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User Endzone: Genie und Wahnsinn

Als die Chiefs bereits nervten. Blaues Auge für Stafford. Unwürdiger Brady-Abgang.

User Endzone: Genie und Wahnsinn Foto: © getty

Da sind wir wieder - natürlich auch in den Playoffs!

Auch nach den beiden Championship Games gibt es viel zu besprechen. Gut also, dass es in dieser Saison die "User Endzone" gibt - das NFL-Format von EUCH für EUCH.

Diesmal geben zwei User ihre Expertisen, Meinungen und Ansichten zu den Duellen zum besten.

Wir freuen uns auf eure Rückmeldungen und gerne auch Anregungen, schließlich will auch dieses Format weiterentwickelt werden.

Und jetzt der Rückblick auf ein spannendes Playoff-Wochenende:

LOS ANGELES RAMS (4) vs. SAN FRANCISCO 49ERS (6) 20:17

 

 

 

 

 

by Austrian Viking

Wir haben die Super Bowl LVI – Los Angeles Rams vs Cincinnati Bengals.

Man hätte viel Geld gewinnen können, hätte man vor der Saison, bzw. auch noch vor den Playoffs, auf diese Paarung gesetzt. Insgesamt eine doch überraschende Super Bowl als Ergebnis einer von Überraschungen gespickten Saison.

Vorab muss ich natürlich kurz meine Meinung zum Thema mögliches Tom Brady Retirement abgeben.

Jemand wie Tom Brady soll und darf seinen Rücktritt bekannt geben, wie er das möchte und ich finde es schade, wie und was da gelaufen ist am Samstag. Ich verstehe zwar, dass im aktuellen Zeitalter jede News sofort publiziert werden muss, da es sonst jemand anderes macht, und es einfach Part of the Game ist.

Der erfolgreichste Spieler aller Zeiten hätte aber doch einen würdigeren Rahmen verdient.

Persönlich denke ich, dass es für ihn ein guter Zeitpunkt wäre abzutreten – er spielte eine MVP-würdige Saison, die Bucs werden den Kader in der Form wohl nicht halten können, somit könnte es eigentlich nur noch bergab gehen.

Auch aus Vikings Sicht gab es ein spannendes Matchup zu beobachten – mit 49ers Defensive Coordinator DeMeco Ryans & Rams Offensive Coordinator Kevin O’Connell standen sich zwei der drei mutmaßlichen Finalisten um den Vikings HC Job gegenüber. Trotz der Niederlage aber gefühlt eher ein Win für DeMeco Ryans.

Star of the Game: Aaron Donald & die Rams-Defense

Es gäbe zwar einige vielleicht offensichtlichere Kandidaten – Samuel, Kupp, Beckham – für den Star des Spiels, aber für mich ist es ganz klar Aaron Donald mit „seiner“ Defense.

Die Defense spielte zwar über weite Strecken des Spiels nicht herausragend und hatte durchaus Probleme, die 49ers zu stoppen – doch dann kam die „Motivationsrede“ von Aaron Donald nach dem 17-7 für die 49ers und die Defense war wie ausgewechselt und dominierte die 49ers-Offense anschließend komplett – diese schaffte in den noch folgenden 19 Plays nur noch 38 Yards und zwang Jimmy G schlussendlich zur Spiel-beendenden Interception.

Worst of the Game: Challenges von Sean McVay

Wer gewinnt, hat grundsätzlich natürlich immer Recht.

Aber in so einem engen Spiel zwei Mal die Challenge Flag zu werfen, wo es selbst am TV-Gerät ziemlich offensichtlich war, dass der Call stehen bleibt, hätte für McVay und die Rams ganz böse ins Auge gehen können und wohl für große Diskussionen gesorgt, wäre das Spiel anders ausgegangen.

Worst Play of the Game: Beinahe-INT von Matthew Stafford im 4th Quarter

Ich behaupte, es wäre die spielentscheidende Szene für einen Sieg der 49ers gewesen, als Stafford Mitte des vierten Viertels bei 1&10 tief gehen wollte und unter Druck einen horrenden Wurf ablieferte – den Jaquiski Tartt nur noch hätte fangen müssen – aber fallen ließ und diese Szene somit auch zum Worst Play der 49ers wurde.

Glück im Unglück für Stafford, dass er hier mit einem blauen Auge davongekommen ist.

Best Play of the Game: Odell Beckham Jr. Catch im 4th Quarter

Zwei aufeinanderfolgende Plays als Worst & Best Play of the Game zu nehmen, ist vielleicht etwas ungewöhnlich, aber es passt hier einfach, wie ich finde.

