Wer holt sich den ersten Major-Titel des Golfjahres 2017?
Diese Frage wird am Sonntag bei der 81. Auflage des Masters in Augusta beantwortet, wenn der beschauliche Ort im US-Bundesstaat Georgia für einige Tage wieder zum Mittelpunkt der Golfwelt wird.
Trotz der hohen Leistungsdichte gibt es in diesem Jahr mit Dustin Johnson (USA) einen ganz klaren Top-Favoriten auf den Titel beim prestigeträchtigsten Golf-Event des Jahres. Der Weltranglisten-Erste gilt auch aufgrund seiner drei Siege bei seinen letzten drei Turnierstarts bei allen Experten als Favorit auf den 1,8 Mio. Dollar schweren Siegerscheck und das legendäre Grüne Sieger-Jackett.
Dass die Nummer eins der Weltrangliste Topfavorit ist, scheint auf den ersten Blick logisch, aber dem ist nicht so. Denn Johnson wäre der erste Branchen-Primus seit Tiger Woods 2005, dem es gelingen würde, das erste Saison-Highlight für sich zu entscheiden.
Johnson muss um Start bangen
Für den 32-jährige US-Longhitter, der bei den US Open 2016 seinen ersten Major-Titel holte, spricht vielmehr seine sagenhafte Konstanz und Sicherheit der letzten Wochen. Hintereinander gewann der Schwiegersohn von Eishockey-Legende Wayne Gretzky die Genesis Open, die WGC-Mexico Championship sowie die WGC-Match Play Championship.
Kurz vor Beginn des Masters muss Johnson aber einen Rückschlag einstecken: Der Titelfavorit verletzt sich bei einem Sturz von einer Treppe in seinem gemieteten Haus am Mittwochnachmittag am Rücken. Es ist unsicher, ob der Weltranglistenerste überhaupt fähig ist, am Major-Turnier teilzunehmen.
Johnson wurde geraten, in Ruhelage zu verweilen. Der 32-Jährige bekam außerdem entzündungshemmende Medikamente und Kältebehandlungen, um vielleicht doch noch am (heutigen) Donnerstagnachmittag (Ortszeit) in Augusta abschlagen zu können.
Woods fehlt beim Jubiläum
Woods hingegen muss aufgrund seiner langanhaltenden Rückenbeschwerden definitiv auf ein Antreten beim Masters verzichten, und das genau beim 20-jährigen Jubiläum seines ersten Major-Triumphes in Augusta, als er damals als 21-Jähriger die Konkurrenz demütigte und mit dem Rekordvorsprung von zwölf Schlägen gewann.
Möglicher Karriere-Grand-Slam und Rookie im Blickpunkt
Als Johnsons größte Konkurrenten um den Sieg gelten der Nordire Rory McIlroy sowie der spanische Shootingstar Jon Rahm.
McIlroy zeigte nach seiner überstandenen Rippenverletzung zuletzt mit guten Leistungen auf, der 27-Jährige könnte mit einem Triumph als erst sechster Spieler der Geschichte den Grand Slam (Anm.: alle vier Major-Turniere gewinnen) komplettieren.
Rahm ist mit seinen erst 22 Jahren der Aufsteiger der vergangenen Monate. Mit konstant guten Leistungen und seinem ersten PGA-Tour-Titel kletterte er in der Weltrangliste schon auf den 12. Platz und könnte der erste Masters-Rookie seit dem US-Amerikaner Fuzzy Zoeller im Jahr 1979 werden, der sich beim ersten Antreten in Augusta gleich das Grüne Jackett überstreifen darf.
Spieth will Vorjahres-Fehler vermeiden
Mit einer gewissen Portion Wut im Bauch wird Jordan Spieth, seines Zeichen Masters-Champ von 2015, in Augusta abschlagen.
Der 22-jährige US-Amerikaner, der bei seinen drei Masters-Auftritten nie schlechter als Zweiter war, vergab vergangenes Jahr im berüchtigten Amen Corner den Sieg, indem er mit einigen Fehlschlägen einen Fünfschläge-Vorsprung wegschmiss.
Den Titel 2016 „erbte“ der Engländer Danny Willett, dessen Chancen auf eine erfolgreiche Titelverteidigung eher schlecht stehen. Seit dem Major-Sieg lieferte der 29-Jährige mit einigen Ausnahmen nur mäßige Leistungen ab.
Weiterer Favoriten-Kreis
Chancen auf das Grüne Jackett haben außerdem der US-Amerikaner Justin Thomas, immerhin dreifacher Saisonsieger auf der PGA Tour, und der englische Olympiasieger Justin Rose, der in Augusta schon vier Mal in den Top-10 war.
Vergessen sollte man aber auch nicht auf die ehemaligen Champions Bubba Watson (2012, 2014) und Phil Mickelson (2004, 2006, 2010). Die beiden US-Linkshänder haben schon mehrmals unter Beweis gestellt, dass sie mit den Herausforderungen in Augusta sehr gut umgehen können.
Ein Fragezeichen steht hinter Jason Day. Der australische Weltranglisten-Dritte gab bei der Matchplay-WM im März unter Tränen auf, da seine Mutter an Krebs erkrankt ist. Mittlerweile hat sie eine Operation gut überstanden und Day, der beim Masters schon zwei Mal in den Top 3 war, freut sich nach eigenen Aussagen zum ersten Mal seit Monaten wieder am Golfplatz zu stehen.
Außenseiterchancen haben zudem die Saisonsieger Rickie Fowler (USA) und Sergio Garcia (ESP), die unter Experten mitunter zu den besten Spielern ohne Major-Titel zählen.
Zu guter Letzt wird auch Hideki Matsuyama einiges zugetraut. Der Japaner war bei den letzten beiden Masters nie schlechter als Siebenter, und er wäre der erste asiatische Major-Champ seit dem Südkoreaner Y.E. Yang 2009.
Was gelingt Bernd Wiesberger?
Auch Österreichs Top-Golfer Bernd Wiesberger ist beim ersten Saison-Major am Start. Für den Burgenländer ist es das dritte Antreten beim elitären Einladungsturnier in Augusta. Beim seinem Debüt 2015 wurde er als 22. sogar bester Masters-Rookie, im vergangenen Jahr belegte der Oberwarter Rang 34.
In diesem Jahr stimmt die Formkurve, bei der Matchplay-WM verpasste er die K.o.-Phase nur knapp, bei der Generalprobe letzte Woche in Houston wurde er 23. Ein Top-20-Platz scheint in Reichweite, seine erste Runde in den 60ern im Augusta National GC könnte ihren Teil dazu beitragen.
In den ersten beiden Runden spielt die Nummer 41 der Weltrangliste mit den beiden Major-Siegern Jason Dufner (USA) und Ernie Els (RSA). Am Donnerstag startet das Trio um 18:13 Uhr MESZ von Tee 1.
Wechselhafte und schwierige Wetterbedingungen sind vor allem an den ersten beiden Tagen vorhergesagt, was den ohnehin schon sehr selektiven Kurs noch schwieriger machen wird.
2016 gab es bei allen vier Major-Turnieren Premierensieger, ob sich der Trend 2017 fortsetzt und ob Dustin Johnson seine Erfolgsserie ausbauen kann, wird das Masters in Augusta diese Woche zeigen.