Bernd Wiesberger ist mit seinem Comeback-Sieg in Dänemark auf die Erfolgsstraße der European Tour zurückgekehrt.
Mit einer halben Million Euro hat der Burgenländer seinen bisher größten Preisgeld-Scheck (Open de France 2015) egalisiert und sich mit einem Schlag wieder zu Österreichs Nummer eins in der Golf-Weltrangliste emporgeschwungen.
Ab Donnerstag spielt der 33-Jährige wie Matthias Schwab beim "Belgian Knockout" im Rinkven Int. GC von Antwerpen und will mehr: Einen Start bei den 119. US Open!
Bis vor einem Jahr war Wiesberger als Top-60-Spieler in der Weltrangliste für alle Groß-Events wie Majors oder WGC-Turniere automatisch qualifiziert gewesen.
Eine Handgelenksverletzung samt Operation warf den mehrfachen Tour-Sieger aber weit zurück, erst Ende November 2018 schlug der Oberwarter wieder wettkampfmäßig ab. 763 Tage bzw. 38 Turniere nach seinem bis dahin letztem Erfolg 2017 in China klappte es vergangene Woche in Dänemark auch wieder mit einem Sieg - seinem fünften insgesamt auf der Europa-Tour.
Wiesberger: "Habe immer an mich geglaubt!"
"Ich habe immer dran geglaubt, dass ich wieder vorne mitspielen kann. Aber Gewinnen ist halt immer was anderes und nach so langer Zeit und so vielen verpassten Turnieren ist da immer ein Fragezeichen im Hinterkopf", gestand Wiesberger, der den ersten Erfolg mit seinem neuen Caddie Jamie Lane (Bild) eroberte. Der Brite gilt als ausgezeichneter "Grünleser" und war in denn letzten Jahren für den Engländer Matt Fitzpatrick tätig.
Er habe aber schon im Training bemerkt, dass es in die richtige Richtung gehe. "Und dann haben mir die Bedingungen in Dänemark schon recht getaugt. Der Platz war schwer, windig und man musste die Abschläge gut platzieren. Eine relativ starke Putt-Performance gepaart mit sehr gutem Eisenspiel haben dann in gewisser Weise den Stein ins Rollen gebracht."
Ob dies nun wegen seiner vorangegangenen Verletzung und der langen Pause sein größter Sieg sei, beantwortete Wiesberger so: "Bei den Turnieren in Paris oder auch in Shenzhen bin ich mit guter Form rein gegangen und ein Turniersieg war etwas sehr Greifbares. Diesmal war es aber doch ein bissl eine Überraschung weil ich mich selbst noch nicht ganz in der Position gesehen habe, dass ich ein Turnier gewinne."
Wiesberger: "In Belgien beginnt alles wieder bei Null"
Als aktueller Turniersieger sei man aber nicht gleich automatisch auch Mitfavorit beim nächsten Event, warnte Wiesberger "Natürlich ist mein Selbstbewusstsein nicht kleiner geworden und natürlich war die vergangene Woche ein Highlight. Aber das bedeutet in keiner Weise, dass es diese Woche wieder so ist. Es beginnt wieder bei Null."
Das Belgian Knockout heißt deshalb so, weil nach zwei Runden die Top-64 im K.o.-Modus Mann gegen Mann aber ebenfalls im Zählwettspiel weitermachen. Wiesberger: "Da kann also viel passieren. Ich werde mich an die Dinge halten, die ich zuletzt gut gemacht habe, und nicht locker lassen."
Wiesberger schlägt am Donnerstag um 9:05 Uhr im Promi-Flight auf Tee 10 ab. Er geht gemeinsam mit dem belgischen "Hausherr" Thomas Pieters und Tom Lewis aus die erste Runde. Schwab schlägt am Donnerstag erst um 13:45 Uhr (Tee 1) ab und spielt gemeinsam mit dem Schotten Robert MacIntyre, der in Dänemark hinter Wiesberger Platz zwei belegte, sowie dem Franzosen Alexander Levy.
Schwab und Wiesberger kämpfen um US-Open-Quali
Was auch immer in Belgien passiert, von dort fliegen Wiesberger und Schwab noch Sonntagabend nach London, um im Walton Heath GC die an einem Tag über zwei Plätze und 36 Löcher gehende Qualifikation für die US Open zu spielen.
Das dritte Saison-Major geht ab 13. Juni in Pebble Beach (Kalifornien) in Szene. Nach Monaten des Kampfes und einem grandiosen Comeback-Sieg auch gleich noch ein Grand-Slam-Turnier nachzulegen, wäre auch für Wiesberger ein Traum. "Es wäre natürlich cool, wenn ich die positive Welle nach England mitnehmen und mich gleich auch noch für ein Major qualifizieren könnte."
Erfolge sind nämlich auch für Österreichs Turnierszene derzeit besonders wichtig, nachdem 2019 hierzulande erstmals seit langem kein European-Tour-Event stattfindet.
Österreichs Golf braucht Menschen, die Geld in die Hand nehmen
"Dazu braucht es Menschen, die Geld in die Hand nehmen", kennt Wiesberger das Problem. "Da ist derzeit in Österreich generell keine Dynamik in Sportarten abseits von Ski und Fußball. Aber man hat es auch im Tennis geschafft, mit Dominic (Thiem, Anm.) zwei Super-Turniere sowie mit den Damen in Linz zu haben. Ich hoffe deshalb, dass Matthias und die Jungs auf der Challenge Tour gute Ergebnisse abliefern, damit sich die Tür zur Europa Tour in näherer Zukunft wieder öffnet."