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Ist Atlanta nun DER Favorit?

NFL-Playoffs: Die Stories nach den Divisional-Games im Playoff Monday:

Ist Atlanta nun DER Favorit?

Und da sind wir schon wieder!

Die Ergebnisse sind euch allen freilich bekannt, doch die größte und teuerste Profiliga der Welt hat viele Stories zu erzählen.

Wie gewohnt widmet sich LAOLA1 den Auffälligkeiten des Spieltages.

Wer ist Winner? Wer ist Loser? Wer oder was war awesome? Wer oder was war awful? Wer sorgte noch für Aufsehen?

Das ist der Playoff Monday - die Postseason-Endzone von LAOLA1 - dieses Mal nach den Divisional-Games vom Wochenende:

Pittsburgh Steelers? Rekord-Super-Bowl-Champion! Green Bay Packers? Rekord-Champion der NFL-Geschichte. New England Patriots? Gefühlt 800-facher Champion dieses Jahrtausends. Es ist die absolute Elite der erfolgsverwöhnten Franchises, die sich Super Bowl LI ausmachen werden. Und, achja, die Atlanta Falcons. Sie sind auch noch im Rennen, nachdem sie mit Seattle die Möchtegern-Dynastie der Zehner-Jahre eliminiert haben. Beim Thema erfolgsverwöhnt kann das Team aus Georgia nicht wirklich mitreden. Auf eine Super-Bowl-Teilnahme haben es die Falcons in ihrer 51-jährigen Geschichte immerhin gebracht, mussten dabei 1999 jedoch zusehen, wie Broncos-Legende John Elway siegreich in den Sonnenuntergang ritt. Ansonsten war Atlanta stets ein braver Mitläufer. Das soll sich in den kommenden Wochen ändern! Wer der Seattle-Defense angeführt von einem Matt Ryan in MVP-Form 36 Punkte einschenkt und dabei auch die Secondary formerly known as Legion of Boom richtig schlecht aussehen lässt, ist heiß. Sehr heiß sogar. So etwas nennt man gemeinhin einen Statement-Sieg. Alleine dafür sind die Falcons ein Gewinner. Aber durch den Sieg von Green Bay in Dallas herrscht doppelter Grund zur Freude. Dadurch erlebt Atlanta ein weiteres (und diesmal wirklich letztes) Abschiedsspiel im Georgia Dome. Die gar nicht mal so altehrwürdige Arena hat nach erst 25 Jahren bereits wieder ausgedient, 2017 geht es in ein neues Traum-Stadion. Ob im allerletzten Moment der allergrößte Wurf gelingt? Wer schließt es nach dieser Gala gegen Seattle noch aus?

Vor den Divisionals waren wir uns alle einig: Houston wird dieses Spiel gegen New England verlieren. Nun sind wir uns auch sicher alle einig: Houston hätte das Spiel in New England gewinnen können. Die Patriots hatten wahrlich nicht ihren besten Tag erwischt und lieferten Chancen auf dem Servierteller, doch die Texans waren nicht in der Lage, daraus Kapital zu schlagen. Tom Brady warf in der gesamten Regular Season zwei Interceptions und dann in diesem einen Spiel auch zwei. Dion Lewis sorgte zudem für einen Fumble - okay da folgte sogar der Touchdown von Houston. Aber ansonsten eben nur Field Goals. Diese Fehler muss man nützen, wenn man in Foxboro bestehen will. Vor allem wenn es ums Weiterkommen in den Playoffs geht. Die Defense hatte das Spiel auch bis ins vierte Viertel offen gehalten, doch dann kamen die Osweiler-Interceptions, die Houston endgültig das Genick brachen. Erwartbar, aber bitter. Die Chance war da, die Texans haben sie nicht genützt und so geht auch der Super-Bowl-Fluch weiter: Noch nie spielte ein Team das Big Game im eigenen Stadion.

Es gibt Teams, die in einem Playoff-Spiel bei 3rd and 20 zwölf Sekunden vor Schluss etwas draus machen. Und es gibt Teams, die nichts draus machen. Die Packers gehören zur Sorte Nummer 1. Was für ein Big Play, der letztlich den Sieg in Dallas auflegte! Aaron Rodgers kann nicht nur Hail Marys, er kann auch diese Pässe an die Sideline - und die Packers-Receiver können diese auch fangen. Allen voran Jordy Nelson, der aber in Texas verletzungsbedingt fehlte. Im Laufe des Gastspiels bei den Cowboys zeigte das auch Randall Cobb. Doch nicht nur der. Es war Tight End Jared Cook, der den soooooooooooooooooooooooooooooooooo wichtigen Pass fing und dabei mit beiden Füßen im Feld blieb. Einfach nur Wahnsinn!

