Golf-Profi Bernd Wiesberger startet kommende Woche in Dubai in seine neue Saison. Mit der Teilnahme am 9-Millionen-Dollar-Turnier Desert Classic kehrt der Burgenländer nach zwei Jahren in der LIV-Serie regulär auf die DP World Tour zurück.
Die Vorfreude ist jedenfalls groß. "Ziel ist es, so gut wie möglich zu performen. In weiterer Folge steht auch die Quali für die Majors ganz oben", erklärt der 38-Jährige am Dienstag bei einem Pressegespräch in Oberwaltersdorf.
Wiesberger gibt sich optimistisch
Nach fast drei Monaten Bewerbspause möchte Wiesberger den acht World-Tour-Siegen den einen oder anderen Erfolg hinzufügen.
"Es gibt extrem viele Turniere, die mir am Herzen liegen, wo ich mich freue, dass ich wieder dabei sein kann. Ich bin sicher, dass wir ein gutes Jahr haben können", meint der Golfer, der auf eine intensive Vorbereitung zurückblicken kann, die er zum Teil auch im neuen ÖGV-Trainingszentrum im Fontana GC absolviert hat.
Am Mittwoch bricht Wiesberger in Richtung arabische Halbinsel auf, wo er in den kommenden Wochen nicht nur in Dubai, sondern unter anderem auch in Ras Al Khaimah und Bahrain auftreten wird und dabei auf seine Landsleute Lukas Nemecz und Matthias Schwab treffen dürfte.
Auf den ÖGV-Mann wartet ein neuer Wettkampf-Rhythmus. "Vor allem im letzten Jahr hatte ich das Gefühl, dass ich zu wenige Turniere gespielt habe. Das war vom Rhythmus her nicht ideal. Zudem war die Saison schon Ende Oktober vorbei."
Frischer Wind und neue Impulse
Insgesamt ist die Teilnahme an 23 bis 25 Turnieren geplant, also um einiges mehr als zu LIV-Zeiten. Mit dabei ist ein neuer Mann an der Tasche, Wiesberger vertraut nun auf die Fähigkeiten von Tom Ridley als Caddie.
Der Brite hatte zuvor schon mit den Engländern Matt Fitzpatrick und Andy Sullivan zusammengearbeitet. "Ich wollte frischen Wind reinbringen, neue Impulse setzen", erklärt Wiesberger.
Seine Zeit auf der vom saudi-arabischen Staatsfonds finanzierten LIV-Tour betrachtet der Österreicher golferisch nicht als Erfolg. "Sportlich waren es sicher nicht die besten zwei Jahre meiner Karriere." Der Modus mit kleinem Teilnehmerfeld und nur drei Runden sei ihm nicht so entgegengekommen. "Es ist mehr Sprint als Marathon. Es war ein Shootout. Es ist nicht ganz das Golf, das ich am besten spiele."
Vor allem sein Eisenspiel habe gelitten, die weiten Annäherungsschläge an Qualität verloren, zeigt sich Wiesberger selbstkritisch. "In den letzten Monaten lag der Fokus darauf, dass ich mich da wieder verbessere, weil das Eisenspiel war früher meine Stärke."
Sanktionen sind beglichen
Das Kapitel LIV bleibt für Wiesberger aber weiterhin ein Thema, auch wenn derzeit unklar ist, wie die Kooperation zwischen den großen Touren aussehen wird. "Ich will mich nicht limitieren. Dort, wo ich mich überall qualifiziere, da will ich auch spielen."
Die Strafen der World Tour wegen seines LIV-Engagements hat der 38-Jährige gezahlt, seine Mitgliedschaft hatte er nie zurückgelegt. "Mein Standpunkt war immer der, dass ich mich als Spieler der DP World Tour sehe. Die Sanktionen mussten beglichen werden, das haben wir erfüllt."
Der Streit zwischen den Touren und die Folgen waren an Wiesberger nicht spurlos vorüber gegangen. "Es hat mich beim Turnier nicht negativ belastet, aber es war immer Hinterkopf. Spaß war es oft keiner, wenn etwas irgendwo negativ geschrieben wurde", erzählt er.
"Für mich sind die Wogen nun geglättet, auch wenn die letzten eineinhalb Jahre nicht lustig waren." Der Kontakt zu den befreundeten Golfern sei jedoch geblieben, auch der Umgang mit seinen Sponsoren sei konstruktiv gewesen.
Olympia-Teilnahme? Wenn, dann spontane Aktion
Der Blick ist nun nach vorne gerichtet, allerdings nicht unbedingt auf die Weltrangliste, in der Wiesberger auf Platz 558 abgerutscht ist. "Mir ist bewusst, dass die Weltrangliste wichtig ist für die Qualifikationen für die Majors. Aber ich habe bei zwei davon (US Open und British Open, Anm.) die Möglichkeit, mich über Quali-Turniere zu qualifizieren. Je besser ich spiele, umso weiter oben werde ich sein."
Dass die World Tour unter nicht ganz so attraktiven Teilnehmerfeldern und einer schwächeren Punkte-Bewertung fürs Ranking leide, ist Wiesberger klar. "Da kann man nichts schönreden." Aber es habe in den vergangenen Jahren zumindest finanzielle Verbesserungen gegeben.
In Österreich wird man den Burgenländer in naher Zukunft nicht bewerbsmäßig abschlagen sehen. Auch eine allfällige Olympia-Teilnahme - falls die Qualifikation gelingt - stehe nicht "ganz oben auf der Prioritätenliste. Wenn, dann wird das eher eine spontane Aktion."