"Jetzt oder nie" heißt es für die Los Angeles Rams.
Die Cincinnati Bengals indes sind ihrem eigenen Zeitplan sogar voraus und genießen sozusagen eine Vorschau auf das, was mit diesem jungen Kader in den kommenden Saisonen möglich ist.
Welches Konzept setzt sich in Super Bowl LVI durch?
Gewinnen die am Personalmarkt nahezu historisch aggressiven Rams oder die Bengals, die auf den traditionellen Aufbau via Draft gesetzt haben.
Beide Wege führten ins Spiel aller Football-Spiele. Gewinner kann es dort nur einen geben.
Unsere User "neo" und "floreich1108" widmen sich in dieser Preview intensiv den vielen Stärken und paar Schwächen der beiden Kontrahenten.
LOS ANGELES RAMS:
by neo
Am Sonntag ist Super Bowl! Ich darf einige Zeilen zu den L.A. Rams schreiben, dem Heimfinalisten. Ich möchte deswegen mit einer Aufzählung beginnen:
- Jared Goff
- LAR 2021 3rd Round pick
- LAR 2022 1st Round Pick
- LAR 2023 1st Round Pick
- LAR 2022 6th Round Pick
- LAR 2023 4th Round Pick
- LAR 2022 3rd Round Pick
- LAR 2022 2nd Round pick
Manche von euch werden sich fragen: Was soll die Aufzählung? Ist da eine Franchise von allen guten Geistern verlassen, sein nahezu komplettes Draftkapital und damit die Zukunft des Teams in die Tonne zu werfen? Die simple Antwort darauf: Ja! Denn die Rams machen derzeit erfolgreich vor, wie man NICHT über den Draft ein potenzielles Super-Bowl-Team aufbaut, sondern über aggressive Trades und FA-Signings:
Die oben genannten Picks (+ Jared Goff) investierten die Rams nämlich in Trades für QB Matthew Stafford, RB Sony Michel & OLB Von Miller. Und der derzeitige Erfolg gibt GM Les Snead und HC McVay recht. Wobei es ein Spiel mit dem Feuer ist: Cap-technisch stehen die Rams spätestens ab nächster Saison harte Jahre bevor und das dann ohne eigene hohe Draft Picks. Aber wenn man eine Super Bowl gewinnt, ist es dann wert, dass man dafür mehr oder weniger die komplette kurz- bis mittelfristige Zukunft opfert? Wir werden es im Endspiel sehen, ob der Plan aufgeht, oder ob er an der letzten Hürde – den Bengals – scheitert. Davon wird es wohl auch abhängen, wie viele Nachahmer dieses aggressive Vorgehen mit dem eigenen Draft-Kapital in der NFL findet.
Zum Spiel und der Taktik der Rams seien noch schnell einige Zeilen geschrieben:
Die starke D-Line wird versuchen, QB Burrow unter Hochdruck zu setzen und angesichts der schwachen O-Line der Bengals erscheint das als klares Missmatch, das es zu attackieren gilt. Wir haben vor allem in der Vorsaison gesehen, dass die Super Bowl an der Line of Scrimmage entschieden wird. Und hier sehe ich klare Vorteile auf Seiten der Rams. Aber Vorsicht: Wenn jemand mit Druck von der gegnerischen D-Line umgehen kann, dann QB Burrow: Im Spiel gegen die Titans musste er 9 (!) Sacks einstecken und ging trotzdem als Gewinner vom Platz. Allerdings sind Defensivspieler wie Aaron Donald und Von Miller von der individuellen Qualität her sicher andere Kaliber als die Defense der Titans, trotzdem wird das wahrscheinlich sehr spannend anzusehen sein.
In der Offense der Rams erwarte ich mir im Gegensatz zu den vorangegangenen Playoff-Runden zunächst etwas mehr Laufspiel - wobei die Bengals das gegen die Titans überraschend gut stoppen konnten. Man wird versuchen, die Uhr und das Ei zu kontrollieren. Je nachdem wie gut das gelingt, wird man das Risiko auch über das Passspiel dosieren oder steigern. Ein X-Faktor wird sicher QB Matthew Stafford sein: Es ist sicher das größte Spiel seiner doch schon 13 Jahre andauernden Karriere, nachdem er mit meinen Detroit Lions im Niemandsland der Liga herumschwirrte. Die Frage wird sein: Halten seine Nerven? Ist er auch in der Super Bowl so cool wie bei den bisher 43 Game-Winning-Drives in seiner Karriere? Die Antwort auf diese Frage werden wir am Sonntag bekommen.
Ich wünsche uns und mir jedenfalls ein spannendes Spiel und hoffe, dass die Rams auf Grund meiner Sympathien für Stafford gewinnen.
