Österreich muss das große verbliebene Ziel bei der Handball-EM abschreiben: Eine 22:34-Niederlage gegen Deutschland stiehlt die Chance auf das Spiel um Platz fünf, stattdessen wird das DHB-Team nach Stockholm fahren. Auch die Möglichkeit auf das Olympia-Qualifikationsturnier ist damit passé.
Der ÖHB-Truppe ist der Wille in der Startphase anzumerken, bis zur 19. Minute steht vor 9.000 Fans in der Wiener Stadthalle sogar eine knappe Führung für die Hausherren. In der Offensive schleichen sich gegen die dichte 6-0-Deckung der Deutschen aber zu viele Fehler ein, während der Gegner immer besser ins Spiel findet und das Momentum bis zur Pause (13:16) klar auf seine Seite zieht.
Die ersten zehn Minuten nach Seitenwechsel machen die Hoffnung auf ein Aufbäumen zunichte, der Europameister von 2016 zieht auf sieben Tore davon, Österreichs Angriffsbemühungen verpuffen. Davon erholt sich das Team von Ales Pajovic nicht mehr, am Ende beträgt der deutliche Unterschied bei der Demütigung zwölf Tore.
Im abschließenden Spiel gegen Weißrussland am Mittwoch (ab 18:00 Uhr im LIVE-Ticker) geht es immer noch um das historisch beste Ergebnis eines österreichischen Männer-Nationalteams bei einer Europameisterschaft - ein Sieg würde Endrang sieben oder acht bedeuten, abhängig vom Endstand der zweiten Hauptrunden-Gruppe.
Das bislang beste Ergebnis war ein neunter Platz bei der ersten Heim-EM 2010, die aber noch mit weniger Mannschaften ausgetragen wurde.
Zwischenzeitlich ohne Bilyk fehlte es an Durchschlagskraft
Gegen die im bisherigen Turnierverlauf enttäuschenden Deutschen waren gute erste 15 Minuten zu wenig - am Ende stand die bisher höchste Niederlage bei dieser EM.
Das Halbfinale war für die Deutschen, die nun auf Platz fünf hoffen, schon vor der Österreich-Partie nicht mehr möglich gewesen. Die Tickets für die Top-Vier sicherten sich zuvor bereits Kroatien und Spanien.
Österreich erwischte vor 9.000 Zuschauern und bei prächtiger Stimmung einmal mehr einen guten Start. Deutschland mühte sich im Angriff, auch Goalie Thomas Eichberger zeigte gleich mit zwei Paraden Präsenz.
Im Angriff lief es vor allem aus dem Rückraum gut, dennoch ließ Österreich zweimal die Chance auf ein Plus-Drei liegen: Beim Stand von 4:2 scheiterte Frimmel vom Flügel (9.), das 8:5 verspielte man mit einem technischen Fehler im Angriff (13.). Wenig später kassierte Bilyk eine Zwei-Minuten-Strafe (14.) und saß dann überhaupt fast eine Viertelstunde auf der Bank. Ohne den Kapitän fehlte es dem Spiel der ÖHB-Männer an Dynamik und Torgefahr, Deutschlands nun offensive Deckung machte es den Österreichern auch schwerer.
Deutschland-Goalie und ratlose Verteidigung zerstörten Traum
Eine 9:7-Führung (16.) verwandelte sich erst in ein 10:10 (20.), ehe Deutschland kurz vor der Pause sogar mit 16:12 (28.) in Führung lag.
Ein wesentlicher Faktor war Deutschland-Goalie Johannes Bitter, der rund 15 Minuten vor der Pause Andreas Wolff ablöste und mit sieben gehaltenen Bällen glänzte. Dass Österreich zur Pause noch im Spiel war, hatte man schließlich Eichberger, der eine Doppelchance vereitelte, zu verdanken und auch Raul Santos, der wenige Sekunden vor dem Halbzeitpfiff auf 13:16 verkürzte.
Der Wiederbeginn fiel aus rot-weiß-roter Sicht aber alles andere als ideal aus. Mit einem 3:0-Lauf stellten die Gäste auf 19:13 und hatten nach genau 34 Minuten für die Vorentscheidung gesorgt.
Österreich erholte sich davon nicht mehr, spätestens mit dem 18:26 (44.) war alles gelaufen. Nicht zuletzt in der Verteidigung fand man keine Mittel mehr - und auch insgesamt zwei Paraden von Eichberger und dem später eingewechselten Thomas Bauer waren zu wenig. Im Finish konnte Teamchef Ales Pajovic dann immerhin auch der "zweiten Garnitur" Einsatzminuten verschaffen.