Mit Thomas Schaffer studiert Österreichs derzeit größte NFL-Hoffnung in Stanford, Kalifornien.
In seinem ersten Jahr kam der Defensive End noch nicht zum Einsatz, das so genannte "Red Shirt"-Jahr war allerdings auch so im Vorfeld abgesprochen.
Der 19-Jährige könnte in drei oder vier Jahren im NFL-Draft als erster Österreicher überhaupt gezogen werden, wäre aber nicht der erste Österreicher in der NFL.
Mit Toni Fritsch, Toni Linhart und Raimund "Ray" Wersching haben drei bereits in der NFL gespielt.
Toni Fritsch (1945-2005)
Schon als Fußball-Nationalspieler ein Held, entschied sich der "Wembley Toni" 1971 für eine zweite Karriere: Er wechselte von Rapid zu den Dallas Cowboys in die NFL, um dort als Field-Goal-Spezialist tätig zu werden. Scouts hatten auf einer Europa-Tour erfolgreich in Wien Halt gemacht.
Der gebürtige Niederösterreicher gewann mit den Cowboys bereits in seiner ersten Saison die Meisterschaft, die Texaner behielten in Super Bowl VI New Orleans mit 24:3 gegen die Miami Dolphins die Oberhand - Fritsch kickte im Endspiel allerdings nicht, sondern Mike Clark, mit dem er sich während der Saison die Aufgaben teilte.
In der Folgesaison stellte Fritsch dann einen zwischenzeitlichen Franchise-Rekord von 21 Field Goals auf, 1976 stand er mit den Cowboys erneut im Finale und kickte dieses Mal auch. Doch sein Field Goal aus 36 Yards und seine beiden Extra-Points waren in Super Bowl X beim 17:21 gegen Pittsburgh in Miami zu wenig.
Der Charismatiker kickte insgesamt 14 Jahre in der NFL für Dallas, die San Diego Chargers, die Houston Oilers und die New Orleans Saints, sorgte dabei für Neuheiten wie dem verkürzten Anlauf (von fünf auf drei Schritte, um auch Blocks zu verhindern) sowie kickte er als erster in der NFL im Rabona-Stil bei einem Onside-Kick.
Fritsch verstarb am 13. September 2005 viel zu früh im Alter von 60 Jahren an Herzversagen.
Die Super Bowl LI hätte dem Wiener wieder besonders gut gefallen, lebte Fritsch doch auch bis zum Ende seines Lebens auch in Houston, dort, wo das NFL-Endspiel heuer stattfindet.
Toni Linhart (1942-2013)
Der gebürtige Steirer war wie sein Freund Fritsch vor der Football-Karriere Fußballer, spielte für den Wiener Sportklub und die Vienna und war auch österreichischer Fußball-Nationalspieler.
Sein einziges Tor für den ÖFB erzielte er in Glasgow gegen Schottland, die Partie wurde beim Stand von 4:1 für die Gastgeber in der 72. Minute wegen einer handgreiflichen Auseinandersetzung zwischen Linhart und Denis Law abgebrochen. Insgesamt stand Linhart für die Nationalelf sechs Mal auf dem Platz.
Nach einem schwierigen Premierenjahr 1972 bei den New Orleans Saints und einer kurzen Rückkehr nach Österreich gelang Linhart 1974 bei den Baltimore Colts der Durchbruch in der NFL.
1976 war er mit 109 Punkten der beste Scorer der Liga. Linhart wurde zweimal in die Pro Bowl gewählt, damit sogar einmal öfter als Fritsch. Seine Karriere beendete er 1979 bei den New York Jets.
Am 12. Mai 2013 starb Linhart in seiner Wahlheimat Baltimore, wo er auch nach seiner NFL-Karriere blieb und ein Direktmarketingunternehmen betrieb, an einem Krebsleiden.
In jenem Jahr hatte Baltimore die Super Bowl für sich entschieden.
Raimund "Ray" Wersching (geb. 1950)
Im Gegensatz zu den beiden Fußballern Fritsch und Linhart ist Wersching in den USA (Los Angeles, als Rams-Fan) aufgewachsen.
In Mondsee geboren, wanderten seine Eltern aus, als er noch ein Kleinkind war. "Ray", wie ihn die Amerikaner tauften, gewann mit den San Francisco 49ers 1982 und 1985 jeweils die Super Bowl.
Mit vier Field Goals 1982 hält Wersching, der bei seinen Kicks stets zu Boden schaute und damit einen einzigartigen Kicking-Stil hatte ("Es hat für mich funktioniert, ich weiß nicht warum"), immer noch einen geteilten Super-Bowl-Rekord.
Vor San Francisco (1977-1987) kickte er in der NFL bereits für San Diego (1973-1976).
Nach seiner Karriere im Sport verlief die zweite nicht so prickelnd, in einem Interview mit dem "San Francisco Chronicle" meinte Wersching 2013: "Ich bin ins Versicherungs-Geschäft eingestiegen. Das war ein Fiasko. Ich habe jemandem vertraut und wurde bestraft. Ich wünschte, ich hätte diese Person nie getroffen."
Die Zukunft
Aleksandar Milanovic spielte Jahre lang College-Football (zweit- bzw. dritthöchstes Level) in den USA, der Traum von der NFL musste allerdings ad acta gelegt werden. Der Wiener wurde im Draft 2016 nicht berücksichtigt, hatte aber auch nur kleine Außenseiterchancen. Mit den USA selbst rechnete der O-Liner im LAOLA1-Interview ab.
Die größte österreichische NFL-Hoffnung heißt Thomas Schaffer. Seine Tante hat ihn zum Football gebracht, via Mödling Rangers und dem Nachwuchs-Nationalteam ging es bald über den großen Teich. „Ich wollte einfach Football auf einem höheren Level spielen", meinte der Defensive End vor einem Jahr im Gespräch mit LAOLA1. Schaffer war zunächst auf der High School von Lake Forest, nördlich von Chicago, ehe 2016 die Unterschrift in Stanford - einem der Top-Colleges für Football in den USA - folgte.
In dieser Saison sah Schaffer noch zu, ab kommender sollen die ersten Einsätze folgen. Der "Bleacher Report" bezeichnete ihn 2015 als faszinierendsten Prospect des Jahres 2016. Das Jahr 2017 wird nun so richtig interessant für den Wiener am College in California, wo schon Andrew Luck (Indianapolis) oder Richard Sherman (Seattle) groß rauskamen. Schaffer könnte der erste Österreicher sein, der im NFL-Draft gepickt wird. Seine heimsichen Vorgänger waren allesamt nicht gedraftet.
Und einen bekannten Namen sollten heimische Football-Fans auch noch auf der Rechnung haben: Christian Fuchs. "Die NFL ist noch immer mein Traum, wieso nicht, ich probier's", sagte der Leicester-Legionär erst kürzlich bei einem Österreich-Besuch.
Bereits vergangene Saison erklärte der 30-Jährige, der nach Vertragsende 2019 in die USA ziehen wird, LAOLA1 seine NFL-Ambitionen, in die Fußstapfen von Fritsch und Co. zu treten. Im Land der unbegrenzten Möglichkeiten ist alles möglich - und Fuchs verfolgt dieses Ziel ehrgeizig.
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