Tipp: 24:20 für die Rams
CINCINNATI BENGALS
by floreich1108
Es ist das Finale einer sehr kuriosen NFL-Saison. Die Rams empfangen zu Hause die Cincinnati Bengals, um eine große Show zu bieten. Ich möchte die Faktoren aufzeigen, warum und wie die Bengals dieses Spiel für sich entscheiden werden.
Der Hauptfaktor für einen Sieg ist sicher die Leistung von Joe Burrow. Er ist der erste Nummer 1 Pick, der im zweiten Jahr in der Super Bowl steht und könnte zu einem der jüngsten QBs werden, der sich die Vince Lombardi Trophy sichert. Das Spiel der Bengals-Offense ist sehr stark von Burrows Leistungen abhängig. Trotz mangelnder Protection durch die lückenhafte O-Line bleibt Burrow immer sehr gelassen und lässt sich nicht von Sacks und Pressure beeindrucken. Gegen die mächtige D-Line der Rams, rund um Von Miller, Donald und Floyd, wird die O-Line der Bengals jedoch über sich hinauswachsen müssen, um Burrow die nötige Zeit zu geben. Zusätzlich bildet „Joe Cool“, wie er inzwischen medial genannt wird, mit seinem College-Kollegen Chase, Higgins und Boyd eine der gefährlichsten Offensiven der Liga. Besonders die Secondary der Rams sollte sich vor diesen Kalibern in Acht nehmen.
Eine weitere Personalie, die zu einem spielentscheidenden Faktor werden kann, ist Evan McPherson. Er spielte bisher perfekte Playoffs und verpasste kein Field Goal. Zusätzlich bewies er gegen die Titans und die Chiefs, dass er auch in den entscheidenden Momenten die Ruhe behält und resistent gegen jeglichen Druck ist. Genau diese jugendliche Leichtigkeit findet man im gesamten Team der Bengals. Man ging seit der Divisional Round in jedes Spiel als Außenseiter und konnte trotzdem immer überzeugen. Diese Coolness ist mit Sicherheit ein klarer Vorteil gegenüber den Rams. Die Rams müssen diesen Titel heuer gewinnen, da man „All-In“ gegangen ist und es für viele Spieler mit Sicherheit die letzte Chance sein wird, die Karriere mit einem Ring zu dekorieren.
Für einen Sieg der Bengals wird auch die Defense auf höchstem Niveau spielen müssen, um Stafford, Kupp und Beckham im Schach halten zu können. Man hat jedoch in den letzten Spielen gesehen, dass sich die Bengals-Defense sehr gut an den Gegner anpassen kann. Man verfügt zwar nicht über ein Star-Ensemble wie die Rams, jedoch treten die Bengals als sehr kompakte Unit auf. Hinzu kommt, dass die Offense der Rams während der ganzen Saison sehr fehleranfällig war. Turnover und Strafen häuften sich in vielen Spielen und diese müssen von den Bengals genutzt und in Punkte umgemünzt werden.
Die Rams spielen zwar zuhause, was im letzten Jahr für die Buccaneers sicherlich ein Vorteil war. Heuer sehe ich die Situation jedoch anders. Die Rams verfügen über eine nicht allzu große Fangemeinde. Beispielsweise gegen die 49ers glich die Kulisse eher einem Auswärtsspiel. Dieser Druck wird die Rams meiner Meinung nach eher lähmen und nicht beflügeln.
Die Bengals-Fans hingegen sind eine verrückte Bande, die sich mit Sicherheit auch ins SoFi Stadium mischen werden, um dort für Stimmung zu sorgen.
Selbst der Trainer der Bengals Zac Taylor bezeichnet die Bengals als ein "Second-Half-Team". Dies hat man gegen die Chiefs eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Sowohl die Offense als auch die Defense konnte sich in der zweiten Hälfte steigern. Sofern man das Spiel in der ersten Hälfte ausgeglichen halten kann, sind die Bengals in Hälfte zwei klar zu favorisieren.
Ein weiterer Faktor könnte das Coaching werden. Die Bengals sind eine der statischsten Offenses der Liga. Aus 11-Personnel-Formationen passt man fast ausschließlich, während man aus 12-Personnel-Formationen gerne läuft. Außerdem setzt man meist auf eine "First-Down-Running-Offense" und auf wenige designte Rollouts und kaum Play-Action Spielzüge. Hier könnte man die Rams-Defense überraschen und mit einem guten Gameplan einen großen Schritt in Richtung Sieg machen.
Gesamt treten die Bengals einfach sehr kompakt auf und haben so die Nummer 1 und 2 der AFC eliminiert. Individuelle Fehler auf Seiten der Rams werden ein knappes Spiel entscheiden. Ich tippe auf ein spielentscheidendes Field Goal von Evan McPherson bei auslaufender Uhr.
Tipp: 31:28 für die Bengals