Die EURO 2018 ist für Österreichs Handballer nach der Gruppenphase beendet.
Trotz der mathematischen Möglichkeit, sich auch im letzten Spiel gegen Norwegen noch zu qualifizieren - die mit dem 28:39 klar vergeben wurde - war die knappe Auftakt-Niederlage gegen Weißrussland (26:27), wie im Vorfeld erwartet, der Knackpunkt.
Die Auslosung mit Weltmeister Frankreich und Vize-Weltmeister Norwegen erwies sich trotz der ausgegebenen Kampfparolen als viel zu schwer für das junge ÖHB-Nationalteam.
So wurde das Turnier in Kroatien bzw. Porec zu einer Feuerprobe für den jungen Kader, der offenbarte, dass besonders im Hinblick auf die Heim-Europameisterschaft 2020 noch viel zu tun sein wird.
Norwegen viel zu stark
Beim "zweiten Finale" gegen die Skandinavier, in dem nur ein Sieg den als EM-Ziel ausgegebenen Aufstieg gebracht hätte, stand Österreich von Beginn an auf verlorenem Posten.
"Wir haben wieder einen schlechten Start erwischt, zu viele technische Fehler gemacht. Das ist schon seit der Vorbereitung so", ächzt Rückraumakteur Gerald Zeiner.
Man quälte sich über die 60 Minuten, fand gegen Sander Sagosen und Co. kein rechtes Rezept - weder vorne noch hinten. Da half es nur wenig, dass "Herz und Stolz stets zu sehen" waren, wie Coach Patrekur Johannesson betont.
VIDEO - Le Schladi probiert sich als Handballer:
(Text wird unterhalb fortgesetzt)
"Norwegen war stärker, ich wusste um diese Stärke schon vor dem Spiel. Darum habe ich es über Emotionen probiert. Heute haben viele Spieler gespielt und jetzt wissen wir, wo wir stehen, so ist das einfach. Man muss sich immer kritisch stellen, aber die Jungs haben alles gegeben. Das hat eben nicht gereicht."
Hoffen auf athletische Steigerungen
Johannesson empfindet die klare Niederlage zum Abschluss auch bitter, weil man sich "extrem gut" auf das Spiel vorbereitet hätte. So versuchte man die Norweger in der Deckung mit erweitertem Repertoire zu fordern - ohne großen Erfolg. Das defensive 6:0 habe durchaus funktioniert, die offensiveren Varianten seien nicht zuletzt aufgrund der beschränkten Wechselvarianten aber auch "schwierig", resümiert Johannesson.
Die positive Herangehensweise an die schwere Aufgabe sei aber die richtige gewesen: "Als Trainer muss man vermitteln, dass man auch Frankreich oder Norwegen schlagen kann."
Als positiv verbucht der Isländer immerhin den Lerneffekt. "Bei der EM zuzuschauen, wäre auch nicht besser", meint er. "Das sind die Spiele, die dich weiterbringen." Letztlich sei der Einfluss, den man als Nationalteam-Trainer nehmen kann, schon durch die knappe Zeit beschränkt: "Da haben wir die Spieler 30-35 Tage im Jahr zusammen, aber es kommt auch darauf an, was sie in der restlichen Zeit machen. Wir haben zwei Jahre bis zur EM 2020."
Besonders im athletischen Bereich hofft der Isländer auf eine Steigerung seiner Truppe, die zu einem großen Teil in der heimischen spusu HLA werkt.
Bilyk sticht heraus
Lob erhält Nikola Bilyk, der gegen Norwegen die Anforderungen an einen Ausnahmekönner erfüllte. "Niko hat das sehr gut gemacht. Das zeigt, dass er regelmäßig solche Spiele macht", sagt Johannesson über den Legionär in Diensten des deutschen Top-Klubs THW Kiel.
Bilyk selbst reagiert dennoch selbstkritisch: "Ich habe auch viele Fehler gemacht, die ich nicht machen darf, die meiner Mannschaft schaden, die gilt es in Zukunft zu reduzieren."
Nach dem Aus war bei ihm große Enttäuschung zu spüren. "Wir sehen, dass die 16 stärksten Mannschaften Europas für uns vielleicht noch zu stark sind. Wir sind derzeit noch nicht gut genug dafür", meint der Rückraum-Mann. Mit viel Arbeit sei die derzeit teilweise international recht unerfahrene Truppe aber zu einer klaren Steigerung imstande.
"Potenzial steckt drinnen, keine Frage. Aber jeder muss es ausschöpfen. Jeder einzelne muss sich an der Nase packen und individuell viel stärker werden, dann werden wir auch als Team stärker." Gelinge das, brauche einem für die Heim-EM 2020 nicht bange sein: "Ich weiß, dass wir 2020 eine unglaublich starke Mannschaft haben werden."