Der Urlaub nach einer NFL-Saison ist ein langer. Man hat (zu) viel Zeit zum Nachdenken. Was wäre gewesen wenn? Nein, objektiv gesehen ist Eric Fisher nicht alleine Schuld am Aus der Kansas City Chiefs gegen die Pittsburgh Steelers. Aber subjektiv gesehen wird sich der Nummer-1-Pick des Drafts 2013 jetzt monatelang schlecht fühlen. Der Holding-Penalty gegen den Tackle machte die gelungene Two-Point-Conversion zum 18-18-Ausgleich rückgängig, der zweite Versuch aus zehn Yards größerer Entfernung war zum Scheitern verurteilt. In solch einem Krimi kommt es auf Kleinigkeiten an und bei den Chiefs funktionierten auch andere Details nicht wirklich, aber Fisher wird das Scheitern tendenziell auf genau ein Play herunterbrechen. Oh Boy! Selbstvorwürfe sind in der NFL etwas Grausames, vor allem wenn man seinen Fehler nicht in der Woche darauf wieder gut machen kann, sondern erst in knapp acht Monaten.

Unterhaltsam. In zweierlei Hinsicht. Erstens waren die Divisionals wie erwartet wesentlich unterhaltsamer als die Wildcards (war jetzt auch nicht sooooo schwer). Zweitens werden wir auf jeden Fall eine relativ unterhaltsame Super-Bowl-Paarung geboten bekommen - zumindest definitiv eine mit zwei Star-QBs, die mehr Offensiv-Feuerwerk versprechen als in Super Bowl 50. Nix da mit Defense wins Championships. Das am wenigsten unterhaltsame Match dieses Wochenendes ist leicht zu identifizieren, weil wir wohl alle miteinander nichts anderes erwartet haben: New England gegen Houston. Aber sagen wir mal so: Wenn die Patriots nach einer für sie und vor allem Tom Brady fehleranfälligen Leistung mit plus 18 gewinnen, muss man sich wohl relativ wenig Sorgen machen. Eine wichtige Erkenntnis ist jedoch eine andere: Für die Berufsgruppe der Kicker waren diese Divisionals sehr imagefördernde. Was haben wir uns nicht in dieser Saison - zurecht - über diverse Fehlleistungen aufgeregt? Bei den besten Teams stehen jedoch Herrschaften unter Vertrag, die ihr Geld wert sind. Mit seinen sechs Field Goals schoss Chris Boswell die Pittsburgh Steelers im Alleingang zum 18:16 in Kansas City. Es ist vermutlich kein Zufall, dass in einem Team mit Ben, Bell und Brown auch sein Nachname mit einem "B" anfängt. Und er ist auch kein schlechter Plan B, wenn seine B-Kollegen zwar nette Statistiken abrufen, aber vergessen, wo sich die Endzone befindet. Wobei der finale Pass von Ben (Roethlisberger) zu Brown schon wieder so Clutch war, dass es einem Kicker beim entscheidenden Field Goal gleicht. Dafür braucht es richtig dicke Eier - und die hat Green Bays Kicker Mason Crosby in Dallas definitiv bewiesen. In den letzten 93 Sekunden zuerst einen 56-Yarder zu verwerten und dann beim siegbringenden Kick aus 51 Yards (zwei Mal) die Nerven zu bewahren - das ist schon allerhand! Dass zwischenzeitlich auch Cowboys-Kicker Dan Bailey aus 52 Yards verwertete, sei der Vollständigkeit halber nicht vergessen. Gefällt mir! Mein Super-Bowl-Tipp (unten muss ich ja ein wenig gewinnspieltaktisch agieren): Ich denke, New England wird einen Weg finden, die Steelers zu neutralisieren. Und als Gesamtpaket erscheint mir Atlanta stärker als Green Bay - Rodgers und seine Hail Marys oder in diesem Fall "Half Mary" (um bei den originellen US-Kollegen zu klauen) hin oder her. Also Falcons-Patriots. Aber ich nehme es, wie es kommt, denn eines steht fest: Dieser Championship Sunday wird ein Feiertag! Unterhaltsam eben!