Nachdem Stafford im Play davor fast das Spiel weggeworfen hätte, nimmt er gleich darauf bei 2 & 10 an der eigenen 15 sein Herz in die Hand und feuert den nächsten tiefen Ball ab und dieses Mal sitzt der Pass - Beckham macht den Catch, bekommt noch eine Unnecessary Roughness Penalty für sich und zack ist das ein 44-Yard Big Play, welches den Grundstein für das Field Goal zum 17-17 Ausgleich legt.

Aber auch ein gutes Beispiel, wie eng beisammen Genie und Wahnsinn bei Stafford manchmal liegen.

Ausblick:

Nach dieser Saison und vor allem diesen Playoffs traue ich mir hier keine Prognose abzugeben, wie die Super Bowl ausgehen könnte. Ich glaube, selten war es so offen und ausgeglichen – für mich kann alles passieren. Grundsätzlich würde ich aber die Rams schon als Favorit sehen, da der Kader viel routinierter ist und ich mir schwer vorstellen kann, wie die Bengals O-Line gegen Aaron Donald und die Rams D-Line halten soll.

KANSAS CITY CHIEFS (2) vs. CINCINNATI BENGALS (4) 24:27 OT

 

 

 

 

by Snoob

Als vermeintliches David vs. Goliath-Duell konnte man dieses Spiel im Vorfeld bezeichnen. Auf der einen Seite die Bengals, die zwar verdient in das Championship Game gekommen sind, allerdings in den Playoffs nicht vollends überzeugen konnten. Auf der anderen Seite die Chiefs, die seit Week 7 in der regulären Saison nur eine einzige Niederlage hinnehmen mussten (ja, gegen die Bengals). Die Chiefs, die sich in der zweiten Saisonhälfte, nach den Problemen in der ersten Hälfte, wieder gefangen hatten und in den Playoffs richtig Fahrt aufnehmen konnten.

Dementsprechend ging das Spiel auch los, schnell hatten die Chiefs eine sehr komfortable Führung erspielt (Kommentar von einem Freund von mir nach der schnellen Führung: „Die Chiefs nerven :-)“). Doch wie auch im ersten Spiel in der Saison wussten die Bengals den Chiefs-Code zu knacken und konnten damit in ihre erste Super Bowl seit 1988 einziehen. Man könnte durchaus von einem Überraschungssieger reden, allerdings von einem verdienten!

Star of the Game: Evan McPherson (4/4 FG, Long: 52Yds, 1/1 PAT)

Man muss schon sehr gute Nerven haben, um in der NFL richtig gut kicken zu können. Oftmals ist es auch eine der undankbarsten Positionen in diesem Spiel, aber bestimmt keine einfache. Umso beachtlicher ist es, was Evan McPherson in dieser Saison leistet. In den Playoffs aber scheint der 22-jährige Rookie über sich hinaus zu wachsen. Der bisherige Höhepunkt wurde in Kansas City, als er alle seine Field Goal Versuche und den einen PAT verwertete, erreicht. Wenn man bedenkt, dass dies in einem fremden Stadion, welches für seine sehr laute Fan-Unterstützung bekannt ist, passiert ist, dann ist diese Leistung noch bemerkenswerter. Dazu stand beim Game Winning Try nichts weniger als der Super Bowl Einzug am Spiel. Da kann man den Kick schon mal machen.

Worst of the Game: Chiefs-Offense in der 2. Halbzeit

Nachdem die Chiefs einen perfekten Start in das Spiel hatten, war man schnell bei einer 21-3-Führung. Man konnte die ersten drei Drives mit jeweils einem TD abschließen. Danach hatte es den Eindruck, dass man zufrieden war und einen, oder mehrere, Gänge runtergeschaltet hat.

Denn was die Offense in der zweiten Halbzeit gezeigt hat, war ein komplett anderes Gesicht. In den ersten fünf Drives nach der Halbzeit konnte man ganze 34 Yards und 2 First Downs erspielen, 4 Punts und eine Interception von Mahomes waren das Ergebnis. Im letzten Chiefs Drive konnten sie wieder etwas mehr Rhythmus reinbekommen, aber als sie an der gegnerischen 5 Yard Linie waren, musste Mahomes 2 Sacks hinnehmen und es musste ein FG geschossen werden.

Insgesamt hat die zweite Halbzeit sehr viele erschreckende Parallelen zur zweiten Halbzeit im ersten Saison-Duell mit Cincinnati gehabt, in der die Chiefs, genau wie heute, das Spiel in der zweiten Halbzeit weggeschmissen hatten. Am Ende wird man sich in Kansas City darüber ärgern müssen, den Sack nicht vorzeitig zugemacht zu haben. Die Chancen dazu waren da.

