Die Interviews von Ski1- und ORF-Expertin Nicole "Niki" Hosp mit Ex-Skirennläufer Marco Büchel ("... der Skisport schaufelt sich sein eigenes Grab!") aus Liechtenstein oder auch jenes mit dem Südtiroler Manfred Mölgg - überlegt als Trainer in den Weltcup einzusteigen) - blieben in der Szene nicht unbeachtet und sorgten für Gesprächsstoff.
Hosp ist aber auch im Sommer hochaktiv. Die dreimalige Ski-Weltmeisterin und Gewinnerin des Gesamtweltcups 2007 ist in den Wanderschuhen auf den Lechtaler Bergen anzutreffen, mit dem Mountainbike auf diversen Trails unterwegs oder verbringt ihre Freizeit auf den österreichischen Golfplätzen.
Die 39-Jährige aus dem Tiroler Außerfern verfügt über ein Single-Handicap und ist als Präsidentin des Golfclubs Tiroler Zugspitze bestens mit der heimischen Szene vertraut.
Für ihr Format "Niki trifft..." plauderte die "Sportlerin des Jahres 2007" mit der jungen Proette Emma Spitz.
Hosp wollte von der Wienerin, die auf der Ladies European Tour aktuell in Frankreich im Einsatz ist, unter anderem wissen, wie die 23-Jährige rückblickend ihre Studienzeit in Amerika betrachtet, wie ihr der US-Aufenthalt weitergeholfen hat und ob sie diesen Karriereschritt wiederholen würde.
Spitz: "Ich habe konträre Dinge über ein Studium in den USA gehört!"
Niki Hosp: Wie war deine Zeit in Kalifornien? Warst du als Teenie und Mega-Talent in Sachen Golf von Anfang an Feuer und Flamme für dieses Abenteuer?
Emma Spitz: "Ich war mir zu Beginn nicht ganz sicher, ob ich das Abenteuer USA eingehen möchte, da ich im Vorfeld doch etliche gemischte und konträre Dinge über so einen Auslandsaufenthalt gehört habe. Nach reiflicher Überlegung habe ich mich aber dazu entschlossen, es zu probieren. Ich habe dann zwei Universitäten besucht, beide haben mir gut gefallen. Vor allem UCLA - die University of California, Los Angeles. Da habe ich mir dann gedacht: Okay, ich probiere es und es hat mir vom ersten Tag weg richtig gut gepasst."
Hosp: War es Liebe auf den ersten Blick?
Spitz: "Bereits nach einer Woche war ich der Meinung, ich würde das immer wieder machen. Das hat sich auch nach drei Jahren nicht geändert. Es waren richtig großartige Erfahrungen, die ich jeder und jedem nur empfehlen kann. Das sind Erfahrungen, die dir niemand wegnehmen kann. Du lernst dort so viel über dich selbst oder über deine Sportart. Du lernst dich als Athletin besser kennen, aber vor allem auch als Person. Wenn du so weit weg bist von zu Hause und alles selbst für dich regeln musst, ist das eine ganz besondere Lebensschule."
Hosp: Die Erfahrungen waren also auch abseits des Golfsports Goldes wert, oder?
Spitz: "Auf jeden Fall. Ich habe so viele interessante Leute und auch viele verschiedene Kulturen kennengelernt. Alles war sehr inspirierend."
Hosp: Hat dir der US-Aufenthalt auch im Golfspiel geholfen - in technischer und in menschlicher Hinsicht?
Golfplätze in Amerika sind ganz anders als in Europa
Spitz: "Ja, ich glaube, irgendwie schon. Der Fokus liegt in den USA nicht so sehr auf dem technischen Bereich, sondern mehr darauf, das Spiel als solches besser zu lernen und zu beherrschen, neue Plätze kennenzulernen. Die Plätze in den USA sind doch anders als in Europa. Sie sind teilweise länger, die Grüns sind schneller und ondulierter (welliger, Anm.) als bei uns. Hauptsächlich lernt man verschiedenste Plätze bei verschiedenen Bedingungen zu spielen und damit umzugehen. Technik steht jedenfalls nicht so im Vordergrund. Ich finde das nicht so schlecht, da wir immer so auf die Technik fixiert sind, dass wir gar nicht darauf schauen, wenn es nicht so gut läuft, wie wir dann damit zurechtkommen."
Hosp: Da sehe ich eine Parallele zum Skifahren. Da wird auch immer sehr viel Technik trainiert, aber genau so wichtig ist es, das Gelände zu sehen, den Kurs und die Streckenführung zu lesen und sich auf verschiedenste Bedingungen einzustellen.
Spitz: "Stimmt, das Gefühl geht bei uns auch oft verloren, da Golf so ein technischer Sport ist und Kleinigkeiten oft große Wirkungen haben. Dabei verliert man oft schnell den Gedanken, auf sein Gefühl zu achten. Das zu erkennen und damit umzugehen, das hat mir in den USA sehr geholfen. Ich habe dort nicht immer einen Trainer bei mir gehabt. Es gibt schon Betreuer, aber das sind keine Techniktrainer, sondern mehr so eine Art Beobachter, Aufpasser oder Begleiter."
Hosp: Was ist für eine Proette wie dich aktuell die größte Herausforderung?
"Die größte Herausforderung ist das Mentale!"
Spitz: "Mir geht es wohl wie allen anderen Spielerinnen und Spieler, die Golf nur als Hobby und zum Spaß betreiben. Die größte Herausforderung ist das Mentale. Man muss - auch wenn es nicht so gut läuft - immer dranbleiben und fokussiert sein. Es passiert so schnell, dass man in eine Negativspirale hineingerät. Das Mentale ist sicherlich das schwierigste beim Golf, egal auf welchem Niveau man das Spiel betreibt. Erst in zweiter Linie sind dann technische Feinheiten eine Herausforderung. Die größte Challenge bleibt aber das Mentale. Nicht den Faden zu verlieren und sich auf das Wesentliche zu konzentrieren, ist und bleibt die größte Herausforderung.
Hosp: Worin liegt für dich die Faszination des Golfsports? Warum hast du dich für diese Sportart entschieden?
Spitz: "Ich glaube, es ist diese Challenge, die ich jeden Tag bekomme. Golf fühlt sich nie gleich an. Du stehst täglich am Platz und schlägst stundenlang Bälle, am nächsten Tag dann wieder und es fühlt sich trotzdem wieder anders an. Du denkst dir, das kann ja gar nicht sein. Dann kommen ein paar Schläge, die eigentlich unglaublich sind. Du freust dich und denkst, da muss ich jetzt ansetzen. Am nächsten Tag versuchst du genau das Gleiche und es passiert aber etwas ganz anderes. Es ist eigentlich immer etwas Neues zu tun, man kann immer etwas besser machen und so geht die Reise – wenn man entsprechend ehrgeizig ist - immer weiter."
Hosp: Jetzt bin ich richtig erleichtert, wenn eine der besten Proetten des Landes so etwas sagt. Denn mein Spiel und meine Schläge fühlen sich genauso an (lacht). Der eine Schlag sitzt, der nächste ist wieder weit davon entfernt, es ist ein faszinierender Sport. Wie soll es bei dir weitergehen? Was sind deine Ziele?
Spitz: "Hoffentlich führt mein Weg ganz nach oben, an die Spitze der Weltrangliste. Das wäre mein ultimatives Ziel. In diesem Jahr möchte ich auf der höchsten Tour in Europa gut Fuß fassen. Dann werde ich wohl noch heuer oder in den nächsten Jahren versuchen, wieder in den USA die Tourschool zu bestreiten, da es mein Ziel bleibt wieder in Amerika zu spielen, da die Ladies PGA Tour einfach die größere Serie ist und dort noch bessere Spielerinnen dabei sind. Auch bei vielen Majors dabei zu sein, ist ein Ziel. Der Solheim Cup und Olympia stehen auf der Liste der Ziele ebenfalls sehr weit oben."