Ich habe diesmal entgegen meiner Gepflogenheiten gegen die Seattle Seahawks (weil einfach unter Pete Carroll ein gnadenlos effizientes Playoff-Team) getippt. Unterm Strich war dies - für ihr Niveau - einfach keine überzeugende Saison. Der Verlust von Earl Thomas war nicht zu kompensieren. Man bemerkt zudem, dass man viel Geld für diverse Vertragsverlängerungen aufwenden musste, das vor zwei, drei Jahren noch ausgewogener verteilt war. Das ist kein Vorwurf, sondern völlig normal - soll man Russell Wilson oder Richard Sherman etwa nicht zu marktkonformen Gehältern verlängern? Aber eine Spur mehr wird man in die O-Line investieren müssen, das ist wohl die Lehre dieser Saison! Aber mein Tipp auf Atlanta lag zu großen Teilen an den Falcons selbst. Diese Offense verfügt über genau jene Puzzle-Teile, mit denen man der Seahawks-Defense weh tun kann - überragendes und variantenreiches Laufspiel mit Devonta Freeman und Tevin Coleman beziehungsweise ein Passspiel, mit dem man zur Not um Sherman herumspielen kann. Und wenn man mit Matt Ryan einen QB hat, mit dem man auch Sherman schlecht aussehen lassen kann, umso besser. So blöd es klingt, Ryan ist für mich einer der großen Sieger dieser Divisionals. Über die Jahre hat es genügend begabte Regular-Season-Passer gegeben, die in der Postseason nicht den nächsten Schritt gemacht haben. Dabei gibt es in Wahrheit nur einen "Ort", an dem man sich zum Elite-QB krönen kann - die Playoffs. Und diesen Nachweis ist "Matty Ice" zuvor schuldig geblieben. Ich gebe zu, ich hatte meine Zweifel, denn der 31-Jährige hatte eine traurige Playoff-Vita zu Buche stehen. Schön, wenn Ryan eine MVP-verdächtige Saison gespielt hat, die nächste Pleite dann, wenn es drauf ankommt, hätte vieles wieder zunichte gemacht. Das wusste er auch. Um endgültig alle Zweifler zu besänftigen, muss er es diesmal durchziehen und anders als vor vier Jahren vor heimischem Publikum auch das NFC Championship Game gewinnen. Seit Samstag glaube ich fast daran. Atlantas Offense ist derart facettenreich gut, da wird schon unglaubliche Aaron-Rodgers-Magic notwendig sein, um die Falcons zu stoppen. Denn das Laufspiel Atlantas ist besser und auch die Defense des Teams aus Georgia hat die richtige Richtung eingeschlagen. Es wird an Ryan liegen, in einem potenziellen Shootout diese guten Voraussetzungen nach Hause zu spielen. Aber wer der Seahawks-Defense 36 Punkte einschenkt, kann auch einer trotz aller Verbesserungen maximal durchschnittlichen Packers-Defense weh tun. Es ist auf jeden Fall ein grandioses Matchup!

Die Atlanta Falcons bieten auch zwei nicht uninteressante Aspekte bezüglich der aktuellen Neubesetzungen von Head-Coach-Positionen. Einerseits sei daran erinnert, dass die Falcons vor zwei Jahren mit Engelsgeduld bis Anfang Februar auf ihren nunmehrigen Coach Dan Quinn gewartet haben, ehe dieser nach seiner zweiten Super-Bowl-Teilnahme mit Seattle in Georgia unterschreiben durfte - man kann inzwischen behaupten, dass sich diese Warterei ausgezahlt hat. Üblich ist sie ja eher nicht. Andererseits ist Atlantas Offensive Coordinator Kyle Shanahan einer der beiden vermeintlichen Hauptpreise des heurigen Coaching-Jahrgangs, der andere ist Josh McDaniels, Offensive Coordinator der New England Patriots. Inzwischen wissen wir: Sollte nicht noch komplett Unvorhergesehenes passieren (oder doch Vorhergesehenes, Indy?), wird zumindest einer der beiden in der Saison 2017 nicht Head Coach sein. Denn mit den San Francisco 49ers scheint nur noch ein Team auf einen noch im Titelrennen befindlichen Coach zu warten - dieses Duo ist u.a. bei den Kaliforniern im Rennen, aber dass sie selbiges auch machen (wollen), ist nicht gewiss. Nachdem die Trainer-Suche diesmal ja eher langsam angelaufen ist, ist es letzte Woche Schlag auf Schlag gegangen und fünf der sechs offenen Planstellen wurden besetzt. Ob ein bisschen mehr Geduld im Hinblick eines der beiden Herren angebracht gewesen wäre? Möglicherweise. Wobei die neuen Coaches keine uninteresanten sind. Und bisweilen werden tiefe Playoff-Läufe ja mit einem Jahr Verspätung belohnt, wie die Verpflichtung von Sean McDermott, bisher Defensive Coordinator von Vorjahres-Finalist Carolina Panthers, bei den Buffalo Bills beweist. Den musste man nach dieser Saison nicht zwingend holen, aber über die Jahre gesehen macht die Chance Sinn. Er hat bei den Panthers mit verhaltensauffälligen Persönlichkeiten wie Josh Norman oder zuvor auch Greg Hardy umgehen können und sollte in Buffalo für die dringend notwendige Disziplin sorgen. Eine schnelle Einschätzung zu den anderen neuen Coaches: Die Chance für Sean McVay bei den Los Angeles Rams gefällt mir ausgezeichnet. Mit seinen 30 Jahren ist er nicht nur der jüngste HC der Geschichte, sondern auch ein spezielles Talent. Noch viel besser gefällt mir jedoch die Installierung von Wade Phillips als Defensive Coordinator. Mit seinen 69 Jahren könnte er der Opa seines neuen Chefs sein und bringt daher die notwendige Erfahrung mit. In den vergangenen beiden Jahren verantwortete er die Abwehr der Denver Broncos, die man nicht hoch genug loben kann. Und das defensive Potenzial in L.A. ist spannend. "Nachbar" Los Angeles Chargers hat Anthony Lynn verpflichtet. Der war in dieser Saison im Prinzip die einzige funktionierende Führungsfigur in Buffalo und gilt als Hoffnungsträger, der frühere RB muss jedoch seine fehlende Erfahrung als Coordinator kompensieren, er hatte diesen Job nur heuer eine Zeit lang inne. Vance Joseph hat in Denver den Jackpot einer bestens geführten Franchise geknackt. Der bisherige Miami-DC gilt schon länger als zukünftiger Head Coach, nun kann er beweisen warum. Mit Doug Marrone kommt Stand jetzt nur ein ehemaliger Head Coach (Buffalo) erneut zum Zug, diesmal darf er sich in Jacksonville versuchen. Bei den Bills hat er nicht so schlecht gearbeitet. Im Prinzip kommt er in keine schlechte Situation. Diese Defense wird immer besser. Bekommt er QB Blake Bortles zurück in die Spur, kann dies eine gute Ära werden. Wenn nicht, wird es bald wieder vorbei sein.