Best Play of the Game:

Aus meiner Sicht waren in diesem Spiel zwei Szenen sogenannte Game Changer. Auch wenn es sehr viele andere Plays gab, die es in eine Highlight Show schaffen würden (Touchdown Pass auf T. Hill, Scramble von Mahomes beim Touchdown auf Kelce oder auch die guten Runs von Mixon). Jedoch fiel meine Auswahl auf zwei Plays der Bengals, die das Momentum gedreht haben.

Der erste Play ist der Touchdown-Pass (und Run) von Joe Burrow auf Samaje Perine. Mit einer Minute Zeit auf der Uhr und einem 3:21-Rückstand, versuchten die Bengals noch zu punkten, bevor die Halbzeit kam. Ein gut getimter Running Back Screen Pass führte zu dem gewünschten Ergebnis und zu 7 Punkten für die Bengals. Besonders sehenswert der Juke Move von Perine gegen CB Charvarius Ward.

Das zweite Play ist die Interception von Mahomes, welche die Bengals endgültig zurück in das Spiel gebracht hat. Ende des dritten Drittels hatten die Chiefs einen Vorsprung von sieben Punkten und hatten den Ball und die Möglichkeit, die Führung auszubauen. Der Playcall sah nach einem WR Screen Pass auf Robinson aus, allerdings hatte B.J. Hill seine Hände in den Passweg geworfen und somit den Ball abgelenkt. Den abgelenkten Ball konnte Hill auch direkt selbst zur Interception fangen. Somit hatten die Bengals eine sehr gute Feldposition, welche sie zu nutzen wussten. Ein paar Plays später warf Burrow einen Touchdown auf Ja’Marr Chase.

Worst Play of the Game:

Aus meiner Sicht, auch wegen der Tragweite dieses Turnovers, ist der Worst Play ganz klar die Interception von P. Mahomes während der Overtime. An sich war es kein Play, bei dem man den Kopf schütteln MUSS, aber es sah so aus, als ob Mahomes zwei bessere Optionen hatte, als in eine Double Coverage zu werfen, auch wenn sein Intended Receiver Tyreek Hill war. Option eins war es, aus meiner Sicht, den Pass auf Robinson auf der rechten Seite des Feldes zu spielen.

Dieser hatte sich für einen kurzen Augenblick freigelaufen und wäre anspielbar gewesen. Dies hätte zu einem First Down geführt. Die andere Option war es wohl selbst zu laufen. Die Defense der Bengals hatte zwar einen QB-Spy bei diesem Spielzug, aber den hätte der freistehende OL leicht blocken können. Das Feld wäre offen gewesen und ein First Down sehr wahrscheinlich. So hat man aber den Bengals die Türe zur Super Bowl weit aufgemacht.

Ausblick:

Wer hätte die Bengals wirklich im letzten Spiel der Saison gesehen? Ich schätze nur die wenigsten, ich definitiv nicht. Wenn man bedenkt, dass die Franchise aus Ohio vor zwei Jahren noch den schlechtesten Record in der NFL hatte, ist es doch sehr beeindruckend, was man in der kurzen Zeit, seitdem man Joe Burrow gedraftet hat, erreicht hat. Nachdem man aber tatsächlich in die Super Bowl eingezogen ist, kann man dem Team von Zac Taylor alles zutrauen.

Wenn man es wieder schafft, die Offense ins Laufen zu bekommen (Mixon wird ein zentraler Bestandteil einer balancierten Offense sein müssen), dann ist die Defense auch gut genug, um es mit Stafford und Co. aufzunehmen. Zusätzlich wird es spannend wie die - etwas löchrige - Offensive Line der Bengals gegen die sehr gute Defensive Line der Rams spielen wird.
Persönlich würde ich es dem sympathischen Team rund um Burrow, Chase, Mixon absolut vergönnen, wenn sie den Titel holen würden. Ich halte ihnen auf jeden Fall die Daumen. :-)

Für die Chiefs hingegen geht es nun darum, die Wunden zu lecken und sich zu fragen, wieso man in erster Linie die Bengals überhaupt wieder ins Spiel zurückgelassen hat. Man hatte eine Führung, die man auf unerklärliche Weise verschenkt hat. Dies wird Kansas City wohl die ganze Offseason lang verfolgen. Zusätzlich muss man sich um den einen oder anderen neuen Vertrag kümmern, immerhin werden 34 Spieler zu Unrestricted Free Agents nach der Saison. Darunter auch bekannte Namen wie Tyrann Mathieu, Melvin Ingram oder Alex Okafor. Der Stamm des Teams wird aber auch kommendes Jahr wieder dabei sein und ohne großes Verletzungspech werden die Chiefs auch weiterhin zu den Contendern auf den Titel gehören. Dieses Jahr hat es nicht sein sollen.

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