Ryder-Cup-Sieger Sepp Straka: Österreichs Golf-Aushängeschild hat am Sonntag seiner erfolgreichen Karriere ein weiteres Glanzlicht hinzugefügt.
Das freute nicht nur den Weltranglisten-22., sondern auch die zahlreichen rot-weiß-roten Daumendrücker im Marco Simone Golf & Country Club nahe Rom, darunter Niki Zitny.
"Das ist der nächste Meilenstein und wird sicher einen Riesen-Impact haben", prophezeite der ÖGV-Sportdirektor im APA-Gespräch.
In den letzten 20, 30 Jahren habe der ÖGV regelmäßig über Erfolge jubeln dürfen, angefangen bei EM-Medaillen, dann dem Einstieg von Golfern ins Profitum und jetzt über Erfolge in diesem Bereich.
Vorreiter war Markus Brier, der auf der European Tour zwei Titel (Austrian Open 2006, China Open 2007) gewinnen konnte. Bernd Wiesberger machte es später noch besser, ihm gelangen acht Titelgewinne, zuletzt 2021 in Farsö. Der Burgenländer, der 2021 ein siegloses Ryder-Cup-Debüt gegeben hatte, ist einer jener Akteure, die auf die LIV Tour gewechselt sind.
Straka peilt nächste Meilensteine an
"Mit Maudi (Anm.: Spitzname von Brier) hat alles angefangen, Bernd hat es dann nachgemacht. Es ist wichtig, dass man als Junger sieht, dass wer anderer Erfolge hat, dann merkt man, dass etwas geht, man Ziele auch erreichen kann", sagte Straka.
Bei seinem Aufstieg zum Topgolfer sei auch ein bisschen Glück dabei gewesen. "Das muss man auch haben. Mein Spiel im College war nicht sehr gut, ich habe aber nie aufgegeben, immer weitergearbeitet und versucht mein Spiel zu verbessern und das mache ich auch jetzt noch", verlautete der 30-jährige Wiener.
Sollte das gelingen steht einem weiteren Vorstoß in der Rangliste sowie neuen Meilensteinen nichts im Wege. Von denen hat er schon vor dem Triumph beim Kontinentalvergleich zwischen Europa und den USA mehrere gesetzt.
Straka ist seit 2018/19 der erste Österreicher auf der PGA Tour und holte dort am 27. Februar 2022 seinen ersten Titel. Am 9. Juli diesen Jahres kam der Erfolg beim John Deere Classic hinzu. Bei 17 Top-Ten-Platzierungen war er auch dreimal Zweiter und zweimal Dritter. Geschichte schrieb der Olympia-Zehnte von Tokio 2021 zudem mit Rang zwei beim Major-Turnier British Open 2023.
Straka "nicht der Extrovertierteste"
"Der Sepp hat ein gewisses Level und ich traue es ihm auf alle Fälle zu, dass er auf dem Level weiterspielt, wenn er es nicht sogar noch erhöht", sagte Zitny. Ins europäische Ryder-Cup-Team gehöre er von der Qualität her "einfach hin".
Abheben wird er aufgrund des jüngsten Erfolges nicht, dafür ist der mit 14 Jahren in die USA gegangene ÖGV-Star zu bodenständig. "Er ist ein Sympathieträger. Nicht der Extrovertierteste, aber das macht ihn so sympathisch", sagte Zitny.
Jubelausbrüche sucht man bei ihm meist vergebens. "Das ist nicht der Sepp, er ist nicht so der emotionale Typ. Und da wird er sich auch nicht ändern", meinte der 50-jährige Wiener. Wenig überraschend hatte Straka auch keine Eile, um den Ryder-Cup-Pokal in die Höhe zu stemmen und feierte dann im Gegensatz zu Kollegen am "First Tee" weniger ausufernd. Sehr viele Österreicher jubelten ihm zu, die mit ihren verschiedenen Outfits und Stimmgewalt vor Ort positiv in Erscheinung traten.
"Es war unglaublich zu sehen, was die österreichische Golf-Community da alles gemacht hat", schilderte Zitny. Für die ist Straka nicht so präsent, da er in den USA lebt und auf der PGA Tour spielt.
"Ich hoffe, dass es die Möglichkeit gibt, nicht in physischer Hinsicht, aber ihn vielleicht ein bisschen greifbarer zu machen, weil das Interesse immer größer wird. Es ist nicht nur im Sinne des ÖGV, sondern auch im Sinne vom Sepp, dass da ein bisschen was passiert." Wie er spielt aktuell auch Matthias Schwab auf der PGA Tour, Lukas Nemecz schlägt auf der DP World Tour ab.
Zukünftige Ryder-Cup-Ausrichtung möglich
In zwei Jahren wird der Ryder-Cup-Champion in Farmingdale in New York gekürt, 2027 folgt Limerick in Irland, 2029 Chaska in Minnesota. Im Gegensatz zum US-Ausrichter 2033 (San Francisco) ist der europäische Gastgeber 2031 noch offen.
Für die aktuelle Auflage hatte Oberwaltersdorf im Dezember 2015 Italien den Vortritt lassen müssen. "Wir wissen, dass wir ganz knapp verloren haben. Ich würde es daher überhaupt nicht als unrealistisch bezeichnen, dass der Ryder Cup einmal in Österreich ausgetragen wird", meinte Zitny. Abhängen würde das von vielen Faktoren. "Etwa Leuten, die es ausrichten wollen oder dem politischen Support."
Straka einer von vier Debütanten
Bei der jüngsten Ausgabe fiel nicht ins Gewicht, dass Ikonen wie Sergio Garcia, Lee Westwood oder Ian Poulter nach dem Wechsel auf die LIV Tour fehlten. Straka gewann beim 16,5:11,5-Erfolg eine von zwei Foursome-Partien, im Sonntag-Einzel gab es eine Niederlage.
"Wir hatten eine wahnsinnig gute Chemie im Team. Das war jünger als früher, aber unglaublich talentiert", verlautete der ÖGV-Akteur.
Er war einer von vier Debütanten im Siegerteam und mit 30 schon der Älteste neben Nicolai Höjgaard (22), Ludvig Aberg (23) und Robert MacIntyre (27). Gemeinsam durfte am Sonntag ordentlich gefeiert werden, am Montag stand für Straka bereits die Rückreise in die US-Heimat nach Birmingham an.