Westwien bekommt sein Happy End!
Der Wiener Handball-Traditionsklub setzt sich auch in Spiel zwei der "best-of-three"-Finalserie der ZTE HLA Meisterliga gegen den HC Linz durch - dank eines 30:26-Siegs (Spielbericht>>>) in der oberösterreichischen Hauptstadt dürfen die Wiener über den ersten HLA Titel seit 1993 jubeln.
Erstmals seit 2000 heißt der österreichische Meister damit nicht Bregenz, Hard, Fivers oder Krems.
"Mir fehlen die Worte, ich bin so glücklich, es ist so ein schönes Gefühl. Wir haben ein kleines Märchen geschrieben", freute sich Wilhelm Jelinek nach dem Schlusspfiff.
Auch Wien-Goalie Constantin Möstl stimmte nach einer starken Leistung am Mittwoch mit ihm überein: "Wir haben es endlich wieder geschafft, unglaublich. Jetzt bin ich Meister, und hab es noch nicht realisiert. Ich bin stolz auf die Mannschaft. Die letzten 15 Minuten haben es entschieden, es ging die ganze Zeit hin und her. Es hat keiner wirklich besser gespielt, wir waren einfach präsenter am Schluss."
Westwien blieb am Drücker
Die Linzer mussten schon in der Frühphase des Spiels einem Rückstand hinterherlaufen. Nach 20 Minuten ging der Gastgeber dann erstmalig mit 12:11 in Führung. Westwien erwies sich als harter Brocken, der nicht locker ließ und immer wieder herankam.
In der zweiten Hälfte erhöhten die Gäste den Druck, Linz musste hingegen eine erhebliche Zeit aufgrund von Zwei-Minutenstrafen in Unterzahl spielen. Neun Minuten vor dem Ende konnten die Wiener erstmals mit plus-vier in Führung gehen und diesen Vorsprung letztendlich auch nach Hause spielen.
"Haben unsere Systeme nicht spielen können"
"Die Westwiener haben das heute clever gemacht. Sie haben in unserer Heimhalle ihre Stärken voll ausgespielt. Wir konnten - geschwächt durch die Zweiminutenstrafen - in der zweiten Halbzeit auch nicht mehr wirklich dagegenhalten", resümiert Linz-Goalie Markus Bokesch, der seine Handballschuhe nun an den Nagel hängen wird.
"Wir waren zu viel in Unterzahl, haben unsere Systeme nicht spielen können. Vorne sind wir auch immer wieder an Möstl gescheitert."
Dennoch überwiegt der Stolz beim Schlussmann des Heimteams: "Gratulation an Westwien, dennoch dürfen auch wir stolz auf uns sein. Wir sind Vizemeister, das hätte uns vor der Saison wahrscheinlich kaum einer zugetraut."
Anders sah die Gemütslage bei Torjäger Alexander Hermann aus, der meinte: "Es war eine einmalige Chance auch für mich noch, es mit Linz zu schaffen, das wäre ein Riesenmeilenstein gewesen, es tut verdammt weh."
Linzer Gratulationen
Linz-Coach Milan Vunjak gratulierte indes den Wienern: "Ja, sie sind verdienter Meister. Ich werde kein schlechter Verlierer sein, aber wir haben in der zweiten Halbzeit in der ersten Viertelstunde viel in Unterzahl gespielt. Wir haben dort viel Kraft und Konzentration verloren." Dennoch sei man extrem stolz auf die Saison.
Dessen Pendant, Westwien-Coach Michael Draca, war überglücklich, auch wenn er mit einem Gefühlschaos zu kämpfen hatte. "Es ist kaum beschreibbar, einerseits fasst man es nicht, dass man gewonnen hat. Ich weiß, was wir geopfert haben in den vergangenen paar Jahren für diesen Titel, meine Jungs haben sich das mit harter Arbeit verdient."
Wehmut nach Rückzug aus der Liga
Zum viel zitierten Märchen, meinte der Trainer. "Es ist ein Märchen mit Happy End, aber auch so viel Schmerz in der Brust." Er habe geweint. "Keine Ahnung wieso, ob aus Frust oder aus Glück", sprach er auch das Profi-Ende des Vereins an.
Die Wiener verabschieden sich ja aus finanziellen Gründen aus der heimischen Top-Liga. Gründe dafür sind u.a. die fehlende Heim-Halle und abgesprungene Sponsoren.
Dass der Verein nun den Profibetrieb einstellen wird, war für Goalie Möstl wie für alle seine Teamkollegen ein großer Wermutstropfen. "Es ist so traurig, dass es jetzt zu Ende ist. Das letzte Spiel von Westwien, aber wir sind fucking Meister, so geil, yes."