Der Österreicher Michael Wiederer steht vor der Wahl zum Präsidenten des europäischen Handball-Verbandes (EHF).
Der 60-Jährige, der seit der EHF-Gründung vor 25 Jahren als Generalsekretär tätig ist, ist beim Kongress am Donnerstag in St. Wolfgang der einzige Kandidat auf die Nachfolge von Jean Brihault (FRA). Vor dem Franzosen gab es mit Tor Lian (NOR) und Staffan Holmquist (SWE) erst zwei weitere EHF-Präsidenten.
Es wäre der einzige der großen europäischen Verbände, dem ein Österreicher vorsteht.
Künftig hauptamtlich
Dass Wiederer als einziger Kandidat zur Wahl steht, ist nicht nur dem Umstand zu verdanken, dass die EHF den Posten in Zukunft hauptamtlich besetzen will.
Mit diplomatischem Geschick hat es der ehemalige West Wien- und Margareten-Spieler in den vergangenen Jahren zudem geschafft, die verschiedenen Strömungen innerhalb des Verbands auf einen gemeinsamen Nenner zu bringen. Neben den verschiedenen geografischen Blöcken und ihren unterschiedlichen Interessen sind es immer wieder die Begehrlichkeiten der Clubs, die für Unruhe sorgen.
"Für Kontinuität"
Eigentlich, sagte Wiederer, habe er das Präsidentenamt nicht angestrebt: "Das hat sich dann im vergangenen Jahr so ergeben." Gravierende Kursänderungen seien unter seiner Führung nicht zu erwarten. "Ich stehe für Kontinuität", betonte Wiederer, der maßgeblich an der Gründung des europäischen Verbands 1991 beteiligt war.
Das einstige Zwei-Mann-Team, das sich damals in einem Büro im Budocenter eingemietet hatte, ist in 25 Jahren zu einem über 55 Mitarbeiter aus 17 Nationen zählenden Hauptquartier gewachsen, seit 1998 amtiert man in einem eigens errichteten Gebäude in Wien-Meidling.
Dass die EHF ihren Sitz in Wien hat, komme auch Österreich zugute. ̈Wir akquirieren geschätzte 99 Prozent unserer Mittel über Werbe- und TV-Verträge aus dem Ausland und geben davon zwei Drittel hier in Österreich aus ̈, wies Wiederer nicht zuletzt auf die wirtschaftliche Dimension dieses Umstands hin. Darüber hinaus finden auch zahlreiche EHF-Veranstaltungen, u.a. diverse Auslosungen in Wien statt.
Viele Herausforderungen
Neben der Weiterentwicklung des Zugpferds Champions League müsse eines der Hauptanliegen der EHF in den kommenden Jahren die Fortsetzung der "Kooperation zwischen der gewählten sportpolitischen Führung und den Hauptamtlichen" sein, meinte Wiederer.
Damit der Budget-Topf von 25 Millionen Euro weiter wächst, gelte es zudem, die Entwicklung auf dem Mediensektor genau im Auge zu behalten - und damit die Zersplitterung in zahlreiche Kanäle und Plattformen. Schon am Beginn seiner Amtszeit würden diesbezüglich wichtige Entscheidungen fallen: "Unsere relevanten Verträge laufen bis 2020, ab 2017 sind die kommenden Vereinbarungen zu verhandeln."
Ein weiterer zentraler Punkt sei der Erhalt der Einheit und das Abwenden einer Zweiklassengesellschaft. "Wir müssen die Balance bewahren, verhindern, dass uns die großen Clubs wegbrechen und sich auch die kleineren abgebildet sehen." Schließlich liege es auch an der EHF, den "technischen Grundaufgaben" nachzukommen. "Es gilt, den Handball insgesamt weiter zu entwickeln. Wir müssen dafür die Voraussetzungen liefern und die europäische Entwicklung koordinieren." Das Verhältnis zum Weltverband (IHF) bezeichnete Wiederer als "gut. Das war nicht immer so, hat sich aber unter der derzeitigen Führung positiv entwickelt."
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