Deutschland Deutschland GER
Österreich Österreich AUT
Endstand
22:22
11:12, 11:10
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Highlight-Spiel wartet auf ÖHB: "Was gibt es Schöneres?"

Robert Weber ließ für das Duell mit dem Gastgeber extra seine Familie einfliegen. Die Euphoriewelle soll weiter geritten, die Kraftfrage nicht gestellt werden.

Highlight-Spiel wartet auf ÖHB: Foto: © GEPA

Ein Highlight jagt das nächste, das wohl größte wartet auf Österreichs Handball-Männer am Samstagabend in der Primetime.

Dann steht nämlich im zweiten Hauptgruppen-Spiel bei der EHF EURO 2024 das Duell mit Gastgeber und Dauerrivale Deutschland (20:30 Uhr im LIVE-Ticker >>>) an. "Ich habe sogar meine Familie einfliegen lassen, damit mein Sohn das miterleben darf", macht Routinier Robert Weber die Bedeutung des Duells mit dem großen Nachbarn deutlich.

20.000 Fans werden die Kölner Lanxess Arena in einen Hexenkessel verwandeln, wollen Deutschland zum Sieg peitschen - und Österreich will in die Rolle des Spielverderbers schlüpfen. "Ich weiß gar nicht mehr, wann wir das letzte Mal gegen Deutschland gewonnen haben", meint Mykola Bilyk.

Die Antwort: Am 3. Jänner 2014 im Rahmen eines Vier-Nationen-Turniers in Dortmund, das ÖHB-Team siegte nach 17:14-Pausenführung denkbar knapp mit 29:28. Dieses Ergebnis würde die Mannschaft von Teamchef Ales Pajovic selbstredend gerne wieder nehmen, mit engen Spielen hat man während der EM schon sehr gute Erfahrungen gemacht.

Eine Einheit, die in der Crunch-Time überragt

"Wir bewahren in wichtigen Momenten einen kühlen Kopf, das ist das Allerwichtigste in solchen Situationen. Was wir in den letzten Spielen in der Crunch-Time abliefern, ist schon sehr stark", betont Bilyk. Gegen Kroatien und Spanien wurde in den Schlussminuten jeweils ein Remis erkämpft, gegen Ungarn sogar ein Sieg.

"Natürlich kostet das, was wir die letzten Spiele geleistet haben, Kraft", spricht er die Fitness an. "Andererseits macht das so viel Spaß, wir genießen den Moment extrem, das gibt wiederum extrem viel Kraft zurück. Wenn ich den Jungs in ihre Gesichter schaue, habe ich noch mehr Bock, Gas zu geben."

Der Zusammenhalt in der Mannschaft ist ebenso groß wie die Freude und der Spaß, hält der Kiel-Legionär fest. "Das ist momentan die Basis für alles, was auf dem Spielfeld passiert. Wir sind einfach eine Einheit und leben den Moment."

Die Österreicher im großen Handball-Deutschland

Was gibt es Schöneres, als vor 20.000 Leuten zu spielen?

Für Weber ist es der bislang schönste in seiner langen Nationalteam-Karriere. "Die Heim-EUROs waren natürlich schön, aber wenn man bedenkt, was wir hier als Mannschaft leisten, welche Mannschaften wir aus dem Turnier geworfen haben, gegen welche Mannschaften wir bisher gepunktet haben, kommt auf diese Ebene nichts heran."

Dabei spielt auch eine Rolle, dass das Turnier in Deutschland stattfindet, wo der 38-Jährige selbst über ein Jahrzehnt lang spielte. "In Mannheim waren die Hallen immer voll, jetzt sind wir in Köln, haben die Deutschen morgen vor der Brust - was gibt es Schöneres? Ausverkauft, 20.000 Leute."

Bilyk etwa kenne solche Kulissen aus der Champions League, "aber wir haben viele Spieler aus der heimischen Liga, wo man nicht weiß, ob die sowas jemals wieder erleben dürfen. Daher ist das Spiel gegen Deutschland morgen schon ein Highlight-Spiel."

Den Ball flach halten, weiterhin auf der Welle reiten

"Egal, was noch passiert, wir werden mit breiter Brust und einem Lächeln aus dem Turnier gehen."

Robert Weber

In dem Österreich nicht nur einen Schritt Richtung Halbfinale machen, sondern auch seine Chance auf eine mögliche Teilnahme an einem der Olympia-Qualifikationsturniere verbessern könnte. Deutschlands Titel-Hoffnungen im eigenen Land würde man mit einem Triumph indes wohl begraben. Das weiß auch DHB-Teamchef Alfred Gislason >>>

Kampfansagen an das deutsche Team will Weber keine ausrichten. "Wir tun gut daran, wenn wir den Ball flach halten und nach wie vor von Spiel zu Spiel denken. Ich glaube, dass wir weiter auf der Welle reiten und den Spaß nicht verlieren sollten", meint Flügelmann Weber.

Es gelte auch, das bisher Erreichte zu genießen. "Egal, was noch passiert, wir werden mit breiter Brust und einem Lächeln aus dem Turnier gehen", so der Vorarlberger.

Der stärkste Deutsche steht im Tor

Weber geht auf die Stärken der Deutschen ein: "Es ist kein Geheimnis, dass der stärkste Spieler mit Andreas Wolff im Tor steht. Der spielt bis dato ein überragendes Turnier."

Der 32-Jährige hielt Deutschland am Donnerstag unter anderem den Sieg gegen Island fest. Doch auch Österreich kann in Form von Constantin Möstl auf einen guten Rückhalt bauen. Durchaus ein Erfolgsfaktor, wie man bisher bei der EM gesehen habe, meint Weber. "Dann gewinnt man Spiele, so blöd das klingt."

Aufpassen heißt es außerdem auf Juri Knorr, der Rückraum-Star des DHB-Teams ist mit 30 Toren der Top-Torschütze des bisherigen Turniers. "Er ist der Dreh- und Angelpunkt im Angriff", sagt Weber. Außerdem verfüge Deutschland über eine sehr aggressive und starke Deckung.

"Dann stehen wir am Ende mit einem Lächeln da"

Fürchten muss sich Österreich nicht - allerdings bereitet das Fitnesslevel etwas Sorgen. In Köln steht die fünfte Partie in neun Tagen an, Vielspieler wie Bilyk, Weber, Sebastian Frimmel oder Lukas Hutecek sind wieder gefordert.

Letzteren zwickte nach der Ungarn-Partie das Knie, laut Sportdirektor Patrick Fölser sollte dies kein Problem sein. Janko Bozovic dürfte weiter ausfallen, der ebenfalls erkrankte Moritz Mittendorfer ist auf dem Weg der Besserung.

Teamchef Ales Pajovic sieht das Problem der doch "kürzeren" Bank im Vergleich zu den Top-Nationen. "Es ist schwer, wenn man jeden zweiten Tag ein Spiel bestreitet", meint der Slowene. Frankreich oder Deutschland könnten mehr rotieren. Österreichs Physios sind umso mehr gefordert.

Die aktuelle Gemütslage lässt die ÖHB-Truppe aber ohnehin über sich hinauswachsen. "Wir sind on fire, glauben an uns", betont Pajovic. Und Bilyk erklärt: "Wenn wir über 60 Minuten unsere Leistung bringen, über 60 Minuten kämpfen und an das Wunder glauben, dann glaube ich, dass wir am Ende mit einem Lächeln dastehen werden."

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