Es gibt so Spiele, da wünscht man sich einfach zwei Sieger. An diesem Wochenende war dies bei mir in beiden Sonntags-Spielen der Fall. Vor allem das schnelle Playoff-Aus der Dallas Cowboys ist sowas von ein Heartbreaker, so sehr ich mich für die Green Bay Packers und den fantastischen Aaron Rodgers freue. Es ist zwar ein sehr, sehr, sehr, sehr schwacher Trost: Aber was ich von den beiden Super-Rookies sehen wollte, speziell von QB Dak Prescott, habe ich in diesem Krimi gesehen. Wie vergangene Woche mehrmals gepredigt, wollte ich auch in den Playoffs Qualität und Nervenstärke aus der Regular Season sehen - und das ist bekanntlich alles andere als eine Selbstverständlichkeit. Auf dieser Bühne ist schon anderen Herrschaften das Herz in die Hose gerutscht. Es kommt immer darauf an, wie man scheitert. Bei Prescott erinnert mich viel an Russell Wilson, dessen Rookie-Saison 2012/13 ebenfalls in den Divisional Playoffs in einem unglaublichen Thriller in Atlanta unglücklich zu Ende gegangen war. Was die nahe Zukunft daraufhin zu bieten hatte, ist allgemein bekannt (Auch Ben Roethlisberger scheiterte als Rookie nach toller Saison in den Playoffs und holte im zweiten Jahr den ersten Ring). Gerade zwischen erstem und zweiten NFL-Jahr macht man mitunter den größten Sprung, wenn man die richtigen Lehren aus all den frischen Eindrücken zieht. Für die Cowboys sind die kommenden zwei, drei Jahre entscheidende: Schafft man es tatsächlich, mit einem QB, der sich noch in seinem Rookie-Vertrag befindet (erste vier Karriere-Jahre), um den Titel mitzuspielen, ist dies ein riesiger Vorteil. Wie oben beschrieben, muss Seattle Wilson (2016 ein Cap Hit von 18,5 Millionen Dollar) inzwischen ein fürstliches Gehalt überweisen. Prescott zählte heuer 545.000 Dollar gegen die Salary Cap, bis 2019 steigert sich dieser Betrag schrittweise auf 815.000 Dollar - also für NFL-Verhältnisse nichts. Für dieses Geld geht, übertrieben und böse gesagt, der dritte Dallas-QB Mark Sanchez nicht einmal spazieren (er zählt heuer 2 Millionen gegen die Cap). Was heißt dies für Dallas? Diesen unschätzbaren Vorteil muss man ausnutzen und das im Vergleich zu anderen Teams für einen Franchise-QB gesparte Geld vernünftig zu investieren. Dies bedeutet auch, das brach liegende Investment in Tony Romo (heuer 20,8 Millionen Dollar Cap Hit) zumindest zum Teil via Trade loszuwerden. Einen Unterschied zu den Seahawks wird es jedoch definitiv geben: Dallas wird es nicht erspart bleiben, über Jahre hinaus sehr viel Geld in diese O-Line zu investieren. Man wird es gerne tun. Diese Elite-Einheit wird sauteuer, aber sie wirkt.

Jeder Verlierer soll ein Feedback erhalten, also nach Seattle und Dallas auch noch einige Zeilen zu Houston und Kansas City. Manche Traditionen sollten aufrecht erhalten werden, also bin ich nicht unglücklich, dass der Super-Bowl-Fluch für Veranstalter aufrecht bleibt - Houston wäre auch nur bedingt eine sportliche Bereicherung für das "Big Game" gewesen. Gar nicht mal so bolde Prediction: Brock Osweiler wird auch 2017 der QB der Texans sein. Das ist aus heutiger Sichts zwar eine Horror-Vorstellung, aber erstens darf sich Houston niemals einen Dead Cap von 25 Millionen Dollar für seine Entlassung leisten. Das heißt, ich nehme an, er bekommt zumindest die Chance um den Job als Starter zu kämpfen. Das System von Head Coach Bill O'Brien ist kein simples, vielleicht tut ihm eine weitere Offseason des Einstudierens ganz gut. Zu verlieren hat er ja nicht mehr sonderlich viel. Ich würde O'Brien jedenfalls wünschen, dass er irgendwann während seiner Texans-Ära einen tauglichen Spielmacher hat, das ist wie gesagt kein schlechter Coach. Kansas City wiederum verfügt für mich über einen der in der Breite faszinierendsten und ausgeglichensten Roster. Um bei den ganz, ganz großen Jungs mitspielen zu können, brauchte es aber gerade in dieser Saison einen Top-QB. Ohne einen solchen schafft man es wirklich nur mit einer Mega-Defense wie der 2015er-Version der Denver Broncos in die Super Bowl. Alex Smith hat leider einmal mehr bewiesen, dass er nicht der Prototyp eines Spielmachers ist, der sein Team in solch einem Spiel zum Sieg führt. Und angesichts der Touchdown-Phobie der Steelers war dieses Duell definitiv ein zu gewinnendes. Ich mag Smith, er verbockt wenig, aber er gewinnt halt auch nicht die entscheidenden Dinger. Bei den Chiefs sind im Management und mit Head Coach Andy Reid einige in Personalfragen sehr clevere Herren am Werk. Ich bin gespannt, ob es in der Offseason zumindest eine Diskussion über Smith geben wird. Ich bin zwar überzeugt, dass er 2017 der Starter sein wird. Ich kann mir jedoch sehr gut vorstellen, dass die Chiefs einen eher frühen Pick im Draft investieren oder auf anderem Wege Konkurrenz ins Haus holen werden.

Los Angeles Chargers? Dämlich, dämlich, dämlich! Gut 20 Jahre lang gehörte es bei der großen Jahres-PK des jeweiligen NFL-Commissioners zur mehr oder weniger liebgewordenen Tradition, dass der Reporter der Los Angeles Times die Frage stellt, ob und wann denn L.A. wieder ein Team bekommt. So schnell kann es gehen, und Los Angeles hat plötzlich deren zwei. Es ist kein Geheimnis, dass Los Angeles eine meiner Lieblingsstädte ist, aber diese Entwicklung kann ich nur als absurd bezeichnen (so ganz angekommen sind im Herzen der Einwohner ja noch nicht einmal die Rams). Wenngleich es nicht überraschend ist, aber wenn die Entscheidung eine endgültige ist, fühlt es sich dennoch mies an - unabhängig davon, dass auch San Diego eine tolle Stadt und ein wichtiger Markt (achtgrößte Stadt der USA) ist. Die Chargers wollten in Wahrheit nie weg aus San Diego, San Diego wollte die Chargers nie verlieren (zumindest zu vernünftigen Bedingungen), Los Angeles wollte die Chargers nie wirklich, die Chargers wollten nie wirklich nach L.A., die NFL wollte die Chargers unbedingt in San Diego belassen, und die Los Angeles Rams nehmen die Chargers nicht gerade mit offenen Armen als Untermieter auf. Sollte dieses Chargers-Team mit diesem jungen Kern plus routiniertem QB Philip Rivers nicht flott sportliche Erfolge produzieren, drohen die Chargers für längere Zeit ein Stiefkind zu bleiben, denn in Sachen Popularität werden sie sich wohl einmal hinter Rams und sogar den vor über zwei Jahrzehnten nach Oakland übersiedelten Raiders anstellen müssen. Es ist okay, dass eine Stadt und ihre Bevölkerung entscheiden, einer milliardenschwerden Eigentümer-Familie wie jener um Dean Spanos nicht jeden Stadion-Wunsch von den Lippen abzulesen beziehungsweise Dinge wie eine "Hotel-Steuer" mitzumachen. Weniger okay ist, dass Spanos dann aus Geiz heraus eine Entscheidung trifft, die ganz offenkundig nur Verlierer kennt. Jeder weiß, dass die NFL großes Business ist - und der Franchise-Wert wird in der Monster-Arena in L.A. ab 2019 enorm steigen (bis dahin gibt man sich mit einem 27.000er-Stadion zufrieden, auch so ein schlechter Scherz). Irgendwie hoffe ich, dass diese Rechnung trotzdem nicht aufgehen wird...

Über das Spiel des Divisional-Wochenendes brauchen wir glaube ich nicht lange sprechen: Was für ein Thriller in Arlington, Texas! Ich gratuliere den Packers zum Einzug ins NFC Championship Game. Das war großes Kino, einmal mehr von Aaron Rodgers, aber Jared Cook und das Receiver-Corps hat hier in den entscheidenden Szenen eine hervorragende Leistung abgeliefert. Und das ganz ohne Jordy Nelson, A-Rods liebste Anspielstation. Solche Pässe, solche Catches - die machen auf dieser Bühne den Unterschied. Apropos Bühne: An dieser Stelle möchte ich den Dallas Cowboys ein großes Kompliment machen. Vor allem den beiden Super-Rookies Dak Prescott und Ezekiel Elliott, die auch nach einem 3:21 cool blieben und gemeinsam mit den Routiniers Dez Bryant und Jason Witten großes Football-Kino abgeliefert haben. Sehr bitter, dieses Spiel dann nicht zu gewinnen. Wie User "petrolman" ganz richtig angemerkt hat: Da müssen sich auch die Coaches in gewissen Situationen hinterfragen, die etwa vor der Interception von Prescott bei 2nd and 1 mit Elliott nicht laufen, sondern eben werfen. Wohl zu viel Seattle geschaut. Und man ließ Green Bay für den letzten Drive unnötig viel Zeit auf der Uhr. Jason Garrett hatte da schon früher so seine Probleme mit dem Clock Management. Nun leider wieder. Aber Hut ab vor dieser Saison und den beiden Rookies, die uns begeistert haben. Hoffentlich auch im Herbst wieder, wovon ich ausgehe. Kollege Altmann hat es oben ohnehin schon richtig ausgeführt. Das könnte schon 2017/18 zu mehr, viel mehr, reichen!

Wer ist nach den Divisionals eigentlich nun der Top-Favorit auf den Titel? Mir scheint, als wären es die Atlanta Falcons. Das war einfach Super-Bowl-reif. Und es war eine Team-Leistung. Angeführt natürlich von Matt Ryan, der seinem Spitznamen "Matty Ice" gerecht wurde und die 60 Minuten relativ eiskalt runterbog. Offensiv haben die Falcons einfach so viele Mitteln, dass es auch nicht auffällt, wenn Julio Jones (in einer gewissen Phase) verletzt fehlt - natürlich überspitzt formuliert. Das beste Backfield der Liga mit Devonta Freeman und Tevin Coleman, dazu Anspielstationen wie eben Jones, Taylor Gabriel und Mohamed Sanu. Die O-Line gibt Ryan die Zeit und auch defensiv hat man sich in der zweiten Saisonhälfte einfach gesteigert. Vic Beasley ist eine ständige Gefahr, darauf kann sich auch Rodgers schon einmal gefasst machen. Und auch wenn die Seahawks draußen sind, ihre Gewinner-Mentalität ist weiter im Bewerb. Es war die Defensive von Dan Quinn, die 2014 Peyton Manning und die Offensive der Denver Broncos in Super Bowl XLVIII auf so dominante Art und Weise auseinandernahm, dass man sich an die Bears 1985 erinnert fühlte. Nach so einem Statement-Win wie gegen Seattle scheint mir die Zeit für Atlanta gekommen. Und ich bin auch irgendwie dafür, dass es ein neues Gesicht am Sieger-Thron der NFL gibt.

Vergangene Woche habe ich euch befragt: Welchen vakanten Head-Coach-Posten würdest du wählen, wenn du die Wahl hättest? Die Abstimmung brachte folgendes Ergebnis: 1. Denver Broncos (29 Prozent), 2. San Francisco 49ers (23 Prozent) 3. Jacksonville Jaguars (18 Prozent), 4. Los Angeles Rams (16 Prozent), 5. San Diego - ah - Los Angeles Chargers (8 Prozent) und 6. Buffalo Bills (6 Prozent). Mittlerweile sind die meisten Jobs auch schon vergeben. In San Francisco ist der Posten noch frei, da braucht es allerdings auch noch einen neuen General Manager. Manchmal schadet Geduld nicht. In euren Kommentaren habt ihr auch fleißig und mit spannenden Begründungen Stellung bezogen, nun tue ich das auch: Ich schließe mich "TheLuky" an - Los Angeles Rams! Warum? Weil es für mich schlichtweg die spannendste Aufgabe ist. Ja, San Franciso zurück an die Spitze zu führen, hätte auch was, aber mit Jed York als Owner habe ich da so meine Bedenken. Gut, Stan Kroenke ist nun auch nicht jemand, bei dem mir Standing Ovations in den Sinn kämen, aber der gibt auch nicht so schwindlige Pressekonferenzen wie sein Pendant. Was haben die Rams? Einen Nummer-1-Pick als Quarterback mit Jared Goff und einen potenziellen Star-Running-Back mit Todd Gurley, der sicherlich mehr laufen kann als 885 Yards in dieser Saison. In der Defense gibt es mit Aaron Donald einen Star-Verteidiger. Es sind also mögliche Key-Player schon da und dass dieser Kader mehr Talent als der 4-12-Record hat, darüber sind wir uns glaube ich alle hier einig. Siege gegen die Seahawks, Buccaneers und Cardinals zu Beginn der Spielzeit haben uns das auch vermittelt. Nun gilt es daran zu feilen. An Motivation wird es nicht scheitern. Man will Großes in der wunderbaren Stadt Los Angeles entstehen lassen, eine neue Mega-Arena kommt. Und Sean McVay soll es nun richten, ein 30-Jähriger. Spannend, spannend, spannend. Der bekam 2008 seinen ersten Job in der Liga, war im Staff von Jon Gruden tätig. Wer aus Kirk Cousins das herausholen kann, kann das auch aus Jared Goff. Keiner sagt, dass es aufgehen muss, aber reizvoll ist diese Aufgabe allemal. Deswegen hätte ich mich für die Rams entschieden. Wobei rein vom Kader her auch Jacksonville (oder London) sehr interessant ist...

Ja, da habe ich sie dann doch überschätzt, die Seattle Seahawks. So ehrlich muss man sein. Nachdem die Defense die Detroit Lions zu Hause noch bei sechs Punkten halten konnte, war die beste Offense der Liga dem Champion von 2014 eine Nummer zu groß. Auswärts waren die Seahawks heuer ohnehin schlecht. Matt Ryan, der ein großartiges weil eiskaltes Spiel abzog, konnte einfach nicht so unter Druck gesetzt werden, um diese Maschinerie entscheidend zu stoppen. Richard Sherman verlor das Duell mit Julio Jones und auch sonst war es einfach zu wenig. Die völlig unnötige Holding-Strafe beim Super-Return von Devin Hester war irgendwo ein Knick. Dann steigt Rees Odhiambo Russell Wilson auf den Fuß und es gibt einen Safety. Doug Baldwin nimmt Jimmy Graham den Touchdown weg. Auf diesem Niveau entscheiden solche Kleinigkeiten. Ob es mit Earl Thomas anders ausgehen hat, ist hypothetisch. Sein Tweet ("Tom Brady has the easiest route... put his ass in our division and see what he does!!! #salty) war eher entbehrlich meiner Meinung nach, aber die Enttäuschung ist bei so einem Team mit Winner-Mentalität eben groß. Die Seahawks haben es fünf Mal in Folge in die Postseason geschafft, wieder zumindest in die Divisionals. Positiv aufgefallen ist mit Sicherheit auch Paul Richardson, der am Samstag für die meisten Yards Bälle gefangen hat. Es gibt keine Free Agents, deren Abgang richtig weh tun würden. Die Seahawks kamen in diesem Jahr zu kurz, werden aber auch 2017 wieder richtig laut sein. Und das Jahrzehnt geht noch eine Weile, um eine Dynastie herzustellen...

Schauen wir uns an, welche Quarterbacks in den Championship Games vertreten sind: Matt Ryan und Aaron Rodgers sowie Tom Brady und Ben Roethlisberger. Bis auf Ryan haben alle schon Super-Bowl-Ringe, aber allesamt gehören dem Elite-QB-Kreis an. Das kann man von Brock Osweiler und Alex Smith nicht behaupten und deswegen sind ihre Teams auch in den Divisionals ausgeschieden. Im Detail findet man sicher auch andere Gründe, aber ich behaupte: Mit Elite-QBs hätten beide Teams ihre Spiele gewonnen. Am Ende des Tages ist es wiederum simpel: Der Quarterback ist der Schlüssel zur Championship. Es kommt nur selten vor, dass ein Team ohne Elite-QB die Super Bowl gewinnt. Man kann darüber streiten, ob Eli Manning oder Joe Flacco dieser Zunft angehören, aber Brad Johnson eher nicht. Und der gewann das Big Game damals mit den Buccaneers im Jahr 2003. Das ist also 14 Jahre her. Sorry, liebe NFL-Fans, wenn euer Team keinen großartigen QB hat, wird das so schnell nichts...

Abschließend noch ein Wort zu den Übersiedelungen, die stattgefunden haben bzw. offenbar stattfinden werden. In erster Linie finde ich es einfach schade, dass der großartigen Stadt San Diego das NFL-Team abhanden gekommen ist - und das, ohne das jemals dort ein Super-Bowl-Sieg gefeiert wurde. Dass die Raiders offensichtlich nach Las Vegas gehen wollen, ist auch ein Gedanke, an dem man sich erst einmal gewöhnen muss. Aber in beiden Fällen sage ich auch: Es geht nicht anders. Beide Teams wollen in neuen Stadien spielen und wenn sie die woanders bekommen und nicht am selben Standort, dann kann ich den Umzug auch nachvollziehen. Sie sind die Eigentümer, sie haben das Recht dazu. Vor allem die Entwürfe in Las Vegas schauen aber auch einfach megageil aus, die Chargers wollen bekanntlich im Stadion der Rams unterkommen - und Stan Kroenke lässt in Inglewood auch nichts anbrennen. Das ist das Business und das ist für mich nachvollziehbar, auch wenn es aus emotionaler Sicht schwerfällt, wenn beide Teams nach vielen Jahren ihre Heimat verlassen.

Wir picken jede Woche die Teilnehmer der Super Bowl LI, die am 5. Februar dieses Jahres in Houston, Texas, stattfinden wird.

Das NRG Stadium war bereits einmal Schauplatz eines NFL-Endspiels - die New England Patriots bezwangen dort 2004 die Carolina Panthers mit 32:29.

Wir sind wie immer zuversichtlich, in irgendeiner Woche mit einem Pick richtig zu liegen - spätestens nach den Conference Finals...

BERNHARD KASTLER und sein Divisional-Pick:

Green Bay Packers vs. New England Patriots

Rodgers gegen Brady! So wie Aaron Rodgers in den vergangenen Wochen aufgeigt, können die Packers auch bei den Falcons bestehen und die Patriots werden nach ihrem wohl schlechtestem Spiel der Saison sicher anders gegen die Steelers auftreten. Es wäre eine Neuauflage von Super Bowl XXXI, in dem die Packers mit 35:21 die Oberhand behielten. Brett Favre holte damals seinen einzigen Ring ab. Ich glaube gegen eine Neuauflage mit den aktuellen Protagonisten hätten die neutralen Fans nur wenig dagegen.

Week

NFC-Team AFC-Team
01 Arizona Cardinals Pittsburgh Steelers
02 Seattle Seahawks Denver Broncos
03 Philadelphia Eagles New England Patriots
04 Minnesota Vikings Denver Broncos
05 Dallas Cowboys New England Patriots
06 Atlanta Falcons New England Patriots
07 New York Giants San Diego Chargers
08 Green Bay Packers Kansas City Chiefs
09 Seattle Seahawks Buffalo Bills
10 Seattle Seahawks Kansas City Chiefs
11 New York Giants Oakland Raiders
12 Tampa Bay Buccaneers Oakland Raiders
13 Tampa Bay Buccaneers New England Patriots
14 Green Bay Packers Pittsburgh Steelers
15 Green Bay Packers Oakland Raiders
16 Dallas Cowboys Miami Dolphins
17 Seattle Seahawks New England Patriots
WC Seattle Seahawks New England Patriots

PETER ALTMANN und sein Divisional-Pick:
Atlanta Falcons vs. Pittsburgh Steelers
Das muss ich jetzt mangels Zutrauens in Atlanta während der Regular Season wohl tippen, hahahaha. Es wäre aber auch eine unterhaltsame Super Bowl, muss ich sagen.

Week

NFC-Team AFC-Team
01 Green Bay Packers New England Patriots
02 Carolina Panthers New England Patriots
03 Minnesota Vikings New England Patriots
04 Seattle Seahawks New England Patriots
05 Arizona Cardinals New England Patriots
06 Atlanta Falcons New England Patriots
07 Green Bay Packers Denver Broncos
08 Seattle Seahawks Oakland Raiders
09 Dallas Cowboys Oakland Raiders
10 Seattle Seahawks New England Patriots
11 Dallas Cowboys Kansas City Chiefs
12 New York Giants New England Patriots
13 Seattle Seahawks Baltimore Ravens
14 Detroit Lions New England Patriots
15 New York Giants Pittsburgh Steelers
16 Dallas Cowboys Pittsburgh Steelers
17 Dallas Cowboys New England Patriots
WC Seattle Seahawks Pittsburgh Steelers

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