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Chance auf das Handball-Wunder: Der Beweis einer neuen Reife

Wenn alles passt, kann Österreich den Großen lästig werden. Wie das ÖHB-Team langsam an diesen Punkt kam:

Chance auf das Handball-Wunder: Der Beweis einer neuen Reife Foto: © ÖHB-Agentur DIENER - Eva Manhart

Die Chance auf die Hauptrunde der EHF EURO 2024 lebt.

Dass das ÖHB-Nationalteam für diesen Meilenstein in einer Gruppe mit den beiden Top-Nationen Kroatien und Spanien am letzten Spieltag gegen die Iberer (Dienstag, ab 20:30 Uhr im LIVE-Ticker>>>) nur ein mittleres und kein riesiges Handball-Wunder braucht, ist schon als erster kleiner Teilerfolg zu betrachten.

Dementsprechend wurde der Punkt gegen die Kroaten auch bejubelt>>>. Dass es sich bei dieser ersten Überraschung noch nicht um alles gehandelt haben soll, ist Marker eines neuen Selbstvertrauens.

Reife und Glaube

Waren bei jüngeren Großereignissen die Spiele gegen Handball-Großmächte noch eine deklarierte Lehrstunde à la "schauen, was möglich ist", erscheint ein Aufstieg als mindestens Gruppenzweiter anno 2024 nicht mehr wie ein Denk-Tabu.

Das führen besonders die Routiniers im Team auf eine Entwicklung zurück, die 2020 bei der Heim-Europameisterschaft vielleicht erst so richtig begann und nun einem Höhepunkt näherkommt.

"Man merkt, dass die ganze Mannschaft gereift ist. Als Spieler und als Menschen. Tobi (Wagner, Anm.), Seppo (Frimmel) und Niko (Bilyk) sind erwachsener. Jeder einzelne hat eine tragende Rolle in den Vereinen. Das bringen wir im Team gut zusammen. Wir haben neben dem Reifegrad auch den Glauben, dass wir große Teams schlagen können", beobachtet mit Robert Weber der, abgesehen von Janko Bozovic, mit Abstand älteste Spieler im Kader.

"Bei 1:5 hätten wir früher noch sicher verloren, das ist jetzt nicht mehr so. Man hat gesehen, dass alle 16 Spieler durch die Bank daran geglaubt haben", so der Flügel-Torgarant.

Das sei eine Qualität, die sich über diese letzten Jahre laufend entwickelt habe.

Kein "schaumamal" mehr

Eine Einschätzung, der Wagner beipflichtet: "Wir sagen diese Floskeln nicht nur, sondern haben gezeigt, dass wir überzeugt waren, das Spiel zu gewinnen. Auch, wenn es am Ende nicht gereicht hat. Wir sind wieder näher dran an der Weltelite, sind gereift, jeder Spieler hat in seinem Verein eine Schlüsselrolle und das ist auch der Knackpunkt", ist der Kreisläufer sicher.

"Das macht uns stark: Jeder will, während Spanien muss."

Robert Weber

Und erinnert sich dabei auch an 2020 zurück: "In der Vorrunde hatten wir am letzten Tag ein Entscheidungsspiel gegen Nordmazedonien, dann mussten wir in der Hauptrunde einfach schauen, was geht. Diesmal war der Gedanke: Wir können sie (die Kroaten, Anm.) schlagen."

Dazu kommen Fortschritte in zwei Schlüsselbereichen, die zuletzt schwächelten: die Deckung und die Torhüter. 

Spanien könnte sogar besser liegen

Die Vorstellung gegen Kroatien ist freilich kein Garant, dass es gegen Spanien auch wieder knapp wird, geschweige denn der benötigte Punktgewinn auch gelingt.

Aber es gibt Aspekte, die Hoffnung machen. Und die Brust breit sein lassen.

"Theoretisch würde uns Spanien eher entgegenkommen als Kroatien. Die Kroaten spielen mit explosivem Eins-gegen-Eins und schnellen Kreuzungen. Spanien nimmt weite Wege. Auch wenn man einen Weltklassespieler wie Alex Dujshebaev nicht vergessen darf, den müssen wir irgendwie stoppen. Und in der Abwehr finde ich sie nicht mehr so stark wie 2020", so Wagner.

Der das natürlich nicht als überhebliche Ansage fehlverstanden wissen will: "Natürlich sind wir krasser Außenseiter, sie sind immer noch Anwärter auf das Halbfinale."

Aber gerade diese Situation kommt als weiterer Pluspunkt aus österreichischer Sicht dazu: "Spanien muss, wir können. Wir haben gar keinen Druck. Die sind solche Entscheidungsspiele gewöhnt, wenn auch nicht in so frühen Phasen. Aber wir müssen es einfach auf die Platte bringen und zeigen, wie weit wir schon gereift sind. Ich bin echt guter Dinge, dass wir das schaffen."

Jeder will, keiner muss

Robert Weber wird sich indes mit dem 219. Länderspiel zum alleinigen ÖHB-Rekordträger auf einer Feldposition machen und am nunmehrigen Sportdirektor Patrick Fölser vorbeiziehen. Nur Torhüter Ewald Humenberger (246 Spiele) liegt noch davor.

"Sollte es nicht klappen, können wir erhobenen Hauptes nach Hause fahren. Wenn man sich das vor Augen führt, können wir mit einer gewissen Lockerheit herangehen. Auch gegen Kroatien waren wir schon irgendwie entspannt, hatten nichts zu verlieren. Das macht uns stark: Jeder will, während Spanien muss", so der 38-Jährige.

Dass Erfolgsmomente gegen die "Großen" auch in Österreich schnell mit breiter Aufmerksamkeit belohnt und bejubelt werden, kommt noch dazu. Es werden mehr Augenpaare als gedacht auf den Showdown gegen Spanien gerichtet sein.

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