timeouts. So sorgten die Jags noch für ein Field Goal und zehn Punkte in 1:40 aufzuholen ist eben nicht so einfach. Schade drum, dass das ganze Team plus Coaches an diesem Tag nicht ready schien bzw. zu spät aufwachte bzw. nur via Big Plays funktionierte (die aber w-o-w). Immerhin tickt die Uhr von Big Ben noch weiter. Er liebt die NFL und sie ihn auch.

Es ist nie schön, wenn jemand seinen Job verliert, aber in Nashville haben sie das ja charmant hinbekommen mit der einvernehmlichen Trennung von Mike Mularkey. Ich finde es auch gut, dass sich die Verantwortlichen von diesem emotionalen Sieg in Kansas City nicht blenden haben lassen und rational die richtige Entscheidung getroffen haben. Seien wir uns ehrlich: Die Titans sind in die Playoffs mehr gestolpert und haben dort drei von acht Viertel aufgezeigt. Unser aller Gefühl sagt doch: Da ist noch mehr drin. Vor allem bei Marcus Mariota in der Regular Season. Da sprechen doch die Zahlen alleine schon Bände. In seinen drei Jahren hat er nie weniger Touchdowns geworfen (13), nie mehr Interceptions (15) und auch an Yardage (3.232) hat er eingebüßt. Da ist mehr drin und es wird auch mehr brauchen, denn die AFC South ist Stand jetzt eine der heißesten Divisions 2018, wenn nicht die heißeste. Jacksonville und Tennessee waren heuer schon in den Playoffs, Houston hat offenbar einen magischen QB gefunden und bei den Colts kommt ein gewisser Andrew Luck zurück. Da darf nicht herumgedruckst werden, da muss gehandelt werden. Und wurde auch. Josh McDaniels als Nachfolger? Den Indy auch will? Kann ER doch Head Coach? Wenn ja, dann soll er die Titans machen, denn es würde mich interessieren, was er aus Mariota herausholt. Ich glaube sehr viel mehr...

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