Die Golf-Welt blickt nach Georgia. Das wohl prestigeträchtigste Event des Jahres steht an. Doch beim Masters in Augusta ist wegen der Pandemie nicht nur der Termin im November ungewohnt.
Auch die Fans werden schmerzlich vermisst. "Sie haben mir geholfen, zu siegen. Die Energie der Massen auf dem Kurs war elektrisierend", sagt Titelverteidiger Tiger Woods. Auch Österreichs einziger Starter Bernd Wiesberger erwartet bei seinem 5. Antreten aufgrund der fehlenden Zuschauer ein "ganz besonderes Turnier". Der Burgenländer, der mit Legende Phil "Lefty" Mickelson in das Major startet, mag den Augusta National GC und setzt auf seine Erfahrung.
Für einen Spieler sollen die leeren Flächen ein Vorteil sein: Bryson DeChambeau will mit seinem Power-Golf den kleinen Ball auch dorthin schlagen, wo sonst Menschen stehen und seinen zweiten Major-Titel holen.
Der 27-jährige DeChambeau eroberte im September bei den US Open mit sechs Schlägen Vorsprung seinen ersten Major-Titel. Der US-Amerikaner legte zehn Kilo an Muskelmasse zu - bei 1,85 m wiegt er beinahe 110 kg - und schlägt den Ball so weit wie kein anderer. Damit könnte er das Grün auf den Par-5-Spielbahnen mit zwei Schlägen erreichen, ein Par-72-Kurs wird für ihn zu einem Par-68-Platz.
"Ich betrachte einen Kurs nun mit völlig anderen Augen als früher", sagt der Kalifornier in Augusta.
DeChambeau kündigte an, den Ball auf dem gebogenen Weg zum 13. Loch bis auf die 14. Spielbahn zu schlagen, um eine bessere Linie zu haben. Mit Zuschauern wäre das unmöglich. Falls er auf den vier Runden den ball perfekt trifft, führt der Weg zum Sieg und dem "Green Jacket" als Trophäe über den siebenfachen Gewinner auf der US-PGA-Tour.
Titelverteidiger und Superstar Tiger Woods zählt nicht zum Favoritenkreis
Woods sorgte mit seinem sensationellen Erfolg im Vorjahr - dem ersten Major-Titel seit elf Jahren, seinem insgesamt 15. Major-Triumph - für Aufsehen.
Im Jahr der Coronakrise zählt der 44-jährige US-Superstar trotz seiner fünf Siege (1997, 2001, 2002, 2005, 2019) an der Magnolia Lane nicht zum Favoritenkreis. In seinen nur sechs Turnieren seit dem Neustart im Juni stand er nie in den Top 30, bei den US Open verpasste er den Cut. Die Konstanz fehle, gab der Gewinner von 82 PGA-Turnieren bekannt.
Der Nordire Rory McIlroy feierte mit 25 Jahren bereits vier Major-Siege, doch nun wartet das einstige "Wunderkind" schon sechs Jahre auf den nächsten und die Komplettierung des Karriere-Grand-Slam. Den haben erst fünf Spieler geschafft, Tiger Woods als einziger der noch aktiven.
Der 31-jährige McIlroy - in den vergangenen sechs Jahren fünf Mal in den Top 10 - war in Augusta mehrfach nahe dran am Triumph und meint. "Es wird diesmal ein anderes Masters, vielleicht ist es das, was ich persönlich brauche".
Was kann Brooks Koepka nach seiner Verletzungspause erreichen?
Der erfolgreichste Profi der vergangenen Jahre ist Brooks Koepka, der von 2017 bis 2019 nicht weniger als vier Major-Titel einspielte. Wegen einer Sehnenverletzung im Knie und Hüftproblemen musste der 30-Jährige aus Florida zwei Monate pausieren.
Vergangene Woche meldete er sich als Fünfter der Houston Open - ex aequo mit dem Österreicher Sepp Straka - völlig fit zurück. Der Weltranglisten-Erste Dustin Johnson (USA) und sein erster Verfolger Jon Rahm nach seinem spektakulären Traumschlag auf der Training.Runde zählen ebenfalls zum großen Kreis der Mitfavoriten.
Als einziger Österreicher darf Bernd Wiesberger dank seiner Top-50-Platzierung in der Weltrangliste im elitären Augusta National Golf Club abschlagen.
Wiesberger glaubt "dass meine Erfahrung auf dem Kurs von Vorteil ist"
Der 35-jährige Burgenländer setzt beim fünften Antreten vor allem auf seine gute Platzkenntnis. "Ich glaube, dass mein Spiel in den letzten Jahren hier besser war, als die Ergebnisse zeigen. Ich bin überzeugt, dass meine Erfahrung auf dem Kurs von Vorteil ist", erklärt Österreichs Nummer 1. Seine bisher beste Platzierung hatte er als 22. beim Debüt 2015 erreicht.
Der siebenfache Turnier-Sieger startet am Donnerstag, um 17:27 Uhr MEZ, gemeinsam mit dem 50-jährigen US-Star Phil Mickelson ins Turnier. "Lefty" Mickelson holte drei seiner fünf Major-Titel beim Masters. Der 52-fache Turniersieger triumphierte 2004, 2006 und 2010 in Augusta. Zu Wiesberger und Mickelson gesellt sich im Flight noch der Mexikaner Abraham Ancer.