Kurz nach 06.00 Uhr, alles finster, aber die Massen stehen vor einer Absperrung: Ein Phänomen, dass an den drei Bewerbs-Tagen des Ryder Cup Normalität ist.
Geöffnet wird das Areal für alle erst, wenn das Tageslicht anbricht. Dann ist der Andrang in Richtung "First Tee" besonders groß. Die ersten Abschläge kurz nach Sonnenaufgang haben für die Anhänger einen besonderen Reiz. 5.000 Fans fasst das aus Gerüst-Tribünen bestehende Stadion am ersten Loch, Plätze bleiben kaum leer.
Europa dominiert, Fairness auch
Die Stimmung kann sich schon zu dem Zeitpunkt durchaus sehen lassen. "Ole, Ole, Ole, Ole", "Sweet Caroline" oder "Europe is on fire" sind u.a. Gesänge, die den Anhängern trotz der frühen Morgenstunden lautstark über die Lippen kommen. Durch das europäische Übergewicht auf den Rängen erhalten Sepp Straka und Co. als Gastgeber klarerweise deutlich mehr Unterstützung.
Vereinzelte "Buuh-Rufe" von auf dem Weg zum 18. Loch dann auch kleineren Tribünen sind allerdings das einzige, womit die US-Spieler leben müssen.
Kein Vergleich also zur Situation etwa in den Fußballstadien dieser Welt, in denen die gegnerische Mannschaft akustisch sehr viel über sich ergehen lassen muss. Fairness wird im Golf und auch beim Ryder Cup eben groß geschrieben. Das merkt man in vielen Bereichen und Situationen. Von Mätzchen auf dem Platz ist keine Spur.
Außerhalb kommt es innerhalb von wenigen Sekunden von lauten Anfeuerungsrufen und Getöse zu absoluter Stille. Sobald die vielen Volunteers die Schilder mit der Aufschrift "Silentio" oder "Be Quiet" bzw. beide Arme in die Höhe heben, bekommt der Spieler kurz vor dem Abschlag die Möglichkeit zur vollen Konzentration.
Die wird auch benötigt, um die Performance abliefern zu können. Das gelingt nicht immer wie gewünscht, nicht nur einmal mussten dieser Tage gewisse Zuschauer in Deckung gehen, um nicht von einem fehlgeschlagenen Ball getroffen zu werden. Ein Risiko, das die Anhänger gerne eingehen. Auch die fix deutlich mehr als 10.000 Schritte auf einer ganzen Runde über zum Teil durchaus steiles Gelände werden in Kauf genommen, um den Stars hautnah zuschauen zu können.
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Ein Hauch von Fasching
Und das trotz großer Hitze bei zum Teil mehr als 30 Grad auch in speziell angefertigten Fanshirts oder verrückten Kostümen. Ein Hauch von Fasching weht einem beim Gang durch den Marco Simone Golf & Country Club dieser Tage regelmäßig entgegen. Super Mario, Hotdog, Enten in Anlehnung an Luke Donald, der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt.
Auch das ist ein spezieller Reiz des prestigeträchtigen Kontinentalvergleiches. Den hätten Interessierte aus mehr als 100 Ländern gerne vor Ort verfolgt, die sich um Tickets beworben hatten.
Teure Tickets
Wer bei der Verlosung zum Zug kommt, muss tief in die Tasche greifen. Für normale Karten reichen die Preise von 50 bis 260 Euro pro Tag. Premium-Packages beginnen bei 500 Euro und gehen weit über die 1.000 Euro pro Person hinaus. Was da Tickets für die ganze Woche kosten, kann man sich ausmalen.
Auch deshalb ist es verständlich, dass vom großen österreichischen Support für Straka auf den Trainingsrunden am Mittwoch und vor allem Donnerstag bei den Matchtagen nicht mehr so viel zu sehen und hören war.
Ryder Cup statt Urlaub
Vereinzelt war trotzdem Rot-Weiß-Rot präsent. Viele davon reisen zum Ryder Cup anstatt woanders Urlaub zu machen. Dafür werden auch die teils horrenden Preise für Essen, Trinken sowie im Fanshop sowieso in Kauf genommen. Wie auch die aufgrund des vielen Verkehrs zum Teil sehr mühsame Anreise mit Taxis oder diversen Shuttle-Bussen.
Auf der Anlage selbst verteilen sich die bis zu 50.000 Zuschauer pro Tag gut, so kommt auch kein Chaos zustande. Die Seile, die den Kurs absperren, werden nicht missachtet, beim Übergang von einem Loch zum anderen wird geduldig auf das Öffnen der Absperrungen gewartet.
Auch an den Essens- und Trinkenständen geht es gesittet zu. Der Müll wird brav in reichlich vorhandenen Tonnen entsorgt, so kann sich die Anlage auch am Ende eines Tages dank vieler Helfer sehen lassen. Dazu zählen auch die Sanitäter, die allerdings trotz Hitze überraschend wenig gefordert sind. Mit der haben die Hunderten Millionen Menschen, die das Großereignis vor dem TV verfolgen kein